Was ist gelb, grau und ganz schön groß? Das neue Zuhause für Amazon Fresh in München

Was ist gelb, grau und ganz schön groß? Das neue Zuhause für Amazon Fresh in München

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Um seinen Lebensmittel-Lieferdienst „Fresh“ nach München zu bringen, lässt Amazon im Osten der Stadt eine riesige Halle mit Kühlung direkt an die Autobahn bauen.

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Manchmal beginnen Revolutionen ziemlich unspektakulär. Zum Beispiel mit dem

„Neubau einer Logistikhalle inkl. Kühlbereich mit Büro- und Sozialbereichen sowie Parkdecks. Errichtung eines Pumpen-/ Pförtnerhauses, einer Schallschutzwand sowie von VAN- und PKW-Stpl. inkl. Verkehrsflächen.“

So sieht es die Baugenehmigung mit dem Aktenzeichen 602-1.1-2015-24058-31 vor, auf deren Grundlage im Münchner Osten gerade ein Hallenkoloss entsteht, den der britische Immobilienkonzern SEGRO nur dann näher an die Auffahrt zur Autobahn 94 hätte rücken können, wenn er ihn direkt über die Fahrspuren gebaut hätte. SEGRO selbst erklärt laut „tz“ etwas konkreter, man baue die

„erste Multi-Level-Logistik-Immobilie mit mehr als 15.000 Quadratmetern Logistikflächen auf zwei Ebenen und externem Rampenzugang auch im Obergeschoss.“

Fresh + Paket = zufriedener Kunde?

Der designierte Mieter darf zwar noch nicht genannt werden, ist aber auch kein Geheimnis mehr: Aller Voraussicht zieht Amazon nach München-Daglfing – vermutlich nicht nur mit einem (weiteren) Paketlieferzentrum, sondern auch mit mit seinem Lebensmittel-Lieferdienst Fresh.

Die Außenverkleidung der Halle schimmert in hellem Grau mit Amazon-gelbem Rand. Auf Google Maps hat freundlicherweise auch schon jemand „SEGRO Amazon“ eingetragen. An Ort und Stelle weist allerdings noch nichts auf den künftigen Nutzer hin; deshalb fragt der freundliche Spediteur auch, wo er die Ware an eine gewisse Firma „Amazon“ hier mitten im Gewerbegebiet-Nichts anliefern soll.

Der Start von Amazon Fresh in Berlin wird nach mehreren Berichten bereits für die kommenden Wochen erwartet (siehe u.a. Exciting Commerce). Belieferungen erfolgen auch in der Hauptstadt bislang im Namen der Firma „Amazon AF Logistik München GmbH“.

Bis Amazon Fresh in München starten kann, dauert es wohl noch eine Weile. Die Halle steht zwar schon komplett (in der Frischluftschneise des vor wenigen Jahren neu ausgewiesenen Gewerbegebiets), auch das schwere Eisentor für die spätere Zufahrt ist schon verschraubt (siehe Bildergalerie oben).

Die Arbeiten an der Außenanlage sind aber noch in vollem Gange. Bei einem Spaziergang entlang der öffentlichen Grünfläche des daneben liegenden Hüllgrabens lassen sich dennoch ganz gut die 14 Ladetore an der Hallenfront erkennen.

Neben der Baustelle parken die Fahrzeuge der Kühltechnikspezialisten, die dafür sorgen müssen, dass Lebensmittel künftig tatsächlich „Fresh“ aus dem Amazon-Lager kommen. Und demnächst dürfte die beim Kommissionieranlagen-Spezialisten georderte Fördertechnik eingebaut werden.

An der Hallenseite befindet sich außerdem ein Ladetor im Obergeschoss.

Zweigeschossige Logistikimmobilien sind in Deutschland bislang eher selten; interessant wird, inwieweit Amazon das Innenleben seines Verteilzentrums automatisiert, um es von vornherein möglichst effektiv zu nutzen.

Auch die erwartete Kombination von des Lebensmittel-Lieferdiensts mit dem klassischen Amazon-Paketgeschäft dürfte entscheidend sein: Der Konzern wird seinen Kunden höchstwahrscheinlich nicht nur den Wocheneinkauf an die Haustür bringen, sondern auf Wunsch auch gleich das neue Smartphone, das bestellte Buch oder einen Amazon Fire Stick dazu – am besten alles in einem Rutsch. Das heißt auch: aus derselben Halle.

Damit würde der US-Konzern nicht nur etablierten Lebensmittelhändlern Kopfschmerzen bereiten, sondern zunehmend auch den Paketdiensten, denen Amazon Teile ihres Geschäfts streitig macht.

Die Geheimniskrämerei um Amazon Fresh neigt sich also langsam dem Ende – außer bei Amazon natürlich. Deshalb: psssst, nix verraten.


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Fotos: Supermarktblog

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3 Kommentare
  • Und mich klärt jetzt bitte mal jemand über die Unterschiede zwischen Amazon Now und Amazon Fresh auf. Bislang gibt es in München und Berlin ja nur Prime Now. Lebensmittel wie z. B. Tiefkühlpizza werden von Kurieren geliefert in einer Tasche mit Trockeneis.

    Amazon Fresh bedeutet also noch größeres Sortiment? Ausweitung des Liefergebietes? Und eigene Fahrzeuge mit Kühl- bzw. Tiefkühlmöglichkeit wie sie z. B. der Lieferservice von Rewe oder Kaufland schon heute hat? So dass die Gefahr von angetauten Waren für Bewohner in den äußersten Rändern des Liefergebietes wegfällt?

    • Wozu Fragen stellen, die sich mit etwas Nachdenken selbst beantworten lassen bzw. die du dir bereits selbst beantwortet hast – die bis zum offiziellen Start aber auch niemand mit Sicherheit beantworten kann.

      Amazon Fresh ist einfach ein Online-Supermarkt, der an die Haustüre liefert. Und so, wie beim Großflächensupermarkt wie Real oder Kaufland eben auch reichlich Nonfood angeboten wird, so dürfte auch hier Nonfood aus dem Bereich der Wochenangebote und Schnelldreher mit ausgeliefert werden. Im Grunde ist das Konzept einfach ein Großflächensupermarkt mit Kurier, der die Tüten (und ggf. Frischewaren im Kühlboxen) an die Wohnungstür bringt und dem Kunden die Besorgungsfahrt abnimmt. Wer als Pendler um 7 Uhr das Haus verlässt und erst 11-12 Stunden später wieder zuhause ist, der wird diese Zeitersparnis bzw. „gesparte Freizeit“ auch entsprechend zu vergüten wissen bzw. auch vergüten müssen.

      Wer um 19 Uhr von der Arbeit kommt, der will nicht „in einem Zeitfenster von 19 bis 22 Uhr“ die Waren bekommen und dann vielleicht kurz nach 22 Uhr erst mit dem Zubereiten des Abendessens beginnen, sondern die Zeitfenster müssen in Halbstunden-Schritten unterteilt werden (zB Lieferung zwischen 19:00 und 19:30) und zwingend zuverlässig eingehalten werden, damit der Kunde damit nicht mehr Ärger als Nutzen hat und zum Stammkunde wird. Das hat seinen Preis. So billig, wie man das von Amazon aus dem Versandsortiment gewohnt ist, wird es im Vergleich mit dem stationären Einzelhandel also nicht sein können.

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