Wochenrückblick: Edekas Naturkind-Premiere, Amazons Abholsupermärkte, Lidls Streetfood-Credibility

Wochenrückblick: Edekas Naturkind-Premiere, Amazons Abholsupermärkte, Lidls Streetfood-Credibility

Inhalt:

Was gibt’s Neues im Lebensmitteleinzelhandel? Die Nachrichten der zurückliegenden Tage im Überblick.

Partner:

Was gibt’s Neues im Lebensmitteleinzelhandel?
Die Nachrichten der zurückliegenden Tage im Überblick.


Edekas erster „Naturkind“-Biomarkt im Oktober

Während Bio im Lebensmitteleinzelhandel immer stärker zum Mainstream wird, hat Edeka den Plan, das Geschäft wieder zurück in die Nische zur holen – und will eigene Bio-Supermärkte unter dem Namen „Naturkind“ eröffnen. Damit setzt der Konzern die schöne Tradition fort, sich auf fremde Marken zu verlassen – denn „Naturkind“ hieß lange Zeit die Bio-Eigenmarke der übernommenen Handelskette Kaiser’s Tengelmann. Die „Lebensmittel Zeitung“ hat nachgesehen (Abo), dass Anfang Oktober der erste Markt eröffnen soll: „in den neu gestalteten Güterhallen“ in Hamburg-Altona nämlich, „auf bis zu 600 qm“.

Betreiber ist Edeka-Kaufmann Benjamin Hirche. Derzeit werden Mitarbeiter gesucht. Neugierige bewerben sich hier. Als nächstes ist laut „LZ“ die Regionalgesellschaft Nordbayern Sachsen Thüringen dran. Edeka wolle für das Sortiment mit regionalen Großhändlern zusammenarbeiten; bei denen werden derzeit die Hersteller gefragt, ob sie ihre Produkte in den Regalen einer Edeka-Biokette sehen wollen. Soviel Demut kommt der deutschen Bio-Branche, die sich und ihr Handelsverständnis weiter am liebsten selbst in der Vergangenheit einmauern möchte, natürlich zupass.

ANZEIGE

Edeka hat Naturkind derweil an angemessen spießiges neues Design verpasst. Und arbeitet im Hauptgeschäft hart an der Stärkung der eigenen Bio-Glaubwürdigkeit: „Jetzt auch alle Obst & Gemüse Discountartikel zu Niedrigpreisen“!


Plant Amazon eine Kette aus Abholsupermärkten?

Die „New York Times“ meint, Amazon arbeite vielleicht am Aufbau einer neuen Supermarktkette, die unabhängig von Whole Foods Filialen eröffnen könne und in der Kund:innen einen Teil ihrer Einkäufe im Laden erledigen, während Standardartikel online vorbestellt und parallel dazu im Lager kommissioniert werden. Bloß noch abholen, zahlen, fertig. Falls Amazon dafür noch ein paar Anregungen bräuchte: In Neckarsulm läge noch ein Schwung ungenutzter Pläne herum; das kurz vor seinem Start wieder eingestampfte „Lidl Express“ hätte nach allem, was bekannt ist, nämlich ganz ähnlich funktioniert (siehe Supermarktblog). Diese Gelegenheit zur Profilierung hat man in der Vorstandsetage bekanntlich erfolgreich unterbunden. Amazon, bitte übernehmen Sie.

Abgesehen davon: Plausibel erläutern, warum die vermeintlichen neuen Ambitionen im Lebensmitteleinzelhandel nicht unter der etablierten Marke Whole Foods umgesetzt werden sollen, kann die „Times“ übrigens nicht.

Nahe läge allenfalls die Vermutung, dass die Abholläden in einer niedrigeren Preisschiene etabliert werden sollen. Bisschen doof, dass Whole Foods vor einigen Monaten angekündigt hat, seine exakt so positionierte Zweitmarke „365“ einzustampfen, um sämtliche Läden einheitlich zu benennen. Auch da kann Amazon aber wieder vom deutschen Handel lernen: einfach wiederbenutzen, den Namen! Ungewöhnlich genug, um eine neuartig konzipierte Handelskette aus Abholläden bekannt zu machen, ist „365“ allemal.


Traut sich Sainsbury’s für Lieferpartner mehr Gastro?

Anfang der Woche hat der niederländische Lieferkonzern Takeaway.com angekündigt, mit dem britischen Unternehmen Just Eat fusionieren zu wollen. Dass sich vor allem junge Konsument:innen zunehmend daran gewöhnen, ihr Essen per App zu bestellen, könnte den Supermarktketten bald Kopfschmerzen bereiten – weil dann die Notwendigkeit für den Einkauf im Laden entfällt. Der britische „Telegraph“ meldet jetzt (Registrierung notwendig), dass Sainsbury’s in Großbritannien überlegt, Restaurants in seinen Filialen zu eröffnen, um daraus in großem Stil selbst zubereitete Essen ausliefern zu lassen (via Eater).

In kleinem Stil passiert das längst. Wobei: In erster Linie wären Restaurants doch wohl dafür da, Kund:innen in die Läden zu locken, oder? Sonst ließe sich die Lieferei ja auch sehr viel ökonomischer abwickeln, ohne dafür Verkaufsfläche zu verschenken. Die Frage ist ohnehin: Hat Sainsbury’s ein Konzept? Die Tücken für Händler, sich erfolgreich als Gastronomen zu beweisen, sind bekanntlich groß. (Mehr zu Sainsbury’s Hot-Food-Anstrengungen im Supermarktblog.)


Lidl holt Streetfood ins Regal

Lidl möchte sich „den Geschmack internationaler Straßenküchen“ in die Filialen holen und startet dafür die neue Eigenmarke „My Street Food“ u.a. mit „Coloured Burger Buns“, „Bitie Balls Asia Style“, „Toast Pocket Snacks“, Cookie Doug im Becher. Idee: gut. Ausführung: überambitioniert verpackt. Ohnehin aber vorerst nur per Aktionswochenangebot. Vegane Burger-Patties, die dem gehypten Beyond-Meat-Vorbild nachempfunden sind, soll es ab sofort hingegen dauerhaft im Sortiment geben. Die Ankündigung ist mit Vorsicht zu genießen: gegen die bisherige „Dauerhaftigkeit“ der Produkte in Lidls Veggie-Sortiment wirkt ein durchschnittliches Aprilwetter nämlich verhältnismäßig beständig.


… und sonst:

„Sind Sie schon Lidl-Plus-Kunde?“, fragen Kassierer:innen neuerdings in Berlin-Brandenburger Filialen; vermutlich nicht aus Smalltalk-Gründen, sondern um das digitale Bonusprogramm anzuschieben, das es inzwischen auch auf die Rückseite der Brötchenknasttüten geschafft hat. Wie Lidl seinen neuen Rabattirrgarten sonst noch in die Filialen integriert, steht hier.

Was wäre wenn Carrefour und Casino in Frankreich, wie vielfach spekuliert, fusionieren, fragt retaildetail.eu. Dann wäre die neue Gruppe mit 18,4 Prozent plus 10,1 Prozent Marktanteil der mit Abstand größte französische Lebensmitteleinzelhändler, rechnet die „LZ“ vor.

Edeka, Netto (ohne Hund) und Rossmann kleben ein „Mikroplastikfrei“-Siegel auf ihre (Drogerie-)Eigenmarken; in den USA geht Target einen Schritt weiter und kennzeichnet sämtliche Produkte, die ohne „ungewollte“ chemische Zusatzstoffe auskommen, am Regal unübersehbar grün als „Clean“.

Darauf, dass Aldi Nord in seinen modernisierten Läden nicht nur die Querregalreihen wieder abgeschafft hat (siehe Supermarktblog), sondern in diesem Zuge auch Sortimente wieder umsortiert (z.B. Süßwaren statt Konserven rechts in den Hauptlauf), weist Marcel in den Kommentaren hin. Kleiner Tipp: Wenn das so bleiben soll, wär’s hilfreich, auch die Kennzeichnung im Laden anzupassen. Damit niemand mehr „Schokolade“ sucht, wo jetzt Rinder-Rouladen stehen, „Wurst“ mit den Pralinen verwechselt und „Pralinen“ mit Dosengemüse. (Gern geschehen.)


Frische Blogtexte – schon gelesen?

Neues aus Gastro und Delivery:


Fehlt was? Kommentar schreiben!

Fotos: Supermarktblog

Kommentieren

Datenschutzhinweis: Mit der Nutzung dieses Formulars erklären Sie sich mit der Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten durch diese Website einverstanden. Eine Freischaltung erfolgt nur unter Angabe einer validen E-Mail-Adresse (die nicht veröffentlicht wird). Mehr Informationen.

3 Kommentare
  • Wirklich ungewöhnlich für Produkte im Alltags-/Einstiegssegment ist die Zahl 365 jetzt aber nicht, sondern eher entweder bei IKEA (so) oder bei Delhaize (so) oder aber bei jemand anderem noch davor abgekupfert. Wer von den beiden früher dran war, weiß ich nicht, aber es war vor mindestens 15 Jahren.

    Und auf dem zweiten Fehlerbild ganz am Schluss liegt doch schon ein Wegweiser abmontiert da. Nun könnte das zwar Teil des perfiden Verwirrspieles sein, was man bei ALDI Nord nie ganz ausschließen sollte, es könnte aber auch einfach sein, dass die Handwerker da schon einmal mit angefangen hatten.

Blog-Unterstützer:innen können sich über Steady einloggen, um Support-Hinweise und Werbung im Text auszublenden:

Archiv