Zur Geschichte des Brötchenknasts: Haben Sie heute schon eine Backware kontaminiert?

Zur Geschichte des Brötchenknasts: Haben Sie heute schon eine Backware kontaminiert?

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Es ist der Alptraum jedes deutschen Hygienevorschriften-Regelausdenkers: Ein offen im Laden herumstehender Korb mit aufgebackenen Brötchen und Teilchen, die jederzeit von unbefugter Kundschaft betatscht werden könnten. Und trotzdem sind die Frischluftkörbe (wie bei Sainsbury’s in Großbritannien, siehe Foto) in vielen Ländern Standard.

"Freshly baked today": Brotkörbe bei Sainsbury's

Manchmal stehen sogar ganze, hübsch dekorierte Tische frei beniesbar herum, wie bei Tescos „Bakery Project“!

Tescos "Bakery Project": Frische Backwaren, frei beniesbar im Laden liegend

Bei uns nicht.

Deutsche Supermärkte bauen monströse Theken in ihre Läden, aus denen Roggenbrötchen erst nach Überwindung gitterhafter Hindernisparcours und Plastikklappen herausgefischt werden können. Gerade erst hat Penny aufgerüstet.

Nicht umsonst werden die Stationen im, ähm, Volksmund deshalb „Brötchenknast“ genannt. Schuld an besagtem Backwarenvollzug sind aber nicht (nur) die Supermärkte und Discounter, sondern die „Lebensmittelhygienischen Anforderungen an die Abgabe von Brot, Kleingebäck und Feinen Backwaren in Selbstbedienung“, wie sie zum Beispiel das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit übersichtlich zusammengestellt hat (pdf).

Und Regelungen, wie sie in der neuen DIN-Richtlinie 10535 stehen, die sich um „Backstationen im Einzelhandel“ kümmert und voraussichtlich im August veröffentlicht werden soll. (Bisher gibt es sie lediglich als Entwurf, die Einspruchsfrist ist gerade abgelaufen, jetzt werden Änderungen eingearbeitet.)

Viele der Vorgaben kommen Ihnen und mir als Selbstverständlichkeit vor, sind aber noch mal aufwändig in Behördenprosa verpackt, um auch tatsächlich ernst genommen zu werden („Der unbefugte Zugriff auf die auskühlenden, noch nicht zum Verkauf bestimmten Backwaren, ist zu verwehren“).

Aber womöglich ist es gar nicht schlecht, dass es für den hektischen Alltag im Laden solche Regeln gibt (deswegen z.B.) und dass sie vom Arbeitskreis NA 057-02-01-27 AK „Backstationen im Einzelhandel“ noch mal aufgeschrieben wurden, alleine schon wegen „der weiten Verbreitung dieses Angebotskonzepts“, wie es in der Einleitung des DIN-Entwurfs heißt.

Beim Backstationen-Ausprobierer Lidl heißt es auf Anfrage, man habe den Ausschuss „federführend (…) ins Leben gerufen“. Die Norm solle „als Hilfestellung für alle Unternehmer genutzt werden, die in Ihrer Verkaufsstelle frische Backwaren verkaufen“:

„Wichtig ist (…) eine gleiche Auffassung der Regeln und Gesetzesregelungen auf Seiten der Unternehmer und der Lebensmittelüberwachung.“

Die Einhaltung der Norm ist zwar kein Gesetz, muss seitens der Unternehmen also freiwillig geschehen. Aber wenn Sie demnächst den Einbau eines Brötchenknasts in ihren Laden planen, achten Sie doch bitte trotzdem darauf, „dass ein Verkaufsmöbel vom Vorbereitungsbereich aus rückseitig bestückt werden kann“, dass „Wände (…) zur Erleichterung von Reinigungsmaßnahmen keine horizontal vorstehenden Ränder und Simse aufweisen“, und dass „eine Kontamination der angebotenen Backwaren durch die entnehmenden Verbraucher vermieden wird“.

Sehen Sie, so nennen die Profis das, wenn Sie am Brötchenknast ihr Abendbrötchen in eine Tüte packen: Kontamination.

Um ebendiese zu vermeiden, existieren bereits eigene DIN-Regeln, deren Namen sich auch problemlos als Titel für in der Zukunft spielende Behördenhorrorfilme nutzen ließen, so wie „DIN 10501-3 Lebensmittelhygiene Verkaufsmöbel – Teil 3: Verkaufsbehälter für Lebensmittel, die bei Umgebungstemperatur feilgeboten werden“.

Das Bayerische Landesamt für Dings und Lebensmittelbums fasst’s dankenswerterweise noch mal zusammen: Es brauche „Schutzmaßnahmen“, damit „der Kunde nur durch die dafür vorgesehene Entnahmeöffnung an die Backwaren gelangt“. Dafür müssten „geeignete Hilfsmittel“ zur Verfügung gestellt werden, also „Einmalhandschuhe oder Entnahmebesteck mit hygienischer Ablage“, außerdem sind „Rücklegesperren“ für einmal „kontaminierte“ (also: angefasste) Ware nötig.

Genau das ist der Grund, warum Sie sich am Brötchenknast in vielen Discountern mit dem Eisenrüttler ihre Wunschbackware übers Zwischengitter in die Auffangmulde schubbern müssen!

Ideal für Dreihänder: Brötchenknast bei Rewe

Wobei z.B. die Lidl-Variante immer noch praktischer ist als die, die sich Rewe für die Backtheken in zahlreichen Filialen ausgedacht hat. An denen müssen Kunden mit einer Hand die Plastikklappe zur Brötchenbox aufhalten, um mit der zweiten Hand die davor baumelnde Backwarenzange zu schnappen, mit der sich die Ware in die Tüte umdisponieren lässt, die derweil, tja, von der dritten Hand aufgehalten wird.

Vielleicht bin ich da pingelig, aber: Kann es sein, dass Backtheken, die sich ausschließlich zu zweit oder von dreiarmigen Aliens bedienen lassen, in der täglichen Handhabung ein bisschen unpraktisch sind?

Brötchenknast-Pionier Lidl experimentiert, nachdem sämtliche Filialen inzwischen mit entsprechenden Stationen ausgerüstet werden, inzwischen mit weiteren Systemen. Aus den neuen Theken werden die Brötchen nicht mehr von vorne gefischt, sondern mit dem bekannten Eisenrüttler seitlich durch ein Gitter geschubst, um dem Kunden auf einer Krümelrutsche entgegenzukullern.

Jetzt mit Krümelrutsche: Neue Backstationtypen bei Lidl

Im neuen „Kassettenregal“ (so nennt Lidl die Theken) seien die Waren besser ausgeleuchtet, heißt es auf Anfrage. Eine Sprecherin des Discounters erklärt:

„Das Backwarensortiment ist somit in den einzelnen Regalboxen besser sichtbar und die Entnahme der Ware bequemer. Durch den Wegfall der vorderen Klappentechnik ist es möglich, die komplette Kapazität der Regalboxen für die Warenpräsentation zu nutzen.“

Lidl-Backstationen: Bessere Aussicht vor der Kontamination

Bei Neueröffnungen oder Modernisierungen von Filialen werde grundsätzlich der neue Typ eingesetzt. Eine Umrüstung der übrigen Filialen sei „derzeit nicht vorgesehen“. Nur das allererste Modell („in Bucheoptik“; kein Foto) sei bereits komplett ersetzt worden.

An den riesigen Ausmaßen seiner Backvollzugsanstalten hat Lidl freilich nichts geändert. Immerhin ist jetzt aber nicht nur der Einblick, sondern auch der Ausblick durch die großen Fensterfronten besser als früher. Damit die Brezeln, Brötchen und Butterteilchen sofort erkennen können, wer sich ihnen da aus dem Laden als Kontaminator nähert. Nämlich: Sie.

Mit Dank an die Supermarktblog-Leser McDuck und xrw.

Fotos: Supermarktblog

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43 Kommentare
  • Sehr schöner Artikel 🙂
    Diese Lidl-Schubs-Variante habe ich vor Kurzem das erste Mal gesehen, als ich in Bremen unterwegs war.
    Da würde ich aber zwingend ein Erklärvideo oder ähnliches vorschlagen, die Kundschaft ist mit der Technologie noch überfordert!
    Ich selbst stand auch erstmal vor dieser riesigen Brötchenwand wie der Ochs vom Berg, zupfte mal an dem Rüttelstab, mal an der Glaswand und wusste nicht weiter. Zum Glück drängelte ein Einheimischer vor, der mit dieser Methode vertraut war. (so sehr hab ich mich noch nie wie ’ne Landpomeranze gefühlt btw) Ich war also glücklich, dass ich es nachmachen konnte und versuchte mich am Schubsen. Neben mir wiederum war eine ältere Dame, die mit dieser Schubsvariante ebenfalls nicht vertraut war, laut fluchte und abwechselnd versuchte, die Glaswand mit Gewalt aufzubrechen oder das ganze Brot durch das Rüttlerloch zu zerren, das reinste Brotkrümelmassaker. Ich hatte mein Brötchen ja nun in der Hand und konnte ihr weiterhelfen und sie war so glücklich, dass sie mir fast um den Hals fiel. Und während ich erklärte, bildete sich tatsächlich eine kleine Traube drumrum, die fasziniert meiner Erklärung lauschte. Ich musste mich schon eilen, zur Kasse zu kommen, um nicht den ganzen Tag Brötchenerklärerin zu spielen. Immerhin kam ich mir dann wieder sehr weltgewandt vor, obwohl es was von versteckte Kamera hatte. (Vermutlich sitzen alle Mitarbeiter in ihrer Pause vor der Brötchen-Überwachungskamera und lachen sich kaputt)
    Aber so ganz sicher, dass das nun die allerbeste Lösung ist, weiß ich nicht. Die Brötchen werden weniger kontaminiert, aber dafür ist das Risiko unfreiwillig randalierender Kunden irgendwie höher 🙂

  • Ich hab dieser Tage mal den neuen Penny-Brötchenknast ausprobiert, weil ich schnell noch Brezeln brauchte und die Kettenbäcker schon zu hatten. Ich hab schätzungsweise zwei Minuten ratlos davor gestanden bzw. durch beständiges Rütteln und Schütteln versucht, den inhaftierten Teiglinge zum Ausbruch zu verhelfen. Gott sei Dank stand niemand drumherum, der mich beobachten und auslachen konnte.

    Irgendwann hab ich das System dann einigermaßen geschnallt, dann gefiel es mir ganz gut: es hat so ein bisschen was von diesen Geschicklichkeits-Greifarm-Glücksspielautomaten auf der Kirmes, wo man theoretisch ein Plüschtier herausangeln kann, praktisch aber nur sein Geld versenkt. Immerhin ist hier der Spielspaß kostenlos, und die Gewinnchance deutlich höher. Fein!

    Die Theken bei Rewe sind hingegen inakzeptabel. Da greife ich bösartige Bakterienschleuder tatsächlich mit bloßen Händen hinein, eben weil mir die dritte Hand zum Brötchentütenaufhalten leider fehlt. Bzw., da mich dieser Umstand daran erinnert, dass es mir vermutlich auch viele andere, möglicherweise noch stärker kontaminierte Menschen als ich aus purer Verzweiflung gleich tun, nutze ich diese Theken schlichtweg nicht mehr.

  • Mit dem Dilemma mit den nur zwei zur Verfügung stehenden Händen habe ich zuweilen auch im Real in Saarbrücken zu kämpfen. In der Tat sehr ungeschickt gelöst.

    Allerdings habe ich neulich in einem Rewe in Saarlouis die nächste Entwicklungsstufe bestaunen dürfen: Nach oben zu öffnende Klappen, die sich federgestützt langsam selbst schließen. Die Schließgeschwindigkeit ist aber noch ausbaufähig. Die ist so langsam, dass gar nicht auffällt, dass da von alleine was passiert (was zumindest bei mir zunächst in leicht verzweifeltem Draufdrücken resultierte, bevor ich einen lieblosen, schnell geschriebenen Zettel entdeckte, der auf den Mechanismus hinwies.)
    Aber das schlimmste: In der Zeit des langsamen Zufallens der Klappe kann der giftige Verbraucher locker noch zwei bis drei Brötchen kontaminieren.

    Aber gut, besser eine Annäherung an die ideale Geschwindigkeit beginnend mit „schneckengleich“ als mit „mausefallenartig“…

  • „An den REWE Backtheken müssen Kunden mit einer Hand die Plastikklappe zur Brötchenbox aufhalten, um mit der zweiten Hand die davor baumelnde Backwarenzange zu schnappen, mit der sich die Ware in die Tüte umdisponieren lässt, die derweil, tja, von der dritten Hand aufgehalten wird.“

    Das wird noch lustiger, wenn man beispielsweise schon einen Apfel in der Hand hält. Ich nehme mir die Sachen inzwischen mit bloßen Händen raus, weil mir das zu albern ist. Insgeheim warte ich darauf mal angesprochen zu werden, um jemandem meine Meinung zu diesem Quatsch zu sagen.

    Was mich verwundert: Sind Supermärkte und Discounter nicht in einem harten Konkurrenzkampf untereinander? Warum ist noch niemand ausgeschert und hat die gängige Praxis mit Gittern und Co. als genau den Unsinn hingestellt, der es im Ende auch ist? Als würden die Engländer deswegen ungesünder leben, die Hygieneprobleme lauern bei Brot und Brötchen doch woanders, siehe „Müller Brot“.

    • Volle Zustimmung. Zumal es sich bei Backwaren von wenigen Ausnahmen abgesehen („feuchte Teile“ halt) um trockene Waren handelt, die selbst durch mehrfaches Anfassen mit „kontaminierten“ Händen deshalb nicht gleich zum Krankheitsüberträger werden – schlicht und ergreifend, weil Krankheitserreger es feucht lieben und ansonsten schnell absterben oder ich zumindest nicht vermehren.

      Und würde es der Kunde dennoch eklig finden, würde er dort nicht einkaufen und der Händler würde sich sehr schnell wieder einen Knast bauen.

      Aber wo kämen wir denn da hin, wenn die Kunden durch ihr Einkaufsverhalten selbst festlegen würden, wie sie die Backwaren präsentiert bekommen wollen. Nein, nicht doch. Dafür braucht es einen Bürokraten, der das für uns entscheidet.

    • Bürokratisch durchgeregelt scheint es ja gerade nicht zu sein. Wobei insbesondere eine nichtstaatliche Norm, die weitgehend beachtet wird, zur „guten fachlichen Praxis“ werden kann, die dann mehr oder weniger verbindlich ist.

      Bei Müller waren die Hygieneprobleme hauptsächlich im Bereich vor dem Backen, was das kleinere Problem ist als Kontaminierung von Endprodukten. Ich halt die hiesige Praxis aber für deutlich übertrieben. In klassischen Bäckereien kommt es auch öfters vor, dass nachts die Mäuse über die Auslagen laufen. Genau das könnte auch ein wesentliches Designkriterium für Brötchenknasts sein. Wobei ich in Supermärkten schon lang keine Maus mehr gesehn hab; die sind wohl primär in größeren SB-Warenhäusern ein Problem.

      Außerdem kann auch verpackte Ware kontaminiert werden. Es ist doch z.B. gängige Praxis, nach dem Öffnen einer Wurstverpackung den Inhalt mit den Fingern zu entnehmen, ohne sich zwischendurch die Hände zu waschen. Und wer sich unterwegs Backwaren kauft, langt die meistens mit den gleichen Fingern an, in denen er zuvor das Geld zur Bezahlung gehabt hat. Mäßges Training des Immunsystems ist auch eher vorteilhaft, wenn man nicht zu alt oder sonstwie angeschlagen ist.

      Die offenen Mandeln und Pistazien bei Lidl haben übrigens inzwischen Deckel bekommen, wenn sie nicht grad runtergefallen sind.

  • Besonders unsinnig wird es, wenn die L**l-Kassierin die fertig gebackenen Teiglinge händisch in die Gitterboxen legt, natürlich, ohne Handschuhe zu tragen.

  • Rewe: Tüte halb geöffnet in die linke Hand, mit der Oberseite der linken Hand den Deckel hochdrücken. Irgendwoher die ‚Backwarenzange‘ mit der rechten Hand erwischen und die Brötchen in die Tüte werfen.

    Damit schaffe ich es, nicht-kontaminierte Brötchen zu bekommen (vielleicht schon von anderen Kunden kontaminiert, aber nicht von mir!!)

    Inzwischen gefällt mir die toom, äh ‚Rewe Center‘ Lösung mit den abgepackten Brötchen wieder ganz gut …

    • Das ist auch meine Technik, sofern denn die Tüte und die Zange mitspielt, die Tüte reißt auch manchmal schön an der Nahstelle des Plastik zum Papierrand auf. Und manche Zangen könnte man ja direkt wegwerfen, wenn sie nicht mit einer viel zu kurzen Kette angekettet wären…

      Kurzum, das System bei REWE ist Schrott. Insbesondere beim Brot fragt man sich, wie man das überhaupt mit der Zange greifen, geschweige denn heben und hernach halten soll. Da nehme ich auch dann lieber meine Hand.

  • Da hat Lidl was vergessen: In manchen Lidl-Filialen im Kreis Heinsberg z.B. (u.a. Wassenberg und Erkelenz, NRW) gibt es sehr wohl noch die unansehnlichen „Brotschränke in Bucheoptik“, diese wurden noch nicht ausgetauscht und dort ist es vermutlich auch unmöglich noch größere Schränke reinzubasteln. Hier gibt es aber immerhin ungewöhnlichere Produkte also in anderen Lidl-Filialen wie Quarkbällchen (0,20€) oder „Bienenstichplunder“.

    • Die zweite Generation gibts auch kleiner, so dass sie auch in ganz kleine Filialen reinpasst. In München ist mir keine Filiale bewusst, wo noch die ganz alten drin sind. Es gibt aber mindestens eine ganz ohne: http://goo.gl/maps/lL9fk . Das ist eigentlich keine besonders kleine Filiale, wenn auch innerstädtisch ohne Parkplätze und ziemlich verwinkelt. Vermutlich dürfen sie da nicht. Nebenan ist ein großer klassischer Bäcker, dem eventuell das Haus gehört oder Ausschlussrechte im Grundbuch eingetragen hat.

    • PS: Das ist auch der einige Lidl, den ich kenn, der am Eingang Schließfächer für vorherige Einkäufe hat.

  • Wenn ich aus den klassischen Brötchenklappen nur ein Brötchen will, hole ich es mit der Hand raus, benutze aber einen umgestülpten Beutel als Handschuh.
    Meine Einkaufsbegleitung findet es auch dann unhygienisch, die Brötchen mit der Hand anzufassen, wenn man sie von so einem Gitter nimmt. Weil man vorher ja den Einkaufswagen angefasst hat, und Einkaufswagen gehören laut seiner Aussage zu den versifftesten Alltagsgegenständen.
    Werden die eigentlich regelmäßig gereinigt? Gab es da nicht mal so Waschanlagen?

    • Mobile Waschanlagen für Einkaufswagen gibts schon, wie man leicht mit einer Suchmaschine ermitteln kann. Selber hab ich allerdings noch keine gesehn. Bei einem Lidl hab ich mal beobachtet, wie der komplette Einkaufswagenbestand gegen gleiche, aber offenbar sauberere ausgetauscht worden ist. Die sind mit einem speziell dafür ausgerüsteten Lastwagen an- bzw. abtransportiert worden.

      Neben der Säuberung (im Freien setzen die weniger genutzen auf die Dauer klebrigen Blüten- und sonstigen Staub an) haben manche auch eine Reparatur nötig. Wobei speziell die Technik mit den blockierenden Rädern offenbar deutlich zuverlässiger geworden ist als anfangs.

  • Ich war heute bei meinem Dorfbäcker. Die Auszubildende hat mein Wunschbrot mit ihren bloßen Händen kontaminiert. Und das ist gut so!

  • Auch absurd: Verkauft Lidl mit den ultrahygienischen „Kassettenregalen“ nicht neuerdings Mandeln und Pistazien in einer offenen Kiste, aus der sich Kunden frei bedienen können? Natürlich gibt es da eine „Schaufel“ und Abfülltüten, aber da kann ich genauso rein niesen oder Kinder greifen mit den Händen rein.

    Leider gibt es tatsächlich Leute die das furchtbar schlimm finden:
    http://www.talkteria.de/forum/topic-233393.html

    Ich denke wir brauchen hier wie bei den Mindeshaltbarkeitsdaten mal ein gesellschaftliches Umdenken, welche Hygiene Maßnahmen sinnvoll und welche hoffnungslos überzogen sind. Jeder Einkaufswagengriff ist im Zweifel hundert Mal so verkeimt wie ein offen herum liegendes Brötchen. Trotzdem ist das Gesundheitsrisiko minimal, hier tut auch einfach mal Aufklärung Not:
    http://www.neon.de/artikel/wissen/gesundheit/endlich-verstehen-keime/685926

    Ich würde mir wünschen, dass hier mal einer der großen Player aus dem System aussteigt und den Kunden transparent erklärt, dass man den Brötchenknast künftig abschafft, weil die Maßnahmen einfach unverhältnismäßig sind. Auf der zusätzlichen Verkaufsfläche könnte man dann tolle Dinge tun, allein wirtschaftlich müssten die Supermärkte ein starkes Interesse am Ende dieses Unfugs haben. Oder will man als nächstes auch Waschanlagen für Einkaufswagen einführen?

    • Ja, das mit den nicht abgepackten Nüssen ist wirklich absurd, war es vor allem kurz nach der Einführung. Inzwischen wurden die Körbe aber mit Kunststoffdeckeln quasi „überdacht“. Trotzdem kann man von vorne weiterhin mit bloßen Händen reinfassen.

  • Na ja, bei dem Schrott, den viele Leute den ganzen Tag lang essen, ist eine Kontamination der (Billigst)-Backwaren noch ihr geringstes Problem. Aber so ist das in Deutschland, da macht man sich gerne mal Gedanken über die Kerze, auch wenn im Hintergrund die Bude abfackelt 🙂

  • Schön stelle ich mir auch einen Brötchenknast vor, wie man ihn für billiges Spielzeug auf der Kirmes findet. Das hätte doch enormen Unterhaltungswert: Man wirft sein Geld ein und angelt dann mit einem Greifarm das gewünschte Brötchen oder Gebäckstück heraus. Schafft man das nicht innerhalt einer Minute, fällt das Gebäckstück zurück in den Käfig und der Discounter freut sich über Geld für Nichts. Vielleicht kauft der Käfigbrötchenkunde dann beim nächsten Mal beim örtlichen Bäcker.

  • Neulich habe ich Laugengebäck bei einem Vier-Buchstaben-Discounter gekauft, welches einen deutlichen Putzmittelgeschmack aufwies. Lecker!

  • Das schreit ja jetzt nach einem Artikel über verseuchte Einkaufswagen, Reinigungsintervalle, ob Kassentransportbänder gereinigt werden…

    • Lieber nicht, ich würde sofort nur noch online Lebensmittel bestellen und dann dem Postboten nur noch im Howard-Hughes-Outfit die Tür öffnen.
      Oder gleich nur noch Eiweißpulver und Vitamintabletten.

  • […] Zur Geschichte des BrötchenknastsDas Supermarktblog zu den unsäglichen Backstationen in Discountern: "Wobei z.B. die Lidl-Variante immer noch praktischer ist als die, die sich Rewe für die Backtheken in zahlreichen Filialen ausgedacht hat. An denen müssen Kunden mit einer Hand die Plastikklappe zur Brötchenbox aufhalten, um mit der zweiten Hand die davor baumelnde Backwarenzange zu schnappen, mit der sich die Ware in die Tüte umdisponieren lässt, die derweil, tja, von der dritten Hand aufgehalten wird. Vielleicht bin ich da pingelig, aber: Kann es sein, dass Backtheken, die sich ausschließlich zu zweit oder von dreiarmigen Aliens bedienen lassen, in der täglichen Handhabung ein bisschen unpraktisch sind?" […]

  • Tolle Geschichte.
    Was diese ganze Verordnungs- und Umsetzungsarie in schlechte Technik kostet! Warum gehen wir denn nicht gleich zum Bäcker? Da muss man sich nicht erst eine 3. Hand implantieren lassen. Ich verstehe ohnehin nicht, warum man sich diese Teiglingsaufbackwaren mit oder ohne Bakterien überhaupt antun muss.

    • Das Problem ist leider oft, dass die Teiglingsaufbackwaren bei manchem „Bäcker“ inzwischen deutlich geschmackloser sind als beim Discounter. (Ich weiß, es gibt segensreiche Gegenden in Deutschland, in denen man sich das kaum vorstellen kann, weil dort noch gute Bäcker ihre Arbeit machen.)

    • Bei unserem Rewe sehen die Waren vom Mietbäcker (eine „Ihle“ Filiale) und die Produkte aus dem Brötchenknast fast identisch aus und schmecken auch so. Entweder beliefert der Mietbäcker gleichzeitig die Rewe Filiale oder man kauft beim gleichen Zulieferer.

      So oder so bekommt man Aufbackware, im Supermarkt muss man sich aber nicht noch mal extra anstellen.

    • Das ist tatsächlich der traurige Kern des ganzen Irrsinns: all der Aufwand für fiese Backwaren, denen man nur schlecht ausweichen kann, weil die Bäckerketten den Discountern vorgemacht haben, wie man Massenbackwaren herstellt.

    • … aber ich meinte „richtige“ Bäcker, nicht die Supermarktbackofenbeschicker oder sonstige Ersatzbackkräfte. Interessant, dass es eine quasi bäckerfreie Zone in Deutschland gibt. Hier in Baden-Württemberg sind wir – noch – privilegiert, wenn man auch schon genau hinsehen muss, welcher Bäcker ein Handwerker ist und welcher nur so tut, als ob er einer wäre 😉

    • Das kenn ich. Der eine gute Bäcker hier im Bezirk hat sich auch so gut getarnt, dass ich ihn erst jahrelang übersehen habe.

    • Die „richtigen Bäcker“ sind zum allergrößten Teil auch keine richtigen Bäcker mehr (schon lang nicht mehr). Die Teiglinge sind harmlos gegen die Backmischungen (bloß energieintensiver). Aber das sind alles Marginalien gegen Perversionen wie Tiefkühlpizzas.

  • Generell mache ich um die „Brötchenknasts“ und Backautomaten der Discounter einen ganz großen Bogen. Zum einen aus dem Grund, weil ich dem Industriekram von Produktion, Qualität und Zusatzstoffen her nicht traue. Aber hauptsächlich aus dem simplen ideellen Grund, weil ich es furchtbar finde, dass das echte Bäckerhandwerk immer mehr ausstirbt und auch in diesem Bereich die Großindustrie immer mehr die Oberhand gewinnt.
    Meine Herren Industriebäcker: nicht mit mir! Ich kaufe mein Gebäck auch weiterhin dort, wo ich weiß wo´s her kommt und wo ich freundlich und persönlich von Menschen bedient werde, die auch froh um ihren Arbeitsplatz sind…

    • und ich mache um herkömmliche Bäckereien einen Bogen, denn diese haben das Handwerk mit den Füssen getreten und wissen teilweise nicht mehr wie man richtig bäckt. Des weiteren ist deren Sortiment immer eingeschränkter und das Produkt-Angebot ab 11 Uhr so gut wie nicht mehr vorhanden, sodass man nur noch Resteauswahl hat.

      Weniger Bäcker haben die eigene Fehlentwicklung gesehen und wirken zwischenzeitlich mit guter handwerklicher Kunst sowie Nischenprodukten und längerer Verfügbarkeit entgegen.

  • Da bin ich ja froh, so privilegiert zu sein, dass ich bei einem Bäcker in Norddeutschland arbeite, der wirklich alles noch selber herstellt und auch die Rohstoffe weitestgehend aus der nahen Region bezieht. Ausserdem nutzen wir auch noch Ökostrom.
    Das verkauft frau gerne
    Brötchen

  • Hier in der Region um Frankfurt machen sich etliche Bäckereiketten gegenseitig Konkurrenz. Und daran leidet nicht nur die Qualität der Teiglinge (zwei der Ketten beziehen die rohen Teiglinge aus Litauen(!)), sondern auch der Preis. Das freut einerseits den Otto-Normal-Verbraucher, allerdings ist der Unterschied zwischen einem richtigen Bäcker und einer Kette (oder einem Fertigmischungsbäcker) noch höher geworden, als er ohnehin ist. Dafür kann ich das Brötchen vom echten Bäcker auch noch zwei Tage später essen, dass der Kette kann ich schon am nächsten Tag nehmen, um eine Scheibe einzuwerfen.

  • Sehr „interessant“ finde ich bei Lidl auch die Brotschneidefunktion. Es gibt da drei Stärken zu Wahl. Da nicht genauer angegeben ist, welche mm oder cm-Breite die jeweilige Stufe bedeutet, wählte ich beim ersten Mal die mittlere. Und das war ein großer Fehler, denn heraus kamen viiiel zu dicke Scheiben. Ich kann mir schwer vorstellen, dass das jemand so haben möchte. Noch viel weniger kann ich mir vorstellen, dass jemand die dickste Stufe haben möchte. Für mich sind diese Optionen ein Mysterium.

    • so unterschiedlich sind Geschmäcker, ein Bekannter mag nur die mittlere Version.
      ich glaub es hängt aber auch stark mit der ausgewählten Brotsorte zusammen.

      unabhängig von der Stärke ärgert sich der Bekannte aber über die Form, bspw. von der 6-eckigen Körnerbrot (= Endschnitt extrem schräg) + da er dies nicht als Vesperbrot (keine gleich große Scheiben) verwenden kann.
      Dh. Kastenbrot für alle unterschiedliche Brotsorten wäre hier wünschenswert.

    • ich muss sagen, dass ich im Lidl NUR die mittlere nehme.
      Dumm nur, dass im Kaufland die mittlere Stufe dünnere Scheiben erzeugt.
      Und: ich wähle bewusst den Laden, wo ich schneiden kann. Also trotz Einkauf im Penny oder Netto gehts dann noch in den Lidl, weil das Brot (gleicher Preis) dort geschnitten werden kann. Für Verzehr im Büro will ich dort nicht noch einen Brotschneider aufstellen.
      Anekdote von einer Aldi-Eröffnung nach Umbau: Brot wurde schief geschnitten (mondförmig) – ich vermute, es wurde zu frisch (warm) rausgelegt. Und: der Brotkanten, der nicht geschnitten wurde, war deutlich größer als bei Lidl (laut Aussage habe ich die Maschine als erster Kunde genutzt).
      Fazit: das war mein letztes Aldi-Brot.

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