So reagieren Kaufland, Rewe, Real und Edeka auf Amazon Fresh

So reagieren Kaufland, Rewe, Real und Edeka auf Amazon Fresh

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Vor zweieinhalb Wochen hat Amazon seinen Lebensmittel-Lieferdienst Fresh in Berlin gestartet. Die zahlreich vorhandene Konkurrenz hält mit Werbeaktionen dagegen und verteilt kleine Geschenke.

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Vor zweieinhalb Wochen hat Amazon seinen Lebensmittel-Lieferdienst Fresh in Berlin und Potsdam gestartet. Das bislang immer noch löchrige Liefergebiet wird derzeit stetig um neuen Postleitzahlenbereiche ergänzt. Derweil legt sich die in der Hauptstadt zahlreich vorhandene Bringdienstkonkurrenz ins Zeug, den Kunden Alternativen zu empfehlen: sich selbst natürlich.


Rewe: Kleine Lieferkostengeschenke erhalten die Freundschaft

„Als Kunde sind Sie wie ein guter Freund für uns: Wir halten Ihnen den Rücken frei. Zum Beispiel durch die Lieferung in jedes Stockwerk zum gewünschten Termin“,

schleimt sich Rewes Lieferservice per E-Mail bei Kunden ein, die schon länger nicht mehr bestellt haben und kommt gleich zur Sache: „Lassen Sie sich wieder vom REWE Lieferservice unterstützen und bestellen Sie am besten gleich jetzt: Damit sichern Sie sich eine kostenlose Lieferung.“ Kleine Lieferkostengeschenke erhalten eben die Freundschaft. Vor allem, wenn die auch anderweitig umworben wird. (Fresh ist einen ganzen Monat kostenlos – aber nur für Prime-Mitglieder.)

Rewe Lieferservice liefert außerdem eines der Motive für die aktuelle Plakatkampagne (Foto oben), in der ein sehr eindringlich schauender Kurier mühelos den Bestelleinkauf schultert. Aber vermutlich nur bis durch die Sprechanlage der Hinweis „Hinterhaus, Dachgeschoss, Fahrstuhl ist leider kaputt“ erfolgt.

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Kaufland: „Mehr Flexibilität beim Einkaufen“

Nach dem Start im Oktober des vergangenen Jahres muss Kaufland die Kunden seines Bringdiensts erstmals gegen einen neuen Konkurrenten verteidigen. Und versucht das mit Verbesserungen der Online-Funktionalitäten:

„Passiert es Ihnen manchmal, dass Sie bei Ihrer Bestellung etwas vergessen haben? Das ist ab sofort kein Problem mehr! Sie können Ihre Bestellung bis 24 Stunden vor Auslieferung noch verändern. So haben Sie noch mehr Flexibilität beim Einkaufen“,

teilte Kaufland seinen Kunden in der vergangenen Woche mit – und bietet damit eine Annehmlichkeit, die für Amazon Fresh (und andere Wettbewerber) vom Start weg ganz selbstverständlich war (siehe Supermarktblog).

Ein neues Werbefeuerwerk wie in den ersten Wochen scheint man sich aber vorerst zu sparen. Damals hatte der Großflächendiscounter ganze Häuserwände mit seinem Werbemotiv ansprayen lassen, um Kunden zu gewinnen.


Real: Holen Sie’s halt selber ab

Kurz vor dem Start von Amazon Fresh hat Real seinen Lieferservice in Berlin eingestellt und die bisherigen Kunden aus dem Newsletterversand rausgeworfen. Wer weiterhin informiert werden wolle, solle sich bitteschön neu beim Real-Newsletter anmelden, ließ die Metro-Tochter wissen. Lebensmittel können weiterhin im Internet eingekauft werden, müssen aber von Kunden selbst im Real-Markt abgeholt werden. Das ist ein schönes Angebot, aber halt für eine andere Zielgruppe.

Was mit dem Bringdienst passiert?

„Unser Lieferservice wird aktuell optimiert und ist bald wieder für Sie da“,

heißt es lapidar auf der Website. „Wechseln Sie doch der Einfachheit wegen zur Konkurrenz“, könnte da aber auch stehen.


Bringmeister: Freibier! Für ALLE!

Edeka ist ganz aufgeregt! Nach der Übernahme der Bringmeister von Kaiser’s Tengelmann hat Deutschlands größter Lebensmittelhändler zum ersten Mal einen stadtweit funktionierenden Lieferservice und kann all das ausprobieren, dem man sich zuvor über Jahre hinweg erfolgreich verweigert hat. Edeka-Eigenmarken wurden ins Sortiment genommen, und seit dieser Woche erscheint unter dem Bringmeister-Logo der Zusatz „Partner von Edeka“.

Seit kurzem ist der Lieferdienst außerdem ungewöhnlich spendabel, um Bestellungen anzuschieben: Aktuell bekommen Kunden eine Grillzange zum Einkauf dazu geschenkt. In der Woche vor dem Fresh-Start meldete Bringmeister im Brüllton:

„Freibier für ALLE!“

Nun ist’s natürlich überaus nice, Fünf-Liter-Bierfässer zu verschenken, sofern der Wocheneinkauf 100 Euro übersteigt. Vielleicht muss man das aber auch als Signal werten, dass Edeka sich derzeit ziemlich anstrengen muss, mit Bringmeister nicht unter die Räder der Konkurrenz zu kommen. Zumal auch die Kommunikation nicht besonders filigran ausfällt. In (eigentlich ziemlich spießigen) Radiospots und auf der Website erklärt der Dienst:

„Wir besorgen’s ganz Berlin“

Was vermutlich als Anspielung darauf gedacht ist, dass Amazon Fresh bislang nur bestimmte Postleitzahlengebiete versorgt. Aber halt zugleich ziemlich merkwürdig, wenn der freundliche Lebensmittelhändler mit Familienzielgruppe plötzlich mit einer Derbheit wirbt, die man vielleicht eher aus dem Erotik-Gewerbe erwarten würde.


Die beste Werbung für die Dienste dürften aber ohnehin die durch die Stadt rollenden und in Wohngebieten kurzzeitparkenden Lieferfahrzeuge sein, so schön bunt, wie die meisten davon beklebt sind. Amazon Fresh ist diesbezüglich dank seinen Auslieferpartners DHL auf Berliner Straßen bislang – unsichtbar.

Fotos: Supermarktblog, Screenshots: Kaufland, Real, Bringmeister"

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3 Kommentare
  • Der Informationsfluß von Amazon könnte übrigens auch besser sein. Ohne Supermarktblog hätte ich nie erfahren, dass es hier in der Nachbarschaft jetzt auch Amazon Locker gibt oder dass meine PLZ jetzt auch von Amazon Fresh beliefert wird (zum Start war sie nicht dabei).

    Der Getnow-Lieferservice (nur in Berlin und München verfügbar) wird übrigens überall regelmäßig unterschlagen. Die Produkte stammen aus der Metro, geliefert wird per DHL.

    Die schnellste Lieferung ist 90 Minuten ab Bestellung, sie kostet 4,99 Euro, ab 60 Euro entfallen die Lieferkosten. Ich weiß nicht, ob schon auf Amazon Fresh reagiert wurde oder noch wird.

    Homepage unter: http://www.getnow.de

    Allen Lieferdiensten ist übrigens gemeinsam, dass sie regelmäßig mit Coupons/ Gutscheinen/ Rabatten um sich werfen, oft mit höheren Werten für Neukunden als für Bestandskunden. Und ein Lieferdienst hat ja schon länger aufgehört: Shopwings, ein Startup der Rocket Internet. Gab hier nie einen Bericht drüber, unter https://www.supermarktblog.com/2015/06/16/lager-oder-laden-wo-kommen-eigentlich-die-kleinen-online-lebensmittel-her/ wird in einem Kommentar die Funktionsweise beschrieben.

    • Amis haben einen guten Fortschritt, zB nur in Berlin:
      Anfang Mai: 98 PLZ
      Nach vier Wochen (Ende Mai): 156 PLZ.

      Es bleiben noch 26 PLZ, hauptsächlich ist nur einziges Gebiet (Lichterfelde – Lankwitz) ohne Bedienung.
      I vermute, dass spätestens in paar Wochen jeder Berliner und Potsdamer was bei Amis bestellen darf. Dann macht die sprechfaule Amazon-Obrigkeit die formale Veröffentlichung.

      Und was passiert dann?
      1) DC in München ist noch nicht fertig. Es wäre kurios ab jetzt die Zuschaltung zu beginnen;
      2) DC in Hamburg ist so gut wie fertig; die bombastisch ankündigte «8. Generation» darf nur ein bisserl mehr die Lagerbearbeitung zu optimieren, die hochgespannte Erwartungen sind doch auszuschließen;
      2) Aktuell zeigt der Berlin, wie Amazon jede Großstadt zuschalten kann, dazu brauchen die Herren max. 1 Monat.

      Meine Meinung ist, dass Amazon
      – nach Berlin (schon jetzt) seine Prozesse nochmals verifiziert bzw. justiert;
      – wird im Sommer die andere Gebiete herum Dutzend bestehenden DCs zuschalten;
      – schaltet im Herbst die restliche Gebiete, auch München und Hamburg.

      Zum Thema Getnow.de: dieses/ähnliches Geschäft ist keine große Nummer, DHL hat auch keinen Exklusivvertrag mit Amazon. Also, Amazon konnte solche Firmen ohne weiteres links liegenlassen.

  • Mit „Besorg’s Dir doch einfach“ hat doch auch real vor ca. 15 Jahren mal geworben, und danach durfte die Geschäftsleitung gehen (wobei der damalige Hackfleischskandal auch mithalf…)
    Schlechter Geschmack ist halt zeitlos!

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