Ab sofort: Flink lässt Lebensmittel über Wolt ausliefern

Ab sofort: Flink lässt Lebensmittel über Wolt ausliefern

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Seit längerem wurde schon darüber spekuliert, jetzt scheint es loszugehen: Flink liefert Lebensmittel künftig auch über die App des Partners Wolt aus – vorerst wohl nur in Berlin. Ein Detail der Partnerschaft ist aber durchaus überraschend.

Partner:

Die unter hohem finanziellen Druck stehenden Sofortlieferdienste bemühen sich zunehmend um Partnerschaften, die ihnen erweiterte Sortimente und zusätzliche Zielgruppen erschließen können. Vor wenigen Wochen hatte Just Eat Takeaway.com bekannt gegeben, den Lebensmittel-Lieferservice des Quick-Commerce-Partners Getir auf seine Plattform zu holen, hierzulande Lieferando. Jetzt folgt Wettbewerber Flink in Deutschland mit Wolt.

Aktuell ist das Angebot von Flink erstmals innerhalb der Wolt-App freigeschaltet; vorerst scheint es sich um einen einzigen Flink-Hub in Berlin-Mitte zu handeln, aus dem Wolt-Kund:innen bestellen können (mindestens für 10 Euro).

Das Sortiment ist wie das anderer Wolt-Handelspartner über den App-Menüpunkt Geschäfte / Lebensmittel bzw. die Suche zu finden.

Bei Supermarktblog-Stichproben in weiteren Wolt-Städten waren aktuell keine weiteren Flink-Standorte zu finden; ob der Test zunächst auf Berlin beschränkt bleibt oder ob auch andere Flink-Städte innerhalb Wolt aufgeschaltet werden, war zunächst nicht in Erfahrung zu bringen.

Pink und Hellblau im selben Liefer-Hub

Überraschend ist, dass die Lieferung der Flink-Bestellungen anders als erwartet wohl nicht vom Partner selbst erfolgt, sondern über Wolt-Kurierfahrer:innen, die mit ihren hellblauen Rucksäcken im Hub künftig neben den pinken von Flink auftauchen dürften. Danach sieht es zumindest innerhalb der App aus.

Die Wolt-Mutter Doordash war an ihrem einzigen (inzwischen auf Wolt übertragenen) Europa-Standort in Stuttgart vor einigen Monaten noch anders verfahren: Dort agierte Doordash lediglich als Vermittler, Flink lieferte selbst aus (siehe Supermarktblog).

Flink als Händler in der Doordash-App in Stuttgart; Screenshot [M]: Smb

Das Sortiment scheint die Flink-üblichen rund 2.600 Produkte zu umfassen, inklusive Eigenmarkenprodukten des Lieferpartners Rewe (auch günstige von ja!). Gleichwohl werden die Artikel bei Wolt offensichtlich mit leicht höheren Preisen verkauft als über die Flink-eigene App. Der Bio Orangen Fruchtaufstrich der Eigenmarke Flink’s Finest kostet z.B. regulär 2,89 Euro, wird über Wolt aber für 3,29 Euro verkauft. (Die Lieferung über Wolt ist wiederum – je nach Entfernung zwischen 9 Cent und 1,09 Euro – günstiger als bei Flink.)

Dort regelmäßig nutzbare Gutscheine sind bei Wolt ebenfalls nicht anwendbar. Wer Flink über die Wolt-App bestellt, dürfte also mehr bezahlen als Kund:innen, die die Flink-App nutzen. Welche Zielgruppe darüber erreicht werden soll, ist unklar. Auf ein eine Supermarktblog-Anfrage bei Flink bestätigt das Unternehmen einen „ersten Testlauf mit Wolt“:

„Wir testen aktuell nur den einen besagten Standort in Berlin Mitte, um unseren Kunden das bestmögliche Einkaufserlebnis zu bieten.“

Weitere Pläne und Details „zu dieser strategischen Partnerschaft“ werde man „zum gegenwärtigen Zeitpunkt leider nicht kommunizieren“.

Flink in der Wolt-App; Screenshot [M]: Smb

In Österreich ist für Flink wieder Schluss

Zuletzt war bekannt geworden, dass Flink sein Österreich-Geschäft in den Städten Wien (11 Hubs), Graz (1 Hub) und Innsbruck (1 Hub) schließen muss („Servus & Danke für alles!“). „Nach eigenen Angaben der Antragstellerin war es in Österreich nicht möglich, dieses Geschäftsmodel gewinnbringend umzusetzen. Die deutsche Muttergesellschaft hat in Deutschland eine Restrukturierung eingeleitet und stellt daher keine weiteren finanziellen Mittel zur Verfügung“, hieß es beim Alpenländischen Kreditorenverband zur Insolvenzeröffnung.

In Deutschland hatte Flink zuletzt Standorte geschlossen, u.a. in Bremerhaven, Dortmund (Benningenhofen), Oberhausen, Moers, Remscheid. In Europa ist Flink noch in Frankreich und den Niederlanden aktiv.

Wolt sammelt immer mehr Partner ein

Auch bei Wolt bestätigt man die Zusammenarbeit, gibt sich sonst aber zurückhaltend. Ein Sprecher erklärt auf Supermarktblog-Anfrage:

„Unser Ziel ist es, zur App für Alles zu werden, neben Partnern wie Penny, Lush oder Blume2000 dürfen da natürlich auch Marken wie Flink nicht fehlen.“

Zur Besonderheit in der Zustellung heißt es in Berlin:

„Genau, Wolt wird sich auch um die Auslieferung kümmern. Wir werden zunächst mit nur einem Flink Hub in Berlin Mitte beginnen und dort über die nächsten Wochen umfassend die Zusammenarbeit testen.“

Und zu den höheren Preisen:

„Die Preisgestaltung obliegt unseren lokalen Partnern. Wir nehmen hier als Wolt Plattform keinen Einfluss.“

Flink-Übernahme durch Doordash wird unwahrscheinlicher

Die Zusammenarbeit mit Flink ist für Wolt konsequent. Im Juli hatte die Doordash-Tochter eigene Ambitionen zur Zustellung frischer Lebensmittel in Deutschland aufgegeben und drei zuvor in Berlin eröffnete Wolt Marktes wieder geschlossen, um sich auf die Zusammenarbeit mit Partnern zu konzentrieren. Zuletzt hatte Wolt u.a. den Rewe-Discounter Penny auf seine Plattform geholt (siehe Supermarktblog).

Der Markt der Quick-Commerce-Anbieter ist aktuell stark in Bewegung. Lieferando testet in Berlin sein eigenes Quick-Commerce-Angebot Lieferando Express, um Erfahrungen zu sammeln (siehe Supermarktblog). Gerade hat Getir seinen deutschen Nachahmer Gorillas übernommen (siehe Supermarktblog).

Lange galt es zudem als möglich, dass Doordash bei Flink eine Mehrheit anstreben könne, um den Anbieter vollständig in Wolt zu integrieren (siehe Supermarktblog); nachdem Doordash zuletzt aber außerhalb Europas zahlreiche Mitarbeiterinnen entlassen hat, dürfte eine Komplettübernahme aktuell eher unwahrscheinlich sein. Im Umkehrschluss heißt das, dass Flink bald neues Kapital benötigen dürfte.

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2 Kommentare
  • Gibt es außer der Darstellung in der App noch weitere Hinweise darauf, dass die Auslieferung durch Wolt-Kuriere erfolgt? Würde mich aufgrund der Komplexität dahinter wundern. Die Prozesse in einem Quick Commerce Dark Store sind ja nicht auf „Orts-fremde“ ausgerichtet

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