Werbung? Braucht man eigentlich keine zu machen, wenn man seinen Kund:innen stattdessen was zum Weitererzählen anbietet. Die Lebensmittel-Lieferung in zehn Minuten zum Beispiel. So hat Gorillas-Gründer Kağan Sümer vor ein paar Wochen im OMR-Podcast die Marketing-Strategie seines Start-ups erklärt, das gerade ziemlich für Wirbel sorgt – und laut überlegt, wie sich das noch steigern ließe: Mit der Lieferung in zwei Minuten zum Beispiel! Direkt in die Wohnungen über den Innenstadtlagern, die Gorillas derzeit in vielen deutschen und europäischen Städten anmietet.
Möglicherweise hat Sümer nicht bedacht, dass jemand was dagegen haben könnte: die direkte Nachbarschaft zum Beispiel. Denn die fühlt sich mancherorts von dem im Affentempo wachsenden Unternehmen zunehmend eingeschränkt und bedrängt.
Spätestens seit der Finanzierungsrunde Ende März, die die Bewertung des Start-ups auf über eine Milliarde Euro getrieben hat, steht Gorillas massiv unter Druck, um zu beweisen, dass sein Geschäftsmodell funktioniert – und zwar genau wie die Lieferungen: möglichst schnell. Kund:innen werden nicht nur mit Preisen auf bzw. unter Supermarkt-Niveau und schnellen Lieferzeiten gelockt, sondern auch mit Rabatten. (Zuletzt gab’s 15 Prozent auf komplette Einkäufe.)
Aktuell betreibt Gorillas allein in Berlin 13 Stadtlager, drei in Düsseldorf, zwei in Frankfurt am Main, fünf in Hamburg, fünf in Köln, sieben in München sowie jeweils eins in Bremen, Dresden, Hannover, Leipzig, Nürnberg und Stuttgart. Gleichzeitig scheint die Nachfrage der Kund:innen schneller zu wachsen als es die bisherigen Strukturen abbilden können.
Rollbehälter versperren den Weg
Vor vielen Standorten, die in der Regel möglichst zentral angemietet werden, um das Lieferversprechen einzuhalten, hat ein Kampf um den Platz im öffentlichen Straßenraum begonnen. Kurierfahrer:innen („Rider“) in schwarzen Uniformen stehen in der Gruppe vor den früheren Ladenlokalen und warten auf ihren nächsten Einsatz. E-Bikes werden reihenweise auf Gehwegen abgestellt. Dazu kommen regelmäßige Warenanlieferungen in Rollbehältern oder auf Paletten, die Passant:innen teilweise den Weg versperren und ein Durchkommen schwierig gestalten. Angesichts der sich weiter beschleunigenden Pandemie ist das vor allem zu Stoßzeiten schwierig, zumal nicht alle Rider beim Warten Mund-Nasen-Schutz tragen.
Rund um das Gorillas-Lager in Berlin-Kreuzberg in der Nähe der Markthalle Neun hat die Nachbarschaft endgültig die Nase voll: von dem Tohuwabohu auf dem Gehweg, aber auch vom ständigen Anlieferverkehr. Der beginnt nach Aussagen von Anwohner:innen früh am Morgen, in einzelnen Fällen sogar vor 6 Uhr, und dauere den ganzen Tag über an. Manchmal würden nacheinander bis zu zehn LKW in zweiter Reihe parken. Dazu blockiere ein Transporter Parkplätze, um darin E-Bikes unterzustellen.
Auf der angemieteten Fläche selbst – eine frühere Bankfiliale – scheint dafür nicht genügend Platz zu sein; auch nicht, um größere Warenbestände zwischenzulagern und so den Lieferverkehr zu reduzieren. Das Ordnungsamt ist informiert, habe bislang aber lediglich veranlasst, dass die Fahrräder, die bislang längs auf dem Gehweg stehen, quer gestellt werden müssen. (Was neue Probleme schaffen dürfte.) Bisher teilt sich das Lager den Zugang, über den auch angeliefert wird, außerdem mit dem Eingang des verbliebenen SB-Bereichs der Sparkasse. Dadurch wird alles noch enger. „Wir wohnen auf einmal an einem Logsitikzentrum“, sagt einer der Anwohner im Supermarktblog-Gespräch.
Neue Lager zur Entlastung
Auf Bitten aus der Nachbarschaft habe das Start-up nicht bzw. nicht zufriedenstellend reagiert. (Auch der „Tagesspiegel“ berichtet.) Auf Supermarktblog-Anfrage räumt ein Gorillas-Sprecher ein, man habe die Anlieferungen durch Lieferanten „bedauerlicherweise (…) nicht unter Kontrolle, weil es viele externe Einflussfaktoren gibt. Daher kann es durchaus zu frühen oder späteren Lieferungen kommen, auch wenn wir diese explizit nicht wünschen.“
Gleichzeitig verspricht er:
„Da Kreuzberg dicht besiedelt ist und das Gebiet, für welches das Lager zuständig ist, eine hohe Nachfrage aufweist, haben wir bereits neue Lager in der Nähe geöffnet (z.B. Alexanderplatz). So können wir die Muskauer Straße zunehmend entlasten.“
Der zusätzliche Transporter sei vor dem Standort geparkt worden, „um tagsüber ungenutzte Fahrräder zu lagern und damit mehr Platz auf den Fahrradabstellflächen neben dem Gehweg zu schaffen“.
Aus den geschilderten Konflikten ergibt sich dennoch eine Frage, die für die weitere Entwicklung des Modells der superschnellen Lieferdienste in Großstädten in nächster Zeit von großer Bedeutung sein dürfte: Wie verträglich ist das Wachstum mit dem städtischen Umfeld, in dem sich die Anbieter bewegen? Und lohnt es sich, die direkte Nachbarschaft gegen sich aufzubringen, damit Kund:innen ein paar Querstraßen weiter glücklich mit dem (zweifellos beeindruckenden) Service sind?
Ladenlokale als Lagerräume
Gorillas scheint darauf bislang keine befriedigende Antwort gefunden zu haben. Der eigentlich größte Vorteil – die unmittelbare Nähe zu den Kund:innen – wird zum Problem, spätestens wenn Städte sich irgendwann gezwungen sehen, Regulierungen durchzusetzen, um zu verhindern, dass immer größere Teile des öffentlichen Raums systematisch von Liefer-Start-ups okkupiert werden.
Dieses Dilemma hat Gorillas größtenteils selbst verschuldet: Das Versprechen, Lebensmittel per App-Bestellung innerhalb von zehn Minuten an die Haustür zu bringen, mag zwar sensationelles Marketing sein. Es zwingt aber zugleich, möglichst innenstädtisch gelegene Flächen auszuwählen, die auf einen solchen Betrieb im Zweifel gar nicht ausgelegt sind – erst recht nicht in Corona-Zeiten.
Auch dem Gorillas-Partner Swapfiets, der dem Start-up einen Großteil der genutzten E-Bikes vermietet, kann es eigentlich kaum recht sein, dass die Räder mit dem auffälligen blauen Vorderreifen vor den Lagern zunehmend als Hindernisse wahrgenommen werden. Auf Supermarktblog-Anfrage erklärt Ineke Keers, International B2B & Partnership Manager von Swapfiets:
„Mit dem zunehmenden Erfolg von Swapfiets erhält unsere Marke auch im öffentlichen Raum mehr Sichtbarkeit. Wir erwarten von allen unseren Mitgliedern, einschließlich B2B-Partnern, dass Fahrräder mit Sorgfalt behandelt werden, einschließlich beim Parken, und wir führen Gespräche mit B2B-Partnern um dabei zu helfen, deren Mitarbeiter entsprechend zu unterweisen.“
Pochen auf Abstandsregeln
Bei Gorillas scheint man sich der Platz-Problematik zwar bewusst zu sein; Lösungen müssen aber für jeden Standort neu gefunden werden. Das Unternehmen erklärt, man wolle „eine Bereicherung für die unterschiedlichsten Stadtviertel und deren Communities“ sein. Bei Beschwerden sei man „extrem lösungsorientiert und arbeiten mit Anwohner*innen daran, für alle ein angenehmer Nachbar zu sein“.
„Beispielsweise haben wir in diversen Warehouses die Hubwagenrollen von Hartplastik durch Luftreifen getauscht, Community Bereiche für Mitarbeiter geschaffen und vieles mehr.“
Zumindest mit dem Eindruck der Anwohner:innen in Kreuzberg deckt sich diese Auskunft (bislang) noch nicht.
Derweil scheint vielen Gorillas-Ridern die Enge während des Wartens auf die nächste Auslieferung nichts auszumachen; abends wird zwischen den Kurierfahrten auch mal ein gemeinsames Bierchen gezischt. Andere sind hingegen wegen einer möglichen Ansteckung durchaus besorgt.
Im März gab es Beschwerden, dass Abstandsregelungen an den Lagerstandorten nicht eingehalten würden. Daraufhin kommunizierte das Start-up gegenüber seinen Angestellten, dass ein ordnungsgemäßes Verhalten und Maskentragen unbedingt erforderlich sei und künftig Zufallskontrollen erfolgen sollen. Seitdem wird vor einigen Lagern geordneter angestanden. Masken werden täglich verteilt. Zweimal die Woche sind Selbsttests verpflichtend. Ein Gorillas-Sprecher erklärt:
„Wir halten uns selbstverständlich an alle behördlichen Vorgaben – in Paris ist es z.B. Pflicht, auch an der frischen Luft eine Maske zu sagen – diese Vorgabe wird konsequent durchgesetzt.“
Gorillas plant mit größeren Flächen
Man führe fortlaufend Risikobewertungen durch und bemühe sich um „Verbesserungen, die über das Notwendige hinausgehen“. Seit Mitte März werden Rider zudem nur noch einem Lager zugeteilt und sollen – in der Regel – während der Schicht nicht mehr die Standorte wechseln, um potenzielle Kontakte im Infektionsfall leichter nachvollziehen zu können. Daran, dass es vielerorts weiter an Platz mangelt, ändert das jedoch nichts.
Das liegt auch daran, dass Gorillas bislang noch Flächen nutzt, die selten über einen separaten Raum verfügen, in dem sich Rider bis zur nächsten Zustellung aufhalten könnten (was angesichts der aktuellen Kenntnisse zur Virus-Verbreitung ja ebenfalls problematisch ist). Auf die Frage, ob sich Gorillas vorstellen kann, künftig größere Standorte anzumieten, erklärt das Unternehmen:
„Ja, mittlerweile haben wir andere Anforderungen an unsere Lager, um alle Rider und Fahrräder zu jedem Zeitpunkt unterbringen zu können.“
Für die Expansion im Berliner Norden wurde im Bezirk Pankow eine Lagerfläche ausgewählt, die nicht an einer der Hauptverkehrsadern liegt, an der sehr viel weniger Passant:innen vorbeikommen, die aber für Kurierfahrten günstig angebunden ist und dank ihrer Nähe zum Autobahnzubringer auch für zügige Anlieferungen geeignet scheint. (Die darüber und daneben wohnenden Anwohner:innen im ausgewählten Wohngebiet dürften das bei ihrer Arbeit im Homeoffice vermutlich kritischer sehen.)
Müssen’s unbedingt 10 Minuten sein?
Dass man für weniger zentral gelegene, aber größere Standorte von der 10-Minuten-Zusage an seine Kund:innen abrücken und diese etwa auf 30 erweitern könnte (wie es auch das amerikanische Vorbild goPuff handhabt), ist angesichts des aktuellen Wachstumsdrucks allerdings unwahrscheinlich:
„[U]nser 10-Minuten-Versprechen hat eine hohe Priorität. Daher suchen wir weiterhin zentral gelegene Warenhäuser. Jedoch in einer Größe, welche die Unterbringung alle Rider und Fahrräder zu jedem Zeitpunkt ermöglicht.“
Eine andere Möglichkeit wäre, zumindest die Zahl der Anlieferungen einzuschränken, indem Waren in separaten Zwischenlagern am Stadtrand sortiert und gebündelt zu den Stadtlagern gefahren werden. Mit steigender der Auslastung der Lagerstandorte wäre aber auch das im Zweifel hinfällig. Dazu heißt es seitens Gorillas:
„Das Bündeln der Lieferungen ist in unserem Interesse und geschieht zunehmend.“
Die „Lebensmittel Zeitung“ (Abo-Text) hatte kürzlich berichtet, Gorillas beziehe Waren u.a. über die Rewe-Handelsgenossenschaft Für Sie sowie lokale Frische-Großmärkte. Dazu kommen regionale Hersteller.
Flink und Getir kommen dazu
Wenn weitere Schnelllieferdienste – wie Flink oder das türkische Gorillas-Vorbild Getir, das seinen Deutschland-Start angekündigt hat und zuerst nach Berlin kommt – dazu stoßen, dürfte sich die Situation vielerorts bald noch verschärfen.
Die geyhpten Liefer-Start-ups werden belegen müssen, ob es ihnen tatsächlich um die Etablierung eines nachhaltigen Geschäftsmodells geht, das sich in die Umgebung einpasst; oder doch eher darum, schnellstmöglich den Markt zu besetzen, bevor es die ähnlich gut geldgepolsterte Konkurrenz erledigt. Das könnte in Zukunft auch für potenzielle Übernahmen eine Rolle spielen – weil es sich große (Handels-)Unternehmen zweimal überlegen werden, Start-ups aufzukaufen, die zwar bewiesen haben, ungeheuer schnell Kund:innen gewinnen zu können, es sich dafür aber schon mit der halben Nachbarschaft verscherzt haben.
In der Münchner Au ist Gorillas in einen Neubau mit ausreichend Anlieferungsflächen eingezogen. Als Anwohner möchte ich berichten, dass ich die Fahrräder als angenehm empfinde – im Vergleich zu den vielen Lieferando-Autos, die ständig Bürgersteige und Radwege blockieren.
Ich sehe ein generelles Problem bei allen Fahrradlieferdiensten die von einer Stelle aus starten. Hier in der Nachbarschaft ist eine Burgerme-Filiale neben dem Gorillas-Lager. Da Lieferdienste generell die StVO zu ignorieren scheinen (egal mit welchem Verkehrsmittel, das ist kein Fahrradfahrerbashing) fällt es an der nächsten Kreuzung enorm auf wie egal die Regeln den Fahrern sind. Dazu kommen dann die vollgestellten Gehwege, die deutlich machen, dass die grundsätzlich sinnvollen Regeln zur Radabstellung nicht für die gewerbliche Nutzung gemacht wurden.
Vor dem Gorillaslager habe ich zumindest noch keine Räder oder Fahrer gesehen, die scheinen bereits innen Platz zu haben.
Die oben gezeigte Situation ist natürlich dreist, den öffentlichen Raum als Wartebereich und Parkplatz so zu privatisieren, und dann auch noch den Park-Transporter positiv herauszustellen erfordert Selbstbewusstsein.
Das Problem ist doch nicht, wie so oft, dass öffentlicher Raum genutzt wird sondern primär öffentlicher Raum, den sich vorher schon sehr viele teilen müssen: Radfahrer (mind. als Abstellplatz), Fußgänger, Außengastronomie usw. Während der Autoverkehr weitgehend ungestört bleibt (abgesehen vom Zweite-Reihe-Parken). Weniger Autoverkehr und damit weniger Flächen für Straßen/Parken würde auch dieses Problem massiv entschärfen. Solche Start-Ups sollten sich ganz massiv für die Entwicklung einer autoarmen Stadt engagieren.
Das wäre in der Tat richtig und sinnvoll. Korrespondiert aber halt nur eingeschränkt damit, sehr schnell wachsen zu müssen, um Investoren zu gefallen.
Ich stimme dem Bedarf an Raumumverteilung zu (und dass jedes Lieferunternehmen sich dafür stark machen sollte, wer Auto fährt halt für Lieferverkehrkurzzeitplätze), bezweifle aber die dargestellte Problemursache.
Das Problem ist, dass hier Ladenlokale zu Logistikzentren werden. Wenn statt mit dem Fahrrad mit dem Lieferwagen ausgeliefert würde und die die Straße entlang Parkplätze oder zweite-Reihe-Plätze belegen würden: Wäre Ihrer Meinung nach weniger Beschwerde durch die Anwohner zu erwarten? Meiner Meinung nach nicht.
Beschwerden über Paketlieferdienste sind auch kein neues Ding, dass sich dort keine Anwohner zusammentun liegt an der fehlenden Permanenz. Die Wagen nerven, aber sind ja auch gleich wieder weg. Deren Vorteil ist, dass ihr Logistikzentrum nicht im Wohngebiet ist (und sie selbst im Industriegebiet zwischen den Einsätzen primär eigene Flächen vollstellen anstatt wie die Gorillas öffentlichen Straßenraum) und daher keine Anwohner davon genervt sind.
Das sehe ich ganz anders. Diese Schnelllieferdienste schlucken öffentlichen Raum und zwar ausschließlich, denn sie ersetzen keine motorisierten Lieferdienste oder Autofahrten, sondern den Fußweg zum lokalen Lebensmittelmarkt oder in den Kiosk. Sie brauchen genauso kleinteilige Anlieferungen wie diese, erhöhen aber mit den Auslieferungen den Verkehrsdruck in der Nachbarschaft enorm. Und seine Ladenfläche mit einem Transporter mit Rampe auf einem städtischen Parkplatz zu erweitern ist nicht nur dreist, sondern wahrscheinlich auch eine Ordnungswidrigkeit, nur verfolgt das niemand, während sich die anderen lokalen Anbieter – also die indirekte Konkurrenz – für jeden Zentimeter Tischkante oder Zeitungsaufsteller mit den Behörden herumschlagen muss.
Gorillas & Co. gehören zweifelsfrei zu den Totengräbern der lebendigen Innenstadt.
Das Geschwätz von wegen „öffentlicher Raum“ ist halt auch sinnbefreit.
Als nächstes dann Verbot von Kinderwagen im Prenzlberg, die ja oft in Herden auftreten und Fußwege versperren.
Man kann nur hoffen, dass die maximal sinnlosen Lieferdienste wie Gorillas oder Flink und Car-Roller-sharingangebote bald der Vergangenheit angehören.
Luxusdienste für Menschen die meist mehrere Supermärkte in Fußweite haben.
Welche Lücke schließen die nochmal genau?
@JMK
Sie sehen keinen Unterschied zwischen Anwohnern, die kleine Anwohner im Straßenverkehr schützen, und Big Business, dass auf Gehwegen und in Transportern seine eigene Parkraumbewirtschaftung auf öffentlichem Grund aufzieht? (Vielleicht, wenn Sie die Augen zusammenkneifen und einen Schritt zurück gehen? Oben rechts ist der Dino versteckt.)
Ach Gottchen.
Auch der Rewe im Kiez beansprucht „öffentlichen Raum“.
Aber in Zeiten in denen gegen Google oder Amazon demonstriert wird, wundert mich nix mehr.
Stadtluft macht wohl eher reaktionär, denn frei.
@JMK
Ich lebe zwar in einer sehr großen Stadt, indes gibt es hier weder Lieferungen von Gorillas noch Amazon und Kinderwagen nutzen die Leute hier auch nur selten. Aber auch für jemanden wie mich sieht das schon von außen nach einer unhaltbaren Situation aus, ohne dass ich die Auswirkungen tatsächlich erleben muss. Supermärkte nutzen in Deutschland übrigens vergleichsweise wenigen öffentlichen Raum. Die müssen ihre Einkaufswagen und Aktionsware meistens auf der gemieteten Fläche platzieren und – je nach Größe und Bebauung – eigene Parkplätze bereitstellen. Sogar Werbeaufsteller müssen vielerorts einzeln genehmigt werden. Das alles wird in vielen Ländern deutlich lockerer gehandhabt. Ihr Vergleich ist also grundlegend falsch, egal wie progressiv oder reaktionär man ihn anschaut.
Passend dazu habe ich in meinem Blog eine Quick-Commerce-Marktübersicht aufgeschaltet:
https://www.oliver-flueckiger.ch/marktuebersicht-quick-commerce/
[…] Supermarktblog beschreibt heute in einem ausführlichen Hintergrundbericht („Genervte Nachbarn, blockierte Gehwege“), womit Gorillas in Berlin zu kämpfen […]
Vielen Dank für den Artikel. In unserem Kiez liegt auch ein Gewerbestandort des Start-ups. Und gerade letzte Woche war ich da, um meiner Genervtheit Ausdruck zu verleihen.
Der Grund sind neben dem o. A. die E-Bike-Fahrer selber. Die müssen schnell sein. Folge ist, dass Verkehrsregeln auch mal links liegen gelassen werden. Bei uns fahren die E-Bikes dann mit Tempo 30 regelmäßig (!) auf dem Bürgersteig. Oder fahren nicht anders als Kurier-Autos echt rücksichtslos – nicht alle, aber eine signifikante Menge.
Es kommt dauernd zu knappen Situationen mit Kindern, Alten und Normalen an unserer Kreuzung. Ob diese Fahrer als Selbstständige eine Haftpflicht haben, möchte ich bezweifeln bzw. stelle ich hier mal als Frage. Das heißt: Was bedeutet dieses Risiko für künftige Unfallopfer?
Mit anderen Worten: Ich werde niemals bei dieser Firma bestellen. Aus meiner Sicht ist das Startup wieder mal ein typisches neoliberales Geschäftsmodell, dass auf Ausbeutung basiert – hier nicht nur der Fahrer, sondern eines urbanen Wohnumfelds, das in keinster Weise respektiert wird.
Diese Gründer sind so einfallslos. Bitte welche Unis bilden dieses kurzfristige Denken aus? Man nehme drei Erfolgsfaktoren und fertig ist die Millionen-Finanzierungsrunde.
Merci, dass Du dem Thema nachgegangen bist.
Herzlichst Katharina aus Berlin-Prenzlauer Berg
Genau so ist es. Diese kleinteiligen Lager, von denen zig einzelne Fahrten mittels zum umfangreicheren Warentransport ungeeigneter Transportmittel mit jeweils minimaler Liefermenge rausgehen, sind auch volkswirtschaftlich der größte Schwachsinn. Es ist unter dem Strich volkwirtschaftlich teuer, auch wenn es im Moment billig für die wohlstandsverwahrloste Kundschaft ist. Und Peer Schaader, warum übernehmen Sie diesen grenzdebilen Marketingsprech („Rider“)? Sagen Sie doch scheinselbstständige Fahrradknechte!
Hallo Katharina,
ich kann dir nur zustimmen, aber was ist an Alten und Kindern unnormal?
Herzliche Grüße
Uli
Die Gorillas In der Muskauerstraße haben einfach mal eine Stinkbombe im Treppenhaus explodieren lassen um den Nachbarn ihre Nachbarschaftsnähe zu zeigen..Das geht nun deutlich zu weit!
Fragt sich hier eigentlich auch mal einer, wozu das alles gut sein soll. Kein (!) Mensch benötigt einen 10 Minuten Lieferdienst. Schon gar nicht für Lebensmittel. Hier in Berlin Mitte liefert Gorillas an Bewohner, die im gleichen (!) Haus einen großenund modernen roten Netto haben. Für mich reine Schizophrenie und Dystopie unserer Zukunft, in der wir die Wohnung gar nicht mehr verlassen.
Bei aller berechtigten Kritik am Gorillas-Modell: Als Gegenreferenz ausgerechnet ein zunehmend flächenbelegendes Discount-Modell anzuführen, das ausschließlich auf höchstmögliche Kosteneffizienz getrimmt ist, was u.a. von Mitarbeitenden regelmäßig ausgebadet werden muss, scheint mir wahnsinnig naiv zu sein.
sollte r2G im Herbst die Bundestagswahl gewinnen und den Mindestlohn deutlich steigern, werden viele dieser Geschäftsmodelle nicht mehr funktionieren
Gorillas, Flink und Co. sind schon jetzt eine tolle und beeindruckende unternehmerische Erfolgeschichte.
Schade, dass wie so oft wieder versucht wird, diesen neuen Unternehmen den Garaus zu machen – durch die wenig kooperativen Mitarbeiter (https://twitter.com/gorillasriders?lang=de) oder eben die Anwohner.
So ist es klar und wenig verwunderlich, dass in Deutschland keine international erfolgreichen Unternehmen entstehen.
An einer tolle und beeindruckende unternehmerische Erfolgsgeschichte zweifelt niemand.Die Frage ist nur, auf wessen Kosten ?
Kosten der Mitarbeitern, Nachbarschaft …
Ich würde vorschlagen, du ziehst hier ein, 1. OG, Hinterhaus, 5 Meter Luftlinie von den Gorillas. Wahrscheinlich würdest du deinen Kommentar, eine Woche später löschen lassen.
[…] Genervte Anwohner gegen Gorillas […]
In Berlin stellt sich allerdings die Frage ob nicht die Anmietung von Räumlichkeiten in den überall zentral gelegenen Gewerbehöfen eine sinnvolle Möglichkeit wäre die genannten Probleme zu vermeiden.
Hier mal eine kleine Liste, was Gorillas alles in den öffentlichen Bereich verlagert:
Warteraum für Fahrer
Pausenraum
Mitarbeiter-WC
Fahrrad Stellplätze
Warenlager (teilweise)
Anlieferzone
Ein wahrlich innovatives Konzept auf Kosten der Angestellten und der Allgemeinheit!
In Berlin mag das funktionieren, ansonsten kommt der einzige Lieferdienst, der zuverlässig bis an die Wohnungstür liefert, von REWE.
Zunächst Gruß an alle geächteten Nachbarn der Gorillas im Friedrichhain
Seit etwa zwei Monaten sind die Gorillas, auch in unsere unmittelbare Nähe eingezogen Gürtelstrraße,
Friedrichshain. Um das etwas näher zu erklären, wir teilen uns den Hinterhof mit den Gorillas.
Man dachte zuerst, so schlimm kann es nicht werden.
Fazit nach ca 9 Wochen, schlimmer geht es gar nicht.
Um 5:45 Uhr (z.B. heute) werden Sie geweckt durch Lieferanten und Abholer der Gorillas,
schlaffen dürfen Sie dann, wenn die Gorillas das erlauben, also nach 24:00 Uhr.
In der Zeit dazwischen, herrscht eine Lautstärke von etwa 65-70 dB und mehr.
Diese setzt sich entweder aus lauter Unterhaltung der Mitarbeiter (die sich die meiste Zeit draußen aufhalten), andauerndem Lieferverkehr oder dröhnender Musik aus dem Laden zusammen.
Ein Schritt vor dem Haus, nur noch mit Helm. Trotz Fahrradstrecke werden meistens
Fußgängerwege befahren, ohne Rücksicht auf Verluste.
Nach etwa 20 persönlichen Beschwerden und keinerlei Besserung, bleibt nur noch der Weg über das Ordnungsamt, Umweltamt und Co.
Wenn der zukünftige Einkauf so funktionieren soll, nein Danke !
Schwedenstrasse das gleiche Problem unglaublich laut man kann kein Fenster aufmachen es geht los von 6.30 uhr bis 23.45 uhr. Alle Anwohner sind nur genervt und werden hoffentlich bald für Ruhe sorgen. Alles spielt sich im Hinterhof ab Lautstärke unerträglich!!!!
Same! It is horrible. The noise of the delivery trucks, the noise of the frequenting ebikes throughout the day, early morning till midnight. All so annoying in lothstrasse München. Cannot work, cannot sleep, cannot rest. Their ebikes are noisier than electric cars. And since multiple of them come in and go out in less than a minute, the annoying high pitch noise multiplies, like a drilling tool at home, all day long.
Na was meinst du was bei uns in der Rungestraße 25 los ist 🙂 Logistik Zentrum direkt unter dem Zimmer
Gerade aus Berlin-Charlottenburg weiß ich, dass in dem Bezirksamt beispielsweise Apotheken (zumindest eine) für das Aufstellen eines mobilen Fahrradständers mit Apothekenreklame (ca. 0,5 m² groß) auf Grund einer Sondernutzung des öffentlichen Raumes eine Sondernutzungsgebühr zahlen musste. Wenn Unternehmen wie Gorilla ihre Lieferfahrräder vor einem Verteilzentrum auf dem Gehweg im öffentlichen Raum abstellen, ist das aus meiner Sicht ebenfalls eine gebührenpflichtige Sondernutzung. Da muss sich doch etwas Geld eintreiben lassen.
Hinzu kommt, dass die Fahrer dann gerne vor dem Verteilzentrum auf aufgestellten Bänken sitzen, rauchen und ihre Kippen in die Gegend werfen. da müsste es doch für das Ordnungsamt ebenfalls die Möglichkeit geben, von Gorilla ein erhöhtes Entgelt zur Reinigung des öffentlichen Raumes vor dem Verteilzentrum einzufordern, oder die Unterlassung einfordern?
Berlin ist meine Heimatstadt aber Gott, bin ich froh, beizeiten weggezogen zu sein, wenn ich das hier so lese! Was für ein Lärm dort herrschen muss, durch den Lieferverkehr, die Rollwagen und die quatschenden Leute vor dem Haus – das ist eine ständige Party und die Anwohner tun mir sehr leid. Die können ja nichtmal wegziehen, weil es keine bezahlbaren Wohnungen gibt. Und dann die Kommentare hier, mit Rufen nach einer möglichst autoverkehrsbefreiten Stadt – wir leben in einer alternden Gesellschaft, die Seniorin schwingt sich nunmal nicht auf´s Rad und die öffentlichen Verkehrsmittel sind nicht mehr sicher und zu teuer. Ich bleib auf dem Land, mache einmal die Woche mit meinem Auto einen Lebensmittel-Großeinkauf und versuche, die Städte zu meiden!