Die denkwürdigsten Werbeunfälle aus Rewes eingestellter „Besser leben“-Werbung

Die denkwürdigsten Werbeunfälle aus Rewes eingestellter „Besser leben“-Werbung

Inhalt:

Seit diesem Wochenende animiert Rewe seine Kunden nicht mehr zum „Besser leben“, sondern will „Mein Markt“ sein. Damit die alte Kampagne nicht in Vergessenheit gerät, erinnert das Supermarktblog an die kuriosesten Motive.

Partner:

„Alles, was wir tun, tun wir für dich. Weil wir erst dann glücklich sind, wenn du es bist“, verspricht Rewe seinen Kunden im ersten Werbespot n.B.l. (nach „Besser leben“), der seit diesem Samstag im Fernsehen läuft. Der alte Gruselauftritt ist Geschichte, ab sofort lautet Rewes neuer Werbespruch „Dein Markt“. Ob das was wird, wissen wir erst in ein paar Monaten, wenn ausreichend Zeit war, sich an das neue Design (Agentur: Loved) zu gewöhnen und die ersten Spots im Fernsehen gelaufen sind (Agentur: Thjnk, Hamburg).

So sieht der Auftakt aus:

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Und egal, ob Sie das gelungen finden oder nicht: Schlimmer als vorher kann es eigentlich nicht werden (siehe Supermarktblog vom Januar 2013).

Damit nicht in Vergessenheit gerät, wie sehr sich eine der größten deutschen Supermarktketten in den vergangenen Jahren auf der Suche nach einer neuen Werbeidentität verirrt hat, hab ich zum Abschluss noch mal die denkwürdigsten Unfälle (Agentur: Heimat) aus dem Archiv gekramt.

1. Die Herzpaddelfrau und ihre Kumpels

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Im Befehlston hat sie uns einzubimsen versucht, dass wir gefälligst „nachhaltig“, sein sollen, „ausgewogen“ und „Bewusst leben“! Wie das geht, hat die unbekannte Dame auf dem Rewe-Plakat gleich mal vorgemacht: Indem man mit den Armen ein Herz ins Wasser paddelt. (Auf dem Foto rechts von den Picknickpärchen zu sehen, dass keine Lust auf Einkaufen hatte und sich ’ne Quiche in den Park geordert hat.)

2. Die Sekte

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Mit einer Gruppe willenlos gemachter Menschen, die sich im Kreis aufgestellt haben (vermutlich um ein Tiefkühlopfer zu bringen), und der hypnotischen Ansage „Bei uns finden Sie immer das Richtige“ bewarb sich Rewe kurzzeitig um eine Zulassung als Sekte. Glücklicherweise vergebens.

3. Das Kind mit den Riesenhänden

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Marmelade in your Face! Wenn explodierend euphorische Kundendarsteller auf Plakaten den vorbeilaufenden Passanten die Rewe-Eigenmarken ins Sichtfeld boxen, dann kann es sich dabei nur um eines der meistplakatierten Photoshop-Desaster aller Zeiten handeln.

(Sie erinnern sich eventuell: Die Mutter vom Kind mit den Riesenhänden hatte Beste-Wahl-Orangensaft in ihren Riesenhänden, der Vater Pro-Planet-Tortelloni und die große Schwester bloß das Logo.)

4. Die Roboterfrau aus der weißen Zukunft

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Die Zukunft ist klinisch weiß, und eine Roboterfrau im blauen Kleid bringt Lebensmittel in fensterlose Häuser, die keine Nummern mehr haben, sondern mit „A“ und „B“ gekennzeichnet sind. Coole Idee für ein sympathisches Werbemotiv! Aber nur in Robothausen. Dieses erstaunliche (und erstaunlich kühle) „Besser leben“-Plakat wird definitiv Titel meines Buchs über „Dystopische Szenarien in der Supermarktwerbung“ (erscheint am A.B.2022).

Anders gesagt: Tschüß, „Besser leben“, du Randnotiz in der Geschichte missglückter Identitätskonstruktionen für Unternehmen. Es wird dich niemand vermissen.

Mehr zum Thema hab ich für W&V aufgeschrieben.

Fotos: Supermarktblog

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9 Kommentare
  • Ich habe immer noch den alten Slogan „Jeden Tag ein bisschen besser“ im Kopf. Den fand ich sehr gelungen.
    Dam dam dam dam dam dam, dam dam dam da dam dam – dam.

  • Was ich an diesen Blog so mag, ist dass er mir quasi ein Blick in eine komplett andere Welt eröffnet. Hier vor Ort gibt es nämlich nur Aldi, Lidl, Edeka, famila und Rossmann, außerdem keine Plakatwände (zumindest nicht, da wo ich vorbei komme) und mit TV- oder Radiowerbung komme ich auch nicht in Kontakt.

    Endsprechend sehe ich solche Sachen (auch die von Netto) nur hier und „von außen“ betrachtet würde mich nichts davon in einen Rewe oder Netto locken.

  • Ein neuer Trend, einen Supermarkt persönlicher wirken zu lassen?
    Erst fing Penny an, die „Nachbarschaft“ aufzufordern, wie IHR Penny-Markt um die Ecke denn zusätzlich heißen soll.
    Darauf folgte Kaufland mit der Einführung des ortsbezogenen „Tip der Woche für (z.B.) Lippstadt“ sowie geänderte Durchsagen im Kaufland wie „Ihr Kaufland in Lippstadt“ anstatt „Kaufland – Hier bin ich richtig“ nach Angebotsdurchsagen.
    Jetzt eben REWE mit „Dein Markt“.
    Hier könnte ich mir übrigens vorstellen, dass REWE einen leichten Übergang vom Wechsel von den Kaufpark-Märkten zu „REWE – Ihr Kaufpark“ im letzten Jahr herzustellen versucht, um alle Märkte komplett zu vereinheitlichen (!?)

  • Das wirkt ja mal ziemlich aufgesetzt.
    – Wer möchte denn im Supermarkt von fremden Angestellten gefragt werden wie es ihm geht?
    – Der Lieferservice wird bestenfalls „ausgebaut“ aber ist sicher weit davon entfernt nach „egal wo du wohnst“ zu liefern.
    – Ein „Teil deiner Nachbarschaft“. Ähnlich wie mein Glascontainer?
    – vom anbiedernden „wir sind erst dann glücklich wenn du es bist“ mal zu schweigen …
    Werbesprech und „man sollte nicht alles wörtlich“ nehmen hin oder her. Wie der Autor schon schreibt „Ein Supermarkt ist nun mal ein Supermarkt – und wer versucht, das zu verleugnen, produziert schnell ein Werbeunglück.“ das ist hier m.M.n. auch passiert. Deutlich unglaubwürdiger als das bereits erwähnte „jeden Tag ein bisschen besser“. Schade!

  • Kann mich den vorherigen Kommentaren anschließen, eher wenig gelungen. Und geduzt werden möchte ich bei Geschäftsvorgängen generell nicht. Eine Unart, die auch andere Firmen sich schnellstens wieder abgewöhnen sollten, wollen sie einen seriösen Eindruck vermitteln.

  • Ich verstehe weiterhin nicht, wieso die einzig wahre Kampagne, die auch heute noch den meisten Werbung sehenden Menschen in Deutschland im Kopf geblieben sein dürfte, „Jeden Tag ein bisschen besser“, abgeschafft wurde. Die Nachfolgerin „Besser leben“ war ein grandioser Flop und hat sich mit 3 Jahren viel zu lange gehalten. Und jetzt ist plötzlich alles rund, die Ecken wurden abgeschliffen, ansonsten kaum Veränderung. Die Prospekte sind gleich, die Schriftart der Preise ist gleich. Und der größte Witz ist das Motto „Dein Markt“. Was soll das heißen? Wenn dann doch bitte wenigstens „Dein Supermarkt“. Aber Nein. Das war wahrscheinlich zu nah dran an den Geschäften, bei denen die überbezahlte Werbeagentur abgekupfert hat. ACHTUNG EINFALLSLOSIGKEIT! Beispiele: Rossmann „Mein Drogeriemarkt“ (vorher „Der Drogeriemarkt“), Dursty „Ihr Getränkemarkt“ (vorher „Der Getränkemarkt“) und es gibt bestimmt noch weitere Beispiele. Langweilig. Wie die Werbespots, die wie ihre Weihnachtskollegen (Kaufland, REWE und Penny fast gleich an Weihnachten 2015) mit ihrer anbiedernden Emotionstour einfach furchtbar sind.

  • Ach ja, ALDI Süd verwendet in seiner neuen Kampagne auch Sprechblasen. Also ist das bei REWE auch nicht originell. So wie das „mein“: „Meine Woche“, „Mein Wochenende“ bei ALDI Süd

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