Kleine Blog-Geschichte

Der folgende Text erschien zum Blog-Start im April 2011, damals auf FAZ.NET, das bis zum Herbst 2012 die erste Heimat dieser kleinen Publikation war. Seitdem erscheint das Supermarktblog unabhängig.


Ständig wird in Deutschland ein neuer Lebensmittelladen eröffnet (außer natürlich auf dem Land, da wird ständig einer geschlossen), aber die wenigsten Kunden ahnen, wie genau dieser Prozess abläuft. In Berlin hat sich der Discounter Netto (mit Hund) [Erklärlink] dazu entschlossen, endlich für Aufklärung zu sorgen:

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Foto: Supermarktblog

„Neuer Netto!!! Wir arbeiten dran!“, steht auf dem Schild neben der Abbildung des Discounter-Maskottchens beim – ähm – Liebemachen. Vielleicht ist die Angelegenheit dann aber doch ein bisschen komplizierter. Wie kompliziert genau, steht seit April 2011 an dieser Stelle – und noch dazu alles Mögliche, was sonst mit dem Thema Einkaufen zu tun hat.

Dabei geht es weniger um die Preiskämpfe der Discounter, die sich im Wettstreit um Kunden gegenseitig unterbieten, selten um komplizierte Zahlen und große Skandale wie die Mitarbeiterbespitzelung bei Lidl. Weil es diese Themen sowieso in die Zeitungen schaffen.

Seltener wird darüber geschrieben, auf welche Weise die großen Handelsketten beeinflussen, wie und was wir einkaufen, wie Supermärkte modernisiert werden, was deutsche Händler aus dem Ausland lernen können (oder schon gelernt haben), über die Strategien der Unternehmen im Umgang mit ihren Kunden.

Den meisten ist ja schon bewusst, dass sie beim Einkaufen gelenkt werden sollen: Wir wissen, dass die günstigsten Produkte oft ganz unten im Regal stehen, dass die Einkaufswägen deshalb so groß sind, damit man mehr reintut als geplant, und dass die Süßigkeiten auch nicht zufällig an der Kasse positioniert sind, sondern um den Eltern das Schlangestehen mit dem Nachwuchs interessanter zu gestalten. Aber natürlich lohnt es sich, über eine Branche, in der alleine die drei größten Unternehmen (Edeka, Rewe und Metro) über 110 Milliarden Umsatz pro Jahr machen, doch noch ein bisschen mehr zu erfahren.

Das funktioniert am besten mit Ihrer Hilfe – indem Sie mitdiskutieren und kommentieren, wie Sie bei sich zuhause einkaufen, da das hier in Berlin nunmal nicht dasselbe ist wie im Rest der Republik. Oder um’s noch mal branchenadäquat zu formulieren:

Das Supermarktblog ist geöffnet von 0 bis 24 Uhr. Herzlich Willkommen.

Übrigens: Bei Netto (mit Hund) hat man sich zwischenzeitlich daran erinnert, dass Supermärkte in der Kommunikation mit den Konsumenten sonst nicht unbedingt für ihre augenzwinkernde Ironie bekannt sind (sondern eher für dünnpapierige Prospekte mit Hackfleisch-Illustrationen) und ist dabei wohl über den eigenen Humor erschrocken. Das oben gezeigte „Wir arbeiten dran!“-Schild jedenfalls wurde nach wenigen Tagen wieder abgehängt.

Aber der Markt steht inzwischen.

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