Payback wanzt sich mit „Payback vor Ort“ an Kunden im Laden ran

Payback wanzt sich mit „Payback vor Ort“ an Kunden im Laden ran

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Payback will künftig nicht nur über den Kassenzettel feststellen, wann jemand im Laden eines Partners war – sondern schon vorher: wenn er gerade im Laden steht. Und womöglich noch beeinflusst werden kann.

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Sollten die Smartphones ahnungsloser Supermarktkunden demnächst Samba tanzen, sobald ihre Besitzer eine Filiale von Rewe oder Real betreten, ist mit großer Wahrscheinlichkeit das Bonussystem Payback schuld. Das plant derzeit einen großen Schmeichelangriff auf seine Mitglieder, und zwar mit dem neuen Dienst „Payback vor Ort“.

Wer sich dafür freischalten lässt und die Payback-App auf dem Handy installiert hat, soll künftig direkt im Laden umgarnt werden: mit „Willkommens-Bannern“, einem Hinweis darauf, welche Rabattcoupons noch aktiviert werden sollten, persönlichen Angeboten und Feedback-Fragen. So steht’s zumindest in den Datenschutzbedingungen, die nach der Installation in der Payback-App auf dem Smartphone abrufbar sind.

„Vor Ort“ ist Paybacks Einstieg in den Markt ortsbasierter Kundenlockmittel. Vereinfacht gesagt: Das Programm will künftig nicht nur über den Kassenzettel feststellen, wann jemand im Laden eines Partners war – sondern schon vorher: dann, wenn er gerade im Laden steht. Und womöglich noch beeinflusst werden kann.

Das funktioniert, indem die Payback-App u.a. mit kleinen Apparaten im Laden kommuniziert, die laufend ein „Hallo, hier bin ich“-Signal senden – und so ein bestimmtes Verhalten der App (z.B. eine Nachricht) auslösen. „Beacons“ heißen die kleinen Teile, und sie sind gerade der letzte Schrei auf hyperaktiven Handelsportalen. Weil diejenigen, die damit Geld verdienen wollen, die Technik als Wunderwerkzeug für Offline-Händler verkaufen, um direkt mit ihren Kunden in Kontakt zu treten. (Über das altmodische Mittel „Mitarbeiter“ scheint das nicht mehr so gut zu funktionieren; zumindest haben die offensichtlich keine so große Lobby wie die Beacons.)

Wie das genau läuft, was dahinter steckt und wer jetzt schon Beacon-Botschaften auf Smartphones beamt, hab ich gerade für Krautreporter aufgeschrieben:

Dein Smartphone weiß, wo du letzten Samstag geshoppt hast

Nun kann im Payback-Fall jeder selbst entschieden, ob er sich dieser zusätzlichen Werbe-Umgarnung auf seinem Handy aussetzen mag und dafür permanent orten lassen will („Damit ‚Payback vor Ort‘ funktioniert, wird laufend ihr aktueller Standort benötigt“ – per GPS, WLAN, Funkzelle bzw. Beacon). Standardmäßig wird „Payback vor Ort“ nämlich deakiviert sein, heißt es in den Datenschutzbestimmungen. (Eine Aktivierung gilt dann geräteübergreifend.)

Und Payback selbst äußert sich auch noch gar nicht zu seinem Beacon-Versuch, hat bloß angekündigt, dass es ihn geben wird.

Aber abgesehen davon ist es vielleicht gar kein besonders gutes Omen, dass die Initiative sich ausgerechnet mit dem schrecklichen Nicht-Ausdruck „vor Ort“ (den Journalisten sofort nach ihrer Lokalzeitungstaufe ausgebimst bekommen) schmückt. Das letzte Handelsunternehmen, das es damit versucht hat, gibt es ja bekanntlich nicht mehr.

Aber, egal: Ich wollte bloß vorwarnen, damit Sie Bescheid wissen, wenn Ihr Smartphone demnächst bei Rewe, Real oder im Matratzenladen Samba tanzt, weil der Payback-Beacon sich so sehr freut, dass Sie in der Nähe sind.

Foto: Supermarktblog

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7 Kommentare
  • Ich weiß nicht wie es anderen geht, aber ich komme mit meinem Smartphoneakku immer gerade so durch einen typischen Tag und das schon seit drei Generationen Geräten. Bluetooth und GPS sind bei mir immer „aus“, außer es wird explizit benötigt. Wenn ich da nicht die große Ausnahme bin, dürfte das ganze System ein ziemlicher Rohrkrepierer werden, zumal neue Akkutechnologien bislang nirgendwo in Sicht sind.

    • Wegen der Marketing-Power, die Payback in die Waagschale werfen kann, wäre ich mir da nicht so sicher. Aber zweifellos braucht es da Überzeugungsarbeit (die mit ein paar Sonderpunkten für die Aktivierung sicher versüßt werden wird).

  • @Uli: da helfen Smartphones mit 4000/5000-mAh-Akku. Davon sind einige auf dem Markt. Bisschen exotische Marken, aber sie tun, was sie sollen: lang laufen. Da hat man dann auch mal für 2 Tage Power.

  • Auch wenn ich selbst ein payback-Account besitze, muss ich doch sagen, dass selbst mit x-fach Punkten, ich das Produkt kaum nutze.
    Entweder vergesse ich den Einsatz und wenn doch nicht, dann ärgert man sich evtl. später, dass die x-fach Punkte noch nicht freigeschalten waren usw.
    Der Beacon-Vorstoss wird hier nichts ändern, denn wenn ich es aktivieren würde usw. der push (x-fach) während eines Einkaufs, wird mich mit Sicherheit schnell dazu bewegen, die App sodann komplett zu löschen.

  • Ehh…in den meisten Supermärkten hab ich doch nicht mal genug Empfang um ein e-Coupon zu aktivieren, wenn sie denn überhaupt geladen werden….

    • Wollte ich auch gerade posten. Rezepte online suchen oder auch nur mal zuhause anrufen, ob man noch etwas mitbringen soll, ist in meinem funkelnagelneuen Rewe unmöglich. Die sollten einmal dort ansetzen, bevor die mit solchen Mätzchen kommen.

  • Gerade für den von Marc beschriebenen Fall eignen sich Beacons vorzüglich: ich bin gerade im Shop und hab eigenlich vergessen, dass ich ja diese Payback-App installiert habe – auf einmal bekomm ich den Reminder auf mein Smartphone. Bei einem brauchbar designten Prozess kommt die Push-Notification natürlich auch nur einmal und ich werde während des Einkaufs nicht permanent belästigt. Online-Verbindung ist auch nicht zwingend notwendig, man kann durchaus bereits in der App (temporär) hinterlegten Content mittels Beacon-Signal „aktivieren“.
    Bzgl. Bluetooth: klar, Bluetooth-aus ist ein Problem für eine Beacon-basierte Funktion – allerdings gibt es Untersuchungen, wonach knapp die Hälfte der Smartphone-Besitzer Bluetooth permanent aktiviert haben – und dass Bluetooth Low Energy (BLE) in zukünftigen OS-Varienten vom Ein/Aus-Schalter für Bluetooth (Classic) entkoppelt wird (also permanent on ist), ist gerade wegen Initiativen von Google und Apple in dem Bereich alles andere als auszuschließen.

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