Kooperationen (2): Butlers und Depot richten sich im Supermarkt häuslich ein

Kooperationen (2): Butlers und Depot richten sich im Supermarkt häuslich ein

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Auf der Suche nach weiteren Verkaufsstellen haben Butlers und Depot die großen SB-Warenhäuser von Edeka und Rewe für sich entdeckt und bieten dort eine Art Greatest-Hits-Sortiment aus den eigenen Läden.

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Dass der Bedarf an sandmusterverzierten Dekoschalen, altrosafarbenen Käfigattrappen für Holzvögel und dünnbödigen Tabletts, die sich unter der Last von mehr als drei Duftkerzen bedenklich zu biegen beginnen, größer ist als man das als Wohnaccessoires-Laie vermuten würde, beweisen die beiden Krimskramsketten Butlers und Depot jeden Tag aufs Neue. Ihr Geschäftsmodell ist die konsequente Konzentration auf hübsch aussehende Überflüssigkeiten. Irgendwas gibt es ja immer in einer Schachtel zu verstauen, und wer viele Vasen hat, kriegt ganz bestimmt öfter Blumen geschenkt.

Auf der Suche nach weiteren Verkaufsstellen haben die Wettbewerber die großen SB-Warenhäuser für sich entdeckt. Zumindest scheint deren Anziehungskraft auf Butlers und Depot ähnlich hoch zu sein wie die der verkauften Utensilien auf Hausstaub.

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 Sie betreten jetzt die dekorierte Zone

Zum Beispiel im Marktkauf der Edeka-Händlerfamilie Scheck in Weinheim (Marktkauf gehört zu Edeka), der von außen eher nicht zu den architektonischen Schönheiten des Landes gehört (Foto oben).

Bekanntlich zählen bei Supermärkten jedoch vor allem die inneren Werte. Die demonstriert das „Scheck-In Center“ gleich nach dem Eingang neben der Obst- und Gemüse-Abteilung – mit einem riesigen Klotz, der auf die dahinter liegende Sonderfläche von Depot hinweist:

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In Regalen, auf Tischen und in kleinen Boxen steht, hängt und lehnt alles, was das Herz des Dekoartikel-Sammlers begehrt. Ein paar Nützlichkeiten haben sich dazwischen auch versteckt. (Ich hab nicht weiter danach gesucht, Pardon.)

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Das Mini-Depot im Marktkauf ist eine von mehreren „Shop-in-Shop“-Flächen, die es inzwischen in SB-Warenhäusern gibt, aber eigentlich auch schon wieder eine Ausnahme. Denn das zur Schweizer Migros gehörende Unternehmen Depot hat bereits ein neues Konzept entwickelt, das speziell auf die Bedürfnisse der Riesensupermärkte zugeschnitten sein soll. Es trägt den lächerlichen Namen „Rooms by Depot“ und wird auf bis zu 185 Quadratmetern u.a. bei Famila, Globus und in Toom-Baumärkten getestet.

Konkurrent Butlers nistet sich derweil in den neuen Centern by Rewe ein und bietet dort eine Art Greatest-Hits-Sortiment aus den eigenen Läden.

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In Österreich gibt’s Butlers-Artikel bereits in über 100 Märkten der Rewe-Tochter Merkur, allerdings auf viel weniger Platz als in den deutschen Centern.

Von der Zusammenarbeit versprechen sich beide Seiten Vorteile: Butlers und Depot kriegen zusätzliche Verkaufsflächen, ohne neue Läden eröffnen zu müssen. Die Supermärkte profitieren davon, dass sie selbst keine Dekoartikel-Spezialisten werden müssen und auch keine Lieferanten zu koordinieren brauchen, damit rechtzeitig vor Ostern genügend Hasen-Schlonz und Kunstrasen verfügbar ist. Nebenbei lassen sich auf diese Weise gruselige Ramschzonen vermeiden, wie sie Kaufland mit seinen selbst zusammengeschusterten Zusatzartikel-Abteilungen züchtet.

Andererseits: direkt aufgeräumt sind die Sonder-Dekozonen auch nur dann, wenn man nicht zu nah rangeht. Falls doch, verliert man leicht den Überblick und läuft Gef… Vorsicht, Sie stehen fast mit einem Bein im Geschenkpapier!!!

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Dem Magazin „Nonfood Trends“ by „Lebensmittel Zeitung“ (gibt’s wirklich) erklärten die Butlers-Geschäftsführer kürzlich, dass ihr Unternehmen jedoch kein Retourenrecht gewährt, also nix zurücknimmt. Das heißt, Rewe muss selbst dafür sorgen, überschüssige Ware los zu werden, wenn Sie den Osterquatsch bei der Konkurrenz gekauft haben.

Depot verlangt von seinen Supermarkt-Partnern wiederum, dass sie die Kosten für den speziellen Bodenbelag, die Lichter und die Tische bzw. Regale übernehmen. Die Flächen bewirtschafte man in eigener Regie. 500 „Rooms by Depot“ soll es in Deutschland mittelfristig geben, glaubt Depot.

Es wird einfach so lange neueröffnet, bis wirklich auch der letzte Kunde Dekoschale, Vogelkäfigattrappe und Holztablett zuhause hat. Widerstand ist zwecklos.


In Großbritannien hat sich die Supermarktkette Sainsbury’s die Haushaltswaren-Kompetenz gerade für ein hübsches Millionensümmchen direkt ins Unternehmen geholt und die britische Home Retail Group mit dem Katalogversender Argos (und rund 800 Läden) gekauft.

Außer Dekoartikeln und Haushaltskram gibt’s bei Argos u.a. auch Spielzeug, Technik und Schmuck. Im vergangenen Jahr hatten erste Argos-Shops in Sainsbury’s-Supermärkten eröffnet. Davon dürfte es künftig eine ganze Menge mehr geben.

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Fotos: Supermarktblog

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9 Kommentare
  • Ganz nebenbei gefragt: „Marktkauf“ gibt es noch? Zumindest in meiner Gegend wurden alle Filialen schon vor ein paar Jahren auf „E-Center“ umgeflaggt.

    • Je nach Edeka-Regionalgesellschaft gibt es Marktkauf noch, ja.
      Bei mir zum Beispiel (Edeka Rhein-Ruhr) gibt es Edeka als Marke noch, wurde aber an selbstständige Kaufleute verkauft, mein Paderborner Marktkauf hat ein sehr wertiges Erscheinungsbild.
      In anderen Regionalgesellschaften hat man sich von der Marke getrennt und auf E-Center umgeflaggt und noch andere führen so weitgehend so weiter wie bisher (Edeka Minden-Hannover).

  • Schade, der famila hier wird nicht als Testladen aufgeführt.
    Sonst würde ich da sogar mal wieder hingehen um mir das live anzugucken, aber wahrscheinlich brauchen sie da alle Schachteln selbst, so rumpelig wie es da ist.

  • Zitat: „umindest scheint deren Anziehungskraft auf Butlers und Depot ähnlich hoch zu sein wie die der verkauften Utensilien auf Hausstaub.“

    Köstlich! Wirklich gut geschrieben. Ein großes Lob.
    Natürlich ist der Artikel auch sehr informativ.

  • Ja, „Marktkauf“ gibt es noch … z.B. hier im schlesischen Görlitz-Zgorzelec (West).
    Das ist hier auch der einzig annehmbare normale Laden in der derzeit deutschen Hälfte der Stadt, alles andere ist Discount-Ramsch.

    Natürlich kann man in keinster Weise mit normalen Hypermärkten, wie etwa Auchan oder Carrefour mithalten, wie sie etwa in der Ost-Stadt von Görlitz-Zgorzelec vorhanden sind.

  • Keine Retoure und die Ladeneinrichtung muss der Supermarkt auch noch selbst bezahlen? Dafür wird dann vermutlich noch das Sortiment von depot/buttlers bestimmt und es muss womöglich Ware angeboten werden, von der vorher schon klar ist, dass sie nicht verkauft wird. Wo ist da der Vorteil für den Supermarkt?

  • Butlers und noch mehr Depot leben davon, dass der Deko-Krams auch in einem besonders hübschen Umfeld präsentiert wird. (Sonst würde es auch ja gleich auffallen, dass es die Dinge im Discounter-Angebot für die Hälfte gibt…)

    Ich bezweifele jedoch, dass das Supermarkt-Personal sich mit der nötigen Hingaben um eben diese Flächen kümmern wird. Wenns so aussieht, wie Nonfood bei Kaufland nur doppelt so teuer, dann viel Erfolg… 🙂

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