SuperBioMarkt fragt seine Kunden: Haben Sie heute schon ein Frühstücks-Ei crowdgefundet?

SuperBioMarkt fragt seine Kunden: Haben Sie heute schon ein Frühstücks-Ei crowdgefundet?

Inhalt:

Weil sie zu wenig Fleisch ansetzen, sind männliche Küken für Tierhalter bislang wirtschaftlich nicht rentabel. SuperBioMarkt bietet seinen Kunden an, diesen Nachteil auszugleichen.

Partner:

Weil sich ihre Aufzucht derzeit wirtschaftlich nicht rentiert, werden laut Verbraucherzentrale in Deutschland jährlich 50 Millionen männliche Küken in Brütereien nach der Geburt „entsorgt“, das heißt: vergast oder geschreddert. Seit einiger Zeit gibt es Möglichkeiten, das zu ändern. Die 2012 von Bio-Großhändlern gegründete „Bruderhahn-Initiative“ sorgt dafür, dass auch männliche Küken aufgezogen werden. Die Preise der „Bruderhahn“-Eier sind im Laden deshalb etwas höher.

Zahlreiche Bioketten haben nach diesem Vorbild eigene Kooperationen gestartet. Bei Alnatura heißt sie „Bruderküken“, bei Basic „Bruderherz“, bei denn’s und Edeka gibt es „haehnlein“-Eier zu kaufen, Rewe und Penny haben „Spitz und Bube“ bzw. „Herzbube“ (für konventionelle Eier aus Freilandhaltung) im Angebot.

Geht das auch regional?

Die in Münster beheimatete Regionalkette SuperBioMarkt (siehe Supermarktblog) bietet seit Februar ebenfalls Eier an, mit deren Kauf die Aufzucht männlicher Küken unterstützt wird. Und das wäre an sich schon fast nichts Besonderes mehr, wenn SuperBioMarkt nicht großen Wert darauf legen würde, ausschließlich Eier von regionalen Erzeugern zu verkaufen.

„Wir wissen genau, welcher Hof das Ei produziert und kennen auch die Umstände. Das hat sich bei unseren Kunden bewährt und uns darin bestärkt, dieses Konzept weiterzuverfolgen“,

sagt Frank Voßkühler, Fachbereichsleiter im Vertrieb des Münsteraner Unternehmens.

Das heißt aber zugleich, dass es aus Sicht von SuperBioMarkt tabu war, Bruderhahn-Eier aus dem Großhandel zu beziehen, weil die im Zweifel nicht mehr aus der Region kommen und den regionalen Partnern, an die sich die Kunden gewöhnt haben, Konkurrenz machen würden.

Den Partnerhöfen von heute auf morgen die Aufzucht der Hähne vorzuschreiben, ging auch nicht: Weil sie sich damit einem nur schwer kalkulierbaren finanziellen Risiko aussetzen würden. Voßkühler erklärt das Problem:

„Die männlichen Tiere setzen generell weniger Fleisch an, sie brauchen dafür mehr Zeit und deshalb mehr Futter. Das macht die Aufzucht derzeit wirtschaftlich unrentabel und die Hähne im Vergleich zu Rassen, die direkt auf Fleischleistung gezüchtet werden, teurer.“

Deshalb hat SuperBioMarkt Leute gefragt, mit denen sich die Kette ganz gut versteht, ob sie Lust haben, dieses Risiko zu übernehmen: die eigenen Kunden.

Das 4-Cent-Crowdfunding

„Eierpreise kennen die meisten Kunden auswendig“, sagt Voßkühler. „Aufgrund unseres Regionalkonzeptes und der hohen Transparenz können und wollen wir bewusst nicht so günstige Eier anbieten, wie unsere Mitbewerber.“ Deshalb sei es schwierig, die Preise noch einmal zusätzlich anzuheben. Es sei denn, man fragt vorher.

Jedes „Bruder-Ei“ kostet im Markt 4 Cent mehr als dasselbe Ei vom selben Hof. Die Qualität ist dieselbe, aber die Verpackung ist eine andere und deutlich mit dem „Bruder-Ei“-Logo gekennzeichnet.

Mit dem Kauf signalisiert der Kunde, dass er bereit ist, die Initiative zu unterstützen. SuperBioMarkt verspricht, die Mehreinnahmen direkt für die Aufzucht der männlichen Küken zu verwenden. (Auf Hof Rosenthal im Bergischen Land.)

Die Kunden werden also gebeten, in Vorleistung zu gehen. Nur, dass es bei diesem 4-Cent-Crowdfunding nicht um die Produktion eines neues Technikspielzeug oder eines Kinofilms geht. Sondern darum, ein (dauerhaft) besseres Frühstücks-Ei zu finanzieren – eins, das nicht nur aus der Region kommt, sondern auch hilft, „Eintagsküken“ zu vermeiden.

Voßkühler geht davon aus, dass sich die Aufzucht zunächst auf einen von acht SuperBioMarkt-Partnerhöfen beschränken werde. „Ich schätze, dass wir zum Ende des Sommers den ersten Auftrag zur Aufstellung erteilen können.“

Der Kreislauf

Die Hähne werden freilich nicht großgezogen, um im Alter von fünf Jahren glücklich an Altersschwäche zu sterben. „Rund wird die Sache dann, wenn wir es schaffen, auch das Fleisch der aufgezogenen Tiere zu verkaufen“, sagt Voßkühler.

„Dafür müssen wir aber eine gewisse Größenordnung erreichen, weil sich sonst keine Schlachterei findet, die das zu marktgerechten Preisen umsetzen kann.“

Das Fleisch soll schließlich im Laden verkauft werden; am besten natürlich mit eigenem Label, um für die Kunden sichtbar zu sein. (Wenn das funktioniert, braucht es langfristig womöglich nicht einmal mehr die Subventionierung.) Als erstes wird es vermutlich ein Hühnerfrikassee zu kaufen geben.

Mehr als jedes vierte verkaufte Ei bei SuperBioMarkt sei inzwischen ein Bruder-Ei, erklärt die Kette. Seit Februar wurden etwa 66.000 Bruder-Eier verkauft. Voßkühler sagt:

„Bislang ist die Tendenz, dass die Kunden bereit sind, das Konzept mitzutragen – deutlich stärker sogar als wir kalkuliert haben. Wie nachhaltig das sein wird, wissen wir in den kommenden Monaten.“

Fotos: SuperBioMarkt"

Kommentieren

Datenschutzhinweis: Mit der Nutzung dieses Formulars erklären Sie sich mit der Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten durch diese Website einverstanden. Eine Freischaltung erfolgt nur unter Angabe einer validen E-Mail-Adresse (die nicht veröffentlicht wird). Mehr Informationen.

2 Kommentare
Blog-Unterstützer:innen können sich über Steady einloggen, um Support-Hinweise und Werbung im Text auszublenden:

Archiv