Ganze 2150 Taufen
in nur elf Monaten – als Discounterpastor käme man damit vermutlich ins Guinness-Buch der Schnarchrekorde. Penny möchte mit seiner Nachbarschaftskampagne aber noch viel lieber in den Herzen seiner Kunden landen (um von dort aus mit deren Haushaltsbudgets anzubandeln). Im Herbst des vergangenen Jahres rief die Kette deshalb die Kundschaft dazu auf, „ihren“ Penny per Namenszusatz persönlicher zu gestalten. (Hier das ganze Drama zum Nachlesen.)
Inzwischen haben „nahezu alle“ Läden ihre neuen Schilder bekommen. Und weil die Vorschlagsauswahl sorgsam begrenzt war, ist es auch keine große Überraschung, dass die meisten Pennys einfach so heißen wie der Ort, an dem sie sich befinden: Penny Schnarchstraße, Penny Schnarchplatz, Penny am Schnarch.
Ein paar schöne Ausnahmen: Bei mir in Berlin gibt’s einen „Penny Dreiländereck“ um die Ecke (weil der an der Grenze zwischen drei Stadtbezirken liegt), in Köln einen „Penny Kwartier Latäng“, in Wilhelmshaven einen „Penny Am Meer“, in Halle einen „Penny Frohe Zukunft“ (nach der örtlichen Wohnungsgenossenschaft) usw. (Weitere Ausnahmen hat Supermarktblog-Leser Johannes auf Facebook herausgesucht.)
Dass in den Läden jetzt auch Schwarze Bretter angebohrt werden, auf denen sich verlorene Schnuffeltücher annoncieren, Flötenunterrichtsstunden anbieten und gebrauchte Gehhilfen verkaufen lassen, ist ein netter Service (der außerhalb des Discounts längst selbstverständlich ist); dass Penny außerdem als „Viertelausweis“ getarnte Rabattkärtchen vollstempelt, womöglich etwas zuviel des Guten Gutgemeinten.
Mit vollen Händen kann die Kette das Geld für ihre Initiative freilich auch nicht aus der Kasse schleudern. Die Einladung der umworbenen Nachbarn zum Essen ist deshalb eher bescheiden ausgefallen, wie Supermarktblog-Leser Felix S. in einer Lübecker Filiale entdeckt hat:
Das auf einem Pappaufsteller zur Verkostung hindrapierte Eigenmarken-Mini-Buffet hinterlässt jedenfalls eher einen traurigen Eindruck, wenn vorher schon das halbe Viertel drüber hergefallen ist. Aber bedienen Sie sich ruhig bei den kostenlosen Servietten!
Danke an Felix S. für das Foto!
Nur 5 Jahre
hat Rewe für die Erkenntnis gebraucht, dass es keine schlechte Idee ist, Fertigessen im Laden unter dem eigenen wohlklingenden Namen anzubieten. Erst recht, wenn sich dafür einer anbietet, der schon über zahlreichen Mini-Supermärkten in Innenstädten, an Bahnhöfen und Tankstellen herumhängt. „Fertig ist das neue Frisch“, wirbt Rewe für seine neuen „Rewe to go“-Mitnehm-Snacks: Sandwiches, Müslis, Salate, Microwellen-Aufwärmmahlzeiten, das ganze Programm (das die Discountschwester Penny schon vorgemacht hat).
Und was das Zeug alles kann! „Gesund“ soll es sein, „lecker komponiert“ und „so schmecken wie selbstgemacht“. (Von kalorienarm hat keiner was gesagt, also wenden Sie Ihren Blick gefälligst ab von der Nährwerttabelle.)
In jedem Fall ist die Erweiterung des Sofortessen-Angebots ein Schritt in die richtige Richtung, auch wenn manche Artikel bloß neu verpackt wurden. Nur die Sache mit der Wiedererkennbarkeit üben wir nochmal.
Anstatt das Logo der Minimärkte auch für die Verpackungen der Snacks zu verwenden, hat sich Rewe nämlichein zweites ausgedacht: eine, ähm, weiße Niere mit rotem Rewe-Schriftzug und kleingeschriebenem „to go“ in dünner schwarzer Schrift … mit drei Punkten dahinter. Damit auch niemand glaubt, dass die auf Snacks spezialisierten Märkte und das gleichnamige Sofortfutter irgendwie zusammenpassen könnten.
Dabei ist das ursprüngliche „to go“-Logo mit dem grünen Smiley-Lachen unter dem „go“ doch hervorragend eingeschlagen! Zumindest im Ausland, wo es von der begeisterten Konkurrenz für die eigene Snack-Theke kopiert wird (zum Vergleichen draufklicken):
In Sachen Eigenmarken-Rätselhaftigkeit liegt aktuell allerdings Konkurrent Kaufland in Führung. Fast der komplette Discount hat sich in den vergangenen Monaten am Wettbewerb um den dämlichsten Namen für neu eingeführte Veggie-Produkte beworben. Lange sah es so aus, als läge Aldi Nord mit „Mein Veggie Tag“ knapp vor Lidl mit „My Best Veggie“ in Führung. Nun ist Kaufland aber mühelos an beiden vorbeigezogen. Mit der (nicht mehr ganz so) neuen Marke „K – take it veggie (cause you care)“.
Deren Produkte Sie, je nach Filiale, im Fertigtütensalat-Regal beim Obst und Gemüse oder bei den Fertignudeln in der Kühlung am anderen Ladenende finden. Viel Spaß beim Suchen!
Nach 8 Wochen
Schwarzweißwerben auf Plakatwänden und in Handzetteln ist inzwischen klar, wie wir Lidls große Vergleichskampagne zu deuten haben, in der ein Eigenmarkenprodukt gleichwertig neben dem klassischen Marken-Original abgebildet ist (siehe Supermarktblog). „Sie haben die Wahl“, steht drüber – und das ließ sich dergestalt missverstehen, dass Lidl seinen Kunden die Wahl lassen würde, welches der Produkte ihnen lieber sei.
In der Radiovariante ist die Ansage sehr viel deutlicher.
Jemand beißt beherzt in einen Keks und eine freundliche Herrenstimme verrät dazu: „Ein Leibniz-Butterkeks.“ Anschließend beißt jemand noch einmal beherzt in einen Keks und die Stimme sagt: „Ein Lidl-Butterkeks.“
„Du sagst, das hört sich gleich an? Wir sagen: Dann hör erstmal unsere Preise: 99 Cent für 200 Gramm Leibniz Butterkeks. Oder 99 Cent für die doppelte Menge Lidl Butterkeks. Beides bei Lidl. Mit 100 Prozent Zufriedenheitsgarantie. Sonst gibt’s das Geld zurück. Lidl lohnt sich.“
Auch andere Marken müssen sich den direkten Radio-Preisvergleich gefallen lassen. Aber Leibniz gehört zu denen, die Hauptkonkurrent Aldi im vergangenen Jahr neu in sein Sortiment aufgenommen hat. Sagen wir mal so: Lidl scheint das nicht so gut gefallen zu haben.
Fotos: Supermarktblog
Leibniz hat auf Facebook geantwortet und es entspann sich eine Disskusion der Markenaccounts dort.
http://www.drlima.net/2016/10/wenn-sich-leibniz-pick-up-und-lidl-auf-facebook-streiten/
Interessant. Diese Woche ist Pril dran.
wie das mit der zufriedenheitsgarantie funktioniert, wüsste ich ja gerne mal. kann man da die halb aufgegessene kekspackung zurück in jeden beliebigen lidl bringen und kriegt dann das geld zurück?
In einem dieser Verbrauchermagazinen wurde genau das thematisiert. Hier der Beitrag vom Hessischen Rundfunk:
http://www.hr-online.de/website/fernsehen/sendungen/mediaplayer.jsp?mkey=62239422&rubrik=43816
Unser Penny geht als kreativ durch, würde ich sagen: „Am Kreisel“.
Unser Penny heißt wie die Straße, in der unser Penny gar nicht steht. Aber sie ist bekannter als die Nebenstraße, in der der Penny tatsächlich steht.
Die Regalkopfregale mit der Aktionsware hat mein Penny wohl beim EInbau des Schwarzen Brettes (oder früher, bin dort nicht so oft) abmontiert und stellt stattdessen lieber einfache Pappaufsteller an die Köpfe der verlängerten. Dadurch sieht der Laden jetzt viel unordentlicher aus.. und hat jetzt wieder engere Gänge.
Der / das gut Penny ist offenbar auch ein wenig überfordert mit der Orientierung in der Nachbarschaft. Ist ja auch alles etwas viel, wenn man mit allen Nachbarn mal anstoßen will. Die an meine Wohnadresse adressierte Werbung mit der Rabattkarte für die Nachbarschaft hat mich sehr subtil darauf hingewiesen, dass ich vielleicht umziehen sollte. So deute ich es jedenfalls, dass meine Rabattkarte für eine Pennyfiliale in Berlin-Charlottenburg (Penny Leibnitzstraße) ausgestellt (und auch nur dort gültig) ist. Ich wohne aber in Schöneberg, Zwei Geh-Minuten von „Penny Schöneberg“ entfernt. Der Markt und wir, wir haben sogar die Postleitzahl gemeinsam, die Penny ja auch richtig auf die Werbung außen gedruckt hat. Nur die Rabattkarte, die war eben für eine völlig andere Postleitzahl ausgestellt.
Nun ja. Ich wohne ganz gerne in Schöneberg und werde die freundliche Aufforderung von Penny wohl ignorieren. So wird das aber nix mit der guten Nachbarschaft…
Zum Halenser Penny:
Der Name der Filiale bezieht sich auf den Stadtteil (für Berliner: Kiez), welcher sich auf den Strassennamen bezieht.
https://www.google.de/maps/place/Frohe+Zukunft+1,+06118+Halle+%28Saale%29/@51.5092532,11.9947477,17z/data=!3m1!4b1!4m5!3m4!1s0x47a664bec259a111:0x5cad3aea1c3c3df7!8m2!3d51.5092499!4d11.9969364
Der Strassenname wurde übrigens von einer Kohlengrube (um 1900) übernommen.
„Mein“ Penny (irgendwas kreatives mit „ZOB“ oder „Porschestraße“, glaube ich) wird vornehmlich von alljenen besucht, die zwischen Busbahnhof und Bahnhof auf dem Weg nach Hause mal eben Kleinigkeiten kaufen wollen – bin mal gespannt, ob man da demnächst auch mit „Nachbar‘ angeredet wird 😉
Aber die Gestaltung der Verpackungen von Take it veggie sehen schon gut aus. Fallen auf jeden Fall auf neben den ganzen anderen, schlecht gestalteten tk-pizzen von k.