Noch vor Weihnachten: Kaufland macht Schluss mit seinem Lieferservice

Noch vor Weihnachten: Kaufland macht Schluss mit seinem Lieferservice

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Nach nicht einmal anderthalb Jahren beendet Kaufland seine Online-Ambitionen und will künftig wieder reiner Großflächendiscounter sein.

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Nach nicht einmal anderthalb Jahren beendet Kaufland seine Online-Ambitionen und will künftig wieder reiner Großflächendiscounter sein. An diesem Freitag teilte das Unternehmen seinen Kunden per E-Mail mit, dass der Lieferservice in Berlin bereits zum 23. Dezember dieses Jahres eingestellt wird.

Zur Begründung heißt es, man habe zwar viele Kunden „auch bei der Lieferung von Lebensmitteln mit den Leistungen von Kaufland überzeugen“ können.

„Mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit sehen wir allerdings, dass sich ein Lieferservice im Lebensmittelbereich auf Sicht nicht kostendeckend betreiben lässt.“

Möglich ist, dass die große Konkurrenz im Berliner Markt mitentscheidend für den Entschluss war. In der Hauptstadt konkurrieren die Edeka-Tochter Bringmeister, Rewe und seit diesem Jahr auch Amazon Fresh um Kunden, die sich den Wocheneinkauf nachhause bringen lassen wollen.

Kaufland war im Oktober 2016 mit einem eigenen Lieferservice gestartet und versprach Kunden, Lebensmittel zum selben Preis wie in der (Referenz-)Filiale zu liefern. Dafür war eigens eine eigene Flotte aufgebaut worden. Auf den Berliner Straßen sind die Lieferwagen bislang omnipräsent.

Zuletzt wurden – offensichtlich zur Touren-Optimierung – leerstehende Immobilien der Discount-Schwester Lild als Zwischenstationen für die Lieferfahrer genutzt.

Erst kürzlich wurde eine eigene Lieferservice-App für Android und iOS veröffentlicht, damit Kunden auch von unterwegs einkaufen bzw. ihre Einkaufslisten bearbeiten konnten.

Auch mit der Abholung im Internet bestellter Lebensmittel hatte Kaufland experimentiert. Erst vor wenigen Wochen war die im Januar aufgestellte Abholstation innerhalb Berlins an einen neuen Standort umgezogen (siehe Supermarktblog).

Ursprünglich hätte der Kaufland Lieferdienst zudem in Hamburg starten sollen. Zuletzt war es dabei jedoch zu Verzögerungen gekommen.

Mit Kaufland beendet nach Lidl in diesem Jahr bereits das zweite Handelsunternehmen der Schwarz-Gruppe seine Ambitionen, im wachsenden Markt für online bestellte Lebensmittel künftig eine führende Rolle einzunehmen. Lidl hatte zuletzt die Möglichkeit, Lebensmittel über seinen Online-Shop zu bestellen, wieder abgeschafft.

Seinen Berliner Kunden erklärt Kaufland:

„Bereits eingegangene und noch eingehende Bestellungen werden wir bis einschließlich 23. Dezember in der von Ihnen gewohnten Qualität und Zuverlässigkeit liefern. Aufgrund der Vorweihnachtszeit müssen Sie aber damit rechnen, dass die freien Lieferzeitfenster schneller vergriffen sein werden als bislang.“

Man hoffe „sehr, Sie bald zum Einkauf  in einer unserer Filialen begrüßen zu dürfen“.

Mehr zum Thema steht bei der „Heilbronner Stimme“.

Der Kommentar zum Thema:

Die komplette Mail an die Kunden im Wortlaut:

Fotos: Supermarktblog, Screenshot: Kaufland/Smb"

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18 Kommentare
  • „Damit fallen auch die 300 Stellen weg, die Kaufland für den Lieferservice in den Bereichen Logistik und Auslieferung in Berlin geschaffen hatte.

    „Wir bedauern sehr, dass wir den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Berlin keine langfristige Perspektive bieten können und bedanken uns für ihren hervorragenden Einsatz in den vergangenen Monaten“, sagt Patrick Kaudewitz, Vorstandsvorsitzender von Kaufland. Für sie sollen „sozialverträgliche Lösungen geschaffen“ werden, teilte die Supermarktkette mit.“
    https://www.morgenpost.de/berlin/article212773421/Aus-fuer-Kaufland-Lieferservice-in-Berlin-300-Jobs-fallen-weg.html

  • Und auch in den Filialen arbeitet man weiterhin an kurzen Wegen für die Kunden, also daran, dass sie den kürzeren Weg zur Konkurrenz nehmen.
    – Preise und Verfügbarkeiten von Produkten dürfen (nicht: können) nicht am Telefon weitergegeben werden: fährt man für teurere Sachen halt nicht mehr raus zum Kaufland.
    – Artikel, die es nur bei Kaufland gibt, gerade im Feinkostbereich, werden nach und nach ausgelistet: noch weniger Gründe dorthin zu fahren. (Kundenwünsche bzgl. solcher Artikel oder Alternativen werden nicht angenommen.)
    – Die Kundengängelei wird nicht ab-, aber umgebaut. Bsp.: Man muss jetzt z.B. Obst und Gemüse mit gleichem Kilopreis (Äpfel, Paprika,…) einzeln abwiegen. Das wird aber natürlich nicht angekündigt und an der Waage am Ende der Kassenreihe gibt es natürlich keine Tüten, um die Ware aufzuteilen, die man rausfrimeln und neu wiegen muss, während die anderen in der Schlange warten. (Auf die Anregung, dann doch bitte einen Tütenspender an der Waage aufzustellen, bekommt man zur Antwort, in der Abteilung gäbe es ja genügend.)
    -…

  • Hätte, hätte.. Fahrradkette..

    Der größte Clou wäre gewesen, sich mit Amazon zu verbünden.. Aber bei dem „Altherren Verein“ in der Scharz Holding ist Weitsicht nicht bekannt…

  • Kurzsichtige Entscheidung und nicht nachvollziehbar !
    Ich bedauere die Entscheidung, den Lieferdienst wieder einzustampfen, sehr – zumal ich dringend darauf angewiesen bin – so wie viele andere Rentner, Schwerbeschädigte etc. auch! Damit wird sich auch der Gesamtumsatz drastisch minimieren – denn allein in meiner Umgebung haben sich 4 Personen für den Onlinekauf bei Kaufland in den letzten Wochen erst entschieden. Nach einem Jahr – wo das Geschäft gerade anfängt zu laufen, wieder dicht zu machen, wiederspricht jedem 1×1 des Geschäftsaufbaus. Zumal diese Art einzukaufen immer mehr Zuspruch findet.
    Schade ! Dann werde ich wohl mein Geld wo anders hintragen müssen – das Vetrauen in Kaufland ist jedenfalls nachhaltig gestört ! Und an Die, die diese Entscheidung getroffen haben: Schafft doch auch gleich Eure Computer ab – und kehrt zurück zu Tante Emma -Läden! SERVICEWÜSTE DEUTSCHLAND !!! wie peinlich kann es eigentlich noch werden?

    • Sie haben das nicht verstanden, Kaufland hat Sie subventioniert, Kaufland wird also „sein“ Geld woanders hintragen, nichtmehr zu Ihnen.

      Wo ich wohne ist Kaufland seit Jahren der übelste Preisbrecher, da habe ich schon Müller Milchreis für 9 (!!!) Cent eingekauft, dort hat Emmentaler AOC Monate lang €1,67 gekostet – dauerhaft 25% billiger als bei ALDI (1:1 das selbe Produkt), Jacoby Granatapfelsaft dauerhaft fast 20% billiger als das umgelabelte Produkt bei Rewe….

      Die „Anreise“ lohnt sich also.

      Was Kaufland und Co. ohne Lieferservice mal machen könnten, externen Auftrags-Einkäufern das Leben leichter machen, hier liegt eh die Zukunft.

  • Das Argument von Kaufland ist ja, dass der Lieferservice mehr Geld kostet, als dass er Gewinn einbringt. Heißt, man verbrennt in diesem Bereich Geld. Insofern finde ich die Entscheidung grundsätzlich nachvollziehbar. Es gibt nur wenige Menschen, dafür bezahlen möchten, dass sie arbeiten dürfen. Dass man auch eine Mischkalkulation betreiben könnte und auf (sehr) lange Sicht diese Strategie nicht unbedingt der cleverste Schachzug sein könnte, sei mal dahingestellt.

    Wie man aber nach solch einer Entscheidung aber so beleidigt tun kann (natürlich mit der Drohung, man würde dann woanders einkaufen, gefolgt von der Standard-Parole der „Servicewüste Deutschland“), will sich mir nicht erschließen.

    • Ist Ihnen als Händler die Sichtweise Ihrer (bis dahin) treuen Kunden eigentlich genauso egal? Kundenservice ist also dann, wenn der Händler Recht hat – und nicht, wenn er es schafft, den Kunden auf seine Seite zu ziehen? (Frage bloß, falls ich mal bei Ihnen bestellen wollte.)

    • Für mich ganz persönlich (und als Händler) bedeutet Kundenservice ist nicht, breit zu lächeln und so zu tun, als könnte man jeden erdenklichen Wunsch erfüllen (und das dann irgendwie halbherzig durchzuziehen).

      Ehrlicher und guter Kundenservice ist für mich, seine Stärken zu kennen und in diesen Bereichen das Beste zu geben. Kann ich etwas nicht leisten, kommuniziere ich das dem Kunden „Wenn Du xxx bei mir suchst, bin ich ein starker Ansprechpartner. Wenn Du yyy suchst, wird Dir woanders besser geholfen“.

    • Aber Sie würden natürlich auch keine Versprechungen machen, die Sie dann nicht mehr einhalten können oder wollen.

  • Ich bin ein “Opfer“ die kurzsichtigen Entscheidung. Mit über 63Jahren und im dreischichtsystem beschäftigt, wird das wieder eine Umstellung.
    Für mich und die Jungs und Mädels vom liefersevice wünsche ich viel Glück im neuen Jahr und den Denkern und Planern von kaufland ein weiter so in der kundenfreundlichen Zukunft.

  • Was die Schwarz-Gruppe aus Neckarsulm unter „sozialverträglichen Lösungen“ Lösungen versteht, haben die „zukünftigen“ ehemaligen Mitarbeiter am Standort Berlin selbstverständlich noch in diesem Jahr auf dem Postweg mitbekommen…Und zwar in Form eines, man nenne es Präsentkorb, mit persönlicher Widmung der edlen Damen und Herren der Konzern Führung.

    Zum lesen, sowie Lachen oder Weinen, siehe Link: https://imgur.com/a/UkH1K

    Man könnte es geschmack- oder auch pietätlos nennen, oder dies letztlich nur als eine nette Geste betrachten.
    Für die ca. 220 restlichen Mitarbeiter, denen nicht die eigentlich erwartete Fürsorge des Konzerns zukam, ist diese milde Gabe sicherlich bitter bekommen, wenn nicht sogar im Halse stecken geblieben.

    Wohl dem glücklichen Kreis derer in der Konzern-Zentrale, denen die Fürsorge des Konzerns durch eine garantierte Weiterbeschäftigung im Rahmen der vormals sogenannten „sozialverträglichen Lösungen“ zugesichert worden ist.
    Immerhin, die verantwortliche Führungsspitze hat es vollbracht, sich wenigstens um 25% ihrer wertgeschätzten Mitarbeiter verantwortungsvoll und rechtschaffend zu sorgen.

    Da macht es doch oben in der Spitzen-Etage gleich wieder doppelt so viel Spaß, die dicken Geldbündel von einer Ecke des Mahagoni-Holz Konferenztisches in die andere zu schieben, und sich gegenseitig die Taschen vollzuhauen, wie grandios man doch gezeigt hat, was man unter Personalführung und Verantwortung versteht.

    Daumen hoch!!

    Sozialpolitisch ein totaler Schuss in den Ofen, gegen den die Gewerkschaft eigentlich hätte Sturm laufen sollen, bei solch offensichtlich Verantwortungslosem Umgang mit Mensch und Material.
    Liebe VERDI: Bei „KAUFLAND stinkt‘s…“

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