5 Supermarkt-Mythen: Stimmt’s, dass wir immer gegen den Uhrzeigersinn einkaufen?

5 Supermarkt-Mythen: Stimmt’s, dass wir immer gegen den Uhrzeigersinn einkaufen?

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Haben Sie sich auch so ein tolles Supermarkt-Halbwissen aus diversen Medien zurechtdestilliert und glauben, Sie wüssten, wie der Laden läuft – also: wie wir beim Einkaufen beeinflusst werden? Dann lesen Sie doch mal, was Claudia Horbert dazu sagt. Sie ist Leiterin des Fachbereichs Ladenplanung beim EHI Retail Institute in Köln, wo im Auftrag der Supermärkte geforscht wird, wie wir einkaufen, und beschäftigt sich hauptberuflich damit, wie die Märkte funktionieren.

Fürs Supermarktblog erklärt sie freundlicherweise, was dran ist an den populären Mythen.

* * *

Mythos 1: Supermärkte sind immer so gebaut, dass man gegen den Uhrzeigersinn durch den Markt geführt wird.
Das sagt die Expertin: „Das ist kein Mythos, es gibt aber auch keinen Zwang, es genau so zu machen. Herausgestellt hat sich aber, dass Menschen den Lauf gegen den Uhrzeigersinn bevorzugen und dabei die Aufmerksamkeit nach außen gerichtet ist. Daher gibt es im Lebensmittelhandel sehr oft die Kundenführung mit Zugang und Umlauf von links. Sehr wichtig ist vor allem die Führung im Markt. Die Kunden werden so geleitet, dass sie auch in den hinteren Bereich kommen, wo in der Regel die Bedienung für Fleisch, Käse und Fisch angesiedelt ist. Es gibt auch Märkte, bei denen diese Theken in der Mitte wie Stände eingebaut sind – das ist jedoch sehr kostenintensiv und wird deshalb seltener umgesetzt.

Die äußeren Gänge und der Mittelgang sind im Supermarkt am meisten frequentiert. Im SB-Warenhaus gibt es einen Hauptgang, der zuletzt immer breiter geworden ist, und über den die übrigen Gänge erschlossen werden.“

Mythos 2: Die Kassenbänder werden immer kürzer.
Das sagt die Expertin: „Das ist richtig. So soll der Kassiervorgang beschleunigt werden. Man muss sich die Kasse als eine Art Nadelöhr vorstellen. Das Bezahlen ist sehr zeitintensiv und es wird immer versucht, dort Zeit einzusparen. Tatsächlich kommen daher auch die SB-Kassen: um Kunden mit kleineren Einkäufen die Möglichkeit zu geben, schneller zu bezahlen. Und selbst wenn manche länger brauchen, haben sie das Gefühl, dass es schneller geht – weil sie etwas zu tun haben und nicht nur in der Schlange warten.“

Bitte räumen Sie jetzt ein. Schneller! Der nächste Kunde wartet schon, und ganz bestimmt nicht gerne.

Mythos 3: Ein Trick der Supermärkte ist es, die teuren Produkte im Regal immer in Augenhöhe zu platzieren. Wer günstiger einkaufen will, muss sich bücken und ganz unten nachschauen.
Das sagt die Expertin: „Tendenziell ist die etwas teurere Ware tatsächlich immer in Blick- und Griffhöhe einsortiert, unten in der ‚Bückzone‘ stehen dann die preiswerteren Artikel. Als ‚Trick‘ würde ich das aber nicht bezeichnen. Ich halte es für legitim, bestimmte Waren eher ins Blickfeld der Kunden zu rücken – die Markenartikelindustrie macht es mit der Werbung ja ganz ähnlich. Und das Regal ist quasi das Marketinginstrument des Handels.“

Mythos 4: Den Discountern ist’s egal, wo die Waren stehen – die Kunden kommen sowieso nur wegen der niedrigen Preise.
Das sagt die Expertin: „Auch bei Aldi und Lidl ist die Abfolge von Waren und Produktgruppen in den jeweiligen Märkten identisch, damit die Kunden sich orientieren können. Der Einkauf im Discount ist immer mit Schnelligkeit und Zeitersparnis verbunden. Eigentlich ist das auch eine Art ‚Convenience‘. Der Discounter bietet seinen Kunden einen Service, indem er ihnen hilft, Zeit zu sparen.“

Mythos 5: Der klassische Supermarkt beginnt für den Kunden mit der Obst- und Gemüseabteilung.
Das sagt die Expertin: „Die Obst- und Gemüseabteilung ist in den vergangenen Jahren tendenziell immer größer geworden und die Präsentation ist an die auf dem Wochenmarkt angelehnt. Trotzdem ist diese Anordnung nicht unumstritten, denn wenn Sie erst die Erdbeeren in den Einkaufswagen legen und nachher noch Platz für die Dosen brauchen, ist das weniger praktisch. Es gab Überlegungen, die Anordnung zu drehen – das hat sich aber nicht durchgesetzt. Vor allem, weil es den Märkten darum geht, die Kunden von Anfang an emotional zu ‚fangen‘ – und das geht besonders gut mit frischen Waren. Es gab durchaus schon Versuche, daran etwas zu ändern. Davon hat sich aber keiner durchgesetzt. Offensichtlich scheinen die Kunden zu erwarten, dass es mit Obst und Gemüse losgeht.“

Foto: Supermarktblog

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3 Kommentare
  • …. und sobald man dann als Linkshänder in einen Supermarkt geht, orientiert man sich genau in die andere Richtung. Da klappt das ‚emotionale Fangen‘ dann halt nicht.

    Grüße, Yvonne.

  • zu Mythos 2: Die Kassenbänder werden immer kürzer.

    „Moderne“ Kassen bieten schon lange keine „(Lager-)Stelle zur Umlagerung der Ware“ (Wiki)nach dem „Durchziehen“ durch die Kassenkraft.
    Da ist schon lange mal eine kritische Betrachtung nötig.
    Ich komme mir schon immer dämlich vor, wenn meine Waren erst vom Einkaufswagen aufs Band, dann wieder vom Band in den Einkaufswagen packen muss, um mir dann irgendwo einen der wenigen Packplätze suchen muss, um wieder die Waren aus dem Einkaufswagen in Taschen zu packen.
    Eine Zumutung.

    Eine der wenigen Ausnahmen, die noch „(Lager-)Stelle zur Umlagerung der Ware“ (Gibt’s da keinen richtigen Namen für?) seinen Kunden zur Verfügung stellt, ist Netto mit Hund. Seitdem kaufe ich da gerne ein und meide Läden ohne „(Lager-)Stelle zur Umlagerung der Ware“.

    • Dass Netto-mit-Hund die anbietet ist einschlägig zu den angebotenen Einkaufskörben. Sonst käme es wohl zum Infarkt.

      Wer ab und zu auch mal aus Versehen ohne Wagen (weil ohne Eurostück oder keine Wagen da) nur mit zwei Baumwolltaschen und einer Geldbörse in der Hand an einer Lidl-Kasse stand, kennt das panische Gefühl der Überforderung.

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