Pop-up-Stationen in 230 Märkten: Rewe weitet Abholung von Online-Einkäufen deutlich aus

Pop-up-Stationen in 230 Märkten: Rewe weitet Abholung von Online-Einkäufen deutlich aus

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Es sieht ganz so aus, als entwickele sich die Corona-Krise zum Beschleuniger für Abholinnovationen im deutschen Lebensmittel- und Drogeriehandel. Rewe, dm und Netto (ohne Hund) setzen zunehmend auf Click & Collect.

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Um nicht selbst zum Einkaufen in den Supermarkt gehen zu müssen, wollen sich zahlreiche Kund:innen ihre Lebensmittel in der aktuellen Situation lieber nachhause liefern lassen. Das hat seit Beginn der Corona-Krise dazu geführt, dass Lieferdienste vielfach überlastet waren und kaum noch freie Zeitfenster anbieten konnten (siehe Supermarktblog).

Die Anbieter arbeiten mit Hochdruck daran, das zu ändern. (Bringmeister fordert App-Nutzer aktuell dazu auf: „Bestellen Sie bis 14 Uhr und lassen Sie sich Ihrer Einkauf heute ab 18 Uhr nachhause liefern!“)

Manche sorgen auch für Alternativen. Rewe zum Beispiel: Die Handelskette erweitert ihren Abholservice für Lebensmittel um so genannte „Pop-up-Varianten“ an zusätzlichen Standorten.

Beim Abholservice stellen Kund:innen ihren Einkauf online über den Webshop oder die Rewe-App zusammen, suchen sich ein Zeitfenster aus und holen ihn anschließend selbst ab. (Rewe-Angaben zufolge ist das bereits drei Stunden nach Bestellaufgabe möglich.) Der Gang in den Supermarkt entfällt dadurch zwar nicht, dafür jedoch das Aussuchen der Produkte im Laden, das von Rewe-Mitarbeiter:innen übernommen wird. Dafür wird in der Regel eine „Servicegebühr“ von 2 Euro fällig.

Hinweisschilder statt Tresen

Die zur Verfügung stehenden Zeitfenster in den Märkten mit Pop-up-Abholservice sind zwar teilweise eingeschränkt (z.B. zwischen 8 und 16 Uhr); dafür lassen sie sich derzeit aber auch tatsächlich (noch) buchen.

Auf bundesweite Werbung für das erweiterte Angebot will Rewe dem Vernehmen nach vorerst verzichten – womöglich, um nicht in dieselbe Situation wie beim Lieferservice zu geraten.

Im Lauf der vergangenen Jahre hatte Rewe seinen Abholservice bereits kontinuierlich ausgeweitet (siehe Supermarktblog). Die reguläre Lösung sei jedoch „mit baulichem Aufwand und komplexer Infrastruktur verbunden“; im Gegensatz dazu lasse sich der Pop-up-Abholservice sehr viel unkomplizierter und vor allem zügiger einrichten. Die Märkte werden nicht umgebaut, auch auf eigene Abholtresen wird verzichtet; stattdessen sollen „einfache Aufsteller, temporäre Hinweisschilder und pragmatische Lösungen“ dafür sorgen, dass Abholer:innen sich zurecht finden und den Service einfach nutzen können. Rewe verspricht zudem, dass das Anstehen an der regulären Kasse wegfällt:

„Ob im regulären Abholservice oder im Pop-up-Service – die Einkäufe werden immer an einer separaten Kasse abgeholt und bezahlt.“

Über 700 Abholmärkte bis Ende April

In Berlin wurden in den vergangenen beiden Wochen 17 Märkte mit dem Pop-up-Abholservice ausgestattet; bis Ende April sollen auch in Köln rund 20 Märkte mit Abhol-Pop-up hinzugekommen sein. In den nächsten Wochen werde die temporäre Lösung „verstärkt und kurzfristig“ bundesweit ausgerollt.

Bei Rewe Digital in Köln heißt es dazu, dass zum Ende des Monats insgesamt über 700 Märkte mit Abholservice am Netz sein sollen, davon alleine 230 in der Pop-up-Variante.

Die Rewe-Initiative folgt (u.a.) dem Vorbild britischer Supermärkte, in denen die so genannte Click-&-Collect-Option schon seit Jahren zum Standard gehört, um Kund:innen Zeit zu sparen und eine Alternative zum Lieferdienst zu bieten, auf den sie zuhause warten müssten.

Auch die österreichische Rewe-Tochter Billa strengte sich an, Abholeinkäufe verhältnismäßig unkompliziert in bestehende Läden zu integrieren (siehe Supermarktblog).

Hierzulande wurde das Abholen von Lebensmittel-Online-Einkäufen vor einigen Jahren schon einmal als „Drive“-Variante getestet, blieb aber verhältnismäßig unerfolgreich und wurde deshalb größtenteils wieder eingestellt. Bei Lidl gab es vor drei Jahren einen Anlauf, Click & Collect im großen Stil umzusetzen – kurz vor dem Start wurde der Plan aber gestoppt (siehe Supermarktblog). Aus heutiger Sicht war das (vermutlich) ein Fehler. Zumindest finden andere Discounter inzwischen zunehmend Interesse an dem Modell.

Netto (ohne Hund) schickt SMS, dm wirbt für Express

Aktuell testet die Edeka-Tochter Netto (ohne Hund) einen eigenen „Abholservice“ im Süden Deutschlands und wirbt dafür mit „kontaktreduziertem Einkaufen“ ohne Mindestbestellwert und „Bezahlung erst bei Abholung“. Ganz so ausgereift wie bei Rewe scheint der Dienst aber noch nicht zu sein: Bestellungen bis 14 Uhr können erst am nächsten Verkaufstag abgeholt werden.

„Wir informieren dich per E-Mail oder SMS, sobald deine Ware zur Abholung im Markt bereitsteht. Du kannst dich dafür bei einem Mitarbeiter in der Filiale melden.“


Screenshot: netto-online.de

Gezahlt werden muss an der regulären Kasse. Die „Lebensmittel Zeitung“ (Abo) hatte in der vergangenen Woche zuerst über den neuen Service berichtet, der bislang in vier Filialen zur Verfügung steht.

Kürzlich hatte zudem die Drogeriemarktkette dm einen eigenen Dienst zur „Express-Abholung“ gestartet und bietet diesen nun bundesweit an. Nach sechs Stunden können Kund:innen die von ihnen online ausgesuchte Ware innerhalb der Öffnungszeiten ihrer Filiale abholen. Wer sich für ein „mein dm“-Kundenkonto registriert hat, der zahlt dafür nicht mal eine Gebühr; allen anderen berechnet das Unternehmen eine „Servicepauschale“ in Höhe von 2,95 Euro. Damit’s in den Läden schneller geht, kann der Abholeinkauf ausschließlich vorab online bezahlt werden. Dafür bleibt anschließend sieben Tage Zeit für die Abholung.

Beschleunigung für Abholservices

Online wirbt dm derzeit prominent mit einem Hinweis, der die Lieferzeit für den regulären Online-Shop mit „2-4 Werktage“ angibt; direkt daneben steht als unmissverständliche Aufforderung:

„Express-Abholung im dm-Markt innerhalb von 6h.“


Screenshot: dm.de

Zu den Besonderheiten des dm-Angebots gehört zudem die exakte Verfügbarkeitsanzeige für die (zuvor) ausgesuchte Filiale, die stückzahlgenau angegeben wird. (Was auch nicht ganz unpraktisch für den regulären Einkauf ist, z.B. um herauszufinden, in welcher Menge ein bestimmter Artikel noch verfügbar ist.)


Screenshot: dm.de

Es sieht ganz so aus, als entwickele sich die Corona-Krise zum Beschleuniger für Abholinnovationen im deutschen Lebensmittel- und Drogeriefachhandel. Mit dem Verzicht darauf, selbst einkaufen gehen und (zum Teil) Schlange stehen zu müssen, haben die Handelsunternehmen für die kommenden Wochen und Monate auch einen überzeugenden Grund zum Ausprobieren des neuen Services auf ihrer Seite.

Fotos: Supermarktblog"

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3 Kommentare
  • Sind sogar paar Filialen in Lichtenberg und Friedrichshain dabei, aber leider nicht die fast von meiner Haustür.
    Wäre eine einfache und anscheinend sichere Möglichkeit an z.B. frische und Trockenhefe zu kommen. Gestern Abend mal bei der nächsten Filiale hier durchgespielt und hätte ich heute Nachmittag abholen können, zumindest wenn die Verfügbarkeitsanzeige was taugt.

  • Die 4 Filialen mit Abholservice von Netto (ohne Hund) sind übrigens alle in unmittelbarer Nähe der Unternehmenszentrale in Maxhütte, Teublitz und Burglengenfeld. Und das Angebot ist nur ein Bruchteil vom normalen Sortiment.

  • Der dm Service ist im Prinzip toll, aber offenbar noch nicht zu Ende gedacht oder programmiert: Ist ein Artikel zwar im Markt vorhanden, aber gleichzeitig nicht im Onlineshop bestellbar (der ja an anderer Stelle kommissioniert wird), ist es nicht möglich, den Artikel in den Warenkorb zu legen. Er kann dann – obwohl der Markt Bestand hat – auch nicht per Express-Abholung geordert werden.
    Das macht den Service leider wenig hilfreich – die Hälfte meiner gewünschten Artikel konnte ich beim Test eben nicht bestellen.

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