„Penny live“: Das Radioprogramm zur Tiefkühlpizza

„Penny live“: Das Radioprogramm zur Tiefkühlpizza

Inhalt:

Am Dienstag hat Penny ein Discount-Radio gestartet, das Kunden im Laden von 7 bis 20 Uhr beschallen will. Mit eigenen „News“, Oster-Angeboten und den kürzesten Rezepttipps der Welt. Das Supermarktblog hat zugehört.

Partner:

Es ist Dienstagnachmittag, 17 Uhr, Sie hören die „News“ von „Penny live“:

„Penny auf Erfolgskurs: Der beliebte Discounter konnte im vergangenen Jahr ein Umsatzplus von 1,5 Prozent erzielen. Das hat das Unternehmen heute bekannt gegeben. Dafür mitverantwortlich: neue Eigenmarken wie Penny to Go, Bäckerkrönung und Naturgut. Auch der Umbau der Filialen auf das neue Penny-Konzept ist weitgehend abgeschlossen.“

Weitere Nachrichten „aus Deutschland und der Welt“: Mit Whatsapp lässt sich jetzt telefonieren. Und Glückwunsch, Bettina Zimmermann! Die zweifache „Maxim“-Frau des Jahres (bekannt u.a. aus „Cobra 11“) wird 40! Das Wetter: stellenweise starke Windböen. „Tut mir leid“, entschuldigt sich der Moderator.

* * *

Am Dienstag hat Penny sein erstes Discount-Radio gestartet, das Kunden im Laden künftig von 7 bis 20 Uhr auf die Nerven gehen begleiten will, Mitarbeiter auch schon früher mit der „Mitarbeiter-Morningshow“. „Penny live“ (hier auch ohne Anstehen anhören) ist „Ihr exklusives Radio beim Einkaufen“, sagt der Moderator. Im hingeheulten („uohohoho“) Jingle singt jemand: „Mein Einkauf. Mein Radio. Penny live!“ Und bevor Tina Turner zu „Simply the Best“ ansetzt, Robbie Williams mit „Angels“ loslegt oder die Lighthouse Family singt, wie „blue“ der „sky“ ist, den drinnen im Laden gar keiner sehen kann, verspricht die Stimme aus den Marktlautsprechern:

„Wir versorgen Sie mit unseren Tipps und Angeboten, während Sie mit Ihrem Einkaufswagen an unseren frischen Tomaten und der Tiefkühlpizza vorbeifahren.“

Wenn es nach der Rewe-Gruppe geht, ist das „ein Novum im deutschen Lebensmitteleinzelhandel“, wohl darauf bezogen, dass die Moderatoren des Wiener Radio Max tatsächlich live am Mikrofon sitzen, um die „Angebote der Woche“-Texte im „Navi für die Fahrt durch den Angebotsdschungel“ vorzulesen:

„Darf es bei Ihnen Pasta mit Trüffeln sein? 15 verschiedene Kekssorten in der Dose? Sie haben Ihr Ziel erreicht!“

Tatsächlich ist „Penny live“ auch nicht weniger penetrant oder belanglos als das, was sonst so in Deutschland über Ultrakurzwelle gefunkt wird. Folgerichtig bedienen sich die Macher aus einem schier unerschöpflichen Fundus bekannter Furchtbarkeiten: die größten Hits der 80er, 90er und von vorgestern; schrecklichen Gewinnspielen (von 7. bis 17. April läuft „Das geheime Geräusch“, das erkannt und per SMS übermittelt werden muss, um ein „stylishes Smartphone“ zu gewinnen“); und lustig gemeintes Moderatorengefrotzel:

„Was ist denn mit dem Interview mit dem Osterhasen, das du mir versprochen hast?“

„Ich weiß, ich hab’s versprochen, aber es tut mir leid. Er lässt sich entschuldigen. Er meint, er hätte im Moment einen recht vollen Terminplan, wünscht uns aber eine tolle Sendung.“

Überhaupt: Ostern!

„Ostern steht vor der Tür. Für viele das Fest der Feste!“ Weil bei „Penny live“ auch „Mitarbeiter und Experten (…) ganz authentisch Hintergründe zu Ernährungsthemen oder Produkten erklären“ sollen (so steht’s zumindest im Penny-Kundenmagazin „mittendrin“ über „Penny live“), hat sich „unser Eigenmarkenmanager Manuel W. was Tolles ausgedacht zu Ostern“:

„Dieses Jahr hab ich mir was ganz Besonderes einfallen lassen: Ich möchte eine Oster-Schnitzeljagd durchführen und lad dazu meine ganzen Freunde und meine Familie ein und würd dann so ’ne Art Schnitzeljagd organisieren, natürlich nur mit unseren Produkten von Douceur.“

Danach nicht elegant zum Schnitzelangebot überzuleiten, sondern sich in Likör-Weinsoße mit Kirschstückchen von „Mein Fest“, „aromatisierten Teigwaren in der 500 Gramm Packung für 1,49“ und 25 Gramm Trüffel im Glas für 4,99 Euro zu verlieren, ist natürlich unglücklich. Aber das kann sich ja noch ändern bei „Penny live“, wo außer „den schärfsten Prominews“ und „taufrischen Nachrichten“ auch „herzhafte Rezepttipps“ laufen, z.B. von Sternekoch Philipp Vogel, der sagt, was zu Ostern schnell gekocht werden kann, wenn es „herzhaft schmecken muss“. Schinkenbraten!

„Schinken in Brotteig einpacken und im Ofen garen.“

Fertig.

* * *

So albern das auch klingt: Im Marktradio kriegt Penny genau das hin, was im Laden immer seltener gelingt, nämlich sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. So wie man das von einem Discounter erwartet. In den „Penny live News“ erklärte Geschäftsführer Jan Kunath diese Woche:

„Was im Discount nicht üblich ist, machen wir am liebsten.“

Macht die Konkurrenz halt inzwischen auch:

  • Das Penny-Kundenmagazin „mittendrin“ hat Konkurrent Aldi mit „Aldi inspiriert“ gekontert.
  • Bonus- und Sammelaktionen, wie Penny sie frühzeitig ausprobiert hat, sind in ähnlicher Form bei Lidl und Aldi angekommen.
  • Und Penny mag der erste Discounter mit Brötchenknast gewesen sein – aber die Teigwarenhaftanstalt von Lidl ist doppelt so groß.

Richtig kompliziert wird es dadurch, dass Penny seit dem Neustart alle paar Monate seine Eigenmarken-Stratgie ändert. Alte Markennamen werden erst abgeschafft, dann wieder zurückgeholt und mit neuem Design ins Regal gestellt.  Sieht schick aus, verwirrt aber. Nonfood-Artikel (alles, was sich nicht aufessen lässt) werden einerseits unter der Allzweckmarke Vivess verkauft, die auch Rewe nutzt. Andererseits ist gerade ein ganzer Schwung Zusatzmarken erfunden worden, mit denen alles „einfacher, übersichtlicher und attraktiver“ werden soll.

„Home Ideas“ ist „Die Marke für Wohlfühlen“ (Haushaltswaren), „True Style“ die „für den eigenen Stil“ (Klamotten), „Pure Work“ ist „für Selbermacher“ (Werkzeug) und „For Sport“ für Sportler (Klamotten und Ausrüstung), „Tec Star“ ist „Die Marke für gute Unterhaltung“ (Elektronik) und „Free Limit“ für „alles, was Spaß macht“ (Autozubehör, Büromaterial, Bastelbedarf). Der Wiedererkennungswert der neuen Logos tendiert gegen null.

Und das ist „einfacher, übersichtlicher und attraktiver“?

penny150401a

Kann ja sein, dass Discount doch nicht so funktioniert, wie Penny sich das ursprünglich einmal für den Neustart ausgedacht hat. Vielleicht braucht es ein Marken-Sammelsurium, weil die Kunden das vom Discount gewöhnt sind. Alles, was darüber hinausgeht, sorgt aber vor allem für Verwirrung.

In den Wochenangeboten bewirbt Penny derzeit z.B. Cola-Sechserpacks zum Sparpreis und verspricht, gratis eine von zehn Designflaschen dazu zu geben. Das konkrete Angebot ist derart mit Fußnoten, Grundpreiserläuterungen und Rabattankündigungen zugetextet, dass es gestern an der Kasse zu längeren Interpretationsdiskussionen führte:

penny150402

Das ist kein Discount. Das ist bloß dämlich. Weil es gute Gründe dafür gibt, wenn etwas im Discount bislang „nicht üblich“ ist – immer dann nämlich, wenn es unnötig für Komplikationen sorgt.

* * *

Dabei geht’s doch auch einfacher! Sogar bei Penny. Es ist Mittwochmorgen, 10 Uhr, Sie hören die „News“ von „Penny live“, die fast dieselben sind wie am Tag zuvor:

„Penny auf Erfolgskurs: Der beliebte Discounter konnte im vergangenen Jahr ein Umsatzplus von 1,5 Prozent erzielen. Das hat das Unternehmen gestern bekannt gegeben. (…)“

Weitere Nachrichten „aus Deutschland und der Welt“: Batman soll es bald als Computer-Animationsfilm geben. Und Glückwunsch, Jürgen Drews! Der „Ein Bett im Kornfeld“-Sänger wird 70. Schöne Ostern!

Fotos: Penny, Supermarktblog

Kommentieren

Datenschutzhinweis: Mit der Nutzung dieses Formulars erklären Sie sich mit der Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten durch diese Website einverstanden. Eine Freischaltung erfolgt nur unter Angabe einer validen E-Mail-Adresse (die nicht veröffentlicht wird). Mehr Informationen.

16 Kommentare
    • Ja, bei EDEKA wurde es aber zum 1.1. zum „EDEKA-Radio“. In den Jingles wird das jetzt anstelle vom „POS-Radio“ gesagt. Inklusive „100% EDEKA – 100% meine Region“ wobei das Radio dabei so regionalen Inhalt hat wie Müller-Milch in NRW.

  • Oh je, ist das mit dem Penny-Radio übel – angesichts des Datums hätte man das glatt für einen Aprilscherz halten können, aber anscheinend gibt es das wirklich. Dabei ist es doch gerade einer der Gründe, zum Discounter zu gehen, dass es dort so angenehm ruhig ist und man eben nicht wie bei Edeka, Rewe & Co. mit aufdringlichem Formatradio-Schmarrn dauerbeschallt wird. Hoffentlich wird wenigstens nicht wie bei Rewe alle zwei Sekunden derselbe mega-nervige Jingle gespielt…

    • Nein da kannst du beruhigt sein, die Werbung ist gut verpackt und selbst produziert. Zu dem versucht PENNY nicht als dicounter dar zu stehen und sich als „Softdiscounter“ ständig neu zu entwickeln denn „Stillstand ist gleich Rückschritt“. Auch erwähnenswert ist, das PENNY sein Backsortiment aufgestockt hat und bedarfsweise wechselt.

  • Ich finde es ganz gut, macht es irgendwie lebendiger und es ist unverkrampfter dadurch als nur diese die Stille und schweigende Menschen in einem großen Raum.
    Nur nicht den Fehler machen und nervige Jingles in Dauerschleife auf die Kunden loslassen.
    Ansonsten muss ich sagen dass Penny der sympathischste Discounter ist.

  • wofür halten uns diese verblödungs- und beschallungsexperten eigentlich?
    glauben die wirklich, daß wir auf so eine sagenhaft dumme und aufdringliche störung unseres einkaufs gewartet haben?
    wenn sie dieses pos wenigstens zur probe einführen und die kunden fragen würden, ob sie das auch nur im mindesten vermißt haben oder gebrauchen können…
    leider sind wir nur einkaufsvieh für die und haben uns den den tollen ideen der marketingstrategen wohl zu fügen, dabei zeichnete es penny unter anderem wirklich aus, daß man seine überlegungen und einkäufe in diesem markt einmal in ruhe vornehmen konnte.
    wenn die das so lassen, muß ich mich halt trennen.

  • Schade, daß man das Penny live Radio nicht einfach online im Internet hören kann, das wäre doch eine Idee, denn in den Kaufhallen sind die Lautsprecher kaum zu hören, weil es dort sehr laut zugeht. Sollte man das irgendwo im Internet hören können, wäre es gut, mal einen Link dazu zu veröffentlichen.
    Freundliche Grüße, U.Pagel!

  • Hallo penny live team würde gerne mal wissen wie man sich für eure Morningshow was wünschen kann. Weil wir möchten nicht jeden morgen Helene Fischer hören.

    • Sehr geehrte Frau Katja Döltz-Meyer, suchen Sie bitte am Markt-PC im ZAM-Mailadressbuch den Empfänger „Musikwunsch“und schicken Sie eine Mail mit Ihrem Musikwunsch. Darüber wird an das Team von Radiomax Ihr Musikwunsch übermittelt.

      Auch nach vier Jahren Penny live, geht’s weiter. Ich grüße alle Kollegen, die es ermöglichen 🙂

  • Sehr geehrte Damen und Herren,
    gerade eben hat einer Ihrer Moderatoren es als „toll“ bezeichnet, dass es eine Zusage der Bundeskanzlerin gibt, dass ausreichend Impfstoff für alle bereitstehen wird.
    Ob es toll ist, entscheidend nicht „penny live“, sondern jeder einzelne Bürger.
    Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie sich nicht an der Impfpropaganda beteiligen würden! Jeder Bürger ist mündig genug, selbst zu entscheiden. Ihr betreuendes Denken benötigt der Bürger nicht!
    MfG
    M. Knolle

    • Werter Herr Knolle, leider ist es Ihnen nicht (einmal) gelungen, dieses Blog von einem der offiziellen Kanäle des von Ihnen adressierten Discounters zu unterscheiden, was mir Ihr obiges Argument doch stark zu schwächen scheint. Ich wünsche Ihnen sehr, dass Sie in wichtigeren Angelegenheiten sorgfältiger darauf achten, wie Sie sich zur eigenen Entscheidungsfindung informieren. Alles Gute dafür und herzliche Grüße!

  • Hallo
    Wir sind vom Penny 2385
    Unsere Marktleitung Marion Mattis hat heute ihren letzten Arbeitstag.
    Wir möchten ihr alles gute wünschen und wir vermissen sie jetzt schon wir als Penny Familie vermissen sie jetzt schon.
    Wir möchten das es im Pennyradio durchgesagt wird. Danke im vorraus
    Penny-Team 2385

Blog-Unterstützer:innen können sich über Steady einloggen, um Support-Hinweise und Werbung im Text auszublenden:

Archiv