Kooperationen (1): Rewe holt Tescos Modelabel F&F nach Deutschland

Kooperationen (1): Rewe holt Tescos Modelabel F&F nach Deutschland

Inhalt:

Raus aus der Feinripp-Ecke: Für die Modeabteilungen in den Center-Supermärkten setzt Rewe auf ein Label, dessen Name sich in Deutschland erst noch herumsprechen muss: F&F. Dafür kooperieren die Kölner mit Tesco.

Partner:

Zwei Jahre ist es her, dass Rewe in Egelsbach bei Frankfurt ein ehemaliges Toom-SB-Warenhaus in ein durchdesigntes Rewe Center verwandelte (siehe Supermarktblog). Inzwischen wurden diverse Riesensupermärkte auf das neue Konzept umgestellt, zum Teil mit integriertem „Oh Angie!“-Restaurant. Und Rewe erklärt:

„Das neue Großflächenkonzept hat sich in den umgebauten Märkten bisher mehr als bewährt. Insofern wird auch in 2016 und 2017 bei anstehenden Umbauten das Großflächenkonzept umgesetzt und weiterentwickelt.“

Außerdem besteht die Möglichkeit, dass bestimmte Ideen aus dem Center-Konzept in weniger große Rewe-Supermärkte geholt werden: „Elemente des ‚Marktplatzes der Frische‘ können wir uns beispielsweise auch auf kleineren Flächen vorstellen.“

Ein wesentlicher Baustein der Center ist derweil die Kooperation mit „starken Partnern“, wie Rewe es selbst draußen an die Riesensupermärkte dranschreibt. Gemeint sind bekannte Marken, die einen eigenen Bereich im Laden reserviert kriegen und dort ihre Sortimente verkaufen können – ähnlich wie die großen Modeketten in Kaufhäusern.

Ausgerechnet in Sachen Mode setzt Rewe aber nicht auf Marken wie Esprit oder s.Oliver, sondern ein Label, dessen Name sich in Deutschland erst noch herumsprechen muss. Anders vielleicht als der des Konzerns, zu dem es gehört: Tesco.

Mode für Katar und Bernkastel

Im März 2015 eröffnete im Rewe Center Offenbach der erste Shop von Tescos selbst entwickeltem Modelabel F&F, direkt in die Verkaufsfläche integriert: Jeder, der zum Lebensmitteleinkaufen da ist, kommt automatisch daran vorbei. Im Dezember folgte in Heppenheim bereits Nummer elf. 2016 sollen sechs weitere F&F dazu kommen, verrät Rewe.

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Auf rund 250 Quadratmetern sind die jeweils aktuellen Kollektionen erstmals in Deutschland zu kaufen. In Großbritannien baut Tesco die Shops in die eigenen Läden ein.

Vor drei Jahren hatte der britische Konzern angekündigt, sein Ersatz-Primark per Franchise bis nach Kuwait und Katar zu bringen. In Polen und Tschechien gibt es eigenständige F&F-Filialen ohne Supermarkt außenrum. In der Schweiz wiederum ist F&F in Coop-Hypermärkten untergeschlupft. Und bei uns hat sich Rewe den alleinigen Zugriff gesichert. In der Kölner Unternehmenszentrale heißt es auf Supermarktblog-Anfrage:

„Wir haben Exklusivität für Deutschland mit Tesco vereinbart.“

Das bedeutet aber nicht, dass jedes Rewe Center automatisch eine F&F-Fläche bekommt. Die Integration sei lediglich in Märkten vorgesehen, „in denen wir Textilkompetenz haben wollen“, meint Rewe. Dafür seien u.a. die örtliche Kaufkraft und die Größe des Objektes ausschlaggebend. Außer den bereits genannten Centern gilt das derzeit für Würzburg, Bernkastel, Eisenach, Neuwied, Gießen, Darmstadt/Griesheim, Saarburg und Hamburg-Altona.

F&F ist Tescos Versuch, Supermarktklamotten aus der Feinripp-Ecke rauszuholen und sie genauso stylish zu machen wie das die Kunden von den Kollektionen der etablierten Billigketten gewohnt sind. Zu ähnlich absurden Niedrigpreisen: ein Shirt kostet 6 Euro, die Hose 12, eine Jacke im Sonderangebot 15 und der Mantel 49 Euro.

Damit sollen vor allem jüngere Kunden angesprochen und in die Läden geholt werden. (Oder natürlich solche, denen die Kinderklamotten von Rewes zweitem Center-Textilpartner, Ernstings Family, ein bisschen zu wenig Glitzer haben.)

Vielleicht ist F&F aber auch bloß die Rache der Briten an den Deutschen: dafür, dass wir ihnen im schwer umkämpften Heimatmarkt Aldi und Lidl eingebrockt haben.

Mehr zum Thema Kooperationen steht im nächsten Supermarktblog-Eintrag.

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Fotos: Supermarktblog

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13 Kommentare
  • Schön, das noch das alte „ec Electronic Cash“-Zeichen verwendet wird. Seit 2007 gibt es Girocard und die deutsche Kreditwirtschaft verwendet das Zeichen seither nicht mehr zur Akzeptanzkennzeichnung. Aber gut, so etwas kann man als zweitgrößter deutscher Supermarktbetreiber natürlich nicht wissen.

    • Womöglich ist Rewe aber auch einfach egal, welches Zeichen die deutsche Kreditwirtschaft „zur Akzeptanzkennzeichnung“ benutzt, wenn die Kunden das alte Zeichen besser erkennen und deshalb sofort wissen, was gemeint ist? Oder wieviele Kunden kennen Sie, die sagen: ‚Ich hab heute mit meiner „Girocard“ (statt EC-Karte) eingekauft‘?

    • Vorteil: man sieht es von weitem; ein anderes Zeichen für „Geldautomat“ mit ähnlichem Wiedererkennungswert gibt es noch nicht.

    • Wenn bei Rewe Entscheidungen so wie bei „Die Deutsche Kreditwirtschaft“ (das sind die Unternehmen, die nach Geldkarte und Giropay gerade mit PayDirekt das dritte Zahlungssystem mit Anlauf gegen die Wand fahren) getroffen würden, wäre Rewe längst vom Markt verschwunden…
      Wieviele normale Menschen (ja, genau das ist die Rewe-Zielgruppe!) kämen bei einem Girocard-Logo auf die Idee, dort einen Geldautomaten zu suchen?
      Ich weiß – vom Kunden aus zu denken ist in Banken streng verboten…

  • Scheint ein Henne-Ei-Problem zu sein. Niemand hält sich an die Branding-Vorgaben und dann wundert man sich, dass die Kundschaft verwirrt ist und die Kennzeichnungen auch nach fast 10 Jahren nicht wirklich bekannt sind. Bei Kreditkartenakzeptanz ist das strikt geregelt; bei „Girocard“ wird das wohl eher lax gehandhabt.

  • Das ist aber auch ein Kuddel-Muddel mit den Rewe-Großflächenmärkten, oder? Während es hier so scheint, als ob man im Rhein-Main-Gebiet mit den Rewe Centern kräftig expandiert, gibts hier in Westfalen noch tooms, die – na ja – eben noch toom heißen. Außer dem Schild am Eingang und der ersten Zeile auf dem Kassenbon erinnert da aber auch nicht mehr so viel dran, dass dieser Laden nicht Rewe heißen könnte.
    Die Kleidungs-Ecke in unserem Toom setzt sich bei uns im Übrigen aus 90%-Restposten-Markenschuhen, 5% Socken und sonstiger textiler Kleinkram und der Rest – also zwei Ständer – sind dann wirklich Oberteile und Hosen. Das lädt mich natürlich so sehr zum Einkaufen ein, dass sich das bestiiiiimmmt mit einem „F&F“ ändern würde. 😉

  • Naja was heisst Kuddel-Muddel, Verbrauchermärkte mit Flächen bis zu 15.000 m² sind eben keine 800 m² frisch gestampfte 0815 Discounter nach Schema F
    und passen auch garnicht in das restliche Marktumfeld. Kaufleute (ja sowas soll es noch geben..) können solche Läden nicht mal eben übernehmen. Klar, Ihr könntet das natürlich alles viel besser. Hier wurde ein neues Konzept getestet, welches anscheinend von den Kunden angenommen wird. Ich würde sagen der Erfolg gibt Rewe recht.

    • Was genau wollen Sie uns sagen? Dass ein SB-Warenhaus kein Discounter ist? Hat auch keiner behauptet.

  • Diese Tesco-Eigenmarke würde ich qualitativ allerdings noch unter H&M, Topshop etc. einordnen. Habe bei einem England-Aufenthalt 2 Sachen gekauft und die haben nicht lang gehalten. Shirt schon nach einer Wäsche geschrumpft und verzogen, sehr dünner Stoff.

    Immerhin gibt es Ankleide-Kabinen. Im Gegensatz zu Lidl und Aldi, wo man die Katze im Sack kauft.

  • Ich kauf oft und gern im Tesco ein und da natürlich auch hin und wieder ein paar shirts und ähnliches … die Waren der Marke F&F sind qualitativ sehr gut.

  • Hab vorhin grad wieder 2 shirts (jeweils incl. t-shirt) von F&F bei Tesco gekauft.

    Schönes design und der Preis ist auch okay.

  • Ich habe im REWE Center, Dachau, Kopernikusstr. einen Dreierpack von F&F Herrenunterhosen gekauft, Preis heruntergesetzt von 20 – auf 15 Euro. Der Hosengummi ist bei jeder Hose verschieden weit, aber alle 3 Gummis so eng, daß man sie kaum anziehen kann (bin sehr schlank!). Die Gummiweite ist allenfalls für ein Kind, aber die Hosenweite entspricht einem Erwachsenen!! So ein mißlungenes Produkt noch zu verkaufen – ist absoluter Betrug !!!

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