Supermarkterklären für Doofe: Das Erste macht den „Edeka/Rewe-Check“

Supermarkterklären für Doofe: Das Erste macht den „Edeka/Rewe-Check“

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In seinem „Edeka/Rewe-Check“ findet das Erste am Montagabend wieder ein paar ganz erstaunliche Dinge heraus.

Erstens: Orangensafttesttrinker in Fußgängerzonen glauben, sie könnten bei der Blindverköstigung Geschmacksunterschiede feststellen, wenn sie sehen, aus welchem Markt die Säfte angeblich stammen, obwohl in allen Bechern derselbe Saft ist. Was eindrucksvoll beweist, dass – Orangensafttesttrinker in Fußgängerzonen leicht zu beeinflussen sind.

Zweitens: Wenn man angematschten Feldsalat im Supermarkt kauft, den dann für fünf Tage in einen Kühlschrank steckt und ihn wieder herausholt, bleibt bloß grün-brauner Matsch übrig, den man nicht mehr essen sollte.

Gemüse beim Gammeln zusehen: Die ARD macht's möglich

Drittens: WDR-Redakteure sind zu blöd, die Premium-Eigenmarken der Supermärkte von gewöhnlichen Mittelmarken zu unterscheiden und sollten öfter Supermarktblog lesen.

* * *

Ziemlich genau ein Jahr nach dem „Lidl-Check“, den im Januar 2012 ganz erstaunliche 6 Millionen Zuschauer sehen wollten, setzt die ARD ihre „Markenchecks“ wieder mit einem Supermarkt-Thema fort. Während das Urteil an dieser Stelle beim letzten Mal noch milde bis freundlich ausfiel, folgt heute die offizielle Bestätigung: Der Horizont der ARD-Supermarktberichterstattung ist ungefähr so begrenzt wie die Diskussionsbereitschaft von Aldi bei der Betriebsratsgründung.

In 45 Minuten langen Minuten wälzen die WDR-Autoren einmal mehr alle gängigen Allgemeinbekanntheiten aus, die das Thema hergibt. Hätten Sie gedacht, dass sich die Supermärkte hübsch machen, um uns Kunden zu gefallen, damit wir dort Geld ausgeben? Manchmal sogar mehr als wir wollen? Und hätten Sie vermutet, dass die Discount-Produkte bei Rewe und Edeka genauso teuer sind wie dieselben Produkte bei Aldi oder Lidl, weil sich alle permanent aneinander anpassen? Oder dass man Geld sparen kann, wenn man Angebote vergleicht?

Der „Edeka/Rewe-Check“ im Ersten weicht allenfalls minimal von den Erkenntnissen ab, die das Publikum schon aus dem „Lidl-Check“ kennt, der in weiten Teilen ja auch bloß eine Kopie des vorher gezeigten“Aldi-Check“ war. In Ablauf und Ergebnis ist er außerdem fast völlig identisch mit „Der große Rewe-Check“, den der NDR im vergangenen Jahr in seinem Dritten Programm laufen ließ (komplett auf ndr.de ansehen).

Das ist Verbraucherwiederholungsfernsehen für ganz Doofe, bei dem am Ende das einzige echte Recherche-Ergebnis ziemlich untergeht: dass Rewe mit seinem „Pro Planet“-Siegel offensichtlich mehr Nachhaltigkeit verspricht als das Unternehmen tatsächlich halten kann. Die Liste mit den Betrieben, in denen durch „Pro Planet“ angeblich die Arbeitsbedingungen besser geworden seien, bezeichnet ein Rewe-Sprecher als „nicht öffentlich“. Wie peinlich.

Dieser Teilaspekt wäre wirklich eine Reportage wert gewesen. Für den quatschigen Rest braucht aber kein Zuschauer einen Supermarkt-„Check“ einschalten, der jedes Jahr nur das wiederkäut, was beim letzten Mal schon gut verdaut war.

„Der Edeka/Rewe-Check“ läuft am Montagabend um 20.15 Uhr im Ersten.

[Nachtrag: Und jetzt in der Mediathek.]

[Nachtrag, 8. Januar: Rewe hat auf die Vorwürfe zu „Pro Planet“ reagiert.]

Screenshot: WDR

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16 Kommentare
  • „Und hätten Sie vermutet, dass die Discount-Produkte bei Aldi und Edeka genauso teuer sind wie dieselben Produkte bei Aldi oder Lidl“

    Ich vermute da sollte „bei Rewe und Edeka“ stehen.

    Gruß
    amfa

  • Vor kurzem habe ich gehört diese Sendungen heißen auch deswegen „Checks“, weil man bei einem „Test“ nachvollziehbare und gleichbleibende Kriterien haben müsste. Richtige Tests findet man beispielsweise bei der Stiftung Warentest, gerade erst kürzlich sogar:
    http://www.test.de/Discounter-gegen-Marken-Aldi-und-Co-stechen-Markenware-aus-4293776-0/

    Dafür muss man aber deutlich mehr Zeit und Arbeit investieren als ein paar Passanten auf der Straße zu befragen.

  • Orangensaft-Test? Erinnert mich chronisch an die Kandidaten, die beim Sportkleidungs-Check als Sportstudenten antraten und das Adidas-Leibchen als super toll einstuften, obwohl alle Testhemden identisch vom Discounter waren und nur Adidas draufgedruckt worden war. Das ist ja billigstes von-sich-selbst-Abkupfern der Macher und wird wohl mit jedem Produkt genauso funktionieren.

  • Der Test mit dem Orangensaft und Käse ist ja wohl ein schlechter Witz, wie viele Leute wurden denn da befragt? Drei? Oder wahrscheinlich zwanzig aber nur drei haben geglaubt einen Unterschied zu schmecken und es damit in’s Fernsehen geschafft. Man man man…

  • Super geschrieben!
    Kann ich so unterschreiben. Danke dafür!

    Diese „Check“-Sendungen gleichen sich erschreckend nahe ans RTL-Pro7-Sonstige-Niveau an. Mit seriöser Berichterstattung, Aufklärung oder gar Bildungsauftrag hat das nicht mehr viel zu tun.

    LG

  • Bei den ganzen „fairen“ Preisen, die vor allem sehr hoch sind für die Konsumenten, könnte man mehr nachforschen, was da wirklich irgendwo ankommt. Aber Recherchen vor Ort sind teuer und eventuell sehr unangenehm für die Jornalisten. Immerhin hat die ARD das gewagt. Leider ist der Rest der Erkenntnisse nichtssagend. Man könnte die Tests der Stiftung Warentest analysieran, aber das macht auch viel Arbeit und das Ergebnis ließe sich nicht reißerisch präsentieren. REWE-Produkte schneiden bei der Stiftung vergleichsweise gut ab (vor allem „Ja!“) .(siehe Kartoffelchips-Test)

  • Ich fand diesen Check auch echt enttäuschend. Die Reportage gallopiert völlig sinnfrei durch die verschiedensten Themengebiete und ergeht sich in teilweise unerträglichen Oberflächlichkeiten.
    Was wirklich schade ist, denn tatsächlich enthielt die Sendung einige interessante Aspekte, die eine ernsthaftere Betrachtung wert wären. Beispielsweise der „pro Planet“ Schwindel der REWE.

    Aber auch der Hackfleisch-Test. Der Test legte ja nahe, dass teilweise das gleiche (?) Hackfleisch einmal unter dem Discount-Namen und einmal unter einer Mittelmarke angeboten wird, nur eben dass das eine min. 50% mehr kostet als das andere. Oder ist es nur FAST das gleiche Hack, aber anders gewürzt? Oder ist es das gleiche Ausgangsfleisch, aber ganz anders zusammengesetzt, mit mehr Billigfett für die Disocuntware? Und ist das Bedientheken-Hack identisch mit dem Mittelmarkenhack, nur dass es halt ausgepackt wird?
    Selbst mich als Vegetarier hätte hier ein sauber recherchierter Blick hinter die Fassade der verschiedenen Marken- und Preissysteme mehr interessiert als die ganzen weiteren halbgaren Produkt- und Frischetests die es stattdessen zu sehen gab.

  • von der infotainment und reichsvolkserziehungspropagandaschiene der ard hat doch keiner ernsthaft etwas anderes erwartet als galileo ohne werbeunterbrechungen, dafür aber im tandem mit nachfolgender talkförmiger gegenaufklärung bei frank blahberg, oder?

    es folgt dem unlängst von einem ard verantwortlichen, wenn nicht gar von frau piel selber, vollmundig gelobten schema des sozialpägogisch ambitionierten tatorts mir anschließender bejauchung.

    wenn überhaupt findet verbraucherjournalismus noch in den dritten programmen statt da stört er nicht beim bügeln.

    ot aber trotzdem ganz interessant für supermarkt interessierte wie ich finde etwas zur geschichte eines der pioniere des supermarktkonzeptes als solchem vons aus los angeles und seinem deutsch-dänischen gründer charles von der ahe los angeles

  • Das einzig neue im sogenannten „Check“ sind die angeblichen REWE-Aktivitäten und die von REWE sind auch noch blöd genug, erst die Website zu ändern und dann zu versuchen, dem WDR den Scharzen Peter rüber zu schieben. Doch das wird nicht klappen.
    Und dann „Hart aber Fair“, sowas von unter aller Kanone. Yvonne ist vorlaut, lautstark und vergisst immer, das Denken vorher einzuschalten, Herrn Stelter genügt sein Gefühl, an seinen Buden sei es gut und Herr Klink hat sich auch nicht besonders hervorgetan.
    Und dann zwei richtige Strategen, Herr Gent und insbesondere Herr Abraham, der die Regie übernahm. Die beiden einzigen, die argumentativ überzeugen konnten, ohne Gefühle und Geplapper, da saß jedes Wort.
    Herr Plasberg wirkte auf mich etwas überfordert.

    Nun das ist jetzt ein einziger Verriß geworden, aber es war halt nicht mehr drin bei mir mit über 40 Jahren Supermarkt-Erfahrung.

  • Nachtrag
    Und dann das sinnlose Herumreiten auf dem Layout der Büsumer Fischerei.
    Wie oft haben die schon erklärt, es stehe für die Firma und nicht für das Produkt dadrin.
    Alle Produkte von denen haben das Logo, egal was drin ist.
    Das ist ja sowas von unfassbar, da gibt sich die Firma ein Logo und benutzt es auch noch.
    Herr Plasberg konnte ja kaum davon lassen und Yvonne war fassungslos; eine Expertin, die noch nicht einmal weiß, was Schutzatmosphäre bedeutet, da bin ich fassungslos.
    Büsumer wird es freuen, auch solche Reklame wirkt.

  • Teilweise fand ich es ganz interessant, überwiegend aber unnötig. Zu wenig Tiefgang, dauernd taucht Aldi auf, keiner weiß warum. Einiges kam mir auch von vorherigen Berichten bekannt vor. Kann mich erinnern, dass eine Folge von Quarks & Co sehr ähnliches aufbereitet hatte, vielleicht wars auch der Lidl Check, keine Ahnung. Das mit den Eigenmarken ist ja auch ein alter Hut.

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