Löst dm sein Bestellabholer-Problem mit eigenen Paketstationen?

Löst dm sein Bestellabholer-Problem mit eigenen Paketstationen?

Inhalt:

dm stellt eigene Paketboxen auf, an denen sich Online-Besteller ihre Einkäufe abholen können. Start war in Hamburg, aber der Service ist bereits für weitere Städte geplant.

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Kunden des Stationärdrogeriemarktführers dm können ihre online bestellten Duschgelziegel künftig in der Filiale abholen, ohne sich wie bisher von der Kasse bis zum Mitarbeiterbüro durchfragen zu müssen. Dafür arbeitet die Karlsruher Handelskette mit Parcel-Lock zusammen, dem Gemeinschaftsunternehmen der Paketdienste DPD, GLS und Hermes. Seit kurzem werden in bzw. an Hamburger dm-Filialen Parcel-Lock-Abholstationen im dm-Design aufgestellt.

Die Technik kommt vom hessischen Unternehmen Kern; Parcel-Lock hat die Software für die Boxen und die dazu gehörige „Paketstation“-App gebastelt; und dm verfügt, nun ja, über die notwendige Infrastruktur. Sämtlichen Beteiligten ist ein Erfolg des Projekts zu wünschen, denn alle können ihn gut gebrauchen:

  • dm, damit die im vergangenen Jahr ausgerufene Click-&-Collect-Initiative endlich mal zündet, weil das Abholen im Laden bislang gar nicht so praktisch war wie man sich das als Kunde wünscht (siehe Supermarktblog).
  • Parcel-Lock, weil das Unternehmen bis auf seine Paketkasten-Initiative, zu der meines Wissens bislang keine Nutzungszahlen herausgegeben wurden, seit der Gründung 2015 quasi nichts Erwähnenswertes zustande gebracht hat.
  • Und Kern, um zu beweisen, dass man den Umgang mit der selbst hergestellten Hardware besser beherrscht als den mit Microsoft Word (siehe Fußzeile in der PDF-Pressemitteilung). [Nachtrag, 14. Mai: Kern hat die Version mit dem Festplatten-Dateipfad in der Fußzeile inzwischen gegen eine korrigierte ausgetauscht.]

Nein, im Ernst: Für dm-Verhältnisse fällt das „Pilotprojekt“ durchaus ambitioniert aus – vor allem, wenn man berücksichtigt, dass die Versuche der Drogeriemarktkette, Filialen mit moderner Einkaufstechnik auszustatten, bislang eher improvisiert wirken (siehe Supermarktblog).

Immerhin ließe sich mit den Abholstationen das Problem umgehen, dass Online-Bestellabholer permanent Mitarbeiter von ihrer Beschäftigung im Laden abhalten müssen, um an ihr Paket zu kommen.

Offen für (fast) alle

Genau das will dm seinen Kunden aber weiter ermöglichen (bzw. seinen Mitarbeitern zumuten). Christoph Werner, als dm-Geschäftsführer verantwortlich für das Ressort Marketing + Beschaffung, erklärt:

„Die Entscheidung, ob die Bestellung in der dm-Abholstation oder bei den Mitarbeitern in den Märkten bereitgestellt werden soll, treffen unsere Kunden im Check-out selbst. Die Lieferung an eine dm-Abholstation wird – wie jede andere Bestellung, die in den dm-Markt geliefert wird – versandkostenfrei sein.“

(In meinem Check-out sind die Stationen derzeit nicht auswählbar; aber wahrscheinlich mache ich irgendwas falsch.)

Praktisch an den dm-Stationen ist zweifellos, dass sie auch von Kunden genutzt werden können, die gar nicht bei dm bestellt haben, sondern anderswo – schließlich rühmt sich Parcel-Lock „anbieteroffen“ zu sein. dm zufolge können Pakete der Dienste Hermes, DPD, GLS, Liefery und GO! an die Boxen adressiert werden. (Die Anbieteroffenheit endet freilich beim größten Konkurrenten, der außen vor bleibt: DHL.)

Die Bestellungen aus dem dm-Online-Shop werden vom Partner Hermes in die Stationen eingelegt. (Was bedeutet, dass die Projektpartner DPD und GLS allenfalls indirekt vom Roll-out profitieren.)

Wer genau Betreiber der Apparate ist, mag dm-Technikförderer Werner nicht explizit beantworten und erklärt lediglich:

„Bei den dm-Abholstationen handelt es sich um gemeinsames Pilotprojekt von ParcelLock, Kern und dm-drogerie markt. Jeder der beteiligten Partner trägt sein Know-How dazu bei (…).“

Service für Blitzbesteller?

Die „Smart Terminals“ sind laut Hersteller Kern „für den Innen- und Außenbereich“ konzipiert und stehen entweder direkt im Markt (wo die Abholung Öffnungszeiten-gebunden ist; paketda.de hat ein Foto gemacht) oder im Einkaufszentrum davor (wie oben auf dem Bild zu sehen).

Theoretisch könnten die Stationen künftig auch für Blitzbestellungen genutzt werden – wenn es Kunden sehr eilig haben. Überschaubare dm-Shop-Warenkörbe ließen sich im Markt kommissionieren und unkompliziert von Mitarbeitern in ein freies Fach einlegen. Davon ist derzeit aber (noch) nicht die Rede.

Alle Beteiligten betonen den „Pilot“-Charakter des Vorhabens. Zu den drei kürzlich in Betrieb genommenen Stationen kommt bereits Mitte Mai eine vierte, ebenfalls in Hamburg, hinzu. Auf Supermarktblog-Anfrage heißt es bei dm:

„Zunächst testen wir nur in Hamburg und Umgebung. Wir sind aber bestrebt, innerhalb des Piloten, weiteren Kunden in Hamburg oder auch in anderen Städten den Service zur Verfügung zu stellen, um möglichst viele Rückmeldungen unserer Kunden zu erhalten. Wir beobachten zunächst, wie der neue Service bei unseren Kunden angenommen wird und entscheiden dann, wie wir mit den Stationen weiterverfahren.“

Der Aufwand, der mancherorts bei der Integration betrieben wird, spricht allerdings dafür, dass eine großflächigere Einführung bei dm zumindest favorisiert wird.

Abholung auch nach Ladenschluss

In Wuppertal hat das Unternehmen gerade eine neue Filiale in Bahnhofsnähe eröffnet, bei der die (noch nicht in Betrieb genommene) Abholstation in einem eigenen Vorraum Platz gefunden hat, wie Supermarktblog-NRW-Korrespondent Marcel P. beobachtete.

Der Raum ist separat vom Markt begehbar und könnte die Abholung auch nach Ladenschluss möglich machen. Zum Beispiel für Berufspendler, die dort sowieso aus- oder umsteigen.


Foto: Marcel P.

Noch dazu scheint die Wuppertaler Abholstation galant in die Wand des Vorraums verbaut worden zu sein. Auf der Tür zwischen den Fächern wirbt dm mit dem Versprechen:

„Online einkaufen, offline abholen (…)
Flexibel. Diskret. Versandkostenfrei.“

(Wobei: Diskret ist der im Bestellziegel verpackte Einkauf natürlich auch, wenn er in den Laden geliefert kommt.)


Foto: Marcel P.

Sollte dm mit dieser Lösung Erfolg haben, wäre das auch für andere Handelsketten ein Anstoß, über händlerspezifische Click-&-Collect-Kooperationen nachzudenken. Lidl testet bekanntlich seit einigen Monaten, ob sich Kunden ihre Bestellungen im Online-Shop des Discounters einfach an DHL-Packstationen vor die eigenen Läden liefern lassen und darf die gelben Boxen dafür  entsprechend bekleben:

Amazon macht sich mit seinen Locker-Abholstationen bei immer mehr Partnern in Deutschland breit, auch bei dm. (Auf die Frage, ob sich das durch die eigenen Stationen ändern werde, antwortet dm-Geschäftsführer Werner, man fokussiere sich zunächst auf das eigene System. „Wir sind jedoch auch offen für weitere Anbieter in diesem Bereich, sollten unsere Kunden den Service nachfragen.“)

Und in München versucht Qool Collect, sich als zentrale Paketannahme für Vielbesteller zu etablieren.

Den Kunden kann’s nur recht sein, wenn sie ihre Online-Einkäufe künftig unkomplizierter als bisher abholen können. So lange sie den Überblick behalten, welches Paket mit welchem Versender in welche Box eingelegt werden kann.

Vielen Dank an Marcel für den Hinweis und die Fotos! Lest Snackblog!

Fotos: Parcel-Lock (Titel), Marcel P. (2), Supermarktblog"

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8 Kommentare
  • „Davon ist derzeit aber (noch nicht) die Rede.“ – Je nach Lesart – also ob mit oder ohne Klammerzusatz – ergibt das zwei völlig gegensätzliche Aussagen. Hm.

  • Hallo! Ich lese hier seit einiger Zeit immer mal wieder mit, weil ich verzweifelt auf der Suche nach Lebensmittel Lieferdiensten „auf dem Land“ bin. Deine Artikel sind immer sehr lustig und gleichzeitig informativ geschrieben 🙂

    Ich wohne allerdings in Bamberg und habe bisher keine einzige Möglichkeit gefunden, auf halbwegs vernünftige Weise Lebensmittel zu bestellen. Wenn ich dann hier wieder lese, dass es erstmal in Hamburg getestet werden soll, schalte ich direkt wieder ab.

    Kennst du noch ein Portal primär für Lebensmittel inkl. Kühlprodukte bei denen man in solchen Kleinstädten beliefert wird? Bestellung per Paket stelle ich mir mehr als sinnlos vor, wie soll das mit Kühlprodukten gehen, wenn das Paket doch mal in der Filiale landet?

    • Liebe Jana, ob bzw. wie das in Bamberg geht, weiß ich leider nicht. Dienste wie Allyouneed Fresh von DHL liefern bundesweit, in Bamberg allerdings wie es scheint nur ohne festes Lieferzeitfenster.

  • Bamberg ist eigentlich keine Kleinstadt, sondern schon in dem Größenbereich, wo Rewe teilweise liefert. Tatsächlich liefert da aber offenbar ein selbstständiger Rewe in eigener Regie. Ob das unter »halbwegs vernünftige Weise« fällt, ist allerdings eine andere Frage.

  • Im Dm-Markt in der Berliner East-Side-Mall fiel mir heute im Eingangsbereich ein Aufsteller auf, der für den Dm Paketservice wirbt und auf https://www.dm.de/services/services-im-markt/dm-paketservice-c1258810.html verweist.

    In Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern nimmt Dm nimmt kostenlos Paket aller (!) Paketdienste entgegen, die dann gegen Vorlage des Ausweises im Markt abgeholt werden können. Ein Formular für eine Abhollvollmacht gibt es auch. Maximale Paketgröße 120 x 60 x 60 cm, Gewicht 15 kg und Wert 500 Euro, keine Nachnahme-Paket und Aufbewahrungszeit 7 Werktage. Retouren können auch abgegeben werden, allerdings nur via DHL.

    Dm eifert jetzt also Rewe (dort nur DHL und das auch nicht in allen Märkten) nach.

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