Seit acht Jahren duzt Rewe seinen Kund:innen nun schon und präsentiert sich ihnen als „Dein Markt“. Das Anfang 2016 aufgefrischte Design sollte der beauftragten Agentur zufolge „weg vom Image des sterilen Supermarkts“ führen (das mit dem vorherigen „Besser leben“-Auftritt teilweise ja noch forciert wurde) und die „Emotionalität eines Wochenmarkts“ mit dem Qualitätsversprechen einer großen Supermarktkette verknüpfen.
Auf jeden Fall hat es bis heute Bestand, auch wenn man sich in Köln zuletzt bereit für Designexperimente gab – zumindest unterhalb der Hauptmarke.
Für das Vegan-Format Rewe voll pflanzlich wurde der bekannte Rewe-Schriftzug in Weiß auf Rot (bzw. Rot auf Weiß) erstmals in Grün getunkt (siehe Supermarktblog); auch für den Tankstellenshop-Zweitauftritt „Rewe express“ ging man farblich neue Wege.
Und das nächste Design-Revolutiönchen klopft schon an die Tür: Anfang 2025 muss sich Rewe nach der Trennung von Payback mit seinem eigenen Programm zur Kund:innenbindung neu positionieren. Vieles spricht dafür, dass man sich „Rewe Bonus“ als Namen dafür ausgesucht hat (siehe Supermarktblog). Und es hätte nahe gelegen, für die Initiative einfach den bestehenden Markenauftritt zu verlängern.
Jetzt neu: Blassgelb auf Petrol
Im Moment sieht’s aber eher so aus, als wolle man sich ein Stück weit von der bisherigen Corporate Identity freimachen. Das Rewe-Bonus-Logo, für das die Handelskette gerade Markenschutz angemeldet hat, nutzt zwar die Rewe-eigene Hausschrift. Sonst erinnert daran aber wenig an den charaktersitischen Rot-Weiß-Auftritt der Kölner:innen.
Nicht der eigene Name, sondern der Zusatz „Bonus“ ist im Logo fett gesetzt – und zwar in Blassgelb auf Petrol-farbenem Untergrund.
Rechts davon steht, ebenfalls in Blassgelb, eine Klammer unter zwei schrägen Strichen auf magentafarbenem Pin, die sich gleichzeitig als Smiley und abgewandeltes Euro-Zeichen lesen lassen – vermutlich um schon mal den Spaß beim Bonuspunktesammeln zu symbolisieren.
Damit orientiert sich Rewe (sehr) lose am Auftritt seines österreichischen Kund:innenbindungsprogramm „jö“, bei dem das Ö aus einem lachenden Smiley besteht (allerdings in anderen Farben – und deutlich breiter aufgestellt, um auch unterhemensfremde Partner zu repräsentieren).
Coupon-Preis schlägt Knaller-Preis
Die Gestaltung ist durchaus überraschend, weil sich „Rewe Bonus“ ja – anders als die zuvor genannten Formate – unmittelbar ins bestehende Rewe-Design in Märkten und Läden eingliedern lassen muss, was für manche Kund:innen durchaus gewöhnungsbedürftig sein dürfte. (Andererseits stehen ja auch immer noch massig Rewe-Märkte im einstigen „Besser leben“-Design herum, und das scheint ja die meisten auch nur so mittel zu stören.)
Inwiefern auch die Rewe-App ein Redesign erhält, wenn „Rewe Bonus“ dort integriert wird, ist unklar.
Die neue Farbwelt dürfte auch in die Läden einziehen, wo die Supermarktektte ihr Marketing zur App-Nutzung zunehmend ausweitet. In Rewe-Regiemärkten werden Markenartikel als Angebote der Woche in Gitterschütten direkt im Hauptlauf positioniert; dazu weisen Schilder darauf hin, dass der Aktionspreis bei Verwendung der Rewe-App noch einmal gesenkt wird („Knaller“ bzw. „Preis mit App-Coupon“).
Um einen frischen Anfang zu symbolisieren, ist Rewe Bonus in Blassgelb-Magenta-Petrol auf jeden Fall geeignet – das Risiko, im bisherigen Markenauftritt unterzugehen, dürfte damit jedenfalls gering sein.
Und wenn erstmal alle blauen Payback-Aufkleber von Türen, Fenstern und Kassen gekratzt sind, ist das ja wahrscheinlich genau das, was Rewe braucht: einen Hingucker.