Blau-Gelb ist out: Hieber streicht das Edeka-E aus seinem Logo

Blau-Gelb ist out: Hieber streicht das Edeka-E aus seinem Logo

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So modern viele Läden auch aussehen: Typographisch ist Edeka irgendwo in den 80er Jahren stehen geblieben. Das ungelenk-steife E als Logo, noch dazu in der aufdringlichen Farbkombination Blau-Gelb, ist unelegant und klobig. Genau wie die Hausschrift, in der die Namen selbständiger Edeka-Händler über den Markteingängen hängen. Supermarktblog-Leser Lenny K. identifizierte die Typo neulich als Incised 901, mit dem schönen Kommentar:

„Sogar die CDU hat sich in den 90ern von der Incised 901 verabschiedet.“

Während viele Edeka-Eigenmarken deutlich zeitgemäßer gestaltet sind als es der biedere Gesamtauftritt von Deutschlands größter (und bald vielleicht noch größererer) Supermarktkette vermuten lässt, setzt sich bei den Händlern die Erkenntnis durch, dass es wenig clever ist, einerseits topmoderne Läden einzurichten, denen dann aber doch wieder die alte Piefigkeit überzustülpen.

Dieter Hieber, der zwischen Freiburg und der Schweizer Grenze zwölf Edeka-Märkte betreibt und damit zu den größten Händlern im Verbund gehört, hat sich deshalb für einen Schritt entschieden, der erstmal ziemlich radikal aussieht: Er hat das große E und die Incised 901 hochkant aus dem Schriftzug geworfen.

Statt wie bisher „Hiebers Frische Center“ heißen die Läden künftig nur noch „Hieber“ – mit dem Zusatz: „Mein Leben. Mein Laden“.

Neues Logo von Edeka-Kaufmann Dieter Hieber

Über bzw. vor dem Namen steht ein geschwungenes großes H mit einem roten Punkt, für den sich die beauftragte Agentur ausgedacht hat, dass er die Kirsche symbolisiert, die in der Region wächst. Aber auch ohne metaphorische Aufladung funktioniert das Logo gut: weil es viel näher an den Läden (siehe Supermarktblog) dran ist als der alte. Zumal die Design-Erneuerung auch für sämtliche Supermarkt-Utensilien mitgedacht ist.

Es gibt schwarze Einkaufstüten aus Plastik und Papier mit weißem Logo-Aufdruck. Die Pappbecher sind ebenso wie die Servietten weiß, die Brottüten hellbraun. Das alles ist geradezu klassisch, aber vielleicht deshalb auch edler und definitiv meilenweit entfernt vom schrecklichen Blau-Gelb.

Einkaufstaschen, Brottüten und Kaffeebecher sind ans neue Design angepasst

Die Prospekte mit den Wochenangeboten sehen grundlegend anders aus:

Hieber-Wochenangebote im neuen Design

Auf Supermarktblog-Anfrage sagt Hieber:

„Es geht nicht darum, sich von der Edeka zu distanzieren. Das Edeka-E haben wir an ein paar Märkten noch dran, und an einigen nicht. Auch in der Werbung wird es immer wieder mit erscheinen. Wir sind nach wie vor stolze Edekaner.“

Die wenigsten Kunden sagten aber, wenn sie die Läden besuchen: Ich geh zu Edeka. Sondern: Ich geh zu Hieber.

Genau so will es Edeka ja auch haben: Beständig werden Filialen, die von den sieben Regionalgesellschaften betrieben werden, an selbstständige Kaufleute abgegeben und diese dazu ermuntert, in ihrer Nachbarschaft zur eigenen Marke zu werden. Wenn das gelingt, darf sich der Verbund aber auch nicht wundern, dass die Händler irgendwann das Gefühl haben, nicht länger am 80er-Jahre-Design-Zipfelchen des Verbunds hängen zu wollen.

Wobei das Risiko einer Designrevolution über Nacht eher gering ist. Hieber ist derzeit, vermutlich schon aus Kostengründen, die Ausnahme. Und designtechnisch gibt es auch bei anderen Selbstständigen noch einiges aufzuholen.

Foto und Logo: Hieber

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12 Kommentare
  • Haha! Das mit dem Scheck-Inn-Center ist mir auch schon negativ aufgefallen, die haben wahrscheinlich die alte Werbeagentur von „Ihre Kette“ aus den 80ern genommen… Aber Hessen ist nun mal auch die Stil-Wüste Deutschlands.

  • Simmel (Viertgrößter nach Hieber) hat schon lang (oder immer) ein eigenständiges Design. Das ist aber noch wesentlich antiquierter als das von Edeka (das ich nicht schlimm find) und lehnt sich daran an; teilweise schreibt er das e in „Simmel“ als Edeka-E.

    AEZ hat immer eigenständig geworben und allenfalls ein ganz kleines Edeka-Logo verwendet. Da bin ich mir aber nicht sicher, ob die Genossen waren oder nur so kooperiert haben. Heute ist es ein Hit-Klon, der aber unter eigenem Namen auftritt.

    Für die Kleineren ist es wohl nicht nur eine Kostenfrage, sondern auch eine der Verhandlungsmacht gegenüber Edeka. In den Standardverträgen ist vermutlich die einheitliche Edeka-CI festgeschrieben (bzw. bei den ganz Kleinen, die den Standards nicht mehr entsprechen, die Nichtverwendung).

    Südbayern hat übrigens zwei völlig unterschiedliche Prospektdesigns für große und kleinere Läden (und Marktkauf ist nochmal ganz anders, obwohl da neuerdings massive Werbung für Edeka-Eigenmarken auftaucht). Das für die größeren Märkte ist seit dem kürzlichen Redesign noch hässlicher als zuvor (aber immerhin gut lesbar); das für die kleineren find ich ganz gut.

  • Richtig tolles Design! Uns richtig tolle Entscheidung, sich selbst zur Marke zu machen und nicht auf den bekannten Markennamen aufzuspringen und die eigene Identität und Marke zu vergessen.

    Das könnte Schule machen! Würde auch der Einkaufslandschaft in Deutschland gut tun!

  • Nachteil an diesem sehr edel wirkenden Design könnte sein, dass es mit „teuer“ assoziiert werden könnte. Zumindest mir geht es so, wenn ich den Prospekt sehe. So gesehen ist das fast schon „zu gut“.

    • Möglicherweise ist es auch real teuer. Jedenfalls machen die beworbenen Angebote nur einen sehr kleinen Bruchteil der normalen Südwest-Angebote aus. Die baugleichen Kartoffeln sind allerdings 17% billiger und der Schweinehals 20% (dafür mit statt ohne Knochen); die restlichen 8 Überlappungen für nächste Woche sind gleich. Leider blocken sie das Internetarchiv, so dass man nicht vergleichen kann, wie es vorher war.

    • Selbst wenn, die meisten Hieber-Märkte zielen ohnehin auf die etwas kaufkräftigeren Kunden aus dem Schweizer Grenzraum ab. Da kann man sich ein edleres Auftreten wahrscheinlich „leisten“.

  • hieber ist in der region schon sehr lange mit „teuer“ aber auch mit „hochwertig“ und „gut sortiert“ assoziiert. insofern passt der neue auftritt zum ohnehin gelebten image. die zahlreichen schweizer kunden werden sich ebenfalls drin wiedererkennen – obwohl die durch mirgros und coop auch einiges an beständigkeit altmodischer schriftzüge gewohnt sein dürften.

  • „Genau so will es Edeka ja auch haben: Beständig werden Filialen, die von den sieben Regionalgesellschaften betrieben werden, an selbstständige Kaufleute abgegeben und diese dazu ermuntert, in ihrer Nachbarschaft zur eigenen Marke zu werden.“

    Das kann so ja nun nicht stimmen. Dann hätte man dem Shopblogger nicht gegen seinen Willen aufgezwungen, auf Edeka umzuflaggen.

    • Ich glaub, das widerspricht sich nicht: Edeka hat ja kein Interesse daran, Spar als Marke weiter in die Öffentlichkeit zu tragen. (Außer über separate Lizenzierungen.) Mit „eigener Marke“ werden meinte ich vor allem: den eigenen Namen herausstellen; ob das die Regionalgesellschaften stört, wenn dabei die Edeka-eigene Identität zu stark in den Hintergrund rückt, kann ich nicht beurteilen.

    • Ist denn real überhaupt irgendwas passiert? Vor einigen Tagen war es offenbar noch ein Spar. Und der würd doch eh kein Edeka (wenn es bis dahin keinen Edeka City gibt), sondern ein nah&gut, der extra dafür da ist, die Marke Edeka nicht zu sehr mit Altlasten zu belasten.

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