„Jetzt einfach per WhatsApp einkaufen!“, lud ein mysteriöser „James“ Kund:innen an einem Berliner Rewe-Markt noch vor kurzem dazu ein, sich den Gang durch den Supermarkt zu sparen – und den Zwischendurch-Einkauf einfach aufs Smartphone zu übertragen. Per Chat-Nachricht.
Dafür musste „James“ unter der angegebenen Telefonnummer mit den gewünschten Besorgungen beauftragt werden. Der Einkaufs-Butler bestätigte den Auftrag, erstellte eine Einkaufsliste und fragte bei Unklarheiten nach, z.B. welches Pesto gewünscht ist und ob das Wasser still oder mit Kohlensäure sein soll. 30 Minuten später sollte der fertig kommissionierte Einkauf zur Abholung am Markt bereit stehen.
Die erste Bestellung war kostenlos. Für jeden weiteren Auftrag fielen jeweils 2 Euro Servicegebühr an.
Absender des Einkaufsservices ist die Berliner „Innovationsagentur“ Dark Horse, die für Auftraggeber „Chancen der digitalen Revolution“ ausloten will – und „James“ inzwischen in den Urlaub geschickt hat: Der im August gestartete Test wurde nach einigen Wochen gerade planmäßig beendet. Ob er fortgesetzt oder auf weitere Märkte ausgeweitet werden soll, war auf Supermarktblog-Anfrage bei Dark Horse zunächst nicht zu erfahren.
Schnell ein paar Besorgungen per Chat
WhatsApp identifizierte „James“ bei der Kontaktaufnahme direkt als „Unternehmens-Account“. Als Rewe-spezifischer Dienst war der Einkaufs-Butler aber nicht erkennbar (und könnte theoretisch händler- bzw. formatübergreifend zum Einsatz kommen). Auch auf die Einbindung des Rewe-Logos wurde verzichtet.
Potenziellen Mitarbeitern gegenüber nennt Dark Horse „namhafte Unternehmen der Konsumgüterindustrie, des Lebensmitteleinzelhandels, der Media-Branche sowie der Innovationsberatung“ als Initiatoren des Projekts.
„James“ bot sich explizit als Einkaufsproblemlöser an, dem man zurufen kann, bitte „alles für einen Grillabend mit vier Personen“ oder „ein Rezept & Zutaten für einen Apfelkuchen“ zu organisieren. Alternativ konnten Nutzer:innen aber auch einfach flott ihr Abendbrot ordern.
Aufträge wurden in der Pilotphase zwischen 6 und 0 Uhr angenommen; die Abholzeiten beschränkten sich auf die Stunden zwischen 9.30 Uhr und 21 Uhr. Bei Dark Horse sieht man den „Prototypen“ als „Supermarkt-Service von morgen“. Das Angebot wurde zudem mit einer Befragung von Nutzer:innen kombiniert, welche zusätzlichen Dienste diese sich von der Einkaufsstätte ihres Vertrauens wünschen.
Interessant für kleinere Warenkörbe
Rewe Digital erklärt auf Anfrage, man arbeite „in vielen Bereichen mit Start-ups und innovativen Partnern zusammen“, manchen stelle man „lediglich Raum und Fläche an REWE Märkten zur Verfügung“.
„Bitte haben Sie Verständnis, dass wir aufgrund der Vielzahl an regionalen Tests und Kooperationen nicht auf Einzelheiten eingehen können.“
Das klingt noch nicht nach einer intensiver angelegten Kooperation. Dabei könnte für den Händler, der sich ohnehin gerade im Experimentiermodus befindet (siehe Supermarktblog), der Einkauf per WhatsApp eine gute Möglichkeit sein, neue Zielgruppen für seinen Abholservice zu erschließen, den man seit einiger Zeit großflächig in deutschen Märkten zu etablieren versucht (siehe Supermarktblog) – bislang schwerpunktmäßig für Kund:innen, die mit dem Auto unterwegs sind. Rewe-Digital-Chef Christoph Eltze erklärte im Rewe-Group-Magazin „One“:
„Im vergangenen Jahr gab es etwa 200 Märkte mit einem Abholservice – inzwischen sind wir bereits bei rund 330.“
Bislang müssen Kund:innen (auch kleinere) Bestellungen über den klassischen Online-Shop am Rechner oder per App aufgeben. Wenn sich stattdessen einfach eine unkomplizierte Nachricht per Messenger-App schicken ließe, würde das den Abholeinkauf wohl auch für Spontankäufer:innen interessanter machen.
Wie Rewe bei seinem Lieferservice mit Kostenlos-Lieferung und Ein-Stunden-Zeitfenstern experimentiert, steht in einem weiteren Supermarktblog-Text.
Fotos: Supermarktblog
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„alles für einen Grillend mit vier Personen“
Ist dem Grillabend ein ab-handen gekommen? 😀
Grundsätzlich gefällt mir das Konzept – aber warum müssen solche Dienste immer über WhatsApp laufen? Als strikter Facebook-Verweigerer werde ich da mit Telegram und Threema im Regen stehen gelassen …
Das „ab“ ist wieder dran, danke! Und zur FB-Fokussierung: seh ich genauso, aber auf Agenturenseite scheint da vermutlich Reichweite vor Zielgruppe zu gehen.
Ich hätte da eine Lösung: E-Mail. Kann jeder, kostet eigentlich nix, kein spezieller Client nötig. Ich kann auch auf Anhieb keinen Nachteil von E-Mail gegenüber WA erkennen, außer dem Coolnessfaktor.