Wie Edeka auf die Brötchenknast-Initiativen der Discounter reagiert

Wie Edeka auf die Brötchenknast-Initiativen der Discounter reagiert

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Im Wettbewerb um das schmuckreichste Backtheater liegen die Discounter derzeit eindeutig in Führung. Netto (ohne Hund) dichtete sich die „Backstube“ an, Penny hat seine Aufbackware im Laden als „Bäckerkrönung“ geadelt, woraufhin Lidl die Initiative „Unser Brot“ startete. (Für die an den Filialen interessanterweise ohne Lidl-Logo geworben wird.)

Und was unternehmen die klassischen Supermärkte? Edeka hat zwei sehr verschiedene Wege aufgetan, um auf die neue Konkurrenz zu reagieren.

1. Die Ingolstadt-Methode

Ingolstädter E-Center in Bushaltestellenform (hinten)

Ins Ingolstädter Industriegebiet stellte die Edeka-Regionalgesellschaft Südbayern 2006 ein E-Center, das aussieht wie eine riesige Bushaltestelle für Lebensmittel. Grund dafür ist, dass der Markt unter seinem leicht überstehenden Flachdachaufsatz auf zwei Seiten komplett mit Fenstern bewandet ist, was beim Einkaufen dazu führen kann, dass man sonnenstandbedingt vorm Gemüseregal erleuchtet wird.

Von der hohen Decke strahlen zahlreiche Lichtpunkte. Ansonsten mag Edeka die Kundschaft nicht weiter mit Besonderheiten stören und erlaubt den unverstellten Blick durch den ganzen Markt.

Edeka in Ingolstadt: Erleuchtung am Gemüseregal und freier Blick in den Laden

In dessen Vorkassenzone verkauft die Edeka-eigene Backstube Wünsche Bergbauernbrot, Bierstangerl und Tropic-Joghurt-Taschen („feinstes Plundergebäck mit saftiger Joghurt- und Pfirsich-Maracuja-Füllung“). Das Besondere daran ist, dass die mutige Plunderzutatenbefüllung komplett konkurrenzlos geschieht. Denn in besagtem E-Center verzichtet Edeka auf eine Backstation mit Aufbackbrötchen, wie sie sonst fast überall zur Standardeinrichtung gehören.

Bei der Eröffnung sei damals einfach keine Station eingeplant gewesen, erklärt ein Edeka-Südbayern-Sprecher und meint, das könne „aufgrund der Entwicklungen des Marktumfeldes und Nachfrage jederzeit neu bewertet werden“. Im Moment scheint die Kundschaft aber, ähm, keine Wünsche übrig zu haben, die eine Nachrüstung veranlassen würden.

In Südbayern ticken die Uhren offensichtlich noch anders. Zumal es aus Sicht von Edeka womöglich um eine Spitzen-Serviceleistung handelt, in der Ladenmitte noch mal ein paar Einkaufskörbe aufzustellen, deren Handhabung eigens erklärt werden muss:

„Bitte an der Kasse wieder abgeben.“

Einkaufskörbe in der Ladenmitte sind ein besonderer Edeka-Service

Vorher wollen Sie als Kunde vielleicht noch hier Platz nehmen, um nachher Ihren Bekannten berichten zu können, dass Sie schon mal in der traurigsten Verschnaufpausen-Kaffeeecke des deutschen Einzelhandels gesessen haben:

Stilvolles Kaffeepausieren auf Steinteppich: Im E-Center kein Problem

Die Ingolstadt-Methode geht so: Backstation-Aufrüstung der Discounter ignorieren!

2. Die Leipzig-Methode

Die Höfe am Brühl sind eigentlich ein großes Einkaufszentrum, sehen von außen aber fast nicht so aus

Nach Einkaufscenter sehen die Höfe am Brühl, die sich Leipzig an den Rand seiner Fußgängerzone hat würfeln lassen, auf den ersten Blick nicht aus, und das liegt am architektonisch ambitionierten Fassadenversteckspiel des riesigen Brockens, in dessen Bauch außer den üblichen Ladenketten im Untergeschoss auch ein Edeka (E Potrzebski) wohnt, der so ziemlich das Gegenteil von dem Center in Ingolstadt ist – nicht nur wegen der sehr unterschiedlichen Größenverhältnisse, sondern weil die Einrichtung des Leipziger Ladens auf das jeweilige Sortiment abgestimmt ist.

Die runde Fischtheke leuchtet so blau, dass man jederzeit damit rechnen müsste, von Scotty einen riesigen Aal darauf gebeamt zu kriegen.

Die Weinabteilung ist als separater Raum im Laden gestaltet, leicht zurückgesetzt und mit hohen Holzregalen ausgestattet.

In den Gängen mit den versetzten Regalen hängen Lampen, die auch in eine Wohnzimmer-Lounge passen würden.

Und in der Ladenmitte kommt man beim Weg zur Kasse unweigerlich an der Backstation vorbei, die hier eher die Bezeichnung Aufbackpalast verdient hätte. Dabei hat sie ja schon einen separaten Namen: „Laib & Seele“. (Unter Bäckern ein beliebtes Standardwortspiel.)

Aufbackpalast mit eigenem Rufnamen: Edekas Brötchenknast-Konzept "Laib & Seele"

Statt einer simplen Theke mit gleichgroßen Fächern sind fünf unterschiedlich hohe Regalelemente übereck aneinandergestellt, unter anderem eine Brotrutsche, ein Korbstapler für Baguettes und die Hauptattraktion: ein großes Brötchenkarrussell, das den Kunden eine eigene Bedienungsanleitung zumutet:

Erst drehen Sie am Rad, und zwar die richtige Brötchensorte unters Rausbalancierfach, mit einem Metall-„Löffel“ werden Sie anschließend „gewünschtes Brötchen nach hinten auswerfen“, ohne allerdings dabei den „Löffel“ rauszuziehen oder die Plastikklappe zu heben. Verstanden?

Anleitung fürs Brötchenkarussell: "So einfach geht's"

Das klingt nicht nur furchtbar umständlich. Sondern ist es auch. Und zweifellos ist der Aufbackpalast derart überdimensioniert, dass notfalls auch noch der Aal darin landen könnte, wenn sich irgendwer an der Fischtheke verbeamt.

Aber es ist eine clevere Strategie von Edeka, um das Aufbacksortiment (das auch nicht so viel größer zu sein scheint als beim Brötchenknastspezialisten Lidl) besonders vielfältig und speziell aussehen zu lassen. Außerdem hat man sich als Kunde nach all der Metalllöffelei sein Laugengebäck ganz besonders hart verdient.

Die Leipzig-Methode geht so: Backstation-Aufrüstung der Discounter kontern – mit noch aufgerüsteteren Backstationen!

* * *

Hat Ihr Supermarkt auch so einen Aufbackpalast im Laden stehen? Oder kommt er ohne eigene Backstation aus? Schreiben Sie’s in die Kommentare!

Fotos: Supermarktblog

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39 Kommentare
  • Mein Marktkauf in Paderborn (auch Edeka) hat exakt den gleichen Brötchenknast wie der Edeka in Leipzig. Und zwar schon seit dem letzten Umbau vor ca. 2-3 Jahren.
    Wäre übrigens auch mal ein interessantes Thema: wie die verschiedenen Edeka Gesellschaften mit dem Problem Marktkauf umgehen.

  • Mein Edeka (München) hat nur eine kleine Ecke für Brot und Brötchen, die jeweils bereits in Zweier- oder Viererpacks eingepackt sind. Damit spart man sich wohl die sonst obligatorischen Schütten, Zangen und Plexiglas Kästen.

    Mir will auch nicht so ganz einleuchten, warum zum Beispiel mehrere REWE Filialen einen Bäcker haben und eine Brötchenknast Abteilung. Die mittelmäßige Ware scheint größtenteils identisch und das beim Bäcker mal was ausverkauft ist kommt auch eher selten vor. Man muss sich halt nicht zwei Mal anstellen, aber das war es auch schon.

    Ein besonders amüsantes Details ist folgendes: Während die Aufbackbäcker bei REWE und Edeka meistens eher mittelmäßige Teiglingware produzieren, gibt es im Supermarkt „echtes“ Brot der Münchner Hofpfisterei in abgepackter Form zu kaufen:
    http://www.hofpfisterei.de/

    Der „Bäcker“ liefert also schlechtere Qualität als der Supermarkt, die sich das Brot anscheinend jeden Tag frisch anliefern lassen.

  • Bei uns (Konstanz und Umgebung) habe ich noch nie eine Aufbackstation in den Edekas gesehen. Die haben dort alle im Vorkassenbereich einen (furchtbaren und überteuerten) K&U „Bäcker“ der irgendwie zu Edeka gehört. Im Laden selbst gab es mal eine Zeit lang Biobrot von einem Backbetrieb aus der Umgebung. Aber das wurde wieder abgeschafft.

  • Sorry, die traurigste Verschnaufpausen-Kaffeeecke steht im Gutenberg-Center-Real in Mainz. Direkt am Hauptgang vor einer Wand in Real-Beige, Plastikschalensitze und ein Fotoposter mit Familie drauf. Leider wohn ich da nicht mehr, um Bilder zu machen.

    Die großen Fensterflächen in Ingolstadt stelle ich mir allerdings sehr angenehm vor.

  • Hr. Schader,
    was Sie jetzt aber verschweigen ist, daß in Ingolstadt in besagtem Riesen-Edeka eine Filiale einer Bäckereikette untergebracht ist – direkt nach der Kasse. Die Qualität dort ist deutlich besser als die typische Discounter- und Supermarktknastware. Warum also unnötig Platz verschwenden? Mir persönlich ist da die (über)große Weinabteilung lieber als aufgepumpte Luftbrötchen und alte Brote.

  • Der Edeka in Leipzig, in dem ich tatsächlich desöfteren (auch mal mehrere Tage hintereinander) einkaufe, ist aber etwas komisch, sag ich mal. Die Eigenmarken (gut&günstig) von bestimmten Produkten scheinen ungefähr jeden zweiten Tag komplett aus den Regalen geräumt zu werden. So war gestern beispielsweise das Regal voll mit ganz gut essbarem „gut&günstig“ Dosenmais, heute steht im Regal über dem Preisschild nichts mehr. Das Regal ist an dieser Stelle leer. Die teurere „Edeka“- oder „Bonduelle“-Variante des Dosenmaises ist hingegen immer zu haben.

    Ähnliches gilt für Toilettenpapier, Milch (die nächstgünstigere ist dann von „Edeka Bio“) und Mineralwasser. Einen Tag sind die Regale voll, am nächsten oder übernächsten sind die Regale leer.

    Ist das vielleicht eine Strategie um der Laufkundschaft, die in dem Laden sicherlich aufgrund der Lage die Mehrheit gegenüber der der Wocheneinkäufer stellt, Geld für teurere Markenprodukte aus der Tasche zu ziehen? Den Anschein, dass man trotzdem günstige Alternativen im Angebot hat, die dann eben zur Zeit leider „ausverkauft“ sind, kann man aber immer noch wahren und somit vielleicht den Laden „psychologisch“ günstiger wirken lassen. Wäre zumindest meine Theorie.

    Kennt sowas noch irgendwer von anderen Supermärkten?

    • Ich tippe eher auf Großverbraucher, die den Markt nutzen. Und wenn die neuen Mais brauchen, kaufen die nicht nur eine Dose, sondern gleich ganze Kartons oder gleich den ganzen Regalbestand. Und dann ist das Regal bis zur nächsten Lieferung leer. Denn völlig überraschend liegt nicht von jedem Artikel, den ein Supermarkt führt noch etwas im Lager.

      Natürlich könnte man jetzt von den beliebten Artikeln immer noch unmengen auf Lager haben, aber gerade bei Artikeln mit relativ kurzem MHD (Milch) oder hohen Platzverbrauch (Wasser) ist das nicht immer einfach. Und vor allem: die Großverbraucher kommen in der Regel unangekündigt und auch extrem unregelmäßig.

    • Noch eine Ergänzung: der angesprochene Edeka liegt in einem Shopping-Center. Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass die Geschäfte in solchen Centern sich gerne in den Supermärkten eindecken, wenn sie mal wieder vergessen haben irgendwas im Großhandel zu bestellen.

    • Aber gern! Und meine Brötchen, die ich dort gekauft hatte, waren wirklich gut im Vgl. zu vielen anderen Backkatastrophen, die man z.B. in Berlin erdulden muss. Sie haben also völlig Recht: Vielleicht ist das der Grund für die fehlende Station – und wenn die Qualität stimmt, wollen die Kunden keine Billigbrötchen. Das wäre hochspannend. Edeka hat dazu leider keine brauchbare Antwort geliefert.

    • Na ja, auf dem Land ist das im Edeka doch noch die Norm. Da muss der Bäcker im Edeka eher mit den Bäckern in den umliegenden Dörfern konkurrieren. Knastbrot gibt es ja schon im Aldi oder Lidl der nächsten Kleinstadt. Dort fahren die meisten einmal die Woche hin und wer die ganze Woche Billigbrot essen wollte, könnte ja zwei im Aldi mitnehmen. Kenne aber niemanden, der das so macht.

      Die „echten“ Bäcker sind halt auf dem Land noch nicht so überteuert wie in der Stadt, da kann sich noch jeder Brot leisten. Bei uns in Aachen z.B. kann ein ordentliches Brot vom „echten“ Bäcker schon einmal 5-6€/kg kosten, das geht auf dem Land auch für ein bisschen mehr als die Hälfte.

  • Die neueren Südbayern-Edekas sind oft ähnlich zu dem in Ingolstadt, insbesondere mit großer Glasfront. Der hier schaut ziemlich identisch aus, steht aber nicht in einem Gewerbegebiet, sondern im Zentrum einer Münchner 60er-Jahre-Trabantenstadt (ziemlich schlechte Wohngegend, aber er ist für ziemlich viele die nächstgelegene Einkaufsstätte). Hier von schräg oben: http://goo.gl/maps/RXEAE (in Streetview steht noch die Vorgängerbebauung).

    Ein Brötchenknast ist mir in einem Edeka noch nie aufgefallen (und im Marktkauf wüsste ich jetzt auch keinen). Die von Rewe sind auch allenfalls unter Discounter-Niveau. Wahrscheinlich ist der Bedarf dafür bei der Hauptzielgruppe nicht sonderlich hoch und eventuell sogar schädlich fürs Image. Das wird sich im Lauf der Zeit aber wohl ändern.

  • Bitte schreiben Sie die heimliche Hauptstadt des Ostens richtig – Leipzig, nicht Lepizig 🙂

    (Dieser Kommentar darf nach erfolgter Korrektur gern gelöscht werden.)

  • Hier im Münsterland ist das vom Betreiber und dem Ort abhängig (verglichen werden drei E-Center, jeweils mit Vorkassenbäckerei)
    E-Center in Borken (Betreiber Wilger): Gar kein Brötchenknast
    E-Center in Steinfurt (Betreiber Stroetmann): Normaler Brötchenknast, Preise teilw. unter Discount-Niveau (bspw. 12 Cent für normales Brötchen); Teiglinge kommen von Harry
    E-Center in Coesfeld (Betreiber Stroetmann): Normaler Brötchenknast, Preise stark unter Discount-Niveau (bspw. 10 Cent für normales Brötchen vs. 13 Cent Discounter); Teiglinge kommen von Harry

  • Die verbale Aufrüstung ist mir auch schon aufgefallen. Was verkauft wird, ist trotzdem das selbe billige Fabrikzeug. Bin aber selber als Konsument auch oft hin- und hergerissen, wenn ich beim echten Bäcker für ein Brötchen 30ct oder mehr bezahlen soll und die Dinger bei manchen (nicht allen!) Bäckern geschmacklich ebenso mittelmäßig wie ihre Fabrikkollegen sind.

    • In Lepizig steht auch 30 ¢ dran, soweit ich es entziffern kann. Billig ist das Aufbackzeug sowieso nicht. Irgendwer muss ja auch das Einfrieren und das Aufbacken zahlen, das sicher aufwändiger als bei einem normalen Bäcker ist, abgesehn von den Anfangsinvestitionen. Mittelfristig werden das eh die restlichen Kunden quersubventionieren.

      Vor nicht besonders langer Zeit hat es bei Penny (im Raum München) noch 10 Semmeln für 59 ¢ gegeben (bei der Euroeinführung waren es erst 49 ¢). Die waren vom selig Müller (alias „Bayrisch Back“) und besser als nur brauchbar. Sind auch Kubikmeterweise abgestoßen worden und waren ein echtes Argument für den Besuch eines Pennys (nachdem es irgendwann sonst nichts mehr Vergleichbares gegeben hat). Die aufgebackenen Teile kosten mehr als das Doppelte und sind eher schlechter, bloß nachmittags manchmal frischer (und sie gehn nicht so leicht aus, was wohl ein Hauptargument ist).

      Vor der Industialisierung des Bäckerhandwerks war so Zeug aber auch sauteuer. Zu meiner Schulzeit (also mindestens 30 Jahre her) hat eine Semmel 25 Pf. gekostet. Da sind im Vergleich 30 ¢ heute ziemlich mäßig. Wobei das damals wohl auch schon keine Handarbeit mehr war. Jedenfalls kann ich mich als Kind noch an eine vollautomatische Semmelproduktionsstraße erinnern, die auf der Handwerksmesse präsentiert worden ist. Das ist wohl auch schon an die 40 Jahre her (wenn nicht länger).

  • Mein Rewe in München hat die Ihle-Filiale im Eingangsbereich durch einen Brötchenknast ersetzt, der sich von den anderen dadurch unterscheidet, dass er in einen grottenhässlichen Bretterverschlag eingebaut wurde.
    Soll u.U. rustikal wirken, macht aber eher einen dreckigen, baustellenmäßigen Eindruck.
    Darüber steht nun „Pane Bavaria“.
    Googelt man Pane Bavaria findet man Berichte über ein neues Konzept mit Backwaren regionaler Produzenten, aber das sieht man dem schäbigen Angebot in dem scheusslichen Bretterverschlag weder an, noch wird es beworben.

    • „Pane Bavaria“ ist super, weil die Italiener ja so bekannt für ihre hervorragenden Backwaren sind. Ich erinnere mich an mehrere Italienurlaube in denen wir Focaccia und Co. gefrühstückt haben, weil Brot und Semmeln schlicht ungenießbar waren. Ob bei diesem Namen wirklich die richtigen Assoziationen aufkommen?

      Die „Landbäckerei Ihle“ Filialen sind mir aber ebenso suspekt, das fängt schon bei der Unterschrift „Ihr Frischbäck“ an. Eine Kästestange heißt „Käsespitz“, belegte Semmeln werden als „Hähnchenfrischer“ und Co. angepriesen, was ist das nur für eine absonderliche Sprache? Ich lebe schon seit 30 Jahren in Bayern, aber habe noch nie jemanden von einem „Frischer“ oder „Spitz“ im Zusammenhang mit Essen reden hören.

      Ein „Bäck“ ist laut Wikipedia eine Art von Weinstube, vielleicht befanden sich die Verantwortlichen in einer solchen als sie diese Wortschöpfungen erdacht haben?

    • @Uli: Ich habe in Italien schon gutes Brot gegessen, aber nie gut gefrühstückt. Da liegt, vermute ich, das Problem.

    • Vielleicht läuft das La PiaMia hier gut. Das ist auch mit reichlich wurmstichigem Holz dekoriert, aber eher ein Gastroangebot am Eingang zum Markt, der im Untergeschoss ist. Übrigens gibts da ein paar Zapfanlagen wie bei OU für Nüsse und Müsli, aber drunter stehn Plastikschalen (in verloren wirkendem Holzrahmen gegenüber der Salatbar platziert).

      “Pane Bavaria” hab ich noch nirgends live gesehn. In meinem Hauptrewe sucht der Vorkassenbachmeier jedenfalls noch Personal. Die Filiale ist aber auch erst vor einiger Zeit von Tengelmann-ähnlichem Aufbau auf Standard-Rewe zurückgebaut worden, hat dabei aber u.A. einen Brötchenknast fast in den Ausmaßen von Penny gekriegt (auffällig halbrund im hintersten Eck). Aus dem Backsteinimitat von Penny haben sie übrigens eine Terasse für Blumen gebaut (eventuell existiert die schon länger als bei Penny).

      Bei dem Namen „Pane Bavaria“ frag ich mich zuerst, wie das ein Italiener (geschweigedenn ein Deutscher) grammatikalisch interpretiert, oder ob das eigentlich lateinisch sein soll (wenn es schon auf alt gemacht ist, aber das tut San Fabio auch). „Spitz“ ist schon ein gebräuchlicher Name für Gebäck. Für „Kornspitz“ gibts derzeit einen Rechtsstreit, ob es als Marke schützbar ist. Grimms Wörterbuch sagt: „obd. ein brot von spitzer form.“ Ihle ist auch fast schon schwäbisch (wo „Bäck“ normal ist).

  • Ich glaube daß für die Supermärkte eine Doppelstrategie nötig ist: wie in allen Warenbereichen muß der Supermarkt sowohl den Preiseinstieg wie das gehobene Segment abdecken, es heißt nun mal „Vollsortiment“. Daher sollten die Vollsortimenter überlegen, zusätzlich zum Bake-Off im Preiseinstieg ihre Vorkassenbäcker in Richtung echtes Handwerk (zurück) zu entwickeln, Stichworte Sauerteigführung, Gärzeiten, echtes grobes Mehl statt Malzfärbung etc.. Diese Qualitätsmerkmale müßten aber offensiv komuniziert werden, da der Durchschnitts-Verbraucher das Wissen über die Qualität von Lebensmitteln großenteils verloren hat und verstehen muß, warum er für handwerkliche Backwaren mehr zahlen sollte. Ich würde mir z. B. eine Unterstützung der „Slow-Baking“-Initiative -heute mit dem nichtssagenden Namen „Die Bäcker-Zeit für Geschmack e.V.“- durch die Vollsortimenter wünschen, die Bäcker müssen sich von Diskontern mit echter Qualität abgrenzen, statt dessen Methoden hoffnungslos ineffizienter nachzuahmen und immer mehr in die Defensive zu geraten. Der Diskont nivelliert die Preise und aber auch die Qualität einheitlich nach unten, aber auch bei den Lebensmitteln muß es nicht nur Dacia-Niveau(eine tolle Automarke übrigens) geben, es gibt sicher genug Leute die auf Mercedes-Niveau essen möchten, aber dazu braucht es auch das entsprechende Angebot!

    • Discounter nivellieren die Qualität eher nach oben, was aber Vollsortimenter teils nicht davon abhält, zum selben Preis schlechtere Qualität anzubieten. Aber irgendwie müssen sie ja auch ihre höheren Kosten decken.

  • Im EDEKA in Wassenberg (NRW) wurde eine recht große Backwaren-Ecke im Markt auf ein Mini-Sortiment geschrumpft und stattdessen durch Regale mit abgepacktem Brot ersetzt (Toastbrote etc.). Im Vorkassenbereich gibt es eine Kamps-Filiale, auch schon als es die große Backwaren-Ecke noch gab. Der Discounter Lidl scheint seit dem Ausbau des Brötchenknast-XXL-Konzeptes gerne seine (oft sehr lange geduldeten) Bäckereien aus dem Vorkassenbereich oder separaten Räumen zu verjagen, mir ist mehrfach aufgefallen dass die Bäckereiketten (oft auch privat geführte) durch die Pfandautomaten ersetzt werden, die für die neuen Ofen-Batterien hinter dem Brötchenknast XXL von ihrem angestammten Plätzen weichen mussten (z.B. in Velbert, NRW). Bei Lidl in Velbert kommt „Unser Brot“ jetzt aus der Tiefkühltruhe (Aufbackware) und nicht vom Handwerksbetrieb der Velberter Bäckerei „Richrather Mühle“.

  • Ich halte Glasfronten und offene Bauweise für grundsätzlich falsch.

    – die Kunden werden geblendet
    – die optimale Beleuchtung der Ware kann nicht sichergestellt werden.
    – Mangel an baulicher Flexibilität / es kann u. U. nicht optimal gestellt werden

    So wird man z.B. bei EDEKA Nolte in Königstein (Taunus) und bei ReWe in Wiesbaden (Klagenfurter Ring) regelmäßig derart von der Sonne geblendet, dass das entspannte Einkaufen unmöglich wird.

    • Sie werden draußen im Freien aber u.U. auch derart von der Sonne geblendet, dass entspanntes Spazierengehen unmöglich wird. Ist sicher individuell, ob man natürliches oder künstliches Licht bevorzugt.

  • Herr Schader, da haben Sie Recht… aber die Frage ist doch, welcher Aspekt überwiegt.

    Umsatzsteigerung, weil ich auf Grund der Architektur mehr Kunden habe bzw. meine Kunden deshalb mehr kaufen ODER Umsatzverlust, weil meine Kunden geblendet werden und deshalb nicht mehr kommen (so wie ich).

    Hinzu kommen noch die Baukosten. So ein Glasding dürfte teurer sein als ein Standard-Kasten Modell „Discounter-Grau“.

    • Das Hauptproblem an den Glasfronten ist, dass sie sehr viel Platz kosten. Auf der grünen Wiese ist das ziemlich egal, aber Edeka baut sowas auch bei wirklich knappen Platzverhältnissen. Die müssen schon ziemlich überzeugt davon sein. Es wirkt schon einladender, aber andererseits hab ich beim Einkaufen auch keine Lust, zur Schaufensterdeko zu werden. Soweit die Sonne direkt reinscheint, ist das für manche Waren schlecht. Andererseits spart es Energie, soweit nicht übermäßige Einstrahlung weggekühlt werden muss.

  • „Laib & Seele“ dürfte übrigens nicht der Name für die Backstation sein, sondern nur für die dort verkauften Produkte. Wenn ich mich recht erinnere, ist das die Premium-SB-Marke (klingt das bekloppt..) von Lieken. Habe ich zumindest auch schon in einem akzenta-Markt (REWE) gekauft, womit es ganz sicher keine Edeka-Marke sein wird.

    • SIehe dazu auch hier. Scheint im Prinzip wie die Gewürzregale zu funktionieren, bloß dass da öfter wer vorbeischaun muss. Auf der nächsten Seite steht auch was zu „Pane Bavaria“.

  • Das Brötchenkarrussell erinnert mich irgendwie an den Rummel, nur in umgekehrt:
    Hierbei kommt mit Glück was und womöglich sogar das Richtige heraus, aber man muss es erst hinterher bezahlen.
    Auf dem Rummel wirft man das Geld vorher rein und es kommt meistens nichts heraus, aber wenn dann häufig noch mehr Mist.

  • […] Blogroll_2: Das Supermarktblog von Krautreporter Peer Schader wurde im April 2010 gegründet und berichtet unabhängig über den Wandel im deutschen Lebensmittelhandel. Bis Oktober 2012 erschien das Blog bei FAZ.NET. Seitdem gehört es zum Blogverbund Exciting Commerce. Es gibt Berichte wie „Mittagessen im Supermarkt? So machen Globus, Rewe und Tesco ihre Kunden satt“, Nahfragen der Art “Wieso sind Produkte aus dem Bioladen nicht umweltschonender verpackt?” und Investigatives: “Wie Edeka auf die Brötchenknast-Initiativen der Discounter reagiert“. […]

  • Also zum Thema Edaka und Backwaren aus Karusselss kann ich nur sagen, das es dies in den ‚älteren‘ Läden auch schon in ‚keliner‘ gab (z.b. Edaka Treuchtlingen), dort aber ein anderer ‚Konkurrent‘ (Kaufland) mit fertig abgepackten Megen in Tüten in Körben ‚punktet‘.

  • Naja, immerhin hat der E-Center in Ingolstadt nachgerüstet. Wenn auch ziemlich kahl, aber nachgerüstet …
    … Edeka stellte einfach ein Brötchenkasten hin, wo Brötchen im Netz abgepackt für 99 Cent einfach zu nehmen sind (6 Brötchen im Netz)

    Der Verschnaufpause-Wettbewerb gewinnt meines Erachtens nach, der neue E-Center in Gaimersheim. Sitzplätze vor einem ,,Blumenfeld“ (in Wirklichkeit Blumenerde in Kästen abgefüllt ohne Pflanzen). Die Sitzplätze sind durch Notausgangstüren erreichbar. Selbstverständlich ohne Kaffeemaschine.

    Man muss aber sagen, dass es Filialen gibt in Ingolstadt, welche eine SB-Backstation hat. (E-Center Westpark, EDEKA Fanderl, EDEKA Hindenburgstraße und paar andere).

    – wohnt in Ingolstadt, Bilder schießen ist möglich –

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