Rewe to Go vs. Sainsbury’s Microstore: Wer ist der bessere Pausensupermarkt?

Rewe to Go vs. Sainsbury’s Microstore: Wer ist der bessere Pausensupermarkt?

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Britischer Mittagsappetit lässt sich nur schwer mit deutschem vergleichen. Es sei denn, man wirft einen Blick darauf, wie unterschiedlich Rewe und Sainsbury’s eilige Hungerhaber in ihren Miniläden satt machen wollen.

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Schauen Sie sich mal diesen Pausensupermarkt an: klein, kompakt, hübsch in Brombeer getunkt …

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… nein, nicht den. Das ist die Zentrale der britischen Supermarktkette Sainsbury’s im Londoner Bezirk Holborn, mitten im Stadtzentrum.

Der Pausensupermarkt ist schräg gegenüber, trägt das übliche Logo der „Sainsbury’s Local“-Kompaktläden in der Stadt, ist aber eine Besonderheit. Nicht nur, weil er schon von außen aussieht wie der Veranstaltungsort eines internationalen SB-Kassen-Treffens. Sondern vor allem, weil es sich dabei um Sainsbury’s ersten „Microstore“ handelt: einen Laden, der noch kompakter sein will als alle, die der Konzern bislang betreibt. Und in dem es wirklich nur das Allernotwendigste für die Mittagspause zu kaufen gibt (Foto oben).

In dieser Hinsicht sind die Briten ausnahmsweise mal nicht schneller gewesen als ihre deutschen Handelskollegen. Schließlich hat Rewe den Pausensupermarkt schon vor fünf Jahren in der Kölner Fußgängerzone erfunden, praktischerweise zum Start dieses kleinen Blogs.

All die Jahre später gibt’s Rewe to Go an derselben Stelle immer noch. (Obwohl der Großteil seiner Nachfahren längst in Aral-Tankstellen wohnt.) Und selbst wenn sich von außen nicht allzu viel verändert haben scheint: Drinnen hat Rewe in der Zwischenzeit kräftig umgeräumt.

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Der Brötchenknast ist aus der hinteren Ladenecke nach vorne gerutscht und steht jetzt gegenüber der Kaffeeautomaten in der Mitte.

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An seinen Platz ist ein Tresen mit warmem Mittagstisch gerückt – die ursprüngliche Idee, dass sich Kunden gekühlte Fertiggerichte in der ladeneigenen Mikrowelle warmmachen, hat sich also definitiv nicht durchgesetzt. Wobei die mangelnde Appetitlichkeit dabei eher keine Rolle gespielt haben dürfte.

Zumindest ist auch das „Heiß durch die Woche“-Angebot ästhetisch eher im unteren Schnellkantinenbereich angesiedelt. (Was die Kundschaft aber bei meinem Besuch nicht davon abhielt, für das Schöpfessen Schlange zu stehen.)

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Anders gesagt: Könnten Sie auf Anhieb erraten, was da vor den Hähnchenkeulen im metallenen Warmhaltebottich versenkt wurde?

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(Die Auflösung ist: „Red Thai Curry“ vom Donnerstag.) Für den Kampfpreis von 3,80 Euro lässt sich freilich auch kein Top-Essen erwarten, erst recht nicht in dieser Lage.

Warmhaltenahrung kommt bei Sainybury’s Microstore erst gar nicht über den Kassentresen. In bester britischer Manier ist dafür das Angebot vorgepackter Sandwich-Kreationen riesig.

Brötchenknast kennen die Briten ohnehin keinen, das hat nicht mal die EU hingekriegt, aus der demnächst ausgetreten werden soll. In Holborn gibt’s frische Backwaren sofort am Ladeneingang, wie eh und je drapiert in geflochtenen Körben, damit jeder sich das schönste Croissant raussuchen kann. (Das ebenso wie beim Konkurrenten Tesco nunmehr ausschließlich unkrumm verkauft wird, um die Kunden nicht zu überfordern.)

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Im Gegensatz zum grasgrünen Pausenmarkt-Pendant in Köln macht der kleine Sainsbury’s in Holborn seinen Kunden außerdem eine klare Ansage: Lauf geradeaus! Der komplette Läden besteht bloß aus zwei Längsgängen, einem Quergang und den Kassen.

Bei denen hat Sainbury’s eindeutig die Nase vorn. Sechs schlanke Selbstbedienungskassen haben sich’s in der Fensterfront am Ladenende bequem gemacht, Bargeld wollen sie auch keins. Die Herrschaften sind schließlich „Card only tills“! Jeder deutsche Supermarkt zöge sich damit unweigerlich den Zorn der Kundschaft zu.

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Wer bei Sainsbury’s trotzdem lieber Münzen und Scheine loswerden will, wird von einem der drei Mitarbeiter an die Theke gerufen, wo auch Zigaretten verkauft werden, und kann sich dort fremdabkassieren lassen.

Die Kassenzahl sorgt in Stoßzeiten dafür, dass die Leute schnell wieder aus dem Laden rauskommen ohne Schlange zu stehen, und dass die Mehrzahl unbemannt bzw. unbefraut ist, hat den Vorteil, dass die Mitarbeiter sich darauf konzentrieren, die Regale nachzufüllen.

Wohingegen der Regal- und Tresenirrgarten des Rewe to Go eindeutig die Tendenz fördert, dass Kunden sich schneller gegenseitig kennenlernen, während sie sich im Weg herumstehen.

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Das liegt auch ein bisschen daran, dass vor die Futtertheke mit dem Warmhalteessen auch noch eine Stehtheke montiert wurde, an der die bezahlte Mittagskost prompt verzehrt werden darf – anders als zur Eröffnung, als Rewe to Go noch völlig stehplatzfrei war. Bei anderen Innenstadt-Läden wird inzwischen bei ausreichendem Platz und Sonnenschein draußen auch gerne mal ein Sitzgrüppchen aufgestellt (wie hier in Düsseldorf).

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Auf diesen Service verzichtet Sainbury’s mit seinem Microstore, der sich ohnehin viel eher als klassischer Mini-Supermarkt versteht – ebenso wie auf platzverschwendende Automaten für Kaffee, den es in Holborn ohnehin alle paar Meter in einem Costa, Starbucks, Eat oder Pret-a-Manger gibt.

Obwohl beide Läden also für ein und denselben Zweck gemacht sind und sich an dieselbe Zielgruppe richten – die eiligen Hungerhaber –, unterscheiden sie sich in vielen Punkten deutlich. Rewe bietet mitten in der Stadt mehr Service und ein warmes Essen zum Mitnehmen; Sainbury’s ermöglicht zackigeres Kassieren und hilft mit klaren Strukturen, langes Suchen zu vermeiden. Am Ende lässt sich so ein britischer Mittagsappetit aber halt doch nicht mit einem deutschen vergleichen.

Ist aber ja kein Grund, sich deswegen gleich die EU-Freundschaft zu kündigen.

Fotos: Supermarktblog

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8 Kommentare
  • Der Abstand zwischen Rewe To Go und erweiterten Bahnhofskiosken wie Yorma’s scheint mir überschaubar, da vermischen sich die Kategorien langsam. Sind die Preise im Mini-Rewe auch entsprechend gehoben oder auf Supdrmarktniveau?

    • Die Preise sind auf Bahnhofs-/Tankstellen-Niveau. Wer da im glauben reingeht, etwas zum Supermarktpreis zu erwerben, fühlt sich mindestens veralbert. Da kauf ich meine Cola lieber gleich am Automaten auf dem Bahnsteig ohne in diese nervigen Läden zu müssen. Gerade die neuen SSP-Franchise-Crossover in Form der „Spar Express“ mit „Backwerk“-Brötchenknast an den Bahnhöfen sind sehr ähnlich, aber irgendwie weniger chaotisch. Zumindest in meiner bisherigen Stichprobe. (Könnten noch um eine „Starbucks“-Theke mit integriertem „Nordsee“-Fischbrötchenverkauf erweitert werden. Aber das führt jetzt zu weit ab vom Thema.)

    • In Köln (Hbf und Hohe Str.) ist Rewe to Go, zumindest bei gekühlten Getränken, günstiger als Yorma’s; jedoch teurer als Rossmann Express. Wiederum deutlich günstiger (Gilden Kölsch 0,5 gekühlt für 69 Cent!) ist Rewe Richrath in der nur einige hundert Meter entfernten Opern Passage. Rewe City (140 Meter von Rewe to Go Hohe Str. entfernt) liegt preislich irgendwo zwischen Rewe to Go und Rewe Richrath.

  • Die Tesco-Meldung mit den Croissants ist wirklich top – allein dafür und das internationale SB-Kassen-Treffen hat sich der Artikel schon gelohnt! 🙂

  • In Berlin gibt es jetzt auch den ersten Rewe to Go außerhalb einer Aral-Tankstelle. Wilmersdorfer Straße 58 in der Nähe vom S-Bahnhof Charlottenburg. War aber noch drin. Wenn ich auf der Rewe to Go Seite mal auf die Karte schaue, läuft die Expansion langsam. Es sind nur circa 10 eigenständige Fillialen in ganz Deutschland bislang.

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