Neu gestaltete Frische-Abteilung: Auch Aldi Süd räumt Obst und Gemüse endlich an den Eingang

Neu gestaltete Frische-Abteilung: Auch Aldi Süd räumt Obst und Gemüse endlich an den Eingang

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In Regensburg hat Aldi Süd sein nochmals angepasstes Ladendesign für die Zukunft präsentiert. In dem werden frische Artikel sehr viel stärker herausgestellt. War aber auch höchste Zeit.

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Obst und Gemüse? Gehören im Lebensmitteleinzelhandel ganz nach vorne, das versteht sich doch von selbst. Zumindest handhaben das die allermeisten Handelsketten seit jeher so, um ihren Kund:innen gleich zu Beginn des Einkaufs eindrucksvoll die eigene Frische-Kompetenz unter die Nase (bzw. in die Augen) zu reiben. Die Discounter haben es den Supermärkten gleich getan. Nur einer hat sich bislang beharrlich gegen die Konformität gewehrt: Aldi.

Stattdessen lagerte Obst und Gemüse bei Albrechts über viele Jahre: direkt vor der Kasse oder mitten im Laden.

Das war auch gar nicht unpraktisch. Weil Äpfel, Bananen und Zucchini dann nicht von schweren Artikeln erdrückt werden konnten, die vorher in den Einkaufswagen gelegt wurden – zum Preis, dafür sehr viel weniger Eindruck bei der (anspruchsvoller werdenden) Kundschaft schinden zu können.

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In zahlreichen Auslandsmärkten hat sich Aldi deshalb schon längst von dieser Tradition verabschiedet. In Großbritannien zum Beispiel empfängt Aldi (Süd) die begeistert in den Discount stürmenden Briten in neuen bzw. umgebauten Filialen direkt mit einer Frische-Auswahl, wie sie’s von Tesco, Sainsbury’s & Co. gewöhnt sind.

In den USA hat sich Aldi (Nord) unter dem Namen Trader Joe’s schon vor etlichen Jahren eine große Fan-Gemeinde mit seinen günstigen Produkten, die wie Markenartikel aussehen, erarbeitet. Ganz vorne erwartet die Walmart-Abtrünnigen natürlich trotzdem: frisches Obst und Gemüse.

Und selbst im benachbarten Österreich unternimmt die Aldi-(Süd-)Tochter Hofer inzwischen große Anstrengungen, selbst auf kleinen Innenstadtflächen die Frische sprichwörtlich in den Vordergrund zu stellen. In neuen Filialen ist Obst und Gemüse auf dem L-förmig gestalteten „Hofer-Marktplatz“ an den Eingang gerückt, kombiniert mit gekühlten Convenience-Artikeln und frischen Backwaren in „Coolbox“ und „Backbox“.

Vor wenigen Wochen stand deshalb an dieser Stelle:

„Edeka-hafter hat sich ein Diskonter mit seinem Frische-Angebot vermutlich selten in Szene gesetzt.“

Nun hat Aldi Süd gar Unglaubliches angekündigt: nämlich, diesem Beispiel folgen zu wollen. (Wobei man fairerweise dazu sagen muss, dass die beiden Designs – falls nicht gemeinsam — vermutlich parallel erarbeitet wurden.)

L wie Ladeneingang

Konkret hat der Discounter eine Weiterentwicklung seines 2016 vorgestellten Ladendesigns („Filiale der Zukunft“) präsentiert, das derzeit u.a. in Regensburg umgesetzt ist, ab sofort Standard für alle Neu- und Wiedereröffnungen sein soll und noch einmal einen deutlichen Schritt in Richtung Supermarkt bedeutet.

Das liegt zuallererst daran, dass frische und gekühlte Artikel mehr Raum erhalten und stärker herausgestellt sind – gleich am Eingang, in L-Form, samt gegenüber liegender Kühltheke mit Artikeln für den Sofortverzehr.


Foto: Aldi Süd

Die dazwischen geschobene und zur besseren Übersicht auf zwei Ebenen begrenzte Regalinsel ist mit den bekannten grünen Deckenleuchten inklusive Sortimentsbeschriftung behängt (Titelfoto: Aldi Süd).

Dahinter steht – etwas verloren – eine zusätzliche Kühltruhe mit frischem Fleisch und Fisch. (Ganz ähnlich wie Netto [mit Hund] das in seinen neu gestalteten Filialen derzeit umsetzt; siehe Supermarktblog.)


Foto: Aldi Süd

Die Backwaren sind an den hinteren Teil des Ladens geschoben, wo „Meine Backwelt“ als von zwei Seiten begehbarer mit schwarzen Kacheln veredelter Brötchenknast aufgewertet wurde und mit aufgebackenem Brot und Brötchen wartet.


Foto: Aldi Süd

Das sieht – nicht nur, aber vor allem für Aldi-Verhältnisse – ziemlich edel aus. Und ist vor allem deshalb bemerkenswert, weil trotz des Bekenntnisses zu „Meine Backwelt“ zuletzt auch in frisch modernisierte Filialen noch die bekannten Aufbackautomaten eingebaut wurden, aus denen Brötchen auf Knopfdruck herausklonkten. Offiziell: aus Platzgründen (siehe Supermarktblog). Die wird Aldi nicht so leicht wegschnipsen können, zumal das aufgepeppte Design eher den Eindruck macht als bräuchte es noch ein bisschen mehr Platz als der bisherige Standard. (Mag aber auch an der Weitwinkeloptik der Pressebilder liegen.)

Keine Versteckaktionen mehr

Es wird interessant zu beobachten sein, wie Aldi Süd dieses Problem in kleineren Filialen, die nicht so viel Platz bieten, löst – und im Zweifel: zu Lasten welcher Sortimente, die dann zusammenrücken müssten.

Ein Teil der Lösung könnten die neuen Kühl-U-Bahnen sein, die bereits in manchen Läden zu besichtigen sind (siehe Foto unten, nicht aus Regensburg); sie lassen sich seitlich aufschieben und sind deshalb nicht nur für Kund:innen praktischer, sondern fassen auch sehr viel mehr Artikel als die klassischen Truhen, in denen alles aufeinander gestapelt werden muss (und leicht durcheinander gerät):

Auf den Bildern aus der Regensburger Filiale ist wiederum zu erkennen, dass Aldi Süd sein Bio-Sortiment teilweise über Blockplatzierungen herausstellt – ähnlich wie es Aldi Nord bereist in einzelnen Filialen praktiziert. Sobald das neue gemeinschaftliche Eigenmarken-Logo (siehe Supermarktblog) eingeführt ist, ließe sich für das Bio-Engagement auch bundesweit einheitlich werben.

Durch die neue Anordnung ergeben sich zudem Möglichkeiten, die wöchentlichen Frischeartikel in Aktion besser hervorzuheben. Das geschah bei Aldi Süd bislang in der Regel ebenfalls am Ladenende, wo das Sortiment nunmal untergebracht war. Gleichzeitig wirkten die Aktionsartikel zum „Aldi-Preis“ dort unnötig versteckt.

Ein Stück weit wehrt sich Aldi Süd mit der Anpassung auch gegen die Konkurrenz: Vor allem Lidl, Netto (ohne Hund) und sogar Netto (mit Hund) versuchten zuletzt, über üppige Obst- und Gemüseauswahl bei Discount-Kund:innen zu punkten (siehe Supermarktblog).

Mit der Verlagerung an den Eingang erkennt in jedem Fall eine der letzten großen Handelsketten an, dass Obst und Gemüse ein unverzichtbares Aushängeschild sind. Die Discount-Schwester Aldi Nord steht nun als einzige nennenswerte Ausnahme ziemlich alleine auf weiter Flur – auch wenn die am Ende des Hauptlaufs zusammengeführte Frische-Abteilung (siehe Supermarktblog) dort weiterhin als große Verbesserung gelten muss.

Aber wer weiß: Wenn’s in Süd gut läuft, kommt womöglich auch Nord nochmal ins Grübeln, wie man Kund:innen künftig am liebsten empfangen mag.

Titelfoto: Aldi Süd, Fotos: Supermarktblog"

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4 Kommentare
  • In meiner Aldi-Filiale steht die Kühl-U-Bahn schon ne Weile. Und ich finde sie extrem unpraktisch. Die Produkte kann man durch die Regalböden kaum sehen, dann rutschen sie oft nicht wie vorgesehen nach vorne und man muss sich richtig bücken und ganz nach hinten rein greifen um dran zu kommen. Außerdem kann man die Fleischqualität nur wirklich begutachten wenn man das Produkt raus nimmt, und dann bei nichtgefallen wieder reinstellt. ich glaube nicht dass das förderlich für die Produkte ist und eher die Kühlung oft unterbrochen wird. Also aus Discounter-Sicht bringt das Ding sicher viele Vorteile, aus Kundensicht eher nicht.

  • Gegenüber dem aktuellen Aldi Nord Einrichtungsstil sehe ich diese „Filiale der Zukunft“ von Aldi Süd als klaren Rückschritt. Das sieht richtig dröge aus. Zumindest schönere Farben und Farbkombinationen hätten ja nun nicht mehr gekostet. Ist das ‚Back to the roots‘? Helles Holzimmitat versetzt mich nicht in Shoppinglaune.
    Auch kann ich der allgemeinen Supermarkt-Weisheit, dass Obst und Gemüse an den Anfang gehöre nichts abgewinnen. Wer beurteilt denn einen Supermarkt, in dem er regelmäßig einkauft einzig nach dem Warenangebot im Eingangsbereich? Wer ’seinen‘ Markt kennt, der weiß ungefähr, wo es was gibt und in welchen Segmenten das Angebot stark ist und in welchen es nur eine Basisauswahl gibt.

    Ausser dass die Einrichtung einer Filiale so billiger ist, erkenne ich nicht, was Aldi mit dem Retro-Design bezwecken will.

  • Die aktuelle Neueröffnung in München-Ramersdorf (Ottobrunner Straße) hat auch ziemlich große Kühlregale für Obst & Gemüse (Beeren haben auch in alten Filialen schon seit einiger Zeit eine Zweitplatzierung in der regulären Kühlung). Backwelt ist klassisch zurückgesetzt vorn beim Gemüse (inzwischen hat übrigens wieder so gut wie jede Neu- bzw. Wiedereröffnung Backwelt). Sonst sind die Wände mit Ausnahme vom Weinregal neben den Kassen nahezu komplett mit Kühlung und Tiefkühlung belegt (Fenster gibts keine; an der Straßenfront ist ein Vorkassenkaffee und der Zugang zur Tiefgarage). Allgemein scheint Aldi Süd schon seit längerer Zeit annähernd quadratische Grundrisse zu bevorzugen, wo dann auch nicht alles längs organisiert ist.

  • In der Schweiz wird die Obst und Gemüse Abteilung auch im neuen Konzept, dass ausgerollt wird, nach vor verschoben und sieht recht edel aus.
    https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/fricktal/fricktalcenter-a3-die-aldi-suisse-filiale-ist-wieder-offen-135709160

    Ich finde das Schweizer Konzept um einiges moderner als die Variante von Aldi Süd. Wie ich meinem Vorredner zustimmen muss, fehlt Aldi Süd der Mut nach neuem. Dadurch wirken für mich Lidl Filialen meistens moderner als neu umgebaute Aldi Filialen….
    Aldi Süd würde lieber das Holz durch Anthrazit tauschen, dadurch wirkt der Laden moderner und frischer. Zudem müssten sie endlich ihre hässlichen Bodenplatten austauschen. Dieser Belag wirkt sehr alt. Zudem müsste auch im Kassenbereich einiges aufrüsten, um gegen Lidl voranzukommen…

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