Amazon als Getränkelieferant? So sieht das Berliner Stadtlager für „Prime Now“ aus

Amazon als Getränkelieferant? So sieht das Berliner Stadtlager für „Prime Now“ aus

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Amazon will seinen Sofort-Lieferdienst „Prime Now“ demnächst auch in Deutschland starten. In Berlin wird gerade ein Stadtlager am Kudamm aufgebaut, aus dem künftig auch Lebensmittel geliefert werden könnten.

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Die Zeit der Entbehrungen für gestresste Großstädter wird bald vorbei sein. Dann muss es niemanden, der das Büro wegen dieses superwichtigen Meetings nicht verlassen kann, um zum Supermarkt um die Ecke zu gehen, mehr hungern oder dürsten. Ein paar Klicks in der „Prime Now“-App reichen – und die notwendigen Meetingüberlebensmittel kommen nach zwei Stunden per Kurier an den Schreibtisch. Das neue Smartphone gleich dazu. Wer nett fragt, dem schmiert der Zusteller bestimmt auch noch ein Brot, bevor er weiterrauscht.

Ungefähr so kann man sich Amazons neusten Service für Online-Hektiker vorstellen, die immer alles sofort haben wollen. (Aber auch nur ungefähr.)

In den USA gibt es „Prime Now“ schon länger (siehe dazu Exciting Commerce), in London ist der Dienst vor wenigen Monaten gestartet. Das Versprechen ist überall dasselbe: Keiner soll bis zum nächsten Tag warten, wenn er seine Online-Bestellung auch gleich haben kann. Das gilt freilich nicht fürs gesamte Sortiment, zumal der kurzfristige Bedarf an Hollywoodschaukeln überschaubar bleiben dürfte. Aber immerhin für ein paar tausend Waren des alltäglichen Bedarfs, die Amazon in Stadtlagern stapelt, um sie möglichst schnell zu den Kunden katapultieren zu können.

Innenstädtischer geht’s kaum

Die Spekulationen zum Deutschland-Start von „Prime Now“ sind inzwischen relativ konkret, zum Beispiel in Berlin. „Welt“ und „Berliner Morgenpost“ meldeten im März zuerst, Amazon niste sich mit einem neuen Lager in einem Einkaufszentrum am Berliner Kudamm ein. (Ausführliche Infos dazu hatte kurz darauf auch der „Tagesspiegel“).

Die Fenster besagter Fläche sind akkurat zugeklebt (Foto ganz oben), und Amazon mag das, was inzwischen alle wissen, immer noch nicht bestätigen. Langsam wird die Geheimniskrämerei aber ein bisschen albern. Weil am seitlichen Lieferzugang schon ein Poster mit Sicherheitsanweisungen fürs Personal und dem „Prime Now“-Logo hängt. Der Start ist also nur noch eine Frage der Zeit.

Die Lieferwannen sind jedenfalls schon da:

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Noch ist aber genügend Platz da, der mit Regalen zugestellt werden kann. Dafür scheint die Getränkelieferung schon angekommen zu sein (siehe Foto unten). Das kann natürlich ein freundlicher Service fürs Personal sein, das nach Feierabend ein paar Kästen Wernesgrüner exen darf.

Alternativ ließe sich schlussfolgern, dass Amazon bei „Prime Now“ auch Lebensmittel und Getränke liefern will, so wie in anderen Städten. Eine Supermarktblog-Anfrage dazu hat das Unternehmen bislang nicht beantwortet.

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Damit würde sich der Ex-Buchhändler endgültig als Konkurrent von Rewes Lieferservice, Kaiser’s Bringmeistern und Paket-Supermärkten wie MyTime und Allyouneed Fresh in Position bringen.

Erstaunlich ist, wie weit Amazon mit seinem „Prime Now“-Lager tatsächlich in die Stadt hineinrückt: das Kudamm Karree liegt wie der Name schon sagt in zentraler Westlage direkt am Kurfürstendamm – und hat seine besten Zeiten als Einkaufscenter lange hinter sich. (Das gilt auch für die Website.) Die Zufahrt der Kuriere kann problemlos über die seitlich abgehende Uhlandstraße erfolgen. Damit sind „Prime Now“-Kuriere unmittelbar in der City-West und kommen relativ schnell nach Mitte.

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(In London ist Amazons „Prime Now“-Lager in Wimbledon deutlich weiter von der Innenstadt entfernt, es gibt aber ein weiteres im Osten der Stadt, in der Nähe zum Büroviertel Canary Wharf.)

Dass Amazon ausgerechnet dort mietet, wo Rewe früher einen seiner ProMarkt-Elektronikmärkte betrieb, kann Zufall sein. Dann ist es aber ein ganz besonderer.

Rewe-Chef Alain Caparros nennt die ProMarkt-Pleite eine „Schocktherapie“: „Wir haben den Online-Trend verpasst trotz unserer Bemühungen.“ Um sich von Amazon nicht auch noch das übrige Geschäft vermasseln zu lassen, investiert Caparros seitdem massiv ins Digitale. Dass Amazon in Berlin jetzt ausgerechnet dort hinrückt, wo Rewe mit ProMarkt einst aufgegeben hat, funktioniert jedenfalls auch als gezielte Provokation.

Mehr zur Amazon-Strategie steht bei Krautreporter.

Korrektur: Wie Leser Markus in den Kommentaren zurecht schreibt, hatte der Ex-ProMarkt im Kudamm Karree nichts mit Rewe zu tun. Deshalb ist die Passage oben gestrichen. Entschuldigung.

Fotos: Supermarktblog

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6 Kommentare
  • Gewöhnlich sind Sie sehr gut informiert, Herr Schrader. In diesem Artikel ist Ihnen aber eine Verwechselung unterlaufen.
    Ähnlich wie man den Netto „mit“ und „ohne“ Hund unterscheiden muß oder auch ALDI Süd und ALDI Nord, gab es auch zwei ProMarkt-Ketten, die eine von REWE (vorwiegend im Westen der Republik) und die andere im Besitz und Management der Brüder Wegert.(vorwiegend im Osten und Süden).
    Die Geschichte ist an sich noch wesentlich komplizierter; es gab ursprünglich auch noch einen dritten Teil und es gab auch unterschiedliche Farbgebung im Namen. Etliche Filialen – auch diese am Kudamm – firmierten dann zeitweise auch noch unter „Makromarkt“. Aber das nur nebenbei.
    Entscheidend ist, dass der Markt am Kudamm nie etwas mit der REWE zu tun hatte, der dortige Markt (auch unter dem Namen ProMarkt) hat der REWE nie gehört, wurde nie von REWE beliefert und hatte auch kein mit Rewe abgestimmtes Sortiment.

    Insofern scheint ihre Provokationstheorie im letzten Absatz ein bißchen weit hergeholt. Was Sie ansonsten über Amazon schreiben, mag ich allerdings nicht bezweifeln.

    • Vielen Dank für den Hinweis. Sie haben Recht und die Theorie ist deswegen nicht weit hergeholt, sondern falsch. Ich habe die Passage im Text durchgestrichen und darauf hingewiesen. In Sachen Elektronikmarktgeschichte hab ich ganz offensichtlich Nachholbedarf.

      (Schon gelernt hab ich, dass Rewe die Berliner ProMarkt 2009 übernommen hat. Da war der Laden im Kudamm Karree allerdings schon lange weg.)

  • Ich mag amazon sehr und begrüße jeden Schritt, der in meine Richtung geht.

    Ich war auch sehr begeistert, als vor einiger zeit die Lager in Posen und Breslau entstanden …. leider kann ich bisher davon noch keine Verbesserung in der Logistik spüren … leider.

    Aber vielleicht erleb ich es ja noch, daß am selben oder nächsten Tag geliefert wird … und das dann vorrangig in wohn-nahe Boxen oder Paket-center oder wie ach immer daß dann heißen mag …

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