holyEATS #50: Autogrill schiebt Le Crobag an, Haferkater kooperiert mit Alnatura, Zume stoppt mobile Pizza-Roboter

holyEATS #50: Autogrill schiebt Le Crobag an, Haferkater kooperiert mit Alnatura, Zume stoppt mobile Pizza-Roboter

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Wird leider doch nix mit den Robotern, die Bestellpizza in mobilen Öfen auf dem Weg zu uns backen.

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Startet Autogrill mit Le Crobag die Aufholjagd in Deutschland?

Oder, anders gefragt: War das eine gut verstecke Expansionsankündigung, die Deutschlands Erstanlaufstelle für „französisch inspirierte“ Backwaren da neulich in der Meldung zum Geschäftsführungswechsel untergebracht hat? Sie sei davon überzeugt, dass „die Marke Le Crobag noch viel Potential hat – sowohl im deutschsprachigen Raum als auch international“, erklärte Friederike Stöver, die den Croissant-Spezialisten zuvor 25 (fünfundzwanzig!) Jahre lang geführt hat. Und dass das Konzept unter ihrem Nachfolger „zu ganz neuen Erfolgen“ geführt werde. Ja, klingt erstmal nach schwammigem Dankgesage. Aber Details und Zeitpunkt des Wechsels sind durchaus beachtenswert.

Insbesondere weil Le Crobag seit knapp zwei Jahren zum italienischen Autogrill-Konzern gehört, der sich selbst als Weltmarktführer in der Verkehrsgastronomie bezeichnet und international vor allem an Flughäfen und Autobahnraststätten Umsatz macht – ferner auch an Bahnhöfen (wo man noch enormes Wachstumspotenzial vermutet). Mit Bahnhöfen wiederum kennt sich der neue Le-Crobag-Geschäftsführer Jan Kamp ganz gut aus, der bislang dafür zuständig war, dem Verkehrsgastro-Rivalen SSP junge Gastro-Marken wie Haferkater, Frittenwerk und Ahoi! Steffen Henssler ins hiesige Franchise-Portfolio zu holen (siehe holyEATS #48).

Abgesehen davon, dass man sich in der Frankfurter SSP-Deutschland-Zentrale vermutlich gerade überlegt, wie man nachträglich ein paar Konkurrenzausschlüsse in bestehende Verträge hineingeschrieben kriegt, damit nicht noch mehr Mitarbeiter:innen spontanüberlaufen, wird es interessant, wie sich Autogrill künftig in Deutschland positioniert. Die Italiener sind hierzulande bislang nämlich – sagen wir: unterrepräsentiert. Im „Food Service“-Ranking der umsatzstärksten Systemgastronomieanbieter rangierte der Konzern zuletzt mit 111 Mio. Euro auf Platz 29 – deutlich hinter Tank & Rast (642 Mio., Platz 4) bzw. SSP (240 Mio., Platz 11). Und: Kamp wird kaum die Seiten gewechselt haben, um die 120 deutschen Le-Crobag-Filialen generalzuverwalten, ohne die Aussicht zu haben, mit der Marke ein bisschen mehr anstellen zu können.

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Das wäre auch höchste Zeit. Denn so klar das Konzept mit dem Schwerpunkt auf französischen Backwaren auch sein mag: Le Crobag ist derzeit auch ein gastronomisches One-Trick-Pony, das sich den schnell wandelnden Vorlieben in der Unterwegsversorgung bislang kaum angepasst hat. Alle paar Monate mal eine Apfel-Karamell-Schnecke bzw. einen Obstsalat neu ins Sortiment aufzunehmen oder Baguettes mit lustigen Namen abwechselnd mit Hummus, Ziegenkäse oder Entenbrust zu belegen, wird eher nicht ausreichen, um neue, (auch jüngere) Kund:innen zu gewinnen. Genau die werden Autogrill bzw. Le Crobag aber brauchen, wenn man den Kampf um attraktive Bahnhofsstandorte künftig öfter für sich entscheiden will.


Haferkater bringt Porridge-Kits in Berliner Bioläden

Haferkater demonstriert schon seit längerem, dass in besagter Unterwegsversorgung noch ausreichend Platz für alternative Frühstücksangebote ist, die nicht brotbasiert sind (siehe holyEATS #38). Nach der Franchise-Öffnung traut sich die Marke als nächstes in den Bio-Fachhandel: Ab Mai soll es Haferkater-Porridge testweise in 20 Berliner Filialen der Biosupermarktkette Alnatura geben. (Die „Lebensmittel Zeitung“ berichtete zuerst darüber.) Die drei ausgesuchten Porridge-Varianten – Granolakater, Naschkater und Bärenkater – werden allerdings nicht fertig gekocht verkauft, sondern zum Selbstzubereiten. Die separate Verpackung von Porridge-Flocken und Toppings garantiere, dass Kund:innen sich einen cremige Basis zubereiten können, die dann mit ganzen Beeren, Schokostückchen und Granola garniert werde. „Das Ergebnis ähnelt somit viel mehr dem, was [die Kundin bzw. der Kunde] aus unseren Stores kennt“, sagt Haferkater-Co-Gründerin Anna Schubert. In jeder Packung sind drei Portionen. Der Testlauf sei vorerst auf acht Wochen angelegt, heißt es aus Berlin.

Die „Lebensmittel Zeitung“ spekuliert auch darüber, dass Haferkater-Stores direkt in Supermärkten installiert werden könnten, um „womöglich sogar den Vorkassenbäcker zu ersetzen“. Dazu gebe es aber derzeit keinen konkreten Plan, sagt Schubert auf Nachfrage. Anfang März eröffnet erstmal ein neuer regulärer Haferkater am Düsseldorfer Hauptbahnhof, diesmal wieder in Eigenregie.


Adieu, mobile Pizza-Öfen – willkommen, Pizza-Locker!

Schlechte Nachrichten aus den USA: Das wird leider doch nix mehr mit den Robotern, die unsere Bestellpizza in mobilen Öfen backen, während sie bereits auf dem Weg zu uns ist. Genau das hatte das amerikanische Start-up Zume ursprünglich vor. Und warb erst richtig dick Geld bei den Überallinvestoren von Softbank ein – um im vergangenen Jahr zu merken, dass die Teigfladen schlaglochbedingt und trotz selbst entwickeltem Verpackungs-„Pod“ in den seltensten Fällen so ankommen, wie sie am liebsten verzehrt würden: gleichmäßig belegt. Zwischenzeitlich parkte man die mobilen Pizzaöfen deshalb an zentralen Orten, um von dort aus Kurierfahrer:innen loszuschicken. Zuletzt hat Zume zahlreiche Mitarbeiter:innen entlassen und ist auf weniger risikoreiche Gastro-Dienstleistungen umgeschwenkt. Die kompletten Hintergründe kennt Bloomberg. Pizzamobil, übernehmen Sie!

Eine andere Pizzazukunft demonstriert derweil der chinesische Universalkonzern Alibaba mit ausklappbaren Lieferfächern. Die werden ins Treppenhaus geschraubt und lassen sich per Gesichtserkennung von Anwohnenden öffnen. Nicht nur, wenn dort ein reguläres Paket abgeholt werden soll, sondern auch: die auf dem Nachhauseweg vorbestellte Pizza. Rechtzeitig geliefert wird die einfach mittels App-Temperaturregelung im Pizza-Locker warmgehalten. Spart auch den Platz in der Küche für den Herd.


Nachschlag

Das Corona-Virus Covid-19 sorgt derzeit auch in der Gastronomie für Unruhe. Chinesische Lieferkuriere von KFC und Pizza Hut dürfen Essen nur noch mit ausreichendem Abstand an Empfänger:innen übergeben. Und in einem unter Quarantäne stehenden Hotel in Wuhan bringen Miniroboter Mahlzeiten ans Zimmer.

Zurück ins Inland: Bei BackWerk gibt’s derzeit testweise vegetarische Hot Dogs. Die Veggie-Würstchen kommen vom Partner Rügenwalder Mühle. Damit kopiert die Snackkette klug die Strategie von Gregg’s in Großbritannien, wo die in Kooperation mit Quorn hergestellten „vegan sausage rolls“ in den vergangenen Monaten für einen massiven Umsatzsprung gesorgt haben. (Und für eine drastische Ausweitung veganer Snack-Alternativen.)

Jamie’s Italian in Wien hat neue Franchise-Nehmer, die den Laden in „Jamie Oliver Wien“ umbenannt und die Preise „nach unten korrigiert“ haben, schreibt „Food Service“.

Und das zur Biomarktkette Vollcorner gehörende Restaurant resihuber in München-Sendling hat nicht nur seinen Namen, sondern auch sein Konzept geändert. Bei La Trattoria gibt’s jetzt vorrangig italienischen Küche. Ursprünglich standen moderne Bio-Gerichte auf der abwechslungsreichen (Mittags-)Karte, als ich vor längerer Zeit das letzte Mal da war z.B. sehr gute Quiche mit Schwarzwurzel, rote Reis-Gemüsepfanne mit Bete-Relish, Maccheroni mit Butterkohl, Putengeschnetzeltes mit Kürbis-Kartoffelrösti. Das machte resihuber zu einer großartigen Anlaufstelle in der Münchner Gastro-Szene, wurde ausführlich gelobt – und war vielen ortsansässigen Gästen offensichtlich zu wenig klassisch. Sehr schade. (Ausschließlich mit Bio-Zutaten wird aber weiter gekocht.)

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