Viele Leute wollen im Supermarkt am liebsten Lebensmittel aus der Region kaufen, weil die bestenfalls frischer sind und keine langen Transportwege hinter sich haben. Dabei gibt es keine übergreifende Definition, ab wann Obst und Gemüse als „regional“ gelten darf. Viele Händler interpretieren die Regionalität deshalb so, wie sie ihnen am besten ins Regal passt.
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Lidl: „Heimat“ ist überall
Unter dem wohlklingenden Namen „Ein gutes Stück Heimat“ bietet der Discounter Produkte an, die sich mit ihren Versprechen förmlich überschlagen. Von „Nähe und Geborgenheit“ ist die Rede, von einem „sicheren Gefühl bei Ihrem täglichen Einkauf“ und „frischer Vielfalt“. „Ein gutes Stück Heimat“-Produkte kommen Lidl zufolge „ausschließlich aus Ihrer Region“, also zumindest: „bei einer Auswahl“ der angebotenen Lebensmittel. Auf der Website sind sieben Kategorien gelistet. „Bayerische Bauernmilch“ aus – nun ja: Bayern, Kartoffeln fürs Fertigpüree aus Mecklenburg, Äpfel „ausschließlich aus deutschem Anbau“, Gemüse im Glas aus Düren. Die „Heimat“, von der Lidl „ein gutes Stück“ verkaufen will, ist der Definition des Discounters zufolge also schlicht und einfach – Deutschland.
Friesland Campina: Brandenburg liegt auch in Köln
Das Milchverarbeitungsunternehmen Friesland Campina in Heilbronn bringt Milch unter der Bezeichnung „Mark Brandenburg“ ins Regal, die mit einer „Mark Brandenburg Qualitäts-Garantie“ wirbt – aber in Köln abgefüllt wird. Das steht (in sehr viel kleinerer Schrift) auch auf der Packung. Die Verbraucherzentrale erklärt auf lebensmittelklarheit.de, dass die Angaben den rechtlichen Vorschriften entsprechen, selbst wenn „einzelne Produkte dieser Regionalmarke […] außerhalb Brandenburgs produziert“ werden. Diese Ausnahmen wurden laut Friesland Campina (pdf-Stellungnahme) an „ausgewählte Produktionswerke außerhalb Brandenburgs verlagert, weil diese Werke auf die Herstellung der jeweiligen Produkte spezialisiert sind“.
Coop: Kaffee aus Norddeutschland
Im Norden Deutschlands gibt’s in den Supermärkten der deutschen Coop (Sky und Plaza) das ziemlich große „Unser Norden“-Sortiment, bei dem Coop mit einer genauen Kennzeichnung der Herkunft wirbt. Allerdings handelt es sich dabei auch um Lebensmittel, die im Norden lediglich „hergestellt oder bearbeitet“ werden. Coop schreibt dazu: „Damit wir uns nicht missverstehen: Nicht alle Rohstoffe können aus unserer Region kommen. Nördlich der Elbe wachsen kein Pfeffer, kein Kaffee und keine Apfelsinen. Selbst beim Honig ist es so, dass deutscher Honig nur 15% unseres Bedarfs deckt und wir ihn zusätzlich auch aus dem Ausland beziehen. Aber immer geschehen die Aufbereitung und die Veredelung in unserer norddeutschen Region, nach unserem Geschmack und unseren Traditionen.“ Und deshalb gibt’s bei Sky und Plaza ernsthaft „regionalen“ Kaffee zu kaufen.
Wiesenhof: Letzte Rettung Oldenburg
Zum September benennt sich „Wiesenhof“ in „Oldenburger Geflügelspezialitäten“ um, und wahrscheinlich ist das Image-Desaster, mit dem der Geflügelgroßzüchter seit einiger Zeit zu kämpfen hat, daran nicht ganz unschuldig. Laut Albert-Schweizer-Stiftung ist die offiziell kommunizierte Begründung der Umbenennung, dass man damit einem „nachvollziehbaren Verbraucherwunsch“ entsprechen wolle: Regionalität. Die neue Bezeichnung soll klarstellen, „in welcher Region unser Produktionsbetrieb ansässig ist“.
Screenshots: Supermarktblog