So nutzen Kunden die Lebensmittel-Abholstationen von Unimarkt

So nutzen Kunden die Lebensmittel-Abholstationen von Unimarkt

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Die österreichische Supermarktkette Unimarkt liefert online bestellte Lebensmittel nicht nur nachhause, sondern auch in moderne Abholboxen. Die funktionieren je nach Standort als Wochenendeinkauf-Ersatz oder Late-Night-Supermarkt.

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Freuen Sie sich auch schon so? In anderthalb Wochen darf das erste Türchen Ihres neuen Adventskalenders geöffnet werden!

Nur den Kunden des Online-Shops der österreichischen Supermarktkette Unimarkt is des wurscht. Die machen ja permanent Türchen auf, hinter denen dann auch nicht bloß cholesterinfeindlicher Süßkram zum Vorschein kommt. Sondern auch mal ein Apfel, frische Nudeln oder eine Flasche Spülmittel. Weil die Türchen zu den Abholstationen für Lebensmittel gehören, die das Unternehmen seit vergangenem Jahr testet.

Die Anlagen sind in drei Klimazonen eingeteilt und können auch gekühlte und tiefgekühlte Produkte lagern, die vorher im Netz bestellt wurden. Entwickelt wurde der Draußenkühlschrank vom Münchner Start-up Open Ideas, und er hört auf den Rufnamen „EmmasBox“ (siehe Supermarktblog vom Dezember 2013).

„Abholstationen haben den Vorteil, dass sie als Logistikform für Unternehmen deutlich günstiger sind als die direkte Heimzustellung beim Kunden“,

sagt EmmasBox-Entwickler Michael Reichelt und erklärt, was das Start-up in den vergangenen Monat über die Nutzung gelernt hat: „Die Warenkörbe der Abholer sind im Schnitt größer als wir es erwartet haben.“ Das sei aber ähnlich wie die Nutzung der Station „sehr standortabhängig“.

2014 hat die österreichische Pfeiffer Handelsgruppe, zu der Unimarkt gehört, mehrere Millionen Euro investiert, um Online-Shop-Kunden die Abholung per EmmasBox anzubieten – als Service für alle, die keine Zeit haben, zuhause auf den Lieferdienst zu warten. Bislang funktioniert die Abholung nur an drei Stationen in Oberösterreich. Eine EmmasBox steht vor der Unternehmenszentrale in Traun (bei Linz), eine direkt neben einer Unimarkt-Filiale in Enns, eine ohne Nähe zu einem Markt in Ansfelden.

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Auf Supermarktblog-Anfrage erklärt Unimarkt:

„Die Abholstation Traun wird von den umliegenden Bürobetrieben speziell zum Wochenende hin vermehrt genutzt – der klassische Wochenendeinkauf wird also über den Webshop getätigt. An der Station Enns ist die Nutzung außerhalb der üblichen Supermarkt-Zeiten ein großes Thema.“

Generalisieren lässt sich das natürlich nicht. Aber die Nutzungsmuster sind zumindest ein Indiz dafür, welche unterschiedliche Funktionen die Draußenkühlschränke haben können, falls sie sich durchsetzen: Wochenendeinkauf-Ersatz und Late-Night-Supermarkt zum Beispiel.

Wieviele Bestellungen im Schnitt abgeholt werden, mag Unimarkt nicht sagen: „Wie üblich bei neuen Services bedarf es einer gewissen Anlaufzeit.“

Das liegt womöglich auch daran, dass die Abholung nicht immer kostenfrei ist: Bis 50 Euro berechnet die Kette 2,90 Euro für die Kommissionierung. Wer drüber kommt, zahlt nix. An Kunden, die nur schnell ein paar Sachen fürs Abendessen ordern wollen, scheint Unimarkt nicht besonders interessiert zu ein: Unter 25 Euro Bestellwert kostet die Abholung happige 6,90 Euro. Womöglich wär’s da konsequenter, einen Mindestbestellwert einzuführen.

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Erstaunlich ist, dass das Unternehmen nicht sagen kann, ob Kunden, die in die Abholstation bestellt haben, trotzdem noch in den angeschlossenen Markt gehen – zum Beispiel, weil sie ihr Obst und Gemüse selbst aussuchen wollen oder spontan doch noch einen Wein mitnehmen: „Unimarkt hat keine Kundenkarte – d.h. wir können nicht nachvollziehen, ob zusätzlich zum Online-Einkauf auch noch im stationären Handel einkauft wird.“ (Müsste man die Kunden vielleicht mal direkt fragen, weil das bei einer hohen Bestellzahl Schwerpunktsetzung und Präsentation im Markt beeinflussen könnte.)

Immerhin weiß Unimarkt, was die Kunden im Netz vorrangig bestellen. Und das ist ein bisschen überraschend, weil viel frische Ware dabei ist – anders als viele Umfragen um Online-Einkauf von Lebensmitteln suggerieren.

„Das Top-10-Ranking unser online verkauften Artikel wird angeführt von Käse, Brot & Gebäck, Obst und Gemüse sowie Molkereiprodukten, Schinken und Nudeln, während international betrachtet vermehrt haltbare Produkte verkauft werden.“

Das Online-Engagement lohnt sich für Pfeiffer auch deshalb, weil die Gruppe mit ihren Läden vor allem in Oberösterreich präsent ist, aber im ganzen Land liefert. „Unimarkt wurde durch den Online-Shop und der damit verbundenen bundesweiten Zustellung von einem regionalen zu einem nationalen Player im Lebensmittelhandel“, sagt eine Sprecherin. „Im Bereich E-Commerce sehen wir eine enorme Chance für die Zukunft.“ Solche Unternehmen tun sich naturgemäß leichter damit, neue Technologien auszuprobieren.

In den kommenden Monaten sollen 30 weitere Stationen in verschiedenen Städten in Betrieb genommen werden – „in Oberösterreich und Wien an Verkehrsknoten und neuralgischen Punkten“ (ähnlich wie DHL das mit seinen Packstationen vorhat). Eine Anbindung an bestehende Märkte sei nicht Voraussetzung, heißt es bei Pfeiffer.

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Vor einigen Monaten wurde schon mal von 50 Stationen gesprochen, auch für die ebenfalls zur Gruppe gehörenden Zielpunkt-Discount-Märkte (früher: Plus). Davon ist derzeit nicht mehr die Rede.

Und in Großbritannien hat die Walmart-Tochter Asda kürzlich bekannt gegeben, vorerst nicht in weitere Click-&-Collect-Stationen zu investieren, um Geld zu sparen. (Bislang war Asda allerdings äußerst experimentierfreudig.)

Haben sich die EmmasBox-Gründer womöglich übernommen? Nein, sagt Michael Reichelt und erklärt: „Bei wenigen Boxen ist die Kommissionierung und Anlieferung bis zum Service für die Kunden noch relativ einfach steuerbar. Bei einer größeren Anzahl an Boxen muss das ganz anders vorbereitet werden. Daran arbeiten wir derzeit.“ Auch technisch seien an den Stationen Verbesserungen vorgenommen worden, um sie etwa leichter befüllen und warten zu können. „Für den Kunden ändert sich dadurch aber nichts.“

* * *

In Deutschland steht inzwischen ebenfalls eine EmmasBox – am Münchner Flughafen im Gepäckabholbereich von Terminal 2. Dort gab’s bislang jedoch keine Online-Bestellungen abzuholen, sondern Menü-Zutaten zum Zuhausekochen.

Die Idee war clever: Wer gerade von einer Reise zurückkommt und nachhause fährt, hat mutmaßlich großen Hunger, aber einen gähnend leeren Kühlschrank. Um nach der Landung nicht erst durch den Supermarkt latschen zu müssen, konnten sich Reisende beim Warten aufs Gepäck an Tablets ein Menü aussuchen und reservieren: ein italienisches mit Pasta und Salat, ein bayerisches mit Bratwurst und Sauerkraut oder bloß ein „Snackpack“ mit Knabberzeug. Auf dem Weg zum Ausgang lagen die frischen Zutaten vorgepackt in der Box bereit.

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Zuständig für die Befüllung dersechs Meter breiten gekühlten EmmasBox ist übrigens Edeka, das am Airport zwei reguläre Märkte betreibt und für den Test mit dem Münchner Flughafen zusammenarbeitet.

So richtig gut scheint das bislang aber nicht funktioniert zu haben. Anfang der vergangenen Woche sind die Menüs durch Snack-Kombis ersetzt worden. Statt Zutaten-Kombis gibt es nun: eine Sushibox mit kleinem Wasser, eine Vollkornschnitte mit Smoothie, Kekse mit Kaffeedrink, Chips und Red Bull – also klassische Kioskware. Die eigentlich ganz clever ausgedachten Menüs, von denen nicht mehr die Rede ist, müssen ein ziemlicher Flop gewesen sein.

Fragen dazu beantwortet der Münchner Flughafen auf mehrfache Supermarktblog-Anfrage leider nicht.

Auch nicht, ob der ursprünglich bis Ende November befristete Versuch überhaupt fortgesetzt wird. Im Moment scheint die Abholstation jedenfalls bloß als besserer Snackautomat zu dienen. Das hätte der Flughafen freilich auch einfacher haben können. So wie dieser Spar-Markt in Salzburg:

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Unabhängig davon will sich EmmasBox im kommenden Jahr aber endlich auch bei Online-Einkäufern in Deutschland etablieren. Mit welcher Supermarkt- oder Discountkette die Münchner kooperieren, verrät Michael Reichelt noch nicht, bestätigt aber:

„Es gibt in Deutschland einige Projekte mit großen Lebensmittel-Einzelhändlern, die in Planung sind und im 1. Halbjahr 2016 umgesetzt werden sollen.“

Kannibalisieren die Supermärkte damit nicht ihre gerade erst mühsam aufgebauten Lieferdienste schon wieder? „Ich glaube nicht, dass sich nur eines der Konzepte, die derzeit ausprobiert werden, durchsetzen wird“, meint Reichelt „Der Markt ist groß genug für mehrere Lösungen.“

Fotos: Pfeiffer Handelsgruppe/Michael Hügel (3), Supermarktblog

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6 Kommentare
  • Was mich mal interessieren würde: Kann man sich beim Bestellen aussuchen wann man die Sachen abholt oder wird man benachrichtigt sobald die Ware da ist? So einen Station kann ja auch „voll“ sein, dann müsste man im Zweifelfsall einen Tag länger warten.

  • Interessant, diese Emma’s Box-Idee am Flughafen. Aber wenn ich von einer Reise nach Hause komme, habe ich zwar Hunger, aber garantiert keine Lust zu kochen, selbst mit vorportionierten Zutaten. Da wäre mir die Möglichkeit, noch einen Liter Milch und etwas Obst mitzunehmen, deutlich lieber.

    • Das war auch mein Gedanke: ein Teil der Fluggäste bekommt zuhause von Fau oder Mann oder Mutti gekocht. Wieder ein anderer Teil hat genug Zeit & liquide Mittel, um lecker essen zu gehen. Und noch ein anderer Teil hat wenig Zeit – und isst eher Snacks oder Fast Food …

      Vermutlich ist die übrig gebliebene Restgruppe zu klein …

      Ich würde jedenfalls nach 4 Tagen Dienstreise, wenn ich abends um 8 lande, NICHT noch zuhause was kochen wollen. Ebenso nicht, wenn ich abends um 12 mit dem Ferienflieger lande…

  • Ich hasse einkaufen … eigentlich alle Varianten, aber vor allem den täglichen oder Wöchentlichen bedarfseinkauf im Supermarkt. Dabei stört es mich garnicht vorbeizufahren (Ich komme jeden Tag auf dem Arbeitsweg an 4 Vollsortimenter und 4 Discountern vorbei, und das bei unter 20 Minuten fahrt.

    Aber das zusammensuchen der Ware, das vergleichen von Preisen, die oft zu hohe wärme …

    … ich wäre absolut für so eine Box bei einem unserer Supermärkte zu begeistern, insbesondere eingebunden in einen guten Onlineshop. z.B. mit „merklisten“ für wiederkehrende Artikel oder Menüs oder so. Das wäre mir auch viel Lieber als dubiose Rabattkarten.

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