Die Risikorenovierer: Warum Schlecker nicht mit Penny vergleichbar ist

Die Risikorenovierer: Warum Schlecker nicht mit Penny vergleichbar ist

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Eine Drogeriekette realisiert nach vielen Jahren, dass sie ihre Läden hoffungslos vernachlässigt hat und zunehmend Kunden an die Konkurrenz verliert. Sie tüftelt ein neues Ladenkonzept aus, investiert Millionen – und muss letztlich doch zum Insolvenzrichter gehen, weil der Vorsprung der anderen nicht aufzuholen war. So erging es Schlecker.

Ein Lebensmittel-Discounter realisiert nach vielen Jahren, dass er seine Läden hoffungslos vernachlässigt hat und zu wenig Kunden von der Konkurrenz zu sich holen kann. Er tüftelt ein neues Ladenkonzept aus, investiert Millionen – und …

Was jetzt mit Penny passiert, ist noch völlig offen. Denn auch wenn die Parallelen zu Schlecker unübersehbar sind, ist die Ausgangssituation eine völlig andere.

Schlecker hat immer als familiengeführtes Unternehmen funktioniert, das viel zu lange ignorierte, als DM und Rossmann große, moderne Filialen eröffneten und den Kunden beibrachten, dass das Schlecker-Prinzip im Drogeriehandel keineswegs das Maß aller Dinge ist. Vor allem aber: dass moderne Läden günstige Preise nicht ausschließen müssen. Schlecker hat völlig andere Läden besetzt als die Mitbewerber: kleiner, weniger zentral, eigentlich völlig unbrauchbar für ein zeitgemäßes Geschäftskonzept. Das ist dem Unternehmen bei der Sanierung der Filialen auf die Füße gefallen. Natürlich kann man einen Laden mit einer neuen Einrichtung schöner machen. Aber eben nicht größer. Auch deshalb hat Schlecker massenhaft Läden schließen müssen. Die Personalkosten blieben wegen des kleinteiligen Filialnetzes trotzdem hoch.

Im Lebensmittel-Discount ist Penny hingegen der Trendsetter – gezwungenermaßen. Dabei steht noch gar nicht fest, ob sich die Leute dort von schöneren Läden anlocken lassen und ob sie Penny die neuen Versprechen („Erstmal zu Penny – weil Sie sich auf uns verlassen können.“) abnehmen.

Auf jeden Fall muss Penny längst nicht so viele Läden modernisieren wie Schlecker (2400 vs. 7000). Und mit der Rewe Group, Deutschlands zweitgrößtem Lebensmittelhändler nach Edeka, hat der Discounter einen Konzern im Rücken, der das Risiko eingehen kann, einen solchen Umbau zu finanzieren. Gleichzeitig wird erwartet, dass sich die Geschäfte bei Penny nach der Neuausrichtung deutlich verbessern. Andernfalls wird Rewe den Discounter loswerden wollen – so wie Tengelmann es mit Plus getan hat. Dann würde sich unter den klassischen Supermarkt-Betreibern nur noch Edeka mit einem eigenen Discount-Zweig gegen Aldi und Lidl stemmen.

Bevor es soweit kommt, werden aber auch bei Penny erst einmal Läden geschlossen, die sich nicht rentieren. Im Moment sollen sich laut „Lebensmittelzeitung“ die Hälfte aller Filialen nicht rentieren. Bis Sommer 2012 sollen 150 Läden dicht machen. Einige werden stattdessen zu Rewe-Supermärkten umgebaut, denn mit jeder Schließung geht dem Konzern Umsatz verloren, den der Chef Alain Caparros aber gerne im Konzern halten würde.

Dass Penny das Schlecker-Schicksal trifft, ist also längst nicht ausgemacht.

Das große Problem wird sein, dass mit dem Umbau der Filialen keine schlagartige Verbesserung der Geschäfte eintreten wird. Bis sich herumspricht, dass Penny sich als Alternative zwischen Aldi und den klassischen Supermärkten anbietet und das Vertrauen der Kunden (zurück) gewinnt, wird es wohl eine ganze Weile dauern.

Die Frage ist nur, ob Rewe so lange Geduld haben will.

Fotos: Supermarktblog

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1 Kommentar
  • Ich persönlich finde es beeindruckend, was Penny ‚aus sich gemacht hat‘. Da liegen wirklich Welten zwischen 2012 und Anfang 2016. Und diese Woche kam ja jetzt die Nachricht, dass der Discounter erstmals schwarze Zahlen geschrieben hat, oder? Wenn man mich fragt, liegt das vor allem an zwei Penny-Dauerbrennern: den Laugenstangen für 29 Cent und den Latte-Espresso- bzw. Vanille-Milkshake-Bechern für 49 Cent. 😉

    Wenn sie es jetzt noch hinkriegen, dass man nicht jedes Mal mindestens zehn Minuten an der Kasse warten muss, weil die Filiale wie immer notorisch unterbesetzt ist, dann…

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