Merkur am Hohen Markt: Rewes Lebensmittel-Flaggschiff in Wien

Merkur am Hohen Markt: Rewes Lebensmittel-Flaggschiff in Wien

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Am Hohen Markt in Wien, einem ehemaligen Handelsplatz für Lebensmittel und Textilien, direkt am Vermählungsbrunnen neben der Ankeruhr, steht mit der Hausnummer 12 das Palais Principe, das in österreichischen Medien als „nobelste Adresse der Stadt“ bezeichnet wird, weil sich in die oberen Etagen Milliardäre und Ölscheichs eingekauft haben, die für ihre Aufenthalte in der Stadt gerne hübsch und zentral wohnen wollen. Und vermutlich den kurzen Weg zur nächstgelegenen Einkaufsstätte schätzen, um die zur Neige gehenden Champagnervorräte aufzufüllen.

Denn die ersten drei Stockwerke am Hohen Markt 12 werden von einem Supermarkt belegt.

Oben Ölscheichs, unten Supermarkt: Merkur am Hohen Markt in Wien

Von draußen ist der aufgrund der schneeweißen Fassade mit den türkisfarbenen Sonnenblenden aus Metall, in die Blätterformen hineingestanzt sind, quasi unsichtbar. An der Seite steht dezent, wer sich hier eingemietet hat:

„Merkur. Hoher Markt“

Dezenter Hinweis am Palais Principe: Hier wohnt Merkur, der Supermarkt (nicht verwandt mit der gleichnamigen deutschen Spielothek)

Merkur gehört zu den größten österreichischen Supermarktketten – und seit 1996 zu Rewe, genauer: zu Rewe International, das die Geschäfte in Österreich, Italien und Osteuropa verantwortet. Der Markt in der Wiener Innenstadt wurde im Oktober 2012 als „Flagship Store“ mit „Premium-Konzept“ eröffnet, oder wie man in normalem Deutsch sagt: als Visitenkarte in Supermarktgestalt, mit der Kunden von der Merkur’schen Lebensmittelkompetenz überzeugt werden sollen.

Drinnen sieht alles so perfekt aus, als dürfe man es nicht anfassen, weil sonst die schönen Zucchini- und Brokkoli-Arrangements in sich zusammenfallen könnten, die in der Obst- und Gemüse-Abteilung blütenartig aus geflochtenen Weidenkörben wachsen. (Auf dem Bild ist alles noch in die Vorweihnachts-Winterdeko gehüllt.)

Da hat alles seinen Platz: Obst- und Gemüseabteilung bei Merkur am Hohen Markt

Um nicht für verrückt gehalten zu werden (und unnötig im Weg zu stehen), hilft es, im ersten Stock nicht zu lange mit offenem Mund auf die Auslage der Brottheke zu starren, an die man durch weitere Weidenkorbarrangements geführt wird, die von einer unsichtbaren Hobbithorde geflochten worden sein muss.

Diese Dekoration ist essbar: Brottheke im ersten Stock

Zum Staunen kann man sich ruhigen Gewissens eine Etage höher verziehen, um dort beim Kleinen Braunen durch die großen Glasfenster den Mitarbeitern bei der Törtchenherstellung zuzusehen.

Anderen beim Arbeiten zusehen: Café mit Törtchenmacherblick

Oder bei „Kim kocht“ zu lunchen, wo unter der Leitung der österreichischen Promiköchin Kim Sohyi direkt im Laden gekocht wird. (Und zwar eher nicht Linsenpamp aus Plastikbottichen.)

In erster Linie ist der Laden: eine sehr gute Werbung. Eine, in der man halt auch einkaufen kann. Und die eine lustige Kundenmischung aus verblüfften Touristen, hungrigen Mittagspauslern, reichen Feinkostkäufern und normalen Stadtbewohnern anzieht, die ein paar Besorgungen machen wollen. Das funktioniert, weil das Merkur-Flaggschiff nicht als reiner Feinkostladen für die darüber wohnenden Ölscheichs angelegt ist, sondern auch für die restliche Kundschaft da sein will, um zu demonstrieren, wie Supermärkte in einer perfekten Welt aussehen könnten. Kann gut sein, dass unten an der Kasse jemand Kaviar und Fasan einkauft. Und der nächste Kunde bloß ein paar Billigspaghetti.

(Die Rewe-Billigmarke ist in Österreich übrigens genauso verpackt wie ja!-Produkte in Deutschland, heißt aber „clever“; ja!-Produkte gibt’s auch, allerdings heißt so verwirrenderweise die Rewe-Bio-Eigenmarke, nämlich: „ja! natürlich“.)

Einkäufe werden auch nachhause gebracht: Dafür müssen sich Kunden auf eine am Eingangstresen liegende Liste eintragen. Aus Papier! Und nachher müssen sie daheim auf den Merkur-Mitarbeiter warten, der mit einem der beiden Kastenfahrräder vorbeigefahren kommt, die draußen vor dem Laden angeschlossen sind.

Mit dem "Service Bike" bringt Merkur die Einkäufe nachhause

Ganz ohne Internet. Und Bonusquatsch. Sondern so modern und altmodisch wie’s in die Stadt passt.

Dass Rewe den Wienern mit „Billa Corso“ im Herrnhuterhaus sogar noch einen zweiten Lebensmittel-„Flagship Store“ geschenkt hat, während hierzulande in Kölner Neubaukulissen allenfalls mäßige Gastrokonzepte getestet werden, muss man dem Konzern unbedingt übel nehmen.

Zumindest bis im nächsten Blogeintrag steht, was Rewe alles von sich selbst lernen kann, um’s gleich mal bei uns anzuwenden.

Fotos: Supermarktblog

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4 Kommentare
  • Ich war schon ein paar Mal beim Merkur am Hohen Markt (und auch beim Billa Corso, von dem es übrigens noch eine weitere Wiener Filiale in den Ringstraßengalerien gibt) und bin schwer begeistert. Ich mag das Aussehen der Filiale, aber auch die Produkte. Es gibt da nämlich durchaus ein paar Dinge, die normale Filialen nicht anbieten. Und das muss auch gar nicht Kaviar oder sowas sein. Außerdem sind die MitarbeiterInnen dort besonders freundlich, vielleicht legen sie im 1. Bezirk aber auch generell mehr wert darauf. Die Feinkosttheke ist äußerst gut sortiert und wird von kompetenten MitarbeiterInnen betreut.

    Wenn man auf der Suche nach weiteren Spezialitäten ist, kann ich den Meinl am Graben empfehlen. Der hat ebenfalls eine sehr gut sortierte Feinkosttheke (sogar noch besser als der Merkur, aber auch etwas teurer) mit kompetenten MitarbeiterInnen. Dort gibt es auch eine große Auswahl an importierten Lebensmitteln. Alles ist auch praktisch mit der Landesflagge am Preisschild gekennzeichnet. Und ein Mittagsangebot zum Mitnehmen haben sie auch.

  • Wirklich ein schöner Laden, und außerdem der einzige Supermarkt im ganzen ersten Bezirk, der nach 20 Uhr noch geöffnet hat (zumindest Mo-Fr).
    Überhaupt ist der Qualitätsstandard von Rewe in Österreich (Billa und Merkur) meilenweit höher als in Deutschland; ich habe noch nie verstanden, warum.

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