Konkurrenz für Hello Fresh: Lidl bringt „Unsere Kochtüte“ von Kochzauber ins Kühlregal

Konkurrenz für Hello Fresh: Lidl bringt „Unsere Kochtüte“ von Kochzauber ins Kühlregal

"Unsere Kochtüte" war Prototyp der Lidl-Rezeptkits.
Inhalt:

In Zusammenarbeit mit dem übernommenen Start-up Kochzauber testet Lidl in Berliner Filialen den Verkauf von Rezeptboxen – und tritt bei „Unsere Kochtüte“ sogar selbst als Absender in Erscheinung.

Partner:

Kunden mit akuter Koch- und Zubereitungsallergie haben es im Supermarkt oft nicht einfach. Schon die Passage durch die Obst- und Gemüseabteilung gleicht einem Spießrutenlauf: vorbei an Auslagen voller Produkte, die nach dem Einkauf gewaschen, geschält, womöglich entkernt und geschnitten werden wollen – ein Horror! Hinter Fleisch- und Fischtheken warten Bedienkräfte geradezu darauf, unrealistische Portionierinstruktionen entgegen zu nehmen, um den ungeschulten Lebensmittelverwender mit vorwurfsvollem Blick zu enttarnen. Vielen bleibt bloß der rettende Sprung in die Kühlabteilung, wo Fertiggerichte Linderung versprechen, indem sie den Vorbereitungsprozess in der heimischen Küche aufs Abreißen von Schutzfolien reduzieren. Den Rest erledigt die Mikrowelle.

Weil Folienaufreißen auf Dauer aber auch keine Lösung ist, kommt Lidl den Kochallergikern jetzt ein Stück weit entgegen. Und nimmt sie bei der Zubereitung ihres Abendessens an die Hand.

In 20 Berliner Filialen testet der Discounter seit diesem Monat den Verkauf von Kochboxen, die sämtliche Zutaten für ein Abendessen enthalten, das Schritt für Schritt nach dem beiliegenden Rezept gekocht werden kann. Bloß dass die Kochbox keine Box ist – sondern eine Tüte: „Unsere Kochtüte“.

Drin stecken die grundlegenden Zutaten für ein (auf der Packung abgebildetes) Essen für zwei, eine Variante mit Fleisch, eine zweite vegetarisch. Die Rezepte wechseln wöchentlich. Auf Supermarktblog-Anfrage erklärt Lidl:

„Das ermöglicht unseren Kunden, zu Hause schnell und einfach selbst zu kochen. Da jede Tüte die Zutaten für genau zwei Portionen enthält, fallen im Haushalt weniger Küchenabfälle an.“

In dieser Woche gibt’s „Schweinefiletmedaillons mit Süßkartoffel-Karotten-Püree und saurer Sahne“ und „Käsespätzle mit geschmalzten Zwiebeln und fruchtigem Salat“.

Vorne auf der Tüte steht gut sichtbar die benötigte Zubereitungszeit („Für 2 / 30 Min.“), hintendrauf die Kalorienangabe sowie eine sehr ausführliche Zutatenliste inklusive vorbildlicher Herkunftskennzeichnung.

Plakate im Eingangsbereich der Filialen weisen unübersehbar auf die Sortimentserweiterung hin („Jetzt NEU im Kühlregal“). Darunter steht – genau wie auf der Kochtüte – der Absender des Angebots:

„ein Service von Kochzauber“

Im November 2015 hatte Lidl das Berliner Kochboxen-Start-up überraschend vor der Insolvenz bewahrt und weiter betrieben, im Vergleich mit dem Hauptkonkurrenten Hello Fresh nahezu geräuschlos. Vor ziemlich genau einem Jahr wurden in Berliner Lidl-Filialen dann testweise Gutscheine für die per Post bestellbaren Kochboxen verteilt (siehe Supermarktblog).

Auf Anfrage erklärte Lidl damals, man wolle „durch die Zusammenarbeit mit dem Start-Up-Unternehmen (…) unsere Kompetenzen im Nach-Hause-Lieferservice deutlich ausbauen“. Und: Kochzauber solle „als eigenständiges Unternehmen mit einer eigenen Marke weiterhin am Markt tätig bleiben“.

Sonderlich viel ist danach nicht passiert. Dabei lag es eigentlich nahe, das Angebot auch in den stationären Läden zu testen, um Kunden anzusprechen, die keine Lust auf ein Abomodell haben oder selten zuhause sind, um regelmäßig Boxen in Empfang zu nehmen.

Lidl als Kochtüten-Absender

Genau das hat Lidl jetzt mit Verspätung umgesetzt. „Unsere Kochtüte“ kostet im Laden 9,99 Euro, die enthaltenen Gerichte sind damit (pro Person) etwas günstiger als in den klassischen Kochzauber-Boxen (6,50 Euro vs. Discount-affinere 5 Euro). Das könnte auch daran liegen, dass die Laden-Variante außer klassischen Markenprodukte auch Lidl-Eigenmarken beinhaltet (beim Spätzle-Rezept z.B. Milbona-Emmentaler). Außerdem entfällt natürlich der Versand.

Online auf lidl.de ist „Unsere Kochtüte“ nicht verfügbar.

Interessant ist, dass der Discounter trotz des Hinweises auf den Partner („ein Service von Kochzauber“) als eigentlicher Absender des Angebots auftritt. Das (ziemlich moderne) Verpackungsdesign orientiert sich klar und deutlich am neuen Lidl-Auftritt mit dem weißen Kassenzettel als wiederkehrendem Element. Außerdem steht das Logo des Discounters vorne auf der Tüte und die Plakate versprechen: „Mehr Freude am Kochen“.

Ein Lidl-Sprecher erklärt:

„Mit dem neuen Angebot der Kochtüten verschmelzen Lidl und Kochzauber stärker miteinander. Dies bietet uns die Möglichkeit, Synergien effektiver zu nutzen und die jeweiligen Stärken des einen Partners auf das Geschäftsfeld des anderen zu übertragen.“

Ob Lidl sich eine bundesweite Einführung vorstellen kann, lässt der Discounter auf Anfrage offen.

Kochboxen-Hype geht an die Börse

Das Angebot passt jedenfalls gut in Lidls Strategie, sein Discount-Konzept ein Stück weit Richtung Supermarkt zu rücken und damit auch jüngere Kunden anzusprechen.

Vor allem fällt der Test aber in eine Zeit, in der der internationale Hype um die Mahlzeitbaukästen sich so langsam seinem Höhepunkt zu näheren scheint. In den USA strebt der Kochboxen-Versender Blue Apron gerade an die Börse und ruft eine Bewertung von unglaublichen 3 Milliarden Dollar auf. Das liegt auch an der Zuversicht, weiter wachsen zu können. Eine bei Euromonitor in Auftrag gegebenen Studie prognostiziert bis 2020 ein jährliches Wachstun der Online-Umsätze in der US-Gastronomie um 22,6 Prozent (siehe S.4/5), von dem die Versender ein großes Stück abhaben wollen.

In Deutschland gehört das Pendant Hello Fresh zu den wenigen verbliebenen Hoffnungsträgern des Start-up-Investores Rocket Internet. Auf der K5 Berlin (siehe Supermarktblog) prognostizierte Venture-Capital-Experte Sven Schmidt in der vergangenen Woche, dass Rocket nach dem Lieferdienstkonglomerat Delivery Hero zeitnah auch Hello Fresh an die Börse schicken könnte (hier im Podcast der Online Marketing Rockstars zum Nachhören).

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Während sich der Kochboxen-Versender im deutschen Heimatmarkt weiter aufs klassische Geschäft konzentriert, versucht man sich in Großbritannien seit einiger Zeit flexibler aufzustellen: Im März eröffnete Hello Fresh im Londoner Stadtteil Shoreditch einen Pop-up-Store, aus dem Boxen an hungrige Tube-Pendler verkauft wurden (das vergessen Sie ruhig gleich wieder).

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Und erst kürzlich hat das Start-up eine Allianz mit der zweitgrößten britischen Supermarktkette Sainsbury’s geschlossen, die seitdem (abgespeckte) Hello-Fresh-Kochboxen in ihren Filialen verkauft.

In jedem „Recipe Kit“ ist „everything you need to cook“. Ein Gericht für zwei Personen kostet 10 Pfund. Der Verkauf startete zunächst in 35 Filialen, könnte aber aufs ganze Land ausgeweitet werden, wie ein Sainsbury’s-Sprecher dem Branchenmagazin „The Grocer“ bestätigte (Paywall).

Sainsbury’s gehört damit in Großbritannien eher zu den Nachzüglern. Bereits im vergangenen Herbst stellte Konkurrent Tesco „Recipe Boxes“ unter eigenem Namen ins Kühlregal (für 8 Pfund). Noch ein bisschen schneller war Waitrose mit seinem Angebot „Dinner for Tonight“ …


Foto: Waitrose

… das aber nach kurzer Zeit schon wieder eingestellt wurde. (Tesco, ähm, schwankt womöglich noch.) Ganz aufgeben mag Waitrose die Kochboxen-Idee aber noch nicht, und schickt seinen Kunden Mahlzeitbaukästen nun wie die Konkurrenz direkt nachhause, nämlich unter dem neuen Namen „Cook well from Waitrose“. Ein durchschlagender Erfolg war bislang offensichtlich keine der Initiativen. Allerdings ist die Folienaufreißkonkurrenz in britischen Supermärkten auch sehr viel größer als hierzulande.

Rezeptsupport für Spontanentschlossene

Die deutschen Supermärkte experimentieren im Vergleich eher zögerlich. Rewe hat(te) sich mit der Rezeptwebsite kochbar.de zusammengetan, die ihre Datenbank mit dem Lieferservice der Handelskette verknüpfte, um die benötigten Zutaten für ausgewählte Rezept direkt in den virtuellen Einkaufswagen der Kunden zu beamen. Und die dahingeschiedene Supermarktkette Kaiser’s kooperierte eine zeitlang mit dem Berliner Kochtaschen-Anbieter Home Eat Home (siehe Supermarktblog).

Aber natürlich ist Lidl durch die enge Verknüpfung mit Kochzauber prädestiniert dafür, die Kochtüten auch im Laden anzubieten. Einerseits, um Spontanentschlossene zu gewinnen, die sich erst im Laden für den Rezeptsupport entscheiden. Und andererseits, um Erstkäufer zu regelmäßigen Kochzauber-Kunden zu machen: Außer Lebensmitteln und Anleitung liegt jeder Kochtüte nämlich auch ein 20-Euro-Gutschein für Online-Besteller bei.

Der einzige Nachteil (für Lidl) ist: Die Tüten nehmen im Kühlregal ziemlich viel Platz weg. In einen Karton passen gerade einmal drei hintereinander. Damit sich das auch in kleineren Stadtfilialen lohnt, wo hungrige Abendeinkäufer die ideale Zielgruppe wären, muss sich „Unsere Kochtüte“ also vermutlich richtig, richtig gut verkaufen.

Darf’s ein bisschen günstiger sein?

Das könnte schwierig werden. Nicht nur, weil die Rezepte wirklich arg simpel gehalten sind: Die Kochanleitung für die „Käsespätzle mit geschmalzten Zwiebeln und fruchtigem Salat“ besteht im wesentlichen daraus, 200 Gramm Reibekäse auf angebratene Fertigspätzle zu donnern, nachdem ein paar Zwiebeln angeschwitzt und ein Salat dazu gewaschen wurde(n).

Für absolute Kochanfänger mag das ein Erlebnis sein. Aber auch die sind ja von Lidl in den vergangenen Monaten geschult worden, beim Einkaufen die Wahl zu haben. Sie erinnern sich an die Kampagne, oder?

Das machen wir jetzt auch:

DU HAST DIE WAHL.
Teuer eintüten oder günstig selbst kaufen?

Denn selbstverständlich lassen sich die Zutaten für die Rezepte aus „Unsere Kochtüte“ bei Lidl auch einzeln einkaufen, noch dazu als durchweg günstigere Eigenmarken, wie wir gelernt haben.

Ich hab da schon mal was vorbereitet:

  • Schwäbische Spätzle (500 g, Chef Select statt Bürger): 0,95 Euro
  • Milbona Emmentaler, gerieben (200 g): 1,35 Euro
  • Zwiebeln (im Netz, anteilig gerechnet für ca. 200 g): 0,12 Euro
  • 2 Salatherzen (Romana nicht verfügbar, desh.: bicolor): 0,69 Euro
  • Salatkerne (Alesto 175 g statt Kluth 50 g): 1,79 Euro
  • 2 Nektarinen (ca. 270 g): 0,54 Euro

(alle Preise: Lidl in Berlin, 26. Juni 2017)

Macht zusammen: 5,44 Euro für 2 Portionen – also knapp die Hälfte dessen, was es kostet, wenn Kochzauber die Vorauswahl trifft und ein simples Rezept mit hübsch fotografiertem Serviervorschlag dazu legt (zur Erinnerung: 9,99 Euro). Wenn Lidl es tatsächlich schafft, dieses Konzept bei Cent-kritischen Discountkunden zum Erfolg zu führen, dann wär das in der Tat – Zauberei.

Fotos: Supermarktblog"

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18 Kommentare
  • Ich bin ja wirklich ein Kochlaie, aber Käsespätzle bekomme selbst ich noch hin. Da muss man schon sehr verzweifelt sein, wenn man nichtmal Zwiebeln in der Küche hat.

    Gleichzeitig sind Käsespätzle für mich auch das einfallsloseste vegetarische Gericht was man sich nur vorstellen kann. Man nehme ein beliebiges bayerisches Wirtshaus auf dem Dorf (oder vor >10 Jahren), packe 25 Fleischgerichte auf die Karte und dann noch Käsespätzle als vegetarische Alternative die oft noch richtig bescheiden schmecken. Das ist fast so traurig wie „Beilagen mal zwei“.

    • Zuletzt gab’s auch mal „Cremiges Spinatrisotto mit Kohlrabi-Apfel-Salat und Kürbiskernen“.

    • Das ist ein schönes Beispiel dafür, wie man hochwertige Gerichte verpampsen kann. Das Ursprungsrezept war weder billig in den Zutaten, noch simpel. Der frisch zubereitete Spätzleteig wurde entweder in’s kochende Wasser gehobelt oder gerollt (Knöpflespätzle), dazu verschiedene Käsesorten aus dem Allgäu – und nein, dazu gehörte nie Emmentaler. Wie beispielsweise der „Weißlacker“, den heute vermnutlich nicht einmal mehr im Allgäu jeder unter der jüngeren Köchen kennt. Dazu frische Röstzwiebeln, Salz, Pfeffer, lecker.

      Das muss man aber erst einmal so hinbekommen, dass alles am Punkt fertig wird, dass nicht zuviel und nicht zu wenig Käse und auch in der richtigen Mischung verwendet wird und auch die Röstzwiebeln kann man leicht „versauen“.

      Das gilt aber auch für ausländische Gerichte ganz genauso, siehe was so als Sauce hollandaise oder Gnocchi aufgetischt wird.

      Wenn schon selbst kochen, dann doch bitte komplett. Das beginnt mit dem Herantasten an Zubereitungsarten und die Zutaten und endet damit, dem ganzen dann den persönlichen Geschmack zu verpassen. Allerdings ist das schon mit dem von vorneherein begrenzten Sortiment eines Discounters ziemlich schwierig.

      Letztlich also doch Convenience, es soll nur nicht so wirken. Daher auch die braunen Papiertüten, die irgendwie an den letzten Besuch mit Oma, damals, auf dem Wochenmarkt erinnern, da bekam man die Waren auch teilweise in braune Papiertüten eingewickelt überreicht.

      Wenn mich ein Discounter dauerhaft als Kunden gewinnen möchte, dann sollte er schlicht ein regionaleres und auch mal wechselndes Sortiment führen. „Netto“ (aus Bayern) geht da für mich in eine richtige Richtung. Dort gibt es wechselnde Aktionsprodukte, die es immer nur kurze Zeit gibt, so dass man nicht das Gefühl hat immer und immer die selben Waren zu kaufen (und Gerichte zu kochen) und zumindest „mein“ Netto um die Ecke hat immer auch knackfrisches Gemüse von lokalen Erzeugern im Angebot. Ohne einen Besuch auf dem Wochenmarkt komme ich zwar trotzdem nicht zurecht, aber zumindest ergänzt sich beides nun gut. Und Netto versucht gar nicht erst, etwas anderes zu sein, als ein Discounter. Aber diese Kochbeutel täuschen Abwechslung vor, wo sich im Beutel letztlich doch auch wieder nur die selbe Ware befindet, wie im regulären Sortiment, siehe zB der Emmentalerbeutel.

  • Also generell finde ich die Idee dieser Kochboxen ja klasse. Wenn man nach einem stressigen Arbeitstag einfach zwischen ein zwei Gerichten wählen kann uns alles nötige mit einem Griff im Einkaufswagen hat, inklusive Rezept. Da steht und fällt aber alles mit der Qualität der Zutaten und dem Einfallsreichtum der Hersteller. Für Käsespätzle brauche ich nun wirklich keine Kochbox. Aber das was Hellofresh zum Teil an Rezepten bietet, praktisch zum direkt mitnehmen im Supermarkt? Fände ich klasse!

    • Wenn in der Kochbox die Zutaten wären, um sich dem Rezept „echter“ Allgäuer Käsespätzle anzunähern, dann wäre das doch tatsächlich mal ein Novum. Ich wette mit Ihnen, die haben Sie nämlich noch nie gegessen, sofern Sie kein gebürtiger Allgäuger sind, haben die wenigsten. Wenn ich Gäste bekoche und sage, ich serviere die, gibt es von Gästen aus dem Norden meist nur ein gönnerhaftes Lächeln, „kenne ich doch“, als sei das sowas wie Dosenravioli.

      So gehört in ECHTE, originale, authentische Allgäuer Käsespätzle eben gerade nicht Emmentaler, die er offenbar von der Lebensmittelindustrie billiger und einfacher hergestellt werden kann und darum zusammen mit Gouda und 2-3 anderen Sorten alle anderen Käsesorten verdrängt hat.

      Dort gehört als Käse eine Mischung aus:
      -Weißlacker
      -Romadur
      -Bergkäse vom Bergbauern

      allesamt sehr aromatische, intensiv schmeckende Käsesorten, die in der Mischung einen unverwechselbaren Geschmack bieten. Bekommen Sie den in einem Supermarkt in Köln, Berlin, Hamburg – oder auch Stuttgart oder München? Nein, alle drei unter Garantie nicht. Also können Sie eigentlich gar keine authentischen Spätzle zuhause machen.

      Im Rahmen von solch einer Aktionsbox wäre es doch eine tolle Sache gewesen, diese drei Käsesorten dort hinein zu packen, um dem Kunden mal die Gelegenheit zu geben, diese für ihn zu 99 % unbekannten Käsesorten kennenzulernen und der industriellen Massenware aus Emmentaler und Co. gegenüber zu stellen. GENAU das wurde hier aber nicht gemacht.

      Und DAS ist für mich die verpasste Chance hier. Würde einen solch eine Kochbox wirklich mal in Berührung mit Zutaten bringen, die aus der Reihe fallen, dann wäre das sogar ein richtiger Mehrwert. Auch die vermeintlich altbekannten und ach so simplen Käsespätzle, die die meisten Kunden so unter Garantie noch nie geschmeckt haben werden.

    • Ich befürchte, Sie verwechseln hier die Intention: Es geht bei diesem Angebot darum, Kunden eine schnelle Alternative zum Komplett-Fertiggericht zu geben (den Geld-verdienen-Aspekt lassen wir jetzt mal außen vor). Eine Erweiterung des kulinarischen Horizonts mag zwar wünschenswert (und bei zahlreichen Discounter-Kunden auch erstrebenswert) sein, aber dafür sind Discounter realistisch nicht gemacht. Davon abgesehen sind gute Kässpätzle, wie Sie selber schreiben, sehr zeit- und arbeitsaufwändig, und damit eher weniger für das Abendessen nach einem langen Tag geeignet. Und außerdem sollten Sie die Käse-Liefersituation im Rest der Republik nicht unterschätzen: wenn ich will, bekomme ich selbst Weißlacker problemlos in Düsseldorf, wenn auch nicht im Supermarkt. Das funktioniert aber auch im Allgäu nicht…
      Noch ein Gedanke zum schwierigen Prozess der kulinarischen Erziehung, aus einem ganz anderen Blickwinkel: Wenn z.B. McDonalds Asien-Wochen spielt, gibt es dort auch niemals lokale Burger von McD China, Japan, Korea…, das wäre den Kunden hier viel zu exotisch. (Wobei so ein Teriyaki-Burger hier schon laufen könnte…)

  • Es ist ja ganz nett, dass Lidl sich dieses Start ups angenommen hat.
    Aber:
    Hätte das Unternehmenskonzept in der „Höhle der Löwen“ tatsächlich einen Investor gefunden?
    Daran dürften doch auch nicht nur durch das Rechenbespiel erhebliche Zweifel bestehen.

  • REWE Österreich hat vor einigen Monaten versucht, die „ich will was kochen, aber ich habe keine Zeit“-KundInnen mit Mahlzeiten im Baukastensystem (und zwar wirklich im Baukastensystem) anzusprechen. Offenbar war das aber wenig erfolgreich, denn die Artikel sind bald wieder aus den Merkur-Märkten verschwunden.

  • „„Das ermöglicht unseren Kunden, zu Hause schnell und einfach selbst zu kochen. Da jede Tüte die Zutaten für genau zwei Portionen enthält, fallen im Haushalt weniger Küchenabfälle an.““

    das ist für singles aber genau eine portion zu viel. zumal es auch nicht DIE portion gibt, die für alle passt. sieht man ja im restaurant, der eine lässt den teller halbvoll, der andere isst ihn ratzeputz leer und bestellt noch ein dessert.

  • Für Kochallergiker, ich gehöre auch zu denen, gibt es seit Jahrzehnten eine sehr preisgünstige Alternative: Essen in Dosen = Dosenfutter

    Linsensuppe gibt es schon ab 0,79 €

    Würze ich ein bisschen nach und brauche es nicht mal zu kochen, also kann ich es mit dem Esslöffel direkt aus der Dose essen.

    Deutschland ist das einzige Land mit der grössten Auswahl an fertig und gar Gekochtem in Dosen. Und es funktioniert wohl auch sehr gut im Abverkauf, sonst würde es nicht so viel Auswahl geben. Aber mit Dosenfutter ist es, wie beim Schachtelwirt (McDonald) verbal geht Keiner dort hin und Keiner kauft die Bild, aber Alle lesen sie.

    Die Kochtüte oder Kochzauber ist für Kochallergiker nichts, weil sie immer noch selbst kochen müssen. Wer bekennender Kochallergiker, ist der will nicht kochen, aller höchstens etwas warm machen.

    • Meines Wissens ist der Abverkauf von Dosenlebensmitteln bei vielen Ketten rückläufig. Aber wenn Ihnen Linsensuppe reicht, könnte das ein zukunftssicherer Weg sein.

    • Ich gehöre ja auch zu den Kochallergikern, denen selbst die oben beschriebene Kochbox noch zu viel Arbeit macht (da muss ich ja Zwiebeln schneiden und Salat putzen). Aber ich bin halt auch Vegetarier, und da ist die Dosengerichteauswahl doch schon sehr eingeschränkt. Zuletzt hat Rewe zu meinem großen Ärger sogar wieder ein paar von mir gerne gekaufte nicht Totes-Tier-verpestete Dosengerichte aus dem Sortiment genommen.
      Davon mal ab möchte selbst ich als bekennender Aufwärmer hin und wieder mal was „Frisches“, sprich gekühlte Convenience für die Mikrowelle, aber auch da ist die Auswahl arg begrenzt, wenn man kein Fleisch isst. Mehr als drei Mal die Woche gehen Käsetortellini dann auch nicht…
      Das von Herrn Schader angesprochene Spinatrisotto klingt da schon ganz verlockend – 10 Euro würde ich dafür aber auch nicht raushauen wollen. Ich weine deshalb noch heute, dass dem Markteintritt von Marks & Spencer in Deutschland kein Erfolg beschieden war – die hatten in ihrem Flagshipstore hier in Frankfurt immerhin eine ganz hübsche Auswahl an nicht eingdostem Aufwärmessen zu etwas erschwinglicheren Preisen als die Lidl-Offerte.
      Zumal, das noch zu Mausflaus‘ Kommentar, nach meiner persönlichen Erfahrung die Auslobung „2 Portionen“ durch den Hersteller bedeutet, dass es für mich alleine gerade so eben für den gröbsten Hunger reicht, ein Dessert zur kalorischen Abrundung aber unabdingbar ist.

  • Was ich hier schon ein wenig schräg finde: Kochzauber ist online der unflexibelste von den vier großen Kochboxdiensten. Hier muss man drei Gerichte abnehmen und hat keine Möglichkeit auszuwählen. Marley Spoon, Hello Fresh und Kochhaus sind schon lange sehr viel weiter und bieten eine Auswahl an. Und nun bekommt man von Kochzauber Gerichte günstiger im Laden und kann auswählen?

  • Auch ich als Mensch, der hin und wieder gerne kocht habe schon öfter mal mit den Kochboxen geliebäugelt – einfach, weil ich zusätzlich auch Boxenfan bin, mich gerne überraschen lasse und von Brandnooz über Foodist bis Tokyo Treat und Okashi Connection auch so manches im Abo beziehe. Von daher gefällt mir die Idee, einmal wöchentlich ein Überraschungsmenü kochen zu „müssen“, weil man genau diese Zutaten mit Rezept nach Hause bekommt. Letztendlich habe ich mich aber trotzdem nie dazu durchringen können, den Service in Anspruch zu nehmen. Warum?

    Abgesehen von den unsinnigen Liefermengen (drei oder fünf Essen pro Woche) sind die Boxen einfach arschteuer. Sogar mit dem 20 Euro Hello-Fresh-Gutschein, den man überall nachgeworfen bekommt, empfinde ich den Preis noch als zu hoch. Weniger absolut gesehen, denn 7,17 Euro für eine Mahlzeit (3 Essen / 2 Personen) ist günstig. Ich habe damals aber auch eine Kiste zusammengerechnet und kam preislich grob überschlagen auf 18 Euro für den Einkauf im Edeka (der nun auch nicht der günstigste Supermarkt aller Zeiten ist) und das ist gegenüber den 42,99, die hello Fresh will eine wirklich satte Ersparnis.

    Natürlich müssen die auch Gewinn machen und haben ihre Unkosten, vielleicht bleibt ja letztenendes wirklich nicht so viel bei denen hängen, obwohl sie zu besseren Konditionen einkaufen dürften als Privatpersonen und obwohl sie eine Kooperation mit Vorwerk und deren Thermomix haben. Aber wenn ein Rezept ausdrucken, Ware zusammenpacken und Paket versenden einen 100%igen Preisaufschlag benötigt, dann arbeiten die wirklich nicht sehr effizient. Der einzige Mehrwert, den ich als Kunde habe – die Überraschung mit der Ungewissheit, ob die meinen Geschmack treffen – rechtfertigt ihn zumindest nicht.

  • Liste der Lidl-Märkte mit Kochzauber-Tüte in BERLIN:

    3x Charlottenburg-Wilmersorf
    – Gervinusstr. 30
    – Lise-Meitner-Str. 6
    – Knesebeckstr. 47/48

    1x Friedrichshain-Kreuzberg
    – Charlottenstr. 2

    5x Steglitz-Zehlendorf
    – Birkbuschstr. 54
    – Bergstr 86
    – Curtiusstr 36-38
    – Hüttenweg 50
    – Kaiser-Wilhelm-Str. 6

    4x Tempelhof-SChöneberg
    – Großbeerenstr 2
    – Hauptstr. 122
    – Kleiststr.3-6
    – Säntisstr. 49

    AUSSERDEM:
    Ludwigsfelde – Am Bahnhof 2a
    Potsdam – Horstweg 98
    Potsdam-Drewitz – Großbeerenstr 265

    -keine Garantie auf Richtigkeit, Vollständigkeit, korrekte Rechtschreibung-

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