Mehr Bio, Superfoods und vegane Produkte: dm wird zum Alternativsupermarkt

Mehr Bio, Superfoods und vegane Produkte: dm wird zum Alternativsupermarkt

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Die Partnerschaft mit Alnatura geht im Streit auseinander. Doch dm will den frei werdenden Platz in den Regalen nicht nur für die eigene Bio-Marke, sondern schmiedet neue Allianzen mit kleineren Herstellern.

Partner:

Ein Jahr nach dem Start rückt dm die Produkte seiner ersten Bio-Eigenmarke im Regal ein bisschen enger zusammen, damit Platz ist für ein paar neue Kumpels: vegane Lebensmittel und Süßwaren, Säfte, Soßen und hippe Superfoods. In kleinen Faltblättern, die am Regal hängen und die Sortimentswerweiterung ankündigen, wirbt die Dogeriemarktkette derzeit mit dem Versprechen:

„Freuen Sie sich mit uns auf mehr Vielfalt im Bio-Sortiment.“

Im Mittelpunkt stehen vier neue Marken: Pflanzliche Drinks in Bio-Qualität von Provamel und vegane Schokoladen von ichoc sind in zahlreichen Läden bereits erhältlich. Mitte April sollen Selbermach-Smoothies von Lebepur und Produkte von Veganz dazukommen, die die vegane Supermarkkette seit einiger Zeit unter eigenem Namen herstellen lässt und vertreibt. Bislang gab’s die Veganz-Produkte schon in einigen Testfilialen; jetzt kommen die Sachen deutschlandweit in die dm-Läden. Bis Juni sollen es 40 Artikel sein.

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Und das sind nur die Marken, die dm derzeit explizit bewirbt. In einigen Filialen gibt es Lebensmittel weiterer Hersteller zu kaufen: Vegane Bio-Süppchen im Glas von Daily Soup (aus Brandenburg), Nusssoßen von Eisblümerl (aus Nürnberg), Säfte in der Glasflasche von Saftwerk/Elbtalaue Naturkostprodukte (aus Niedersachsen) und Porridge von N’Oats/Mymüsli, das auch mit klassischen Mischmüslis im Angebot vertreten ist.

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Dazu kommt eine zum Teil recht üppige Auswahl an Marken, die sich auf gluten- und laktosefreie Lebensmittel konzentrieren (und die es schon länger zu kaufen gibt).

Langsam aber sicher entwickelt sich dm damit vom Drogeriemarkt mit Bio-Lebensmittelangebot zu einem ernstzunehmenden Alternativsupermarkt und tritt damit in direkte Konkurrenz zu den expandierenden Biomarktketten. Das trifft bei weitem nicht nur den bisherigen Partner Alnatura, mit dem dm vor Gericht immer noch über ein Mitspracherecht beim Vertrieb der Marke streitet. Sondern alle Händler, die sich über ein vielfältiges Sortiment an Lebensmitteln für alternative Ernährungsformen definieren (z.B. auch Reformhäuser).

Alnatura-Produkte sind – wie dm-Geschäftsführer Erich Harsch angekündigt hat – weiterhin im Regal zu finden, auch Neuentwicklungen werden eingelistet. Aber insgesamt die Zahl der Alnatura-Artikel deutlich geschrumpft.

Während in den Medien, auch den sozialen, zunehmend moniert wird, wie sehr dm seine neue Strategie auf Kosten des langjährigen Partners umsetzt (der die sinkenden Umsätze über neu geschlossene Partnerschaften, u.a. mit Edeka, auffangen will), schmiedet dm nun neue Allianzen mit kleineren Herstellern. Das hilft der Kette, sich stärker von seinen direkten Mitbewerbern zu differenzieren. Es sorgt aber auch dafür, dass kleinere Hersteller, die mit ihren Produkten deutschlandweit in Top-Lagen vertreten sind, eine Chance haben, sich dauerhaft im Markt zu etablieren. Und nicht bloß Alnatura mit seiner Eigenmarke.

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„dm Bio“ funktioniert für dm quasi als Einstieg ins Sortiment: Kunden, die sich (verhältnismäßig günstig) mit Grundnahrungsmitteln in Bio-Qualität eingedeckt haben, nehmen vielleicht auch noch ein teureres Sößchen für 4,95 Euro mit oder lassen sich von einem edleren Saft aus der Glasflasche überzeugen.

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Die Supermärkte werden deswegen kaum zittern: Alles, was nicht in Glas, Papier oder Plastik verpackt und haltbar gemacht werden kann oder gekühlt werden muss, werden die Kunden weiter im klassischen (Bio-)Supermarkt besorgen. Gut möglich ist aber, dass sie sich vorher bei dm nicht nur mit Shampoo und Putzmittel eingedeckt haben, sondern auch zahlreiche Produkte im Einkaufskorb gelandet sind, die sonst Edeka, Rewe oder denn’s verkauft hätten.

Schon deswegen werden die großen Handelsketten in nächster Zeit sehr genau hinschauen, wie weit dm seine Lebensmittelkompetenz noch auszudehnen plant.

Eine Supermarktblog-Anfrage zum Thema hat dm unbeantwortet gelassen.


Mehr zum Thema:

Fotos: Supermarktblog

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7 Kommentare
  • Dabei hieß es ja grade vor kurzem noch, der Streit zwischen dm und Alnatura sei nun beigelegt (http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-konsumgueter/dm-und-alnatura-das-ende-im-schwager-streit/12970008.html) nachdem ein gemeinsamer Freund der beiden Kettengründer vermittelt habe (http://www.info3-magazin.de/goetz-werner-und-goetz-rehn-versoehnen-sich/). Also die wissen ja auch nicht, was sie wollen. Erstaunlich aber, daß dm da so eine unnachgiebige Haltung an den Tag legt. Eigentlich ist das ja ein Unternehmen, das ansonsten sehr sozial handelt (zumindest seinen Angestellten gegenüber).

    Aber gut, dann‘ hoff ich wenigstens, daß dm auch das N’Oats to go in’s Sortiment aufnimmt – das ist ziemlich praktisch für unterwegs und ja, tatsächlich, Haferschleim schmeckt wirklich.

  • Ein Supermarkt, der kein Obst und Gemüse führt und keine gekühlte Produkte, ist kein Supermarkt. Und falls dm tatsächlich in diese Richtung drängen sollte, müsste man das Filialkonzept völlig überarbeiten, ebenso die Logistik. Ich glaube nicht, dass das passiert, schon gar nicht auf die Schnelle. Aldi Süd beispielsweise erst in den 90ern viele Produktkategorien aufgenommen, nachdem man zuvor diverse Filialen deutlich vergrößert hatte – in die alten hätte das gar nicht hineingepasst.

    Aber eine Sache, die mich bei dm und Alnatura jahrelang gewundert hatte, war, dass Alnatura in dm-Läden das Monopol auf diverse Produktgruppen hatte, während Alnatura in den eigenen Läden immer auch Produkte von konkurrierenden Herstellern verkaufte. Wenn es in dm-Läden nun künftig bei haltbaren Lebensmitteln eine Wahl zwischen verschiedenen Marken gibt (und dadurch potentiell die eigene Marke dm-Bio schwächt), wird dm zumindest in diesem Sinne tatsächlich etwas „supermarktiger“.

  • Spannend! Danke für den interessanten Artikel. Das deckt sich auch mit meinem Einkaufsverhalten: ich würde mal schätzen, dass gut zwei Drittel der Artikel, die ich bei dm kaufe, Bio-Lebensmittel sind und nur ein Drittel Drogerieartikel. Für mich ist dm jetzt schon eine Alternative zu basic, Alnatura und Rewe, zumal es mittlerweile dort auch schon Artikel gibt, die günstiger sind als bei den Marktmitbewerbern (z.B. Hafermilch). Ob sich das durch die Sortimentserweiterung verstärkt, weiß ich jetzt für mich persönlich aber gar nicht: das klingt ja alles nach teurem Chi-Chi, das kauf ich eher selten. Ich kann mir aber vorstellen, dass das sehr gut angenommen wird, zumal dm mit seiner derzeitigen Expansionsstrategie in Frankfurt ja in absehbarer Zeit mehr Filialen haben dürfte als Schlecker in seinen schlimmsten Schneeballsystem-Zeiten und der Weg dann öfters kürzer sein dürfte als zum nächsten Bio-Supermarkt. Fehlt eigentlich wirklich nur nur die (Tief-)Kühltruhe – vielleicht kann man dafür die Haarpflege und die dekorative Kosmetik rauswerfen, die brauch ich nämlich eh nicht? 😉

    • Nee. Gründer haben sich wieder lieb, geschäftliche Differenzen bestehen laut LZ fort. Verhandlung auf Juni vertagt (Paywall).

    • Bahnhof ist immer ein Sonderfall. Rossmann im Bahnhof Erfurt verkauft auch Lebensmittel (z.B. Aufschnitt-Wurst)

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