Wie Budni dafür sorgen könnte, dass sich Rossmann und dm zu Mini-Supermärkten entwickeln

Wie Budni dafür sorgen könnte, dass sich Rossmann und dm zu Mini-Supermärkten entwickeln

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In den vergangenen Jahren haben Rossmann und dm ihre Lebensmittelauswahl in den Filialen kontinuierlich erweitert. Eigentlich fehlt nur noch das Frischesortiment. Ändert sich das mit Budni als neuem bundesweitem Wettbewerber?

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„Mir ist es wichtig, eine Balance im Leben zu finden“, gesteht „Model, Moderatorin und Lifestyle-Bloggerin“ Beatrice Maria in der am Drogerieregal rumhängenden Broschüre „Besser Esser“ und rät Kunden bei Rossmann, es ihr gleich zu tun, indem sie „Bewusst genießen!“ (Idealerweise mit Produkten, die es gleich an Ort und Stelle zu erwerben gibt: dem Power-Station-Protein-Müsli, der Quinoa-Tasse Orientalisch, dem Grünkohl-Spinat-Matcha-Smoothie.)

Das Coupon-Heftchen ist Teil von Rossmanns „Lust auf bewusst“-Kampagne, mit der die Handelskette aus Burgwedel ihr erweitertes Sortiment an Bio-Lebensmitteln bewirbt.

Und mit dafür sorgt, dass die Balance zwischen Drogeriemärkten auf der einen und Supermärkten auf der anderen durcheinander gerät.

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Produkte seiner Eigenmarke enerBio führt Rossmann schon seit 2003; aber seitdem dm den Ausbau seiner noch relativ frischen Lebensmittel-Eigenmarke dmBio massiv vorantreibt (siehe Supermarktblog), ist auch bei Rossmann einiges in Bewegung gekommen.

Im Regal stehen immer mehr klassische Bio-Marken. Dazu bietet der Partner Alnatura inzwischen eine beachtliche Auswahl seiner Produkte bei Rossmann an. Dazu soll enerBio, das nach Unternehmensangaben derzeit „etwa 310“ Artikel umfasst, erweitert werden. Rossmanns Eigenmarken-Chefin Sandra Lorenz berichtete in der „Lebensmittel Zeitung“, man wolle das Bio-Sortiment „auf bis zu elf Regalmeter in unseren größeren Standorten“ ausbauen.

Wie das aussieht, lässt sich zum Beispiel in der Filiale auf der Düsseldorfer Schadowstraße besichtigen, in der alleine das Alnatura-Sortiment geschätzte sechs Regalmeter belegen dürfte; und in der nebendran immer noch reichlich Platz für das Eigenmarkensortiment ist.

„Bio-Food-Konzepte“ seien für Rossmann „ein strategisch sehr wichtiger Bereich“, erklärte das Unternehmen kürzlich in seinem Ausblick für 2018 (PDF). dm steht dem in nichts nach (siehe Supermarktblog). Eigentlich fehlt den Drogeriemärkten nur noch das Frischesortiment, um endgültig als Mini-Supermärkte durchzugehen und von Kunden als ernsthafte Alternative zum klassischen Lebensmitteleinzelhandel genutzt zu werden.

So weit hergeholt ist das gar nicht: Rossmann zum Beispiel betreibt unter dem Namen „Rossmann Express“ einige wenige Filialen an Bahnhöfen, in denen es außer dem üblichen Trockensortiment auch Kühlartikel wie Joghurt, Käse und Wurst zu kaufen gibt.

Budni kommt nach Berlin

Die Sortimentserweiterung hatte die Handelskette 2012 nach der Übernahme von Ihr Platz beibehalten, sie beschränkt sich aber auf besagte „Express“-Läden – von denen laut Rossmann ab Mitte Mai noch 22 übrig sind. (2012 waren es noch 33.) An eine Ausweitung des Angebots kühlpflichtiger oder gar tiefgekühlter Lebensmittel werde „derzeit nicht gedacht“, erklärt eine Sprecherin auf Supermarktblog-Anfrage. Und:

„Im Bereich der Eigenmarke gibt es derzeit keine Pläne für Kühlprodukte.“

Die Frage ist, ob das so bleibt – wenn nämlich der Drogeriemarkt-Herausforderer Budnikowsky seine Pläne wahrmacht, sich nicht mehr länger auf sein bisheriges Stammgebiet Hamburg zu beschränken und tatsächlich Filialen im ganzen Land eröffnet.

Dafür hat sich Budnikowsky mit Deutschland größtem Lebensmittelhändler Edeka zusammengetan. Am 1. Mai ist das Gemeinschaftsunternehmen Budni Handels- und Service GmbH & Co. KG gestartet, das sich um die Expansion kümmern soll. Edeka darf künftig eigene Budni-Märkte eröffnen; Budnikowsky wiederum könne „wie ein selbstständiger Kaufmann unter dem Edeka-Dach“ agieren, schreibt die „Lebensmittel Zeitung“. Voraussichtlich sollen noch in diesem Jahr erste Budni-Filialen in Berlin aufmachen.

Das Hamburger Familienunternehmen erhofft sich von dem Deal vermutlich, langfristig gegen die Platzhirsche dm und Rossmann bestehen zu können. Und Edeka will nicht hinnehmen, dass der Großteil der Umsätze mit Drogerieartikeln bei den Fachhändlern landet. Die haben nicht nur überproportional von der Schlecker-Pleite profitiert, sondern siedeln sich auch mit Vorliebe in unmittelbarer Nähe von Supermärkten an.

Die Wettbewerber geben sich demonstrativ gelassen. Die FAZ zitierte Unternehmensgründer Dirk Roßmann gerade mit den Worten:

„Die werden 20 Läden aufmachen, dann werden sie sich ihre Gewinn- und Verlustrechnung anschauen und dann werden sie die richtigen Schlüsse ziehen.“

Vielleicht hat Roßmann Recht. Völlig ausgeschlossen ist es aber nicht, dass Kunden Gefallen an Drogerie-Mischsupermärkten Gefallen finden könnten. Zum Beispiel: als Nahversorger in der Stadt. Ungefähr so wie Budni in Hamburg.

In vielen der Budni-Stadtfilialen gibt es schon jetzt Molkerei- und Sojaprodukte zu kaufen, z.B. von Alnatura, Andechser, Green Heart, Sojade und Söbbeke. In ihrer Marktsuche listen die Hamburger momentan 61 Märkte, in denen außerdem Tiefkühlartikel (von Alnatura und Biopolar) gekauft werden können. Fast 70 Filialen bieten frische Bio-Backwaren. An ausgewählten Standorten baut Budni eine kleine Bio-Obst- und Gemüse-Auswahl ein, selbst in kleinere Läden wie dem nach den G20-Krawallen vollständig renovierten in der Schanze:


Foto: @Lottaliebt

Kunden aus der Nachbarschaft können sich, wenn sie bloß ein paar Grundnahrungsmittel für Frühstück oder Abendessen brauchen, locker den Besuch im klassischen Supermarkt sparen.

Es wäre ziemlich leichtsinnig, wenn Edeka und Budni nicht auch in den neuen Filialen testen würden, ob sich Kunden mit so einem Mini-Supermarktsortiment von ihren bisherigen Stammdrogerien weglocken lassen würden. Zumal Edeka ja bereits über die nötige Einkaufskompetenz – noch dazu mit hervorragenden Konditionen – verfügt. (Wie die selbstständigen Edeka-Kaufleute darauf reagieren würden, wenn ihnen ein Edeka-Budni mit Frischesortiment die Kunden aus der Nähe streitig macht, steht freilich auf einem anderen Blatt.)

Shampoo, Passata – Mozzarella?

In diesem Fall müssten sich auch Rossmann und dm gut überlegen, ob sie dem Wettbewerber den Frische-Vorsprung lassen würden – oder selbst stärker aktiv werden.

So selbstverständlich wie Supermärkte ihren Kunden heute gut sortierte Drogeriesortimente bieten, könnten Drogeriemärkte künftig auch eine Grundauswahl (frischer) Lebensmittel bereithalten – sofern es sich lohnt, dafür die aufwändige Kühllogistik zu bewerkstelligen. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Ladenformate künftig miteinander verschmelzen. Aber sehr wohl, dass Kunden, die außer Shampoo und Waschmittel auch Tomatenpassata und Linsennudeln kaufen, vermutlich nichts dagegen hätten, auch gleich einen Mozzarella und frischen Basilikum dazu zu kriegen.

Oder um’s mit den Worten eines erfolgreichen Handelsunternehmers zu sagen: Wenn sich diese Erwartungshaltung halbwegs etabliert, werden sich das auch die Marktführer ansehen – und ganz sicher die richtigen Schlüsse ziehen.

Vielen Dank an @Lottaliebt für das Budni-Foto!

Fotos: Supermarktblog"

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5 Kommentare
  • Ich sehe bei einer „Bundi“ Solo-Filliale in Berlin und anderen Städte mit frischen Angebot keine Chance. Denn zum einen besteht die Frage, ob in Eigenregie oder durch einen selbstständigen Kaufmann. Dies wäre zum einen eine eigene konkurrenz zu den kleinen „Na und gut – Märkte“ oder den Mini-Edeka im Kiez bedeuten würde. Und zum anderen bei Edeka wieder das alte Problem aufrtitt, was vor kurzen erst bereinigt wurde: Die teuere Markenvielfalt (E Reichelt, Kaisers, N&P, ..) innerhalb von Edeka. Was bei dem selbstständigen Kaufmannprinzip vergessen wird: bei einer Edeka Marke würde nur Edeka die Lizensgebühren einziehen. Bei einem Bundi wären es zwei Unternehmen, die daran mit verdienen wollen.

    Zumal wäre es von DM und Rossmann unklug auf dem Zug von Bundi mit dem Frische Sortiment einzusteigen. Denn jedem Kunde ist bewusst, dass, wenn man zu DM oder Rossmann zum einkaufen´geht, man zu einer Dogerie Markt geht und nicht zu einem Supermarkt.

  • Bundi ist eine regionale Institution, darüber hinaus, dürfte kaum eine Strahlkraft vorhanden sein.

    @Sven
    Nachdem Aldi-Süd/Nord zusammen wachsen und zur Kopie von Lidl (oder Rewe/Edeka light), warum soll Edeka/Budni nicht probieren, eine Nische zu finden.
    Zumal Drogerien nicht artikelbegrenzt sind, dh. die Verschmelzung zu Reformhaus oder Bio-Supermarkt ist doch fliesend.
    Schlussendlich wird es der Kunde entscheiden, bei Schlecker hat er es doch auch getan und morgen vielleicht Rossmann oder dm.

  • Ich kenne Budni nur vom Vorbeigehen in Hamburg; das blaue Design (s.o.) erinnert mich fatal an Schlecker und löst bei mir einen starken bloß-nicht-betreten-Reflex aus (der durchaus ungerechtfertigt sein kann), also wäre für Kunden wie mich eine vernünftige Brand-Agentur für die neuen Filialen angesagt, sonst wird‘s nix 😉

  • Im August und September eröffnen jetzt die ersten 2 Budni-Fillialen in Berlin, beide im Bezirk Prenzlauer Berg, einmal in einem ehemaligen Bunker und einmal in einem Einkaufszentrum. Mutig, dort gibt es ja schon Rossmann und 2 Dm-Märkte.

    Die Budni-Kundenkarte wird dann auch in Berlin gelten, es gibt die schon aus Hamburg bekannten Servicepunkte, um sich seinen Punktegutschein selber auszudrucken. Noch in Planung ist die Kooperation mit lokalen Partnern, so gibt es in Hamburg für Budni-Kundenkarteninhaber diverse Veranstaltungen mit günstigeren Eintrittspreisen.

    Laut Zeitungsberichten will Budni erst mal testen, wie diese 2 Fillialen laufen und dann entscheiden, ob weitere Fillialen eröffnet werden.

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