Aldi Süd stellt Amazon Locker in Augsburg und München auf, Abholboxen-Start auch im Ruhrgebiet

Aldi Süd stellt Amazon Locker in Augsburg und München auf, Abholboxen-Start auch im Ruhrgebiet

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Außer Edeka in Berlin macht auch Aldi Süd gemeinsame Sache mit Amazon: In Augsburg stehen die Abholstationen auf Parkplätzen des Discounters. München soll folgen.

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Keine Angst, eine Umbenennung dieser kleinen Publikation in „Amazonblog“ ist nicht geplant.

Dass hier trotzdem gerade ziemlich viel über Amazon erscheint, liegt daran, dass sich das Unternehmen für einen ehemaligen Online-Buchhändler mit ziemlich hohem Tempo in Branchen einmischt, die bislang weitgehend verschont geblieben sind. Spätestens seit dem Start von Amazon Fresh in Berlin und Potsdam betrifft das auch den Lebensmittelhandel. Das Netz der eigenen Abholstationen für Online-Bestellungen, welches Amazon seit einem Dreivierteljahr zügig ausbaut (siehe Amazonblo … – ähm: Supermarktblog), ist jedoch ähnlich interessant.

Nach der Eröffnung des dritten deutschen Amazon-Paketverteilzentrums in Bochum können inzwischen auch Kunden im Ruhrgebiet die Packstation-Alternative nutzen.

Dafür arbeitet Amazon (zunächst) wieder mit Shell zusammen. In diversen Städten stehen die Boxen bereits an den Tankstellen: „Tasman“ in Witten, „Astrid“, „Nana“, Kipper“ und „Christopher“ in Dortmund, „Christophe“ und „Anika“ im Essener Norden, „Andy“ in Mülheim an der Ruhr (höchstwahrscheinlich sind das nicht alle).

Bei Amazon bestellen, vor Aldi abholen

Wie berichtet, hat Amazon außerdem in Berlin die Supermarktkette Edeka als Partner gewonnen, um Abholboxen auf deren Parkplätzen aufzustellen, teilweise direkt neben der Packstation von DHL. Laut Edeka handelt es sich dabei vorerst um einen Test an bislang vier Standorten.

Einen zweiten Test gibt es (mindestens seit März) im Süden Deutschlands, genauer gesagt: in Augsburg. Dort stehen die Locker – „Jantine“, „Hennie“, „Heleen“ und „Jantje“ – allerdings auf Parkplätzen von Aldi-Süd-Filialen, wie Supermarktblog-Leser Christian K. entdeckt hat (drei in Augsburg, einer in Gersthofen; an Shell-Stationen stehen ebenfalls Boxen).

So sieht das in Augsburg-Oberhausen aus:


Foto: Christian K.

Augsburg ist eine interessante Wahl. Seit der Einweihung seines ersten Paketverteilzentrums in Olching bei München stellt Amazon Pakete in die benachbarte bayerische Landeshauptstadt selbst zu. Olching verfügt aber auch über eine Autobahnanbindung nach Augsburg. In der Nähe ist außerdem eines der großen Amazon-Logistikzentren in Graben.

Auf Supermarktblog-Anfrage bestätigt Aldi Süd die Kooperation mit Amazon. Unternehmenssprecher Tobias Neuhaus erklärt weiter:

„Darüber hinaus beabsichtigen wir, in nächster Zeit weitere Locker in und um München zu installieren. Es ist nicht ausgeschlossen, dass darüber hinaus weitere Standorte hinzukommen. Ob und wie viele Amazon Locker auf dem Filialgebiet von ALDI SÜD künftig zu finden sein werden, können wir Ihnen zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen.“

Dass Amazon gleich bei zwei der fünf größten Lebensmittelhändler in Deutschland einen Fuß in die Tür kriegt, ist beachtlich.

Oder klar wie Kloßbrühe, wenn man Stephan Tromp glaubt, dem stellvertretenden Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands HDE, dort u.a. für Digitalisierung zuständig. Tromp twitterte vor kurzem:

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Der Mann hat Recht. Jedenfalls wenn man als Händler vor allem darauf spekuliert, (zusätzliche) Kunden anzulocken, die nicht nur ihr Paket abholen, sondern auch gleich zum Einkaufen dableiben.

Naiv ist jedoch, wie Edeka zu glauben, man könne sich einen Wettbewerber wie Amazon auf dem Parkplatz und gleichzeitig vom Hals halten, indem man ihn verpflichtet, keine Lebensmittel in die Locker zuzustellen. Fresh-Wocheneinkäufe hätte Amazon auf absehbare Zeit wohl ohnehin kaum in seinen Abholboxen deponieren können. (Schon weil denen die Kühlung fehlt.)

Wachsendes Eigenmarken-Geschäft

Aber natürlich ist Amazon bereits jetzt direkter Konkurrent für Supermärkte und Discounter und spricht (wie bereits erklärt) vor allem Vorratskäufer an. Gar nicht nur die klassischer Lebensmittel.

Wer sich die günstigen Amazon-Basics-Batterien in den Locker bestellt, braucht sie nicht mehr im E-Center daneben zu kaufen; und preissensible Discount-Kunden werden sich im Zweifel sehr genau darüber informieren, welchen Teil ihres Nonfood-Begehrs sich in den grauen Schrank neben dem Markt auslagern lässt. Vor allem, wenn Amazon sein wachsendes Eigenmarken-Geschäft irgendwann auch für deutsche Kunden ausbauen wird.

Dazu kommt, dass Amazon das mit der Frequenz ganz genauso sieht wie der klassische Handel:

„Wir versuchen Infrastrukturen zu bauen, die es uns ermöglichen, unsere Kunden weltweit noch besser zufrieden zu stellen, damit sie regelmäßig zu uns auf die Plattform zurückkommen“,

sagte Jens Uwe Intat, Vice President Hardlines bei Amazon EU, vergangenes Jahr beim ECR Tag 2016 in Berlin. Die Kalkulation dahinter ist: Wer regelmäßig zu Amazon zurückkehrt, wird vielleicht irgendwann Prime-Mitglied und kauft seltener anderswo. Amazons Lebensmittel-Lieferdienst Fresh ist ein wesentliches Element, um die Kundenfrequenz noch weiter zu steigern. Weil Käse, Brot und Getränke jede Woche aufs Neue benötigt werden.

Anders formuliert: Amazon arbeitet daran, in allen Lebensbereichen zur zentralen Einkaufsplattform für seine wachsende Zahl an Stammkunden zu werden. Edeka und Aldi helfen indirekt, aber deswegen nicht weniger tatkräftig dabei mit.

Vielen Dank an Christian K. für den Hinweis und die Fotos!"


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5 Kommentare
  • Augsburg ist ein Pilotgebiet für den Handel, aus irgend einem Grund gelten die dortigen Endverbraucher als besonders kritisch, nach dem Motto „Wer es dort schafft, der schafft es bundesweit“. Aldi hat auch Einrichtungen wie z. B. den Backwarenautomat dort zuerst ausprobiert. Daher wundert mich nicht, dass ausgerechnet dort – nicht in Köln oder Hamburg – nun dort auch Aldi in diesen Bereich einsteigt. Aber es ist und bleibt ein Pilotgebiet. Ich denke, Aldi wird sich sehr genau anschauen, ob deine Befürchtungen bzgl. solch einer Kooperation sich bewahrheiten und es ist noch lange nicht ausgemacht, dass das auch bundesweit ausgerollt wird.

  • So ein Zufall. Ich wollte gerade nach einem alten Aldi-Thema suchen, um eine Frage zu fragen, die vielleicht auch eine Erklärung für diese Kooperation mit Amazon ist:
    Wieso haben die beiden Aldis eigentlich im Gegensatz zu Lidl keinen Online-Shop?

    Ab und zu mache ich mir mal die Mühe, bei besonders interessanten Aktionsartikeln, die es in meinem Aldi-Gebiet vorhersehbar nicht geben wird, in das gegnerische Verkaufsgebiet zu gondeln. (Auch weil’s immer mal ein schöner Ausflug ist.) Aber die Online-Bestellung und Lieferung dieser Sachen wäre schon irgendwie bequemer.

  • Ich war heute bei Aldi Süd in Weßling und dort hat man eine Parkbucht dem grauen Amazon Locker geopfert. Ist aber noch nicht in Betrieb und abgesperrt.

  • Habe heute erstmalig eine Abholstation in Düsseldorf gesehen: Tielo. Ist entweder relativ neu oder mir einfach nur nie aufgefallen. Diese mausgraue Lackierung macht die Box aber auch nahezu unsichtbar.

  • Jetzt ist das Rhein-Main-Gebiet dran: Im Frankfurter Vorort Bad Vilbel steht jetzt „Floyd“ auf dem Aldi-Parkplatz (ich finde die Locker aber noch nicht bei den Abholstationen). Außerdem wurde heute in Hofheim am Taunus ein Päckchen mit Amazon Logistics zugestellt.

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