„Mein Laden“ in Bayern: Netto (ohne Hund) testet die schnäppchenfreie Einkaufszone

„Mein Laden“ in Bayern: Netto (ohne Hund) testet die schnäppchenfreie Einkaufszone

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Galeria-haftes Logo von "Mein Laden" im bayerischen Amberg

Sie wissen ja: Im Ausland gibt’s spezielle Frische-Discounter, Discounter in symbiotischer Existenz mit Fastfood-Ketten – und hierzulande versucht’s Netto (ohne Hund) [Erklärlink] jetzt mit einem ganz speziellen Konzept: einem Discounter ohne Sonderangebote!

Das ist angesichts der Werbeschlacht, die sich die Ketten sonst wöchentlich liefern, ein bisschen so als würde plötzlich die Discount-Hölle zufrieren. Im oberpfälzischen 40.000-Einwohner-Ort Amberg, vermutlich nicht zufällig in der Nähe der Netto-(ohne Hund)-Zentrale in Maxhütte-Haidhof, steht allerdings der Beweis: geöffnet montags bis samstags von 8 bis 20 Uhr.

Mitten in der – parkplatzfreien – Fußgängerzone testet der Aldi-Herausforderer derzeit ein Alternative zum deutschlandweit etablierten Billigprinzip. Die Preise stehen zwar noch in der Netto-(ohne Hund)-Schrift auf den Schildern, Kassenzettel versprechen „Informationen unter netto-online.de“ und Prepaidkarten gibt’s wie eh und je vom Fantasie-Provider Nettokom. Äußerlich allerdings sieht die Filiale eher so aus als hätte Galeria Kaufhof Lebensmittelmarktnachwuchs bekommen. Mitte Mai machte der alte Netto City für Umbauarbeiten dicht; Ende des Monats war Neueröffnung – unter dem Namen „Mein Laden“.

"Mein Laden" im bayerischen Amberg

Die auffälligste Veränderung ist: die Farbe. Nicht gelb und rot, sondern in hellen Grüntönen ist der Laden jetzt gestrichen. Die Regale sind niedriger als gewohnt, die Gänge breiter als in üblichen City-Filialen. Das deutet darauf hin, dass Netto (ohne Hund) das umfassende Sortiment, mit dem sich der Drittplatzierte sonst im Discount-Markt gegen Aldi und Lidl zur Wehr setzen will, bei „Mein Laden“ deutlich verkleinert hat.

"Mein Laden" in Amberg

Dabei ist der Name gar nicht neu: Vor sieben Jahren berichtete die „Lebensmittelzeitung“ bereits über einen Test der Edeka-Regionalgesellschaft Nordbayern, die im nahe gelegenen Erlangen ebenfalls einen „Mein Laden“ aufmachte. Es gebe dort keine Babynahrung, auch kein Hundefutter, ein überschaubares Drogeriesortiment, dafür aber einen starken Service. Jeder Einkauf über 15 Euro würde „mit einem Leberkäs-Brötchen oder einen Kaffee“ belohnt; Kunden dürften im Laden Tageszeitung lesen und Kaffee trinken; ab einem Wert von 25 Euro würden die Einkäufe nachhause gebracht.

Das war wohl zuviel Convenience – und auch zu teuer. Jedenfalls hat es nicht funktioniert. 2010 gab Edeka das Geschäft an einen unabhängigen Kaufmann ab, der dann wenig später aufgab, weil zu wenig Kunden gekommen seien, schrieb die Lokalzeitung.

Ganz abgehakt war das Konzept danach aber nicht. Stattdessen scheint es der Edeka-Tochter Netto (ohne Hund) vererbt worden zu sein.

Eine eigene Metzgerei und Bistrotische wie im alten „Mein Laden“ gibt es in der Amberger Neuauflage zwar nicht; dafür wurde die frühere City-Filiale konsequent auf ein neues Mini-Discount-Prinzip getrimmt. Der Eingang ist, ganz wie im Supermarkt, offen gehalten; in die Obst- und Gemüseabteilung ist eine niedrige Kühltheke integriert, in der es Sandwiches, Salate, Smoothies, Salami und Schokoriegel zu kaufen gibt. (Vereinzelt aber auch Lebensmittel, die nicht mit S beginnen.) Zur Rechten sticht die „Backstube“ heraus, die zwar kein eigener Raum ist, entgegen sonstiger Netto-(ohne Hund)-Gewohnheiten aber recht groß ausfällt und vom Design den Brötchenknasts von Lidl auffällig ähnlich sieht; 14 unterschiedliche Aufbackwackwaren (plus separaten Baguettes) gibt es zu kaufen.

Selbstbedienungs-"Backstube" bei "Mein Laden"

Das Weinregal hat ebenfalls eine eigene Optik bekommen; die größte Veränderung betrifft jedoch die Kassenzone. Statt längs im Markt stehender Bänder, gibt es nun auf platzsparende (und automatisch süßwarenfreie) Inseln mit praktischen Korbabstellmöglichkeiten. Das sieht sehr viel schicker aus. Und ist ganz bestimmt nicht für Großeinkäufer gedacht.

Kasseninseln bei "Mein Laden"

Alles sieht so aus als teste Netto mit „Mein Laden“, ob das Konzept sich als Ersatz für die Netto-City-Filialen eignen könnte, über die zuletzt immer wieder spekuliert wurde, sie passten wegen des eingeschränkten Platzes nicht so recht ins Netto-(ohne Hund)-Konzept und würden abgestoßen werden.

„Mein Laden“ wäre der Platz egal: Auf begrenztem Raum gibt es dort – zumindest in Amberg – derzeit alles, was Kunden für den täglichen Bedarf brauchen, Netto-Eigenmarken (inklusive den extra hervorgehobenen Produktlinien BioBio und Viva Vital) sowie auffällig viele klassische Marken. Das Einkaufen ist sogar ungewohnt angenehm, weil es ausgeschlossen ist, mit dem Einkaufswagen gegen irgendwelche im Weg stehende Paletten mit Sonderangeboten zu rempeln. Die gibt es nämlich gar nicht. Weder die Paletten – noch (wie eingangs erwähnt) die Sonderangebote. Deshalb fehlen, mit Ausnahme eines „Stop den Ladendiebstahl“-Hinweises und eines verirrten Pasta-Preises, auch lästige Schilder, die von der Decke baumeln.

Angebotsfreie Decke bei "Mein Laden"

Das macht den Netto-(ohne Hund)-Test besonders spannend: Akzeptiert die Kundschaft einen Disocunter, in dem es sich günstig einkaufen lässt, der aber völlig auf die gelernten Lockmittel und vermeintlichen Schnäppchen verzichtet?

Falls ja, ist das natürlich längst keine Garantie dafür, dass das neue City-Prinzip, noch dazu unter einem derart unbekanntem Namen, auch in anderen Städten funktioniert. Das malerische Amberg macht zumindest nicht den Eindruck, als könne man das Verhalten der dortigen Kundschaft nahtlos auf Großstadträume wie Berlin übertragen.

Werbung für "Mein Laden"

Ob eine Umstellung weitere Läden überhaupt in Frage kommt, ist aber sowieso Spekulation. Denn Netto-(ohne Hund)-Sprecherin Christina Stylianou sagt zu alldem auf Supermarktblog-Anfrage:

„Wir bitten um Verständnis, dass wir uns aus Wettbewerbsgründen grundsätzlich nicht zu einzelnen Standorten äußern.“

Fotos: Supermarktblog

Mit Dank an Supermarktblog-Leser Johannes F. für den Hinweis!

Nachtrag vom 2. Dezember 2013: Hier steht, wie Netto (ohne Hund) mit „Mein Laden“ weiter experimentiert.

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25 Kommentare
  • Den Brötchenknast mit Backofen à la Lidl gibt es seit einigen Wochen auch in unserem „normalen“ Netto (ohne Hund) südlich von Koblenz. Ziemlich überflüssig, denn es gibt wenige Meter weiter das Original von Lidl und zudem etwas weiter „um die Ecke“ den automatischen Backverzögerer-Tresor von Aldi Süd („Bitte stehe Sie die nächsten x Minuten peinlich berührt vor diesem formschönen Automaten, bis Ihr von zwergenhaften Bäckern handgestricktes Naturprodukt aus dem Schacht poltert.“). Ach ja, und einen Verkaufstresen einer echten Bäckerei (sogar Bio) gibt es im Vorraum des Netto selbst.

    • Brötchenknasts gibts da schon länger, mich interessiert: ist es derselbe wie auf dem Bild oben? Und: „Backverzögerer-Tresor“ find ich sehr schön!

    • Laut Finanzbericht waren Ende 2013 schon knapp 1200 von 4150 Filialen (29%) damit ausgestattet (in normalen Nettos sind mir hier aber noch keine aufgefallen). Und Edeka soll auch die gleichen kriegen:

      Vor dem Hintergrund des an Dynamik gewinnenden Wettbewerbs im Brotsegment spielte im vergangenen Geschäftsjahr das 2012 gestartete Bake-off-Konzept eine wichtige Rolle. Der zentrale Einkauf hochwertiger, modularer Bake-off-Stationen mit neuester Backtechnik kann für den gesamten Verbund weiter ausgedehnt werden

  • Mir scheint, da hat jemand den Braten gerochen und passt sich dem demografischen Alterswandel an. Breitere Gänge, formschöne Kassen, kleineres Sortiment, sprich weniger Balla-Balla und Reizüberflutung bei den Produkten.. Discounter Light eben.

    oder?

    Ich glaube schon, das dieses Prinzip auch anderswo funktionieren könnte. In Wiesbaden zum Beispiel.

  • Na, das wäre ein Konzept, dass es mir wieder erträglich machen würde, einen „Netto-City“ zu betreten. Diese Läden sind wirklich übel, eine Beleidigung für´s Auge und – aus meiner Sicht – ein ständiger Arschtritt für jeden Kunden. Wenn Netto dann noch seine Mitarbeiter besser behandeln würde…

    • Zur Zeit bietet man bei Netto ja bei einer Bewerbungsabsage ein kosteneutrales (für Netto) Praktikum an. Verachtenswert.

  • Bis auf das Grün, die Kasse und die fehlenden Sonderangebote ist das ja Netto Marken-Discount pur, sogar die Backtheke. Aber all das wäre besser als Netto City-Filialen. Diese sehen wirklich abartig aus. Schon zu „Plus“-Zeiten waren die Mini-Märkte (ohne die Netto City wohl nicht entstanden wäre) eine Frechheit, wer kommt auf die Idee einen großen „Auf-der-grünen-Wiese“-Discounter mit allem drum und dran auf die Verkaufsfläche eines größeren Kiosks zu quetschen??

    • Die Plus waren früher alle so (oder noch kleiner). Die großen mit Parkplatz sind erst später dazugekommen. Es war bloß etwas blöd, beide Typen mit dem selben Konzept zu betreiben. In 150-m²-Innenstadtfilialen Gartenmöbel zu verscherbeln, wie sie es mit zunehmendem Aktionsartikelsortiment irgendwann angefangen haben, geht halt etwas am primären Bedarf vorbei.

      Mich haben die kleinen Plus nicht gestört (nur wenige sehr frequentierte haben es bis zum Netto City überlebt; viele heutige Netto City waren mal ein ziemlich großer Plus). Früher ist man halt primär zum Einkaufen und nicht zum Zeitvertreib in solche Läden gegangen. Und in die total vollgestellten Läden hat auch ein ziemlich normales Sortiment reingepasst (und dazu mehr Kunden, als heute typischerwiese auf gleicher Verkaufsfläche sind).

      Verloren hat mich Plus als Kunde erst, wie sie angefangen haben, in den kleinen Läden statt einem anderen Konzept höhere Preise als sonstwo zu verlangen. Eventuell ist das aber auch der Hintergedanke von Netto (oH). Mit einem anderen Label kann man das machen, ohne sich das Preisimage zu verderben. Mit kleinen Preisen zu werben und die höchsten weit und breit zu verlangen, kann sich außer Aldi niemand erlauben. Verzicht auf Sonderangebote ist ja jedenfalls schonmal ein Schritt.

  • Ich finde, „Mein Laden“ ist eine Abstrusität, seit der Eröffnung bin ich nur dabei mich zu ärgern, wie beschränkt das Sortiment zusammentgestellt ist. Man sollte meinen, ein Affe habe auf gut glück Dartpfeile auf eine Produktliste geworfen und das Ergebnis sei das Sortiment. Gerade alltägliche Dinge sind nicht zu finden, die Aufteilung der Gänge und Produkte ist grausam unübersichtlich und das ganze Greenwashing und Ökogetue bekommt doch ganz schöne Risse in der Fassade, wenn man sich mal das Sortiment genauer anschaut. Was die Süßigkeiten angeht: stimmt, die stehen nicht mehr an der Kasse, die nehmen jetzt eine komplette Wand im Eingangsbereich ein^^ Service wird ganz klein geschrieben, selbst in Zeiten, wo der Laden proppenvoll war, hab ich bisher selten mal erlebt, das mehr als eine Kasse besetzt war. Und dann natürlich das Sortiment: Fertigsoßen, Fertigessen, Tütenzeuch findet man reichlich, aber wehe man braucht einen Sellerie, Hamburgerbrötchen oder Gott behüte eine Packung Meersalz. Alles in allem kann ich nur sagen: hoffentlich schaffen die diese üble Mutation eines Supermarktes bald wieder ab!

  • Ich wohne seit Anfang Oktober in der Innenstadt Ambergs und muss sagen, mir gefällt „Mein Laden“ sehr gut! Übersichtlich, ausreichende Auswahl, keine aufdringlichen Farben oder nervende Werbung.

    Die „Von-der-Decke-Schilder“ haben mittlerweile doch Einzug erhalten, wenn auch in vertretbarem Maß.

    Ich finde das Konzept geht sehr gut auf, ich mag den Laden!

  • Wir haben seit 2 Wochen auch einen „Mein Laden“ in München. Vorher hiess er „Netto City“.
    Was hat sich geändert ? Sortiment schwer verkleinert, dafür mehr Platz.
    KEINERLEI Sonderangebote, das bedeutet im Klartext: Ich Kunde zahle teilweise wesentlich mehr, als in einem normalen Netto. Doch damit nicht genug, das zu 100% identische Produkt kostet in „Mein Laden“ 17% mehr als im normalen Netto und hierbei handelt es sich um den regulären Preis, als kein Sonderangebot. Aufgefallen ist mir ausserdem, dass nur die teureren Varianten eines Produktes in „Mein Laden“ sind. Ganz krass fiel mir das beim Reis auf. Im normalen Netto 1kg für 0,99 €. Dieses Produkt gab es in „Mein Laden“ gar nicht, dafür aber nur das mit 2,39 € für 500g. Ich weiß ja nicht wer hinter der glorreichen Idee mit den „Mein Laden“ steckt, aber mit dieser Preispolitik holt man keinen Kunden in ein Geschäft.

    • Ist das der in der Buschingstraße? Der ist für einen Netto City eigentlich ziemlich groß (ich war seit der Plus-Übernahme nicht mehr drin). Auf netto-online.de ist er inzwischen weg. http://goo.gl/maps/xeqcP

      Sonst fällt mir noch auf, dass der in der Konradinstraße http://goo.gl/maps/yYHEx auch weg ist. Der ist kleiner, aber nicht ganz winzig und hätte wohl auch ziemlich viel geeignetes Publikum in der Umgebung. Da gibts aber einen relativ großen Nahkauf in der Nähe (250 m; außerdem Tengelmann, Penny und Aldi in dem Radius). Der Nahkauf existiert zwar dort in der Marktsuche auch nicht (mehr?), war aber auch nie direkt als Nahkauf gelabelt (wie auch zuvor nicht als Spar; der hat seinerzeit den Wechsel zu Edeka nicht mitgemacht).

      Ohne Kochbeutel liegt Reis übrigens momentan bei 89 ¢/kg.

    • Ich seh grad, dass der Netto in der Buschingstraße jetzt ein Edeka ist. Dann ist es wohl der im Zamilapark. Der war für einen Netto City sehr groß. Dann ist der Münchner Nordosten jetzt Netto-frei. Der in Johanneskirchen, der auch unrentabel war, ist schon länger ein Bonus (gemeinnütziger Supermarkt, der primär zur Arbeitstherapie dient). Bei genauerer Überprüfung sind in München in den letzten Jahren ziemlich viele Nettos verschwunden (nicht unbedingt die kleinsten).

      Und Reis kostet bloß noch 85 ¢/kg (Aldi hat fieserweise die monatlichen Preissenkungen (und -erhöhungen) auf den letzten Samstag des Vormonats vorgezogen, was offenbar von der Konkurrenz nur Norma rechtzeitig gemerkt hat; der Rest hat es bis jetzt nicht online). Dafür ist jetzt Basmatireis 41% teurer.

    • Ich hab jetzt mal systematisch verschollenen Nettos (ohne Hund) in München abgeklappert (nicht alle). Der im Zamilapark http://goo.gl/maps/UIXQS (Stefan-George-Ring 24; nicht wirklich Bogenhausen, wenn es auch politisch zu disem Stadtbezirk gehört) ist ein „Mein Laden“, außerdem einer in Kleinhadern http://goo.gl/maps/LBZ8G (Gelbhofstraße 14). Beide sind für einen Netto City sehr groß gewesen (um die 400 m²; es gibt normale Nettos (oH), die nicht viel größer sind (wenn überhaupt)), und beide liegen in überschaubaren, abseitig gelegenen Siedlungen, die aber grundsätzlich ein ausreichendes Potenzial für so einen Laden darstellen (wenn genügend Bewohner lokal einkaufen).

      Der im Zamilapark hat den Vorteil, dass es da im Umkreis von 2 km keine Alternativen gibt. Der in Kleinhadern hat in 500 m Entfernung einen Aldi und auf der anderen Seite der Autobahn (direkt mit Fußgängerbrücke verbunden) einen großen Norma (der muss relativ neu sein).

      In der Tat haben die Läden sehr großzügige Bewegungsflächen (die in wirklich kleinen Netto Citys nie realisierbar wären), obwohl die Einkaufswägen deutlich kleiner als normal sind und es auch reichlich Einkaufskörbe gibt (gibts inzwischen auch in manchen normalen Netto Citys; nebenbei bemerkt lösen die Einkaufskörbe Alarm aus, wenn man mit ihnen den Laden verlässt, was zumindest eine Kundin nicht dran gehindert hat, ihn zum Heimtransport zu verwenden). Wie ich dort war (eher zur Stoßzeit gegen 17 Uhr bzw. kurz vor Ladenscluss um 20 Uhr), waren die Läden so weit gefüllt, dass eine Kasse halbwegs ausgelastet war. Der in Kleinhadern macht übrigens schon um 7 Uhr auf (beim anderen hab ich nicht aufgepasst).

      Obwohl die Läden sehr verschwenderisch eingerichtet sind, ist das Sortiment größer als in einem kleinen Netto City. Ich hab bei der Durchsicht nichts Wesentliches vermisst. An den normalen Reis hab ich allerdings nicht gedacht. Auf jeden Fall hat es den Eigenmarkenkochbeutelreis gegeben, aber eventuell tatsächlich nicht den ohne Kochbeutel. Bei den Preisen für Markenartikel kenn ich mich nicht aus, aber aufgefallen ist mir, dass die Teewurst 79 ¢ statt 75 ¢ kostet. Die hat zwar ein Markenlabel (Stockmeyer), gehört aber eigentlich zum Standarddiscountsortiment. Obst & Gemüse sind teils auch teurer als im normalen Netto (oH), aber überwiegend auch nur geringfügig. Stärker haut gerade da das Fehlen von Sonderangeboten rein. Netto (oH) ist da eh schon deutlich teurer als Aldi oder Lidl, aber zu Vollsortimentern besteht auch im „Mein Laden“ noch ein Abstand. Ähnlich beim Brot.

      Ansonsten haben Eigenmarken den normalen Preis. Bloß der Standardessig ist mit 42 ¢ statt 39 ¢ ausgezeichnet. Das war in Kleinhadern. Falls das eine veraltete Falschauszeichnung ist, muss es den Laden schon ziemlich lang geben; laut Preiszeiger ist der Essig bei Netto am 5. (Aldi 4.) November 2013 billiger geworden (die Preiserhöhung davor war da noch nicht lang her). Generell scheinen sie sich keine Mühe zu geben, zu verbergen, dass das effektiv Netto (oH) ist. Die Preisschilder schaun exakt genauso aus, und auch sonst haben sie viel übernommen, auch wenn die Säulen und Wände jetzt graugrün sind (in Kleinhadern haben sie Fliesen überpinselt).

      Obst & Gemüse hat den für Netto (oH) üblichen Platz am Eingang; allerdings ist das in beiden Filialen platzähnlich mit einseitigem Eck und Engpass hinter der Insel angelegt, wo man dann psychologisch genötigt wird, beim Brot zuzugreifen. Und alles nicht so hoch verbaut wie in normalen Nettos (oH). Schaut schon recht durchdacht aus. Insbesondere sind die Kassen für Läden, wo praktisch niemand mit Einkaufswagen einkauft (obwohl reichlich in angemessener Größe vorhanden), wesentlich besser geeignet.

      So wie das hier ausschaut, ist das wohl ein geeignetes Konzept für mittelgroße Filialen in mäßig dicht bebauten Gegenden, wo man die mäßige Frequenz besser anders als über den Preis erhöhen kann. Dass die Läden nicht vollgestopft sind, lässt sie schon deutlich aufgeräumer wirken, verbessert das Einkaufserlebnis (obwohl es faktisch eine Verschlechterung ist) und senkt wohl auch die Kosten. Das geht aber nicht in winzigen Filialen, die eigentlich keinen Kundenmangel haben, sondern nur logistisch der Albtraum sind.

      Von den restlichen geschlossenen Filialen sind übrigens etliche Bioläden geworden. Außer dem in der Buschingstraße ist noch ein zweiter (relativ großer) Netto City ein Edeka geworden. Einer ist jetzt eine Kneipe, einer ein Sportladen, und teils ist garkein Laden mehr drin.

  • Ein etwas verspäteter Kommentar zu „mein Laden“ in Amberg:
    Das mit den höheren Preisen im Vergleich zum früheren (extrem trashigen) netto-city an selber Stelle kann ich bestätigen, aber wenn man bedenkt, dass diese Filiale die einzige Möglichkeit ist, im 800m Radius der Innenstadt Ding einzukaufen, welches man nicht beim BäckerMetzgerSchlecker bekommt, somit für eingeschränkt Mobile (Rentner, Alkoholkranke) ohne motorisierten Anhang ziemlich alternativlos ist und ob der für eine Kleinstadt ziemlich saftigen Gewerbemieten wohl auch bleibt, könnte man durchaus auch schliessen, dass netto/EdeKa hier, gelindert durch ein paar ergonomischere Farben und Regale, die Geldbeutel-Schmerzgrenze des Konsumenten antestet, denn wirklich verbessert hat sich weder Angebot noch Einkauf. Alleinstellungsmerkmal: Die Kassierfräulein dürfen jetzt im Stehen schuften.

  • Im Unternehmensbericht gibts immerhin 2 Sätze zu „Mein Laden“:

    Weiteres Novum: das „Mein Laden“-Konzept für innerstädtische Einzelhandelsflächen. Das im Frühjahr des zurückliegenden Geschäftsjahres in mehreren Pilotmärkten eingeläutete Projekt kombiniert hohe Frischekompetenz und angenehme Einkaufsatmosphäre im Rahmen kleinerer Nachbarschaftsläden auf etwa 400 Quadratmetern Verkaufsfläche. Individuell zugeschnittene Sortimente, bestehend aus bekannten Markenprodukten, hochwertigen Eigenmarken sowie einer großen Auswahl an Obst, Gemüse und Snacks aus der Kühltheke, gewährleisten in urbanen Lagen eine umfassende Nahversorgung.

  • Es ist zwar schon ein paar Jahre her wo aus dem Netto City in Amberg Mein Laden wurde. Doch nun war ich diese Woche mal wieder in der Stadt und was muss ich sehen? Netto macht eine Rolle Rückwerts und aus Mein Laden wurde wieder Netto City. Das Projekt Mein Laden ging wohl nicht auf. Drinnen war ich noch nicht um zu sehen ob man wieder mehr Sortiment im Angebot hat und vor allem ob man wieder die Preise von Netto hat da Mein Laden immer wesentlich teurer war als Netto selbst.

  • In München scheint jetzt auch der zweite auf Netto City zurückgeflaggt zu sein (sind mir beide nicht bei den Neu- und Wiedereröffnungen aufgefallen). Der in Bad Nauheim muss auch kürzlich zurückgeflaggt worden sein (auf Google Maps gibts Bilder vom Februar, wo er noch »Mein Laden« war, aber schon mit Netto-Aktion drin). Dann sind sie jetzt wohl alle weg.

    Generell sind in jüngerer Zeit renovierte Netto Citys auch geräumiger angelegt, was wohl zulasten des Sortiments geht.

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