Not macht erfinderisch, Platz aber auch: Blitzeinkauf bei Penny XXL

Not macht erfinderisch, Platz aber auch: Blitzeinkauf bei Penny XXL

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An einem ehemaligen Kaiser’s-Standort in Berlin hat Penny neu eröffnet – und viel mehr Platz als es das Sortiment bräuchte. In seiner snobistischen Großzügigkeit wirkt das erstaunlich erfrischend.

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Im Norden Berlins hat Rewe eine frühere Kaiser’s-Filiale geerbt, die direkt neben einem nagelneu eröffneten Rewe-Designmarkt liegt, und sie deshalb in den vergangenen Wochen – als einzigen Markt – aufs konzerneigene Discount-Format Penny umgestellt (siehe Supermarktblog).

Das braucht (laut Expansionsbroschüre, PDF) sonst so um die 800 Quadratmeter Verkaufsfläche, um sich wohlzufühlen. Mitten in der Stadt reichen notfalls auch mal 400. Am Ex-Kaiser’s-Supermarktstandort in Berlin-Niederschönhausen sind es aber deutlich mehr. Und Penny weiß seit der Neueröffnung plötzlich gar nicht mehr, wohin mit dem vielen Platz.

Anstatt Regale in Schachtelgänge zu quetschen und um tragende Säulen herum zu bauen, bestand die Herausforderung der Ladeneinrichter darin, das plötzlich sehr übersichtlich wirkende Sortiment so großzügig zu präsentieren, dass nicht die Hälfte des Ladens permanent als Turnhalle genutzt werden muss. Das ist zwar nur so mittelmäßig gelungen, wirkt in seiner snobistischen Großzügigkeit aber erstaunlich erfrischend.

Die Gänge sind absurd breit. Vor und hinter den Kassen kommt man sich als Kunde ziemlich verloren vor, wenn im Markt sonst nicht viel los ist.

Obst- und Gemüseabteilung haben grüne Lampen spendiert bekommen, bei gutem Wetter lässt sich bis rüber in die holzimitatvertäfelte Wein- und Spirituosenabteilung hinübersehen (siehe Titelfoto).

Im Papierwarensortiment hat Penny gleich auf Regale verzichtet und eine „Happy End“-Toilettenpapiermauer aufgebaut, die sich in Richtung Ladendecke streckt.

Und wenn irgendwo in anderen Filialen mal Aktionswarenreste übrig bleiben sollten: Im Niederschönhausener Gittertischemeer lassen die sich garantiert noch versenken.

Die Eingangstanzfläche für ein Discount-Bistro oder wenigstens für Mobiliar zum Verzehr der üppigen „penny to go“- bzw. „heat & eat“-Auswahl zu nutzen, hat sich dann aber doch niemand getraut. Vermutlich um dem wenige Meter entfernten „deli am Markt“ im Rewe (siehe Supermarktblog) nicht die Billigschrippen-begeisterungsfähige Kundschaft abzuluchsen.

Jetzt steht er halt alleine da rum, der vielleicht einzige Discounter-Kaffeeautomat mit eigenem Erdgeschoss-Loft.

Immerhin wissen wir nun, wie moderne Discounter aussehen können, wenn sie aus Versehen mehr Platz als Ware haben.

Als Hochglanz-Supermarktersatz kann sich Penny XXL (den es im europäischen Ausland tatsächlich als Konzept gibt) am neuen Standort in jedem Fall sehen lassen. Eher jedenfalls als die übrigen ins Rewe-Filialnetz aufgesogenen und mit alten Kampganenmotiven vollgehängten Ex-Kaiser’s-Filialen in der restlichen Stadt. (Mehr zu denen steht morgen im Supermarktblog.)

Fotos: Supermarktblog"

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7 Kommentare
  • Bin ich mal gespannt.
    Denn der ex – Kaisers Markt und nun Rewe Markt wurde die letzen Wochen auch umgebaut.
    Was zur folge hat, dass der Bäcker (BackStop) verschwunden ist und die eigendlich geplante Neueröffnung einer Externen Bäckerei kurzfristig abgesprungen ist. (laut Mitarbeiter mit der Begründung, das dort keine Mitarbeiter gefunden wurden). Die Räumlichkeit steht nun leer. Um dies abzumildern wurde paradoxer weise eine SB- Salattheke eingebaut. Was aber auf dauer prpblematisch wird, da Rewe das gradlinige 08/15 Konzept ausgerollt hat und dies sichtbar Kunden abschrfeckt.

  • Sehr gut geschrieben: „bei gutem Wetter lässt sich bis rüber“, „sie aus Versehen mehr Platz als Ware haben“! Macht Spaß zu lesen, Kompliment.

  • In München (Unterföhring) wurde im übrigen aus einem ehemaligen Tengelmann ebenfalls ein Penny-Markt (im üblichen Kleinformat). Allerdings hatte der Tengelmann bereits vor der Übernahme dicht gemacht. Der zweite Tengelmann am Ort ging an Edeka.

    Wir haben also jetzt statt zwei Tengelmann und einem Penny einen Edeka und zwei Penny. Zudem Lidl, Aldi und Marktkauf.

  • In Berlin-Marzahn in der Marzahner Promenade (Nähe Landsberger Allee) gibt es ein ähnliches Phänomen mit Netto Marken-Discount. Hier waren früher Kaiser’s und Plus nebeneinander, dann wurde Plus zu Netto. Vor einem Jahr hat dann Kaiser’s geschlossen und Netto ist dort eingezogen. (Wo früher Netto war, ist jetzt Pfennigpfeiffer.) Dieser Laden wirkt für Netto-Verhältnisse auch riesig: Der Bäckerei im Eingangsbereich wurde extrem viel Platz eingeräumt und trotzdem ist der Ein- und Ausgangsbereich des Ladens wie eine Tanzfläche. Alle Gänge sind sehr breit und der Brötchenknast riesig groß und ich meine auch, eine deutlich größere Getränkeauswahl bemerkt zu haben.

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