Das große Preisschießen: Netto (ohne Hund) und die „Gold-Coupons“

Das große Preisschießen: Netto (ohne Hund) und die „Gold-Coupons“

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Damit wir beim Einkaufen Angebote schneller erkennen können, haben Schilder mit Aktionspreisen in vielen Supermärkten und Discountern besondere Farben. Bei Netto (ohne Hund) [Erklärlink] sind sie gelb. Außerdem steht neben dem Produktnamen über dem Preis: „Aktion“.

Netto-(ohne Hund)-Filiale in Berlin

Also so.

Weil gerade Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien ist, ist auf den Schildern derzeit auch „WM-Aktion“ zu lesen, zur speziellen Kennzeichnung brasilianischer Spezialitäten wie – tiefgefrorener „Dorade“. (Die eigentlich aus dem Mittelmeer kommt.) Abgesehen davon hängt Netto (ohne Hund) auch Schilder auf, die mit einer „Preissenkung!“ werben, ebenfalls gelb sind und zusätzlich zum Grundpreis (links in der Ecke) auch den durchgestrichenen vorherigen Preis aufgedruckt haben. Damit hat der Edeka-Discounter sein Preisschildbenamungsreservoir aber noch lange nicht ausgeschöpft. Es gibt auch gelbe Preisschilder, auf denen steht „Nur für kurze Zeit“. Oder: „Auf Dauer billig!“.

Eines aber haben alle gemeinsam: Als Kunde soll man sofort wissen, dass es sich um ein besonderes Angebot handelt.

Nun gibt Netto (ohne Hund) seit einer Weile auch ein eigenes Kundenmagazin heraus. Es heißt „gold – das Star-Magazin“ und ist eine eigentümliche Mischung aus Promi-Klatsch, Rezepttipps, als Text verkleideter Produktwerbung und Rabattcoupons.

"gold - Das Star-Magazin" kostet bei Netto (ohne Hund) 66 Cent

Wer ebendiese „Gold-Coupons“ aus der Heftmitte trennt und an der Kasse vorzeigt, erhält eine wechselnde Auswahl von Produkten zu besonderen Konditionen.

Am Regal waren diese Produkte zuletzt ebenfalls mit gelben Preisschildern gekennzeichnet. (Zumindest in manchen Märkten.) Statt „Aktion“ stand „Gold Coupon“ über dem Preis, und daneben in einem schwarzen Sechseck der Euro-Betrag, den man „SOFORT (…) sparen!“ konnte. Außerdem stand da in sehr kleiner Schriftgröße (oder wie der korrekte Tunnelblick-Einkaufsterminus heißt: „unsichtbar“), dass man vorher das „gold“-Magazin für 66 Cent an der Kasse erstanden haben und die herausgetrennten Coupons vorzeigen müsse.

So zum Beispiel:

Schattenmorellen für 1,99 Euro (mit 'Gold-Coupon' weniger)

Die Schattenmorellen kosten regulär 1,99 Euro. Mit „Gold-Coupon“ werden an der Kasse 40 Cent abgezogen.

Noch ein Beispiel: Das Vollkorn-Müsli kostet regulär 1,89 Euro. Mit „Gold-Coupon“ werden an der Kasse wieder 40 Cent abgezogen. Ganz leicht, oder?

Müsli für 1,89 Euro (mit 'Gold-Coupon' weniger)

Dann sind Sie bereit für die zweite Schwierigkeitsstufe am Regal mit den Paprika-Sticks. Die kosten nicht 1,58 Euro pro Packung, wie da in großen Ziffern auf dem Schild steht. Sondern 79 Cent. (Steht ganz klein unter den 1,58 Euro drunter.) 1,58 Euro kosten zwei Packungen Paprika-Sticks. Es sei denn, Sie haben den entsprechenden „Gold-Coupon“ parat, dann kriegen sie eine dritte dazu geschenkt.

Zwei Packungen Paprika-Sticks für 1,58 Euro (mit 'Gold-Coupon' gibt's eine dazu)

Beim Pesto ist es ähnlich: Der große Preis (5,78 Euro) ist der für zwei Gläser – oder für drei mit „Gold Coupon“. Der winzige darunter (2,89 Euro) ist der reguläre für ein Glas ohne „Gold-Coupon“. Der mittelgroße links daneben (8,67 Euro durchgestrichen) der reguläre für drei Gläser, wenn man sie ohne die „3 für 2“-„Gold-Coupon“-Aktion kaufen würde. Und der kleinste daneben ist der Grundpreis pro 100 Gramm.

Zwei Gläser Pesto für 5,78 Euro (mit 'Gold-Coupon' gibt's eins dazu)

Verstehen Sie das?

Na gut: Was kostet ein Flaschengebinde Eistee ohne „Gold-Coupon“, wenn auf dem gelben Preisschild groß 2,45 Euro steht? 2,45 Euro (wie oben bei den Schattenmorellen und dem Müsli)? Die Hälfte von 2,45 Euro (wie bei den Paprika-Sticks und dem Pesto)?

Sechs Flaschen Eistee für 2,45 Euro (aber nur mit 'Gold-Coupon')

Nein. 2,45 Euro sind der Preis für ein Gebinde mit „Gold-Coupon“ („Nimm 6, zahl 5“). Ohne sind es regulär 2,94 Euro. Sie erkennen das am durchgestrichenen Preis links neben dem Grundpreis, der so aussieht wie der durchgestrichene Preis auf den normalen „Aktion“-Preisschildern, aber nur für „Gold-Coupon“-Besitzer nicht gilt.

Netto (ohne Hund) macht sich also einerseits die Mühe, seine Kunde mit der Signalfarbe Gelb auf vermeintliche Aktionspreise am Regal hinzuweisen. Und strengt sich gleichzeitig an, diese Klarheit gleich wieder zu ruinieren, indem auf den „Gold-Coupon“-Regalschildern die Systematik der Preisangabe ständig wechselt, weil darauf entweder der normale Einzelpreis und „Gold-Coupon“-Preise für unterschiedliche Produktmengen stehen.

Auf eine Supermarktblog-Anfrage, ob man Kunden damit wissentlich irritiere, hat sich Netto (ohne Hund) auch nach mehrfacher Nachfrage nicht geäußert. Inzwischen scheint die Mehrzahl der „Gold-Coupon“-Schilder aus den Läden wieder verschwunden zu sein.

Dank an Supermarktblog-Leser Nils W. aus Hannover für den Hinweis!

Fotos: Supermarktblog

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12 Kommentare
  • Das ist ja genial. Da braucht man sich um einen Preisvergleich der Kunden wenigstens keine Sorgen mehr machen. Was „ein Stück“ eines Produktes kostet, ist dann schon fast eine mathematische Formel mit mehreren Unbekannten 😉

    Da bleib ich leiber meinem NETTO (mit Hund!) treu. Da ist es einfacher. Da gibt es kauf 2 erhalte 3 auch – aber ganz ohne Kundenmagazin, also für alle! Altmodisch so etwas …

  • Netto möchte wohl den Rekord brechen wieviel Zeilen Text man auf 12cm² Etikett unterbringen kann/darf.
    Da brauche ja selbst ich ’ne Lupe. Wie sehen denn diese Goldcoupons aus dem Magazin aus? Auch volller Kleinstgedrucktes?

    Bei der Verwirrung steigt doch keiner mehr durch. Gabs da nicht mal ein Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb gegen sowas?

  • Ich habe schon länger die Vermutung, daß Netto eigentlich kein Supermarkt oder Discounter ist, sondern so eine Art Edeka-Versuchslabor, in dem verschiedene Dinge gestestet werden, z.B. wieviele verschiedene Sorten ein- und desselben Produktes der Kunde gerade noch toleriert, wo die Preisschwellen bei Sonderangeboten liegen oder welche irren Produktideen wirklich marktgängig sind. Gleichzeitig kann man über die Netto-Schiene auch angematschtes Obst und Gemüse und Restposten von Aktionsware entsorgen.

    • Außerdem „testet“ man offenbar, mit wie wenig Vorrat an Angebotsware man den Kunden trotzdem immer wieder in die Läden locken kann. 😉 Immer wieder kommt es vor, dass ich die Angebotsware nicht mehr vorfinde bzw. nur noch die nicht gefragten Sorten. Jeder zweite Netto-Besuch endet für mich mit einer Enttäuschung dieser Art, sodass ich dorthin immer seltener gehe. Denn bis auf die Angebote, hat Netto für mich persönlich rein gar nichts, was mit dort hin ziehen wprde.

    • Das ist echt ein Problem, aber eigentlich überall außer bei Lidl, Aldi und in großen SB-Warenhäusern. Die machen einfach pro vorhandenem Artikel zu wenig Umsatz und müssen deshalb vorsichtig kalkulieren. Dass allein ich 1/4 und mehr der vorhandenen Ware wegkauf, kommt schon vor, aber andererseits auch, dass mehr als die Hälfte am Ende übrig bleibt. Bei Vollsortimentern ist es noch viel schlimmer, wenn die ausnahmsweise mal was günstig haben. Die Samstagsangebote von Netto (ohne Hund) sind aber chronisch zu knapp, soweit sie attraktiv sind.

      Man muss Netto (ohne Hund) aber lassen, dass man ohne denen wohl kaum was unter dem Aldipreis kriegen würd. Die haben schon seit ich weiß regelmäßig auch Eigenmarken im Angebot. Lidl hat das erst seit der Plus-Übernahme nachgemacht und perfektioiert; vorher waren die Sonderangebote fast ausschließlich nicht wirklich billige Markenartikel.

      So schlecht ist das Konzept von Netto (ohne Hund) nicht. Jedenfalls ist es insbesondere im Vergleich zu Plus ziemlich erfolgreich. Das größere Sortiment hat auch Vorteile, auch wenn ich 95% davon nicht brauch. Ich hab schon vor der Plus-Übernahme viel bei Netto (ohne Hund) eingekauft, obwohl das damals ein ziemlich weiter Weg war.

    • Kaufland hat übrigens auch oft Eigenmarken im Angebot.

      Bei Netto habe ich das Gefühl, dass sie manche Sorten von Aktions-Produkten gar nicht erst vor Ort haben. Heute wollte ich dort Faber für 1,49 Euro kaufen. Sie hatten aber nur halbtrocken und mild vor Ort. Und das in recht großen Mengen. Aber was wollte ich? Trocken. Gab’s aber nicht…

      Kürzlich das gleiche mit Deit. Gab nur das ziemlich unübliche Grapefruit und Orange. Was wollte ich? Zitrone.

      Und kürzlich bei Nivea-Deo-Doppelpacks gab es nur eine Sorte: Dry. Wenigstens eine zweite Sorte zur Wahl wäre durchaus nett gewesen.

      Rote Grütze von Dr. Oetker war kürzlich gar nicht erst da.

      Das ist eine spontane Auswahl der letzten Wochen. Und das, obwohl ich nur sehr, sehr selten zu Netto gehe. Da finde ich diese Anzahl an „Ausfällen“ schon erstaunlich.

      Große Auswahl schön und gut. Ich würde mir da lieber eine etwas kleinere Auswahl wünschen, dafür aber eine bessere „Angebotsgewährleistung“. Dann kann man zwar nicht damit werben, der Discounter mit der größten Markenauswahl zu sein, aber stattdessen gibt das dann weniger Frustration.

      Naja, aber so lange es wirtschaftlich erfolgreich ist werden sie nichts ändern. Was ich auch verstehen kann.

    • Kaufland hat in der Tat viele Eigenmarkenangebote, aber das ist auch relativ neu. Früher hats die zwar auch schon gegeben, aber eher sporadisch und weniger weit reduziert. In Einzelfällen haben das SB-Warenhäuser schon immer getan. Bei Real gibts z.B. regelmäßig Zucker billiger, wie früher bei Walmart (aber meistens nur um einzelne Cent reduziert).

      Kaufland vergess ich manchmal, nachdem ich momentan keins in meinem normalen Einkaufsradius hab. Kaufland will jetzt aber auch die Großstädte besiedeln. Nächstes Frühjahr krieg ich zwei in akzeptabler Entfernung (in München; bisher gibts nur eins am anderen Ende der Stadt). Dann fehlt an wesentlichen Sachen bloß noch ein Globus, nachdem sich Toom erledigt hat.

  • Netto (ohne Hund) hat mich vor kurzem begeistert durch tolle Aufkleber (leider habe ich kein Foto). Versprochen wurden 5, 10 oder 20 Prozent auf beliebige Produkte, die man mit diesen Aufklebern bestücken durfte. Reduzierte Ware ausgeschlossen (nachvollziehbar), Premiumprodukte, die nicht im Angebot sind, immer noch zu teuer gegenüber den wiederkehrenden Angeboten (dann warte ich halt eine Woche oder kehre noch beim nächsten Supermarkt kurz ein). Stellt sich die wesentliche Frage, auf was man das ganze dann klebt. Lösung: Toilettenpapier, Haushaltsrollen, Nudeln (also Eigenmarken). Nutzt man die Coupons an Nettos einziger offener Kasse (die zwischendurch auch mal unbesetzt ist), kann die Kassiererin damit nicht umgehen bzw. kennt diese Aufkleber noch nicht einmal. Fazit: Ein amüsierter und verständnisvoller Kunde (ich), zehn weitere Kunden, die wohl nicht wieder einkehren werden bzw. ihre Ware einfach auf dem Band liegen ließen und weg marschierten.

    • Ganz ähnliche Rabatt-Aufkleber gab es kürzlich auch im Penny-Kundenmagazin „mittendrin.“. Dort gab es für eine Grill-Sonderaktion selbstklebende Aufkleber, die man auf verschiedene Produkte aus dem Grill-Sortiment kleben konnte, z.B. 20% Rabatt auf ein Grillfleischprodukt der Penny-Eigenmarke. Hat vermutlich auch so manchen Kassierer verwirrt – die Manager denken sich etwas aus, der Kunde will es nutzen, verwirrt damit aber nur die nicht eingeweihten Kassierer und steht dumm da weil die Kunden hinter ihm in der Schlange ihn ungeduldig wütend anschauen.

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