Aldis Design-Fluch: Mehr Platz als Ideen – und mehr Ideen als Platz! Dauerbaustelle Discount (2)

Aldis Design-Fluch: Mehr Platz als Ideen – und mehr Ideen als Platz! Dauerbaustelle Discount (2)

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Während Aldi Nord sein neues Ladendesign auch auf großen Flächen ohne zusätzliche Schnörkel ausrollt, denkt sich Aldi Süd beständig Verbesserungen für einzelne Sortimente aus – und hat nicht überall dafür ausreichend Raum.

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Eins muss man den Verantwortlichen bei Aldi Nord lassen: Wenn die sich einmal für etwas entschieden haben, dann bleibt das auch stehen – notfalls über Jahrzehnte. Zumindest galt das lange, sehr lange fürs Ladendesign der einen Hälfte des Discount-Marktführers. Für die seit 2017 umgesetzte Design-Umstellung scheint man daran in Essen nach einigen Feinjustierungen wenig ändern zu wollen.

Zwar mussten die „Rezept der Woche“-Gittertische Kühltruhen für Aktionsware weichen; und die anfangs gebauten Querregalre zwischen Saisonware und Obst und Gemüse wurden wieder auf die von Stammkund:innen gewohnte Längsregale umgestellt (siehe Supermarktblog).

Ansonsten vollzieht sich der Umbau des Filialnetzes aber eher geräuschlos.

Alte Märkte werden durch modernere ersetzt – und um drinnen mehr Platz zu haben, draußen aber nicht zu viele Parkplätze wegnehmen zu müssen, leistet man sich inzwischen sogar Tiefgaragen mit Rolltreppe zum darüber liegenden Verkaufsraum, so wie im Hochparterre-vertrauten Berlin (und ähnlich wie es Lidl mit seinen Metropol-Filialen vormacht).

Im Laden selbst sieht dann allerdings (fast) alles aus wie dort, wo nicht ganz so viel Raum ist.

Mit einer Ausnahme: Die Öfen fürs Aufbacktheater können direkt hinter die Brötchenknastzellen gebaut werden, um die Ware von dort einzufüllen anstatt sie einmal quer durch den Laden ruckeln zu müssen. Auch das hat Lidl vorgemacht. Die Aldi-Nord-Variante wirkt allerdings platzsparsamer und fällt in dem an den Eingang gesetzten Back-Ensemble kaum auf.

Die übrige Fläche nutzt Aldi Nord vor allem dazu, bekannte Elemente aus seinem „ANIKo“-Format („Aldi Nord Instore-Konzept“) großzügiger zu stellen – ohne Neues dazu zu schnörkeln.

Die Mini-Präsentation mit den den Gondelkopf-Holzkisten beim Wein muss reichen; für den Rest bedienen Sie sich bitte weiterhin aus den endlosen Kartonreihen.

Dass zwischen den Regalen im Zweifel mehr Platz bleibt als anderswo, befördert tendenziell eher die allgemeine Verrumpelung durch Sonderposten-Aufsteller.

Und selbst wenn diese strategische Konsequenz sehr Discount-orientiert ist: Ein klein bisschen Zwischendurchkreativität, um einzelne Sortimente besser herauszustellen, würde Aldi Nord zumindest in den Neueröffnungen bestimmt auch nicht schaden.

Die Mülheimer Schwester Aldi Süd geht die Sache etwas anders an: Das 2015 präsentierte Design für die „Filiale der Zukunft“ ist auch schon wieder leicht in die Jahre gekommen, und das Unternehmen versucht, dem mit einer weiteren Auffrischung entgegen zu wirken.

Mini-Gewächshäuser fürs Marketing

Vor fast genau einem Jahr präsentierte Aldi Süd in Regensburg seine aufgehübschte „Frische-Filiale“. Bei der rückt nicht nur das Obst und Gemüse an den Ladeneingang, die Frische hat dort auch ein deutlich verändertes Aussehen verpasst bekommen, das ganz und gar nicht mehr nach klassischem Discount aussieht (siehe Supermarktblog).

Mit der Ankündigung, Kräuter künftig direkt im Laden wachsen zu lassen und dafür Mini-Gewächshäuser des Berliner Start-ups inFarm auf die Flächen zu bauen, treibt Aldi Süd sein Frische-Bekenntnis auf die Spitze.


Foto/Rendering: Aldi Süd

Womöglich aber vor allem aus Marketing-Gründen: Im Mai wurden zunächst fünf Märkte für das Kräuter-Upgrade umgebaut (Butzbach, Langenselbold, Mörfelden, Dormagen, Neuss-Norf); bis Ende des Jahres sollen sieben weitere folgen. Schon aus Platzgründen dürften die Kräuterhäuschen bei Aldi Süd kaum zum neuen Standard werden. (Begeistert berichtet haben viel Medien aber auch so, Sie wissen schon: So wird Aldi Süd den Einkauf im Discounter für immer verändern! usw.)

Backautomat, Brötchenzelle, alles durcheinander

Der Platz reicht in vielen Bestandsfilialen ja schon nicht aus, um das vor zweieinhalb Jahren präsentierte neue Aufbackkonzept „Meine Backwelt“ zu integrieren (siehe Supermarktblog).

Deshalb werden auch in modernisierte Märkte weiterhin die unpraktischen Aufbackautomaten gebaut, aus denen Brot und Brötchen nach dem Heißfönen per Knopfdruck herausklonken.

Im Raum Würzburg hat Supermarktblog-Leser Ulrich H. noch eine weitere interessante Kombination entdeckt: einen uralten, frei stehenden Aldi-Süd-Backautomaten, neben den als Ergänzung einzelne Zellen in der „Meine Backwelt“-Brötchenknastoptik gebaut wurden. (Die mit ihrem schwarz glänzenden Kachelsockel so gar nicht zur beigen Steinzeitoptik daneben passen.)


Foto: Ulrich H.

Dafür muss die Filiale zusätzlich zum Automaten-Standardsortiment weitere Produkte aufbacken, durch den Laden schieben und einsortieren – wodurch der geringere Betriebsaufwand, den sich Aldi Süd von den Backautomaten ja mal versprochen hat, zunichte gemacht wird. Konsequent ist das nicht.

So schön die Idee der „Frische-Filiale“ auch sein mag: Angesichts der sehr unterschiedlichen Filialflächen dürften der Aldi-Süd-Kundschaft auch auf absehbare Zeit mehrere Ladendesign-Standards erhalten bleiben.

Es ist wie ein kleiner Fluch: Der eine Aldi hat fast schon zuviel Platz, der andere zu wenig für sämtliche ausgedachten Verbesserungen – und der deutsche Discount wird seinem Ruf als Dauerbaustelle vorerst weiter gerecht.

Danke an Ulrich H. für Hinweis und Foto!

Fotos: Supermarktblog"

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13 Kommentare
  • im neuen Lidl am Carlplatz in Düsseldorf gibt es nun eine schnelle Kasse, an der man nur mit max. 5 Teilen darf
    habe ich zum ersten Mal bei einem Discounter gesehen, andere Geschäfte die das eingeführt haben. beendeten das meistens nach einiger Zeit
    das Konzept ist aber spannend
    Sorgt es dafür, dass mehr Leute z.B. in der Mittagspause Snacks bei Lidl kaufen, weil sie wissen, dass es eine schnelle Kasse gibt ?
    Oder bringt es Leute dazu, die vielleicht 6-10 Teile kaufen wollten, nun nur 5 Teile einzukaufen?
    Wie reagieren Kunden an den normalen Kassen in einer langen Schlange mit Wocheneinkäufen, dass an der schnellen Kasse im Moment keiner oder nur 1 Person ansteht, sie die Kasse aber nicht zur Entlastung nutzen dürfen?

  • meiner Meinung nach haben die „neuen“, bzw. renovierten Aldi Nord Märkte mit den Seitenaufbau beim Ladenbau besser gefallen. Dies hatte den Absprung zu dem „alten Aldi“ mit den langen Gängen mit Neonlicht der 90er Jahre. Schade, dass da dem ach so 08/15 „Stammkunde“, sofern man sowas bei einem Discounter dem Kunden attestieren kann, reagiert hat. Ich möchte nicht gleich beim Eingang die Oma sehen, wie sie am Ende des Ganges jedes Produkt in Lupe berührt…

  • Die neuen Nord-Märkte sind durch die zahllosen Sonderpostenaufsteller vollgestopft und verrümpelt wie nie, vor allem die um- statt neugebauten. Das karikiert das neue Konzept, das mir ohnehin viel zu grell ausfällt. Jede Abteilung in einem anderen Design, unterschiedliche Wandfliesen etc., in meinen Augen nicht besser als die Fototapeten-Orgien in den mittleren Nullerjahren. Nochmal zum Sortiment: In den Prospekten heißt es jetzt sogar „unsere Aktion im Aufsteller“, vermutlich damit die Kunden gar nicht erst in den überfüllten Gitterboxen graben sondern nach Aufstellern, Haufen und Türmen in den Gängen suchen. Bei Aldi Süd gibt es teilweise Regale in Großmarkt-Höhe, damit man überhaupt noch irgendwie die neuen vielen neuen Markenprodukte oder Sonderangebote reindrücken kann. So wird es schlimmer statt besser.

    • Hier hat Aldi Süd auch neue, hohe Regale um die ganze Warenflut irgendwie unterzubringen. Da steht z.B. seit Wochen eine Gummibärchen-Maschine drin, die aus irgendeinem Grund keinen Käufer findet. Manchmal ist es ganz nett, wenn auch ältere Aktionsartikel noch da sind, aber der Laden platzt aus allen Nähten.

    • Diese ganzen Sonderpostenaufsteller fallen mir persönlich zunehmend negativ auf. Mit dem Ansporn, sich etwas gesünder und „cleaner“ ernähren zu wollen, machen es diese Aktionsflächen einem nicht leicht. Insgesamt sind es oft stark verarbeitete und besonders verführerische „Schmankerl“ in diesen Flächen. Da greift man doch öfters ungeplant zu. Das geht schon so weit, dass ich vorgestern nach dem Aldi-Nord Einkauf den Eindruck hatte, es ist nicht leicht bei ALDI sich mit „gesunden Waren“ einzudecken, obwohl es die ja auch gibt. (Zugegeben, bei LIDL ist es ähnlich schlimm oder gar schlimmer…)
      Klar, früher konnte man die Knabber- und Süßwarenregale einfach auslassen. Aber mittlerweile springt einem an jedem Regalende ein Guilty-Pleasure entgegen.

  • Zu Aldi Süd: in Bad Krozingen gibt es eine relativ neue Filiale die auch vom regulären neuen Ladenkonzept abweicht. Eingangs Obst und Gemüse Supermarkt-like breit und Gängen quer zur üblichen Discountlängsrichtung. Die Regale schienen weniger steil und hoch, insbesondere in der Kühlung. Die großzügige Fläche war am Ladenende bei meinem Besuch am Anfang der Gartensaison nochmals durch Öffnung einer Lagerfläche erweitert. Dort waren eben jene Produkte, die in zahlreichen anderen Filialen dieses Jahr erstmalig (?) In Bauzaunknästen VOR dem Eingang plaziert wurden.
    BTW
    Die Vereinheitlichung der Eigenmarken insbesondere zu Nord Namen scheint mir designmäßig ein herber Rückschritt. Selbst wenn es bei Hofburger, mucci oder milsani ein neues drittes Design ist, sind die robusten Kachelböden der Norddesigndiskonter nun im Süden fühlbar. Auch wenn es immer noch weniger Drahtkörbe und Weinverkauf vom Pappkarton gibt. Das Produktdesign war, wie in der Endzeit von Plus, bei Süd ansprechender mit guter Typo und weniger Pastell – einfach angenehmer.

  • Wer mit Nutoka aufgewachsen ist wird sich an Nusskati schwer gewöhnen. Lustig sind auch die derzeit noch im Abverkauf befindlichen Gläser mit Nutoka-Schriftzug im Glas und Nusskati-Aufkleber.

  • Auch das Nonfoodgeschäft scheint bei Aldi(Süd) eine große Baustelle zu sein oder es zu werden. (Wahrscheinlich durch die Coronakrise noch begünstigt)
    Aktionsartikel liegen zum Teil wochen-oder sogar monatelang in den Filialen.
    Nicht nur Textilien, sondern mittlerweile auch sperrige Gegenstände wie Gartenartikel, Kleinmöbel, Lattenroste, Staubsauger oder Mikrowellen…Dies ist mir bereits in etlichen Filialen aufgefallen. Wie FxE bereits erwähnt hat, hat man auch hier im Herbst 2019 das Lager der Filiale für mehrere Wochen mit stark reduzierter Ware für Kunden geöffnet. Beworben wurde dies mit zum Teil handgeschriebenen Plakaten am Eingang der Filiale.
    Aufgrund der Konsumflaute scheint das Problem der unverkauften Aktionsware nochmals zugenommen zu haben:
    Vor allem bei Textilien und Schuhen geht man mittlerweile so weit und reduziert hier rigoros auf 0,99€ (auch wenn die ursprünglichen Verkaufspreise bis zu 20 Euro betrugen.)
    Lidl reduziert zwar auch Nonfood (in der Regel um 30%) ,aber nicht in solch einem Umfang, wie Aldi Süd.
    Lidl entfernt unverkäufliche Ware offensichtlich auch so aus dem Verkauf und retourniert diese an die Zentrallalger. (Eigene Beobachtung, wie „Retourkisten“, ungefähr gitterboxgroße Pappkartons mit „Lidl“-Aufdruck und allerlei liegengebliebener Bekleidung in der Filiale gepackt wurde)

    • Das fiel mir auch auf, ich habe bspw. im Mai nicht nur Reste der Ostersaison sondern sogar noch Weihnachts-Nonfood-Artikel gefunden. Gestern lagen hinter den Kassen am Ausgang Möbel herum.

    • Bei Aldi Süd hängt das ziemlich von der Filiale ab, aber generell müssen die heute wohl selber schaun, wie sie ihre Überbestände am besten loskriegen. Vorallem Technik wird manchmal zentralisiert bei Sonderverkäufen oder bei Neu- bzw. Wiedereröffnungen verkauft.

      Lidl scheint dagegen zentrale Vorgaben zu haben. Da landen die Sachen zumindest teilweise grob sortiert bei Sonderverkäufen in eben diesen großen Kartons und werden dort meist pauschaliert verkauft (Schuhe etwa alle 4 €). Was gegen Ende des Sonderverkaufs noch da ist, wird oft nochmal deutlich billiger verkauft (Textilien und Schuhe generell 1 €). Das war schon vor grob 20 Jahren so. Sachen, die auch fast geschenkt noch nicht wesentlich weniger werden, werden manchmal auch ganz verschenkt (spart zumindest noch die Entsorgung). Wertvollere Sachen enden wohl auch zu einem wesentlichen Teil als Aktionsware bei Neu- und Wiedereröffnungen oder in den stationären Sonderverkäufen, die es teils periodisch in sonst nicht mehr genutzten Filialen gibt. Auch wenn die Sachen parallel regulär online gehandelt werden, scheint Lidl davon abzusehn, dort Ware zu verkaufen, der man die Herkunft aus den Läden auch nur minimal ansieht (oder das Volumen ist da zu gering, um nennenswert was loskriegen zu können).

    • Fairerweise muss man zu Lidl anmerken, dass die in eigentlich stillgelegten Filialen in abgelegenen Gegenden phasenweise eigene Restposten-Filialen betreiben, die teilweise nur wenige Stunden in der Woche geöffnet haben und wo die weggeschafften Reste verramscht werden.

  • Was ist das eigentlich für eine ganz schlimme neue Webseite von Aldi Süd? Die Warenpräsentation ist bei dem Durcheinander ein deutlicher Rückschritt.

    Die einzige Entschuldigung dafür wäre, wenn in absehbarer Zeit auch endlich die Aktionsartikel über den Webshop bestellbar würden, wie es Lidl schon seit gefühlt Jahrzehnten macht.

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