Der Alnatura-Edeka-Deal – in Zahlen erklärt

Der Alnatura-Edeka-Deal – in Zahlen erklärt

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Ab Oktober gibt es Alnatura-Produkte deutschlandweit auch bei Edeka zu kaufen. Am Donnerstag haben die beiden Supermarktketten ihre Kooperation bekanntgegeben. Was bedeutet der Deal für die Beteiligten?

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Ab Oktober gibt es Alnatura-Produkte deutschlandweit auch bei Edeka zu kaufen. Am Donnerstag haben die beiden Supermarktketten ihre Kooperation bekanntgegeben. Alnatura war auf der Suche nach einem neuen Partner, weil dm im April eine eigene Bio-Marke in die Regale genommen hatte und seitdem sukzessive Produkte von Alnatura ersetzt.

Was bedeutet der Deal?


200

So viele Alnatura-Produkte will dm mittelfristig aus dem Regal nehmen, hat Alnatura-Gründer Götz Rehn seine Handelspartner in einem Schreiben informiert. Derzeit sind schon etwa 80 gestrichen, erklärte Rehn gegenüber der „Lebensmittelzeitung“ (LZ). Bislang waren etwa 600 Alnatura-Produkte Teil des dm-Sortiments. Ein Drittel fällt also künftig weg.

400

Zunächst sollen Edeka-Chef Markus Mosa zufolge 200 Produkte bei Edeka ins Regal kommen, also so viele wie bei dm wegfallen. Das werde aber „Zug um Zug in Richtung 400 Produkte“ ausgebaut werden, sagte Mosa der LZ. Vorgesehen ist offensichtlich eine Blockplatzierung, das heißt: die Produkte werden nicht in den jeweiligen Kategorien zusätzlich ins Sortiment einsortiert, sondern in einem Regal angeboten. Dafür muss Edeka aber erstmal Platz schaffen. Und die Frage wird sein: Wo kommt der her bzw. welche Produkte müssen dafür Fläche abgeben? Der Deal wird es einzelnen Bio-Herstellern auf jeden Fall nicht leichter machen, künftig bei Edeka ins Angebot aufgenommen zu werden.

3

Tegut, Globus und Hit (Dohle) heißen die Alnatura-Kooperationspartner, die über den Deal alles andere als glücklich sein dürften. Bisher waren Bio-Produkte von Alnatura für die drei (regional aktiven) Supermarktketten eine Möglichkeit, sich von den großen Konkurrenten abzuheben, zum Beispiel Edeka. Das hat sich künftig erledigt. Kunden, die kleine Umwege in Kauf genommen haben, um wegen der Bio-Auswahl zu Tegut, Globus oder Hit zu gehen, könnten sich das künftig zweimal überlegen.

97

Für Alnatura steigt gleichzeitig das Risiko, die eigenen Märkte zu kannibalisieren. Ein Alnatura-Markt und ein dm in der Nähe mögen sich wegen der unterschiedlichen Grundausrichtung (Drogerie vs. Bio-Spezialist) gut ergänzt haben. Wie sich die Angebotserweiterung bei Edeka auf die 97 Alnatura-Märkte auswirkt, ist aber völlig unklar. Edeka eignet sich als Lebensmittel-Komplettanbieter viel besser, um dort Mischeinkäufe zu erledigen, ohne dafür extra nochmal einen „Super Natur-Markt“ ansteuern zu müssen.

3,7%

So hoch war der Bio-Anteil an den in Deutschland verkauften Lebensmitteln im Jahr 2014 laut Bund für Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BOELW; pdf, S. 18). Bloß weil dm mit seiner Eigenmarke ein zusätzliches Angebot geschaffen hat und Alnatura mit Edeka die Zahl der Verkaufsstellen für seine Produkte erhöht, heißt das noch lange nicht, dass die Kunden deswegen mehr Bio kaufen. Vielleicht werden bloß die Anteile neu verteilt. Wenn es Alnatura hingegen gelingt, deutlich mehr Eigenmarken-Produkte zu verkaufen als bisher, müssen auch Produzenten und Rohstofflieferanten mithalten können. Das ist aber gar nicht so selbstverständlich.

2,5%

So hoch ist Mosa zufolge der Bio-Anteil der bei Edeka verkauften Lebensmittel. (Zum Vergleich: Tegut kam eigenen Angaben zuletzt auf 25 Prozent.) Anderes gesagt: Wer Bio gut findet, hat sich mit den entsprechenden Produkten bislang eher nicht bei Edeka versorgt. Das erklärt auch ganz gut, warum Edeka Alnatura als Partner womöglich sogar dringend nötig hat, um nicht den Anschluss zu verpassen.

Fotos: Supermarktblog

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3 Kommentare
  • Ich sehe die Gefahr für die Supernaturmärkte nicht so sehr.

    Erstens einmal betrifft die Auslistung der Alnatra-Markenartikel bei dm nur diejenigen Kunden, die diese Artikel bisher bei dm gekauft haben; nicht diejenigen, die diese Artikel im Supernaturmarkt gekauft haben. Letztere Gruppe kann dies problemlos weiter im Supernaturmarkt tun.

    Zweitens beschränken sich meiner Erfahrung nach die wenigsten Supernaturmarktkunden auf die Alnatura-Markenartikel (sonst hätten sie diese gleich zusammen mit dem Küchenpapier, der Zahlpasta und dem Rasiergel bei dm kaufen können), sondern kaufen dort auch Frischprodukte (Obst, Gemüse, Milch-& TK-Produkte) ein sowie solche Alnatura-Artikel, die es schon bisher nicht bei dm gab, und auch künftig nicht bei Edeka geben wird. Auch deswegen wird sich der Einkauf dort nicht ohne weiteres substituieren lassen. Umgekehrt könnte man argumentieren, dass Leute nun erst Recht in den Supernaturmarkt gehen, weil sie ihre Alnatura-Produkte im dm nicht mehr bekommen.

    Gespannt bin ich aber, ob die Preispolitik, dass Alnatura-Produkte in eigenen wie in fremden Läden den gleichen Preis haben, beibehalten wird. Alnatura beherzigt (wie dm) bislang die Preise auf 5 Cent, während bei Edeka Preise üblicherweise mit einer 9 enden. Falls Alnatura-Produkte bei Edeka künftig teurer sind als im Supernaturmarkt, gibt es sowieso keinen Grund, auf den Besuch in letzterem künftig zu verzichten.

  • Ich bin überrascht, wie wenig Kommentare dieser Artikel erhalten hat. Drum möchte ich hiermit explizit mein Lob für diesen Artikel bzw. die Aufarbeitung, die dahintersteckt, aussprechen. Ich bin gespannt auf die weitere Entwicklung und würde mich über weitere Artikel zum Alnatura/Edeka/dm-Komplex freuen – auch wenn er hier jetzt offenbar auf nicht so viel Diskussionsbedarf stieß. Oder aber der Blogeintrag ist einfach so gut, dass er keine Fragen/Diskussionen mehr offen ließ. 😉

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