Kaufland testet digitale Pfandbons per App

Kaufland testet digitale Pfandbons per App

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Seit kurzem brauchen Kunden in ausgewählten Kaufland-Filialen keine Pfandbons auf Papier mehr ausdrucken, sondern können sich ihr Guthaben aufs Smartphone scannen.

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Voller stolz meldete die britische Tiefkühlsupermarktkette Iceland vor fast einem Jahr, künftig #TooCoolForPlastic zu sein und die erste so genannte „Reverse Vending Machine“ Großbritanniens aufzustellen. In der sollten Kunden ihre Einwegplastikflaschen zum Recycling geben, um einen Gutschein über 10 Pence pro Flasche zu erhalten.

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Ja, Sie haben völlig richtig gelesen. Iceland hat angekündigt, dem Einwegplastik den Kampf anzusagen. Mit zunächst einem Pfandautomaten in einer Filiale in London (Fulham). Sie sind sicher schon ganz gespannt, wie diese Zukunft des Recyclings aussieht. Deshalb war ich neulich mal da, und – ähm, nun ja:

Sieht halt aus wie ein Pfandautomat. Gut, fairerweise muss man sagen, dass es nach einem Dreivierteljahr schon fünf Iceland-Filialen mit besagten Maschinen gab. (Im ganzen Land.) Das beförderte den Stolz der Handelskette, über die Medien auch die exakte Zahl der in den ersten sechs Monaten recycelten Flaschen zu kommunizieren (311.500 – wobei die Zahl der nicht recycelten Flaschen in den übrigen rund 900 Läden vermutlich noch deutlich imposanter wirken dürfte).

Wäre es hierzulande nicht schon seit vielen Jahren Gesetz und Sitte, all die ausgetrunkenen (Einweg-)Behältnisse wieder dorthin zurückzutragen, wo sie mal hergekommen sind: die deutschen Handelsketten würden zu Marketingzwecken sicherlich auch sofort begeistert zu zählen anfangen. (Oh, Pardon – machen sie ja längst.)

Und wenn die Briten schon nicht anerkennen wollen, was die EU für sie zu leisten vermag – dann ja vielleicht die Tatsache, dass sich eine ganze Nachbarschaftsnation kollektiv über viele Jahre vor müffelnden Pfandlöchern in Supermarktwänden gestaut hat, um die Flaschenrückgabe-Automatisierungsindustrie stetig zu neuen Höchstleistungen in der Weiterentwicklung anzutreiben. Damit andere Länder nun Generationen an Altgeräten überspringen und direkt auf dem neusten Stand der Technik einsteigen können.

Gern geschehen, liebe Briten. (Und: mehr als fünf Automaten müssten da aber schon drin sein.)

Digitalisierte Pfandrückgabe

Währenddessen testet Kaufland bereits die mögliche Zukunft der Zukunft der Pfandrückgabe. Die ist – selbstverständlich – digital. Zumindest ein bisschen: Seit Ende Januar können Kunden ausgewählter Filialen des Großflächen-Discounters in Bayern und Baden-Württemberg (u.a. Heilbronn, Neckarsulm, Heidelberg, Schwäbisch-Hall) die so genannte Kaufland Smartbon-App testen.

Voraussetzung für die Nutzung ist (derzeit) ein Smartphone mit Android-Betriebssystem und ein Kaufland-Kundenkonto, in das man eingeloggt sein muss.

Dann erlaubt es die App, am Ende der Pfandrückgabe im Laden auf den papiernen Ausdruck mit Strichcode zu verzichten und stattdessen am Automaten die „Digital-Bon“-Taste zu drücken. Der anschließend auf dem Display erscheinende QR-Code muss bloß noch aufs Smartphone gescannt werden. Anschließend wird der gutgeschriebene Betrag wie gewohnt an der Kasse ausgezahlt.


Screenshots [M]: Smb

Seinen Kunden erklärt Kaufland etwas umständlich:

„Der Vorteil des Smartbons für Sie liegt zum einen in der Vermeidung von Papierausdrucken und der damit einhergehenden Ressourcenschonung. Zum anderen können Sie keine Pfandbons mehr verlieren, da die digitalen Pfandbons über Ihr beim Registrierungsprozess erstelltes Kaufland Kundenkonto immer wieder geladen werden können.“

(Wer kennt es nicht, das Übel der Pfandbonverliererei!)

Längstens werden die Bons zwölf Monate gespeichert; ob sie auch genau so lange eingelöst werden können, wenn man sich ein kleines Sparguthaben in der Pfand-App aufzubauen plant, um den nächsten Feiertagseinkauf gegenzufinanzieren, steht in den Nutzungsbedingungen aber nicht.

Auch wenn sich die versprochene „Ressourcenschonung“ (in Form gesparten Thermopapiers) in Grenzen halten dürfte, ist der digitale Pfandbon eine schöne Lösung, um – nun ja, technikaffine Kunden im Laden ein bisschen bei Laune zu halten und bei entsprechendem Testerfolg künftig auch damit werben zu können. Vielleicht lohnt sich’s, vorher die Kollegen von Iceland zu fragen, ob ihnen ein knackiges Weltrettungs-Hashtag dazu einfällt. Oder Kaufland recycelt einfach die Schlagzeile der vorigen Zukunftsinitiative.

Dank an Nicolas K. für den Hinweis.

Nachtrag, 3. April: Kaufland hat inzwischen eine Mitteilung zur Smartbon-App herausgegeben und listet darin alle Filialen auf, in denen der Pfand-Scan bereits funktioniert.

Titelfoto [M]: Kaufland/Smb

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12 Kommentare
  • Die Idee finde ich nicht schlecht, aber so selten, wie ich einen Kaufland besuche, sehe ich absolut nicht ein, dafür a) eine App zu installieren und b) auch noch ein Konto anzulegen. Es sollte doch auch möglich sein, dass ich mit meinem Smartphone den Bon einfach abfotografiere und das Foto an der Kasse scannen lasse. Und wenn es das nicht ist, weil die Bons nicht einzigartig sind und das System deshalb nicht checken kann, ob ein bestimmter Bon schon eingelöst wurde … tja. Zurück zum Entwurf, würde ich sagen.

    • Die App Lösung hat Kaufland deswegen eingeführt, damit man nicht an der Kasse betrügt.
      Leider geht es nicht ohne App.
      Bald braucht man nur eine App.
      Kaufland Smatbon soll bald mit einem Update auf die Kaufland App fusionieren.

    • „damit man nicht an der Kasse betrügt.“
      Mit anderen Worten, die Bons sind nicht einzigartig und könnten mehrfach eingelöst werden? 2D-Codes bieten ausreichend Platz, dass man neben dem Pfandwert z.B. auch noch eine UUID unterbringen könnte, womit das verhindert wird. Aber gut, dann könnte man den Leuten nicht die App aufzwingen.

  • Ich find´s klasse.
    Endlich keine vergessenen Bons mehr. Und auch keine völlig zerknüllten, unlesbaren Bons in den Ecken meiner Taschen und Geldbeutel!!

  • „Vermeidung von Papierausdrucken“

    Seltsame Formulierung, das Problem bei Thermopapier ist doch das diese eben kein „normales“ Papier sind. Kürzlich wurde ja sogar ein Inhaltsstoff (Bisphenol A) verboten, weil er als krebserregend in Verdacht steht.

  • Papier sparen schön und gut. Seitdem Kaufland seinen „Tip der Woche“ eingestellt hat und auch schon lange kein Wochenprospekt mehr in andere Wochenblätter beilegen lässt, bekommt man von den oft sehr guten Angeboten nichts mehr mit und fährt deshalb kaum noch den weiteren Weg zu Kaufland. So zumindest bei mir und meinem Bekanntenkreis. Und für die Nutzung der App o.ä. muss einem erstmal einfallen, dass man ja auch mal bei Kaufland in die Angebote schauen könnte neben den vielen Prospekten die einem überall zugeworfen werden.

  • Die Idee hatte übrigens eine einfache Mitarbeiterin, die ihre Idee im Kaufland internen Innovationsprogramm angemeldet hatte und dann zur Serienreife entwickelt hat. Die Marketingleute waren erst spät daran beteiligt.
    Ach so ja, die Entwickler dieser App bei der Kaufland-IT hatten viel Spaß dabei im Testsystem Leergutbons in Millionenhöhe einzulösen 🙂

  • Wie es das Schicksal wollte, habe ich tatsächlich am letzten Samstag bei Kaufland meinen Pfandbon verloren. Er steckte unter diesem Anklemmteil für Einkaufszettel am Einkaufswagenkettenschloss – das Thermodruckpapier war aber offenbar zu dünn. Ich hoffe, der ehrliche Finder wollte ihn in die Pfand-Spendenbox tun, bevor er feststellte, dass es die Kaufland gar nicht gibt… 😉

    • Das wär’n Ding! (Korrigiert, danke; und bitte mit gültiger E-Mail-Adresse kommentieren.)

  • Kauflands digitale Pfandbon-Lösung klingt sehr umständlich. Ich muss ein Kundenkonto anlegen und eine App installieren, welche nur bei Kaufland funktioniert. Ich muss an Pfandautomat und Kasse das Smartphone rausholen, entsperren und die App öffnen, was länger dauert als per Bon. Gerade an der Kasse habe ich das Smartphone nicht in der Hand, wenn ich mit den Waren beschäftigt bin und das Smartphone sonst keinen Nutzen an der Kasse hat. Ich würde also weiterhin den Bon nutzen und die App links liegen lassen.

    Nutzerfreundlich wäre es, einen kontaktlosen Kartenleser am Pfandautomaten zu installieren. Dann kann ich nach dem Flascheneinführen entscheiden, ob ich den Bonknopf drücke oder lieber die Giro-/Kreditkarte dranhalte. In letzterem Fall wird dann automatisch eine Gutschrift auf die Karte erzeugt und ich kann das spätere Einlösen nicht vergessen.

    Die QR-Code-Lösung muss aber nicht völlig verbannt werden: Wenn es eine Bezahlapp wie bei Netto gibt, kann mit dieser der QR-Code gescannt werden. Die Einlösung erfolgt automatisch im Rahmen des Bezahlvorgangs, oder, falls keiner erfolgt, kann eine Gutschrift aufs bekannte Bankkonto erfolgen.

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