Für eilige Direktverzehrer: Kaufland macht sich mit eigener Snack-Etage in Berlin-Mitte breit

Für eilige Direktverzehrer: Kaufland macht sich mit eigener Snack-Etage in Berlin-Mitte breit

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Für seine kurzen Wege ist Kaufland bislang gewiss nicht bekannt. Das könnte sich jetzt ändern: Am Berliner Alexanderplatz bietet der Riesendiscounter ein Snackgeschoss, auf dem hungrige Kunden direkt zur Kasse geführt werden.

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Am Donnerstagmorgen sind Netto (ohne Hund), dm, Rossmann, Rewe, Galeria Kaufhof und diverse Snack-Bäcker rund um den Alexanderplatz in Berlin-Mitte mit einem kollektiven Alptraum aufgewacht, von dem sie kurz danach feststellen mussten, dass er wahr geworden ist: In der Nachbarschaft hat Kaufland aufgemacht. Direkt gegenüber vom Fernsehturm, auf zwei Etagen, mit allem, was man als Tourist, Anwohner, Mittagspäusler, Pendler so gebrauchen kann.

Das ehemalige Berlin-Carrée in der Karl-Liebknecht-Straße hat dem neuen Mieter nicht nur sein früheres Markthallenkonzept, sondern auch seinen Lichthof geopfert. Damit Kaufland die 4.000 Quadratmeter Platz kriegt, die das SB-Warenhaus für die Umsetzung seines Konzepts mindestens braucht.

Eine Standardfiliale ist’s trotzdem nicht geworden, sondern der durchaus gelungene Beweis, dass Riesensupermärkte auch mitten in die Stadt passen, wenn sie klug geplant sind.

Dafür hat sich der neue Nachbar reichlich Zeit gelassen. Über zwei Jahre zierten „Kaufland kommt“-Schilder die Baustelle (siehe Supermarktblog), Kaufland kam aber gar nicht.

Die massive Verzögerung sei „Optimierungen im Raumkonzept“ geschuldet, hat die „Berliner Woche“ in der Neckarsulmer Zentrale erfragt. Rausgekommen ist ein zweiteiliger Supermarkt mit einer Etage für den Kompletteinkauf und einem Snackgeschoss, das Kunden, die nicht viel Zeit, aber umso mehr Hunger mitbringen, den Weg zur Kasse besonders leicht macht. Und die Sofortessen-Konkurrenz außenrum empfindlich stören könnte.

Für seine kurzen Wege ist Kaufland bislang gewiss nicht bekannt, im Gegenteil: Vielerorts müssen sich Kunden schon genau einprägen, wo sie eine Abkürzung durch den Regalwald nehmen können, wenn sie nur ein paar kurze Besorgungen machen wollen. Auf zwei Etagen fühlt sich der Großflächen-Discounter dagegen auch in anderen Städten schon wohl. Die Besonderheit in Berlin-Mitte ist vor allem die konsequente Ausrichtung des Erdgeschoss-Sortiments auf eilige Kundschaft.

Direkt am Eingang wartet eine stattliche To-Go-Abteilung vor dem Obst und Gemüse: mit üppiger Salatauswahl, belegten Sandwiches, Kaltess- und Warmmach-Snacks aller Art, Bio-Linsen-Curry-Suppe, Bulgursalat, Hähnchen-Filetstücke.

Dahinter werden Kunden direkt an den hufeisenförmigen Brötchenknast geführt, der es locker mit seinen Verwandten auf der grünen Wiese aufnehmen kann.

Und zwar nicht nur was die Brotpolonaise angeht (siehe Fotogalerie oben).

Sondern auch, weil zwischen Brötchen, Laugenstangen und Teilchen einige Zellen für „Hot Snacks“ reserviert sind: Böreks mit Spinatauslauf, Pizza(imitat) Salami, käseweiße Brötchen mit Tomate-Mozzarella oder Pulled Pork im Pappmäntelchen – die Handschrift der Schöpfer von Lidls Brötchenknastsnacks (siehe Supermarktblog) ist unverkennbar.

Platz für die „Sushi Circle“-Theke war da zwar nicht mehr, deshalb sind die freundlichen Fischroller eine Etage höher zu den Bedientheken gezogen. Damit aber auch Snacker, die dort gar nicht erst hinkommen, einen Haufen Geld für ein Algengedeck ausgeben können, gibt es eine Best-of-Probiertheke im Untergeschoss.

Auch in Sachen Getränke hat Kaufland in seinem Snacktopia nicht gespart – und den Berlinern eine reichhaltige Auswahl an Wegbieren kaltgestellt. Weil im selben Komplex nebenan die Berliner Craft-Beer-Brauerei Lemke wohnt, drängte sich eine Kooperation vermutlich geradezu auf.

Deswegen gibt’s vor den Kassen auch ein wohlgekühltes West-Coast-IPA, ein schönes American Pale Ale und ein kräftiges Imperial Stout, nach dessen Genuss man sich (bei einem Alkoholgehalt von 11%) aber keine allzu ausführlichen Vorratseinkäufe mehr vornehmen sollte.

Wer alles für den Direktkonsum beisammen hat, eilt zwei Meter weiter zur Kasse (SB oder klassisch mit Scan-Unterstützung) – und verpasst halt das Obergeschoss, mit dem Kaufland den umliegenden Supermärkten und Drogeriemärkten endgültig den Kampf ansagt.

Per Rollsteige geht’s in Richtung Wocheneinkauf, und schon auf dem Weg dorthin präsentiert sich der Alex-Kaufland stolz in seinem neuen Design, auf das die ersten Märkte bereits im vergangenen Jahr umgestellt wurden (siehe Supermarktblog) und das den Sortimenten knallbunte Farben samt Piktogrammen zuordnet, die Kaufland „selbsterklärend“ findet.

(Selbsterklären Sie bitte mal kurz das hier: Für Obelixe?)

Wer sich erst oben für den „schnellen Einkauf“ entscheidet, kriegt mit freundlichem Hinweis einen Einkaufskorb zugeschoben.

Fleisch, Wurst und Käse gibt’s in Bedienung, und daneben schließt sich Kaufland (wie gesagt) dem allgemeinen Supermarktrend zur separaten Sushi-Theke an, an der man zusehen kann, wie das, was vorne in die Auslage kommt, vorher frisch ins Plastikschälchen kommt.

Vegane und glutenfreie Produkte haben ein eigenes Regal reserviert bekommen.

Und um die Ecke führen breite Gänge durch die Drogerieabteilung, mit der sich Kaufland – auch preislich – als Alternative zu den diversen (überlaufenen) Drogeriemärkten in der Umgebung positioniert.

Anders formuliert: Mit der Neueröffnung tritt der Großflächen-Discounter so ziemlich allen Handelsnachbarn in der Umgebung auf die Füße – und kommuniziert das auch maximal unbescheiden. Um die neue Filiale herum wirbt Kaufland mit dem Versprechen:

„Frisch am Alex“

Im Laden steht außerdem: „Wenn wir frisch sagen, meinen wir auch frisch.“ Worüber sich angesichts des ganzen Aufbacktheaters und der umfassend plastikverschalten Industriesnacks bei einem Käffchen aus dem Kaffeeautomaten am Eingang vortrefflich streiten ließe.

Hilft aber erstmal nix: Sogar die direkt vor dem Laden vorbeisausende BVG-Tram hat Kaufland als riesige Flitzgurke bekleben lassen, um seine Werbebotschaft unterzubringen.

Dazu gehört auch der seit kurzem in der Wochenbeilage verwendete Spruch „Gute Woche“, der das vom Absender zugesagte „Einkaufserlebnis“ offensichtlich auf den Punkt bringen soll. Also, außer natürlich für Netto (ohne Hund), dm, Rossmann, Rewe, Galeria Kaufhof und diverse Snack-Bäcker rund um den Alexanderplatz in Berlin-Mitte.

Fotos: Supermarktblog"

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9 Kommentare
  • Ich finde das neue Kaufland-Ladendesign hervorragend. Endlich gibt es in Deutschland ein SB-Warenhaus, das optisch auch international mithalten kann. Und einige Kaufland-Märkte, die mit Fototapeten aus 2003 und noch früher an die gruseligen toom-Grotten erinnern, haben das Konzept inzwischen bitter nötig. Zwar denke ich bei den Piktogrammen an die verblichenen Schlecker (XL)-Märkte und es gibt sie neuerdings ähnlich auch bei Netto (ohne Hund) und die großen Styropor-Buchstaben an den Wänden hat Penny Markt erfunden aber ansonsten alles prima!

  • Mich konnten die SB Kassen nicht überzeugen. Sobald man Artikel ohne Barcode hat, wird es unübersichtlich und das System ruckelt und reagiert in Zeitlupe.

  • Für mich ein gelungenes Konzept. Ideal sich auch gegen die steigende Konkurenz der von Edeka neu eröffneten E-Center und dem Versuch von Rewe mit einem Markttyp „Rewe Center“ (im Gesundbrunnen Center) abzusetzen. Was aber somit, sinnbildlich dargestellt, der „Todesstoß“ für die letzten in Berlin verbliebenen und immer mehr ins Abseits gefallenen real Märkte.

    • Im Wedding ist auch noch ein real und der hält sich gut und ist auch gut besucht, obwohl ein paar Meter weiter ein Kaufland ist, sowie Penny, Lidl, ein renovierter Edeka, Aldi, Bio Company, Netto City und Karstadt Lebensmittel.

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