Kund:innen werden zu Fresh gelotst: Plant Amazon die Einstellung von Prime Now?

Kund:innen werden zu Fresh gelotst: Plant Amazon die Einstellung von Prime Now?

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Amazon fordert Kund:innen seines Schnelllieferdiensts Prime Now derzeit auf, zum Lebensmittel-Lieferdienst Fresh zu wechseln. Mehrere Indizien sprechen dafür, dass die Funktionalitäten im Hauptangebot aufgehen sollen.

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Münchner Kund:innen des Amazon-Schnelllieferdiensts Prime Now werden bei der Nutzung der App seit kurzem freundlich gefragt, ob sie sich in ihrem Einkaufsverhalten künftig vielleicht ein klitzekleines bisschen umgewöhnen wollen. In einem Pop-up-Hinweis heißt es:

„Alles in einer Amazon-App
Alles, was Sie an Amazon Prime Now lieben, bekommen Sie jetzt bei Amazon Fresh. Erhalten Sie die gleiche Auswahl an frischen Lebensmitteln und Ihre gewohnten Lieferungen im 2-Stunden-Fenster.“

Wer darunter auf „Jetzt ausprobieren“ klickt, wird auf eine Zwischenschaltseite mit der noch deutlicheren Aufforderung „Wechseln Sie zur Amazon App“ und in einem zweiten Schritt zum Fresh-Angebot weitergeleitet. In der Desktop-Variante erfolgt die Weiterleitung direkt auf amazon.de/fresh.

Seine Wechselempfehlung verschickt Amazon zudem per E-Mail, bislang offensichtlich ebenfalls an Prime-Now-Kund:innen aus München, die darauf hingewiesen werden, wie „schnell und einfach“ der Einkauf mit Fresh funktioniere, und das bei „noch mehr Auswahl“.

Damit verdichten sich die Hinweise darauf, dass Amazon eine Einstellung seines separaten Schnelllieferdiensts Prime Now zu Gunsten des Hauptangebots (inklusive der Lebensmittel-Lieferoption Fresh) planen könnte.

Fresh gehört schon fest zu Prime

Ende des vergangenen Jahres hatte Amazon nach den USA und Großbritannien auch in Deutschland die notwendigen Voraussetzungen dafür geschaffen und Fresh als festen Bestandteil in sein Prime-Mitgliederprogramm integriert (siehe Supermarktblog). Seitdem fallen für Fresh-Lebensmittel-Einkäufe keine monatlichen Abonnementkosten mehr an. Sofern der Warenwert bei über 80 Euro liegt, ist die Lieferung kostenlos.

Die Aufforderung zum Wechseln wird zudem auch amerikanischen Prime-Now-Kund:innen eingeblendet. Dort heißt es noch expliziter:

Screenshot: amazon.com

„Important Update
Shop Whole Foods Market and Amazon Fresh on Amazon.com. Get the same great selection and ultrafast delivery or pick-up you love, plus more shopping features – all in one location.“

Screenshot: blog.aboutamazon.com

Bereits Ende 2019 hatte Amazon sein Mitgliederprogramm Prime stärker als Dachmarke sämtlicher Lieferservices, auch für Lebensmittel, positioniert. Kurz zuvor hatte der US-Twitter-Account von Prime Now zum letzten Mal ein Lebenszeichen von sich gegeben.

Sollte es tatsächlich zu einer Einstellung von Prime Now kommen, wäre davon hierzulande auch Amazons Zusammenarbeit mit Tegut im Großraum Darmstadt betroffen, die im vergangenen Sommer unter dem Prime-Now-Banner gestartet war und deren Bestellungen über die eigenständige Prime-Now-App bzw. Website laufen (siehe Supermarktblog).

Partner erhalten eigene „Storefronts“

Das Tegut-Lieferangebot könnte aber problemlos ins Hauptangebot integriert werden, so wie das in den USA bereits mit Whole Foods und in Großbritannien mit Morrisons längst geschehen ist. (Die Partner haben dann eigene „Storefronts“ auf amazon.com bzw amazon.co.uk.)

Morrisons-„Storefront“ auf amazon.co.uk; Screenshot: amazon.co.uk

In der Vergangenheit hatte es immer wieder Spekulationen darüber gegeben, ob Amazon einen seiner beiden Lieferdienste – Fresh und Prime Now – zu Gunsten des anderen einstellen könnte. Im Laufe der vergangenen Jahre hatten sich die Services einander zunehmend angenähert.

Zuletzt schien die Benutzbarkeit von Prime Now teilweise eingeschränkt gewesen zu sein. Im Google Play-Store häuften sich Beschwerden über die Funktionalität der App. Ein Nutzer kritisierte, im Raum München habe es bis zu Beginn des neuen Jahres „eigentlich immer freie Lieferfenster“ gegeben, „die Größe des Sortiments“ habe seitdem aber stark abgenommen.

Der reguläre Einkauf über Prime Now kostet aktuell im Zwei-Stunden-Zeitfenster 3,99 Euro (ab einem Warenwert von 20 Euro) – genau wie bei Fresh; eine kostenlose Lieferung erhalten Prime-Now-Kund:innen (derzeit noch) ab 40 Euro (Berlin) bzw. 60 Euro (München).

Prime-Now-Start vor fünf Jahren

Prime Now war in Deutschland im Frühjahr 2016 in Berlin gestartet und anschließend auf München ausgeweitet worden. Im Sommer 2018 hatte Amazon seine eigenes Stadtlager am Berliner Kurfürstendamm aufgrund von Abrissarbeiten aufgeben müssen und verlagerte das Picking von Prime-Now-Bestellungen an den Standort Tegel, von wo aus auch Fresh-Einkäufe kommissioniert werden.

Seit dem vergangenen Jahr zeichnete sich zudem ab, dass Amazon Lebensmittel-Einkäufe nicht mehr mit längerem Vorlauf, sondern möglichst am selben Tag oder unmittelbar in den Tagen nach der Bestellung zustellen würde (siehe Supermarktblog). Liefertermine werden seitdem nur noch „im Laufe des Tages für bis zu 96 Stunden im Voraus freigeschaltet“.

In Berlin sind derzeit für die kommenden Tage keine Termine für Fresh-Lieferungen buchbar; hier gibt es für Prime Now aktuell aber auch (noch) keinen Wechselhinweis. Auf amazon.de heißt es zu Fresh weiterhin:

„Die Verfügbarkeit von Lieferfenstern ist eingeschränkt. Sollten Sie kein Lieferfenster finden, versuchen Sie es bitte später erneut.“

Derweil kommt Amazon zumindest in Europa mit Fresh voran: In den vergangenen Wochen startete der Konzern die Lebensmittel-Lieferoption auch für Kund:innen in Spanien und Italien, zunächst in Madrid und Mailand.

Amazon wollte sich auf Supermarktblog-Anfrage nicht zum Thema äußern.

Vielen Dank für den Hinweis an Chris, der den Wechselhinweis zuerst entdeckt hat!

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