Locker-Start in Hamburg mit Hermes: Amazon lässt externe Paketzusteller an seine Abholstationen

Locker-Start in Hamburg mit Hermes: Amazon lässt externe Paketzusteller an seine Abholstationen

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Auch Hamburger Amazon-Kunden können ihre Bestellungen ab sofort an der Box abholen. Dafür kooperiert der Konzern in der Hansestadt mit der Otto-Tochter Hermes, die Zugang zum System erhält.

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Am Donnerstagmorgen hat’s Amazon Deutschland offiziell gemacht und in Berlin erstmals Journalisten seine „Amazon Locker“ getauften Abholboxen vorgestellt. In die können sich Kunden ihre Bestellungen schicken lassen, um sie dort selbst einzusammeln. Dafür braucht es nur den per Mail zugeschickten Abholcode (siehe Supermarktblog).

Weil es sich an herbstlichen Septembertagen an Tankstellen so ungemütlich steht, hat Amazon für die Präsentation in den „Concept Store“ seines zweiten Kooperationspartners O2 in der Berliner City-West geladen.

„Wir wissen, dass manche unserer [berufstätigen] Kunden Probleme haben, ihr Paket anzunehmen. (…) Amazon hat diese Schwierigkeit zur Kenntnis genommen und wir arbeiten an sehr vielen verschiedenen Lösungen dafür“,

erklärte Sam Nicols, Director Prime & Delivery Experience bei Amazon Deutschland.

Bereits seit dem vergangenen Jahr ist Shell Deutschland als Boxen-Bruder mit an Bord (siehe Supermarktblog) und hat inzwischen „über 100“ Tankstellen mit unterschiedlich benamten Amazon-Abholstationen ausgestattet. Bis Ende des Jahres sollen es bereits 200 Standorte sein, kündigte Jan Reichel, Leiter des Shopgeschäftes von Shell in Deutschland, Österreich und der Schweiz am Dienstag an.

Seit einiger Zeit ist das Paketeabholen auch bei O2 möglich. Bislang ist die Zahl der Telefon-Läden mit Locker aber überschaubar: drei sind am Netz, zwei weitere kommen kurzfristig hinzu (Berlin, München, Wuppertal).

v.l.: Sam Nicols, Director Prime & Delivery Experience Amazon Dtl.; Markus von Böhlen, Director Devices, Trading & Supplychain Telefónica Dtl.; Dirk Dunkenberger, Head of Retail Shops Telefónica Dtl.; Jan Reichel, Leiter Shopgeschäft Shell DACH

Weil die Abholstationen in der Hauptstadt zusätzlich auch in zahlreichen Spätis installiert sind, beläuft sich die Gesamtzahl derzeit auf über 180 Locker – und das gerade mal ein gutes Jahr nach dem Start. (Weitere Locker stehen in München, im Ruhrgebiet und in Augsburg). Wieviele Stationen Amazon in Deutschland anpeilt, sagt Nicols nicht. Man wolle abwarten, wie die Kunden den Service annehmen.

Aldi auch in München mit Locker

Angeboten kriegen Kunden die Zustellalternative im Bestellvorgang schon seit längerer Zeit. Seit diesem Donnerstag wirbt Amazon aber erstmals auf der Starseite für den Dienst. Unter amazon.de/locker informiert das Unternehmen zudem über die Funktionsweise.


Screenshot: Amazon.de/Smb

Die Partner Shell und Telefónica/O2 erhoffen sich von der Kooperation, Amazon-Kunden für die eigenen Dienstleistungen zu gewinnen: Wer an der Tankstelle sein Paket abholt, trinkt dort vielleicht auch noch einen Kaffee und tankt sein Auto voll, und wer schon mal im Telefon-Shop ist, schaut sich dort womöglich das neuste Smartphone an, zu dem es einen passenden Tarif gibt. Auch Supermärkte und Discounter lassen sich von dem erhofften Kundenzulauf locken: Wie berichtet haben Edeka Minden-Hannover in Berlin und Aldi Süd in Augsburg testweise Locker aufgestellt; inzwischen gibt es auch für Münchner Kunden eine Abholbox auf einem Aldi-Parkplatz.

Zu diesen Tests mag sich Nicols derzeit allerdings nicht weiter äußern, kündigt lediglich an, für weitere Partnerschaften offen zu sein.

Wieviele Bestellungen bislang über die Boxen abgewickelt wurden, verrät Amazon ebenso wenig. Patrick Luetjens, der den Aufbau des Locker-Netzwerks in Deutschland verantwortet, sagt aber, dass die Mehrzahl der Pakete bereits nach einem Tag von den Kunden abgeholt werde. (Drei Tage lässt Amazon dafür Zeit, danach geht die Bestellung automatisch zurück.)

In Hamburg liefert Hermes in die Box

Neu ist, dass Amazon die Locker in weitere deutsche Städte bringt – seit dieser Woche sind die ersten fünf Boxen an Hamburger Shell-Tankstellen in Betrieb („Jackpot“, „Pippa“, „Toma“, „Scamper“, „Taylor“) – und dafür Unterstützung benötigt.

Weil der Konzern dort anders als in Berlin, im Ruhrgebiet und im Großraum München (noch) nicht über eine eigene Lieferlogistik verfügt, lässt Amazon künftig auch externe Paketzusteller an die Boxen ran. Für Hamburg ist eine Kooperation mit der Otto-Tochter Hermes vereinbart, deren Lieferfahrer Amazon-Bestellungen in die Locker einlegen können. Partnerschaften mit weiteren Zustellern will man bei Amazon nicht ausschließen. Auf diese Weise könnte das Netzwerk schnell in zahlreiche Städte ausgeweitet werden.

Je nach Platz variieren die Boxen derzeit zwischen 35 und 75 Fächern („Slots“). Neue Standorte werden vornehmlich in Innenstädten gesucht, wo Amazon-Kunden ihr Paket auf dem Weg von oder zur Arbeit abholen können. Auch Bahnhöfe dürften interessant sein, um Pendler anzusprechen. Man sei mit „vielen Unternehmen“ in Gespräch, sagt Locker-Chef Luetjens.

Locker als Werbeflächen

Darüber hinaus stattet Amazon die Stationen mit neuen Funktionalitäten aus: Geplant ist, künftig auch Rücksendungen über die Boxen abzuwickeln. Wenn Kunden einen bestellten Artikel zurücksenden möchten, brauchen sie dafür demnächst nicht mehr zum Paketshop oder zur Post.

Und schließlich rücken die Locker auch als Werbeflächen in den Blick: Partner dürfen die Stationen, wenn sie sie bei sich im Laden aufstellen, schon jetzt im eigenen Look bekleben. (Die Telefónica-Locker schmücken z.B. die typischen O2-Bläschen.) Es gebe aber auch ein großes Interesse externer Unternehmen, auf den Lockern für ihre Produkte zu werben. Derzeit befinde man sich dafür noch in der Planungsphase, meint Luetjens.

Die „Vermietung“ an Werbepartner wäre wohl ein ideale Möglichkeit, den weiteren Netzausbau mit zu finanzieren. Im europäischen Ausland (siehe Supermarktblog) ist es ohnehin längst üblich, dass Amazon seine Locker beklebt, um Produkte zu promoten. So sieht das z.B. in London aus.

Klebefolienspezialist ist Amazon hierzulande ja ohnehin, seitdem die ursprünglich gelben Abholboxen in Deutschland grau verkleidet werden (mussten) – höchstwahrscheinlich, um sich keinen Ärger mit DHL einzufangen, das die ebenfalls gelben Packstationen betreibt, die nach einem ähnlichen Prinzip funktionieren.

Verschlechterung für Packstation-Kunden

Apropos DHL: Die Deutsche-Post-Tochter begnügt sich derzeit damit, zuzusehen, wie Amazon sein eigenes Netzwerk zu einem veritablen Packstation-Konkurrenten aufbaut. Zahlenmäßig liegt DHL mit Stationen nach wie vor zwar deutlich in Führung. Außerdem profitiert man von der Amazon-Initiative, weil in den eigenen Boxen dann mehr Platz für Pakete anderer Online-Versender bleibt. (Zalando schreit vermutlich vor Glück.) Eine kontinuierliche Weiterentwicklung bleibt dem DHL-System aber schon seit längerer Zeit verwehrt.

Zum 1. September hat das Bonner Unternehmen die Funktionalität der Stationen sogar eingeschränkt: Seitdem „In Kürze“ stehe die Bezahlfunktion nicht mehr zur Verfügung. Das bedeutet, dass an Packstationen keine Nachnahme-Pakete mehr angenommen werden können, auch der Kauf von Paketmarken ist dann nicht mehr möglich.

Letzteres dürfte halbwegs verschmerzbar sein, weil sich Paketmarken über die DHL-App online bezahlen und später an der Station zumindest ausdrucken lassen. Das ändert aber nichts daran, dass DHL, wo man sich sonst so gerne mit der eigenen Zukunftsorientierung schmückt, bei der Innovationsfähigkeit des bestehenden Abholstationensystems schon seit längerem kläglich versagt.

Amazon kann das nur recht sein.

Fotos: Supermarktblog"


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7 Kommentare
  • Ich frage mich ja nur, was für ein Vorteil ein Locker in einem 02-Shop bringt. Wenn ich dort arbeite und in der Mittagspause vorbeischauen kann vielleicht. Ansonsten aber bin ich an die Ladenöffnungszeiten gebunden, während andere Locker z. B. an Shell-Tankstellen rund um die Uhr zugänglich sind.

    Was passiert jetzt eigentlich mit Nachnahmesendungen an DHL-Packstationen? Meine Vermutung: Umleitung an die nächstgelegene Postagentur.

  • Ich habe soeben an 2 verschiedenen Berliner Packstationen je eine DHL-Paketmarke gekauft und vor Ort mit EC-Karte bezahlt. Funktionierte (noch?) problemlos.

    Ob Nachnahmesendungen bis 1500 Euro noch empfangen werden können, ist mir unbekannt. Die DHL-Seite weist wohl den Paketmarkenkauf als auch den Empfang von Nachnahmesendungen aus.

    • DHL informiert Kunden mit dem Satz: „In Kürze wird die Bezahlfunktion an der Packstation nicht mehr zur Verfügung stehen.“ Ich hab die Passage oben im Text entsprechend korrigiert. Danke!

    • In Kürze ist jetzt erfolgt, es gibt nur noch die Möglichkeit bereits franktierte Pakete einzulegen bzw. bereits bezahlte Paketmarken auszudrucken. Eine direkte Bezahlung an der Packstation mit Bankkarte ist nicht mehr möglich.

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