„DB BahnhofsBox“: Die Bahn kooperiert für eigene Abholstationen mit Edeka, Sixt und Liefery

„DB BahnhofsBox“: Die Bahn kooperiert für eigene Abholstationen mit Edeka, Sixt und Liefery

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Berliner Bahn-Kunden können Lebensmittel, Mietwagenschlüssel und Pakete nächstes Jahr direkt am Bahnhof abholen. Dafür testet die Bahn eigene Abholboxen und macht geschlossenen Systemen wie der Packstation Konkurrenz.

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Weil das mit den beweglichen Dienstleistungen eine komplizierte Angelegenheit ist, versucht’s die Bahn künftig auch mal mit unbeweglichen – und leistet dabei ganz nebenbei noch Entwicklungshilfe für Online-Spätzünder Edeka.

Im Februar will die Bahn die erste „DB BahnhofsBox“ in Berlin aufstellen und ihren Kunden damit das Pendeln ein bisschen angenehmer machen. Die Station besteht aus zwei Teilen: einer Art Multifunktions-Schließfach, in dem Kunden zum Beispiel ihre schmutzige Wäsche bunkern können, um sie abholen zu lassen und am nächsten Tag frisch gewaschen wieder mitzunehmen. Außerdem lassen sich in den Fächern Autoschlüssel für Mietwagen deponieren. Dafür arbeitet die Bahn mit Partner-Unternehmen zusammen: Six, Hertz, dem Berliner Wäscheservice (und ZipJet-Wettbewerber) Jonny Fresh.

Öffnen können die Kunden die Fächer mit einem aufs Smartphone verschickten Code. Die Technik liefert das Start-up Easylocker, das die Bahn in ihrer Mindbox-Initiative gefördert hat. Den Pilotbetrieb wolle man nun gemeinsame durchführen, heißt es in Berlin.

Schnelleinkauf für Pendler

Der zweite Teil der BahnhofsBox besteht aus gekühlten Fächern und kommt von (für Blog-Leser) alten Bekannten: den Münchner Box-Pionieren Emmasbox, die mit ihren Draußenkühlschränken die Abholung online bestellter Lebensmitteln ermöglichen. Genau das soll künftig auch am Bahnhof passieren. Dafür hat die Bahn Edeka an Bord geholt, genauer gesagt: die Regionalgesellschaft Minden/Hannover, die einen Händler auswählt, der die BahnhofsBox beliefert. Bestellt wird über die Edeka-Website (die wiederum auf der internen Plattform „Olivia“ basiert).

„Wählt der Kunde eine Lieferung in die emmasbox, so wird direkt von der EDEKA Seite die Reservierung der Box und die Zusendung des Öffnungscodes an den Kunden veranlasst“,

erklärt die Bahn auf Supermarktblog-Anfrage. Die Boxen selbst schafft aber nicht Edeka an, sondern die Bahn selbst:

„Die DB erwirbt die emmasboxen und betreibt das Geschäftsmodell gemeinsam mit EDEKA.“

Das ist ein – sagen wir: interessanter Support für Edeka, das sich im Jahr 2016, während die Online-Konkurrenz außernherum immer größer wird, offensichtlich nicht auf eigene Kosten an eine derartige Initiative herangewagt hätte.

Bei der Präsentation Ende vergangener Woche hat sich Bahn-Chef Rüdiger Grube von Emmasbox-Gründer Michael Reichelt schon mal erklären lassen, wie er künftig seinen Wocheneinkauf abholt:

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Foto: Emmasbox / Rüdiger Weimer

Los geht’s mit der BahnhofsBox in drei Monaten „an hochfrequentierten Berliner Bahnhöfen“. Welche das sein werden, stehe noch nicht fest, erklärt die Bahn:

„Wir sind aktuell in Abstimmung mit unseren Partnern, um die geeigneten Bahnhöfe für den Start der Testphase im Februar 2017 auszuwählen. Hierbei berücksichtigen wir u.a. Zielgruppen der Partner, Reisendenströme, Kundenstruktur im Zielgebiet, Pendleranteil usw. Für die Testphase planen wir, an bis zu sieben Bahnhöfen in Berlin einen ca. sechsmonatigen Pilotbetrieb.“

Das bei der Bahn-Veranstaltung „Mobilität erleben“ am Berliner Ausprobierbahnhof Südkreuz vorgestellte Modell (siehe Tweet unten) sei die „kleinstmögliche Größe“. Je nachdem wie die Kunden die Box nutzen, könne man mit Erweiterungen reagieren. Es werde auch nicht an allen sieben Bahnhöfen die Doppel-Box aufgestellt, „sondern teilweise auch nur eine der beiden“ (gekühlt oder ungekühlt).

Wo genau die Bahn Platz dafür schafft, ist ebenfalls noch offen. Von „hellen, freundlichen Orten im Bahnhof (…), die der Kunde ohne große Umwege erreichen kann“, ist die Rede.

Das ist auch deswegen interessant, weil sich das Unternehmen so langsam ein kleines Ökosystem an Abholboxen zulegt. An zahlreichen Bahnhöfen in Deutschland hat DHL bereits seine Packstationen für Pakete aufgestellt; Amazon dürfte ebenfalls Interesse haben, mit seinen „Amazon Locker“ an Verkehrsknotenpunkte zu kommen (und dafür entsprechend zahlen).

Konkurrenz für die Packstation

Warum dann überhaupt ein eigenes System?

„Die Bahnhofsbox hat nicht zum Ziel, bestehende Angebote am Bahnhof zu verdrängen. Neu an der ungekühlten BahnhofsBox ist aber, dass – anders als bei vielen anderen Anbietern – im Prinzip jeder Dienstleister und Händler diese Box zur Annahme und Übergabe nutzen kann und darüber hinaus auch eine private Nutzung (z.B. Gepäckaufbewahrung) möglich ist. Das ist ein echter Zusatznutzen für den Reisenden und Bahnhofsbesucher.“

Im Klartext: Die Bahn will sich nicht allein auf die geschlossenen Systeme der großen Anbieter verlassen. Dass auch der Kurierservice Liefery zu den BahnhofsBox-Partnern gehört, spricht dafür, dass dessen Kooperationspartner Bestellungen ihrer Kunden künftig am selben Tag an den Bahnhof schnellzustellen können. Zalando wird’s freuen. (Und DHL käme damit weiter unter Druck.)

Ob es bereits Verhandlungen mit Amazon für „Locker“ an Bahnhöfen gibt, lässt die Bahn auf Anfrage unkommentiert, erklärt aber:

„Was die Vermietung angeht, so ist und bleibt die DB grundsätzlich offen für alle möglichen Konzepte und Partner.“


Mehr zum Thema Abholboxen steht regelmäßig im Supermarktblog.

Titelfoto: Emmasbox / Rüdiger Weimer

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