Größerer Lieferradius, lokaleres Sortiment: Gorillas erweitert die Lebensmittel-Blitzlieferung in Berlin

Größerer Lieferradius, lokaleres Sortiment: Gorillas erweitert die Lebensmittel-Blitzlieferung in Berlin

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Im Supermarktblog-Gespräch verrät Gorillas-Gründer Kağan Sümer, wie das Berliner Start-up den Lebensmittel-Blitzeinkauf in der Großstadt vereinfachen will.

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Zwei Monate nach dem Start erweitert das Berliner Delivery-Start-up Gorillas seinen Lieferradius über den Ortsteil Prenzlauer Berg hinaus und plant die Eröffnung weiterer Standorte. Seit dieser Woche können auch Kund:innen in Berlin-Mitte bestellen. Demnächst soll Friedrichshain dazu kommen. Das Versprechen bleibt dasselbe: Lebensmittel per App (Android, iOS) in zehn Minuten nachhause an die Tür geliefert (siehe Supermarktblog).

„In the grocery market there are many different use cases: non-planned impulse purchases, three- or four-day-replenishments and bulk purchases. But we don’t see a working solution in the market for the first two categories yet“, sagt Gorillas Gründer Kağan Sümer im Supermarktblog-Gespräch.

Die Lebensmittel-Lieferdienste der großen Händler bieten sich Kund:innen in erster Linie für den klassischen Wocheneinkauf an. Das reflektiert sich u.a. in hohen Mindestbestellwerten. Vor allem in größeren Städten werden im Laufe der Woche aber zahlreiche Zusatzeinkäufe getätigt, die weniger umfangreich sind und einen spontaneren Bedarf abdecken. Genau darauf zielt Gorillas. Sümer: „Going to the grocery store is not a fun thing to do. Our goal is: to get people what they want in ten minutes.“

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Kooperation mit E-Bike-Start up

Der zweite Gorillas-Standort in der Berliner Torstraße ist seit dieser Woche aktiv; im Laufe der kommenden Woche sollen die Lieferkapazitäten langsam ausgeweitet werden. Online werden bereits „Dark Store Manager“ für weitere Lager gesucht. Bezahlt wird von Kund:innen weiterhin direkt in der App, inzwischen ist auch PayPal als Option integriert.

Sümer gibt sich überzeugt: „There definitely is a public demand for a service like Gorillas. We have to find out how quick we can adapt to regional demand. And we’re trying to listen to what our customers tell us to achieve this adoption.“ Vor Beginn der Corona-Krise hatte das Berliner Team in einem Piloten mit Testkund:innen die Abläufe geprobt – damals noch unter dem Namen Getgoodys. Zum offiziellen Start ist daraus Gorillas geworden.

„If you look at the grocery market, there are a lot of brands with trustful names from Edeka to Rewe. If we try to be the trustworthy, we will shift from our bold core and never be able to compete with these guys. So with Gorillas we’re reflecting our bold DNA“, sagt Sümer.

Auch wenn manches noch stark improvisiert wirkt (weil’s das ja auch ist): Sein Kernversprechen scheint Gorillas einhalten zu können. Zahlreiche Kund:innen berichten von der erfolgreichen Lieferung ihrer Bestellung im genannten Zeitrahmen.

Von einfachen Fahrrädern und Leih-E-Scootern als Transportmittel hat man sich inzwischen (weitgehend) verabschiedet und nutzt E-Bikes des Partners GetHenry, einem B2B-Fahrradverleih-Start-up aus Wien.

Allianz mit lokalen Herstellern und Händlern

Gorillas selbst begreift sich zwar als Supermarkt-Ersatz. Die Produktauswahl ist aber (noch) nicht mit der bei Edeka oder Rewe vergleichbar. Im Fokus stehen aktuell klassische Markenprodukte. Für das Basissortiment arbeite man mit mehreren Großhändlern zusammen, sagt Sümer (ohne konkreter zu werden). Gleichzeitig soll die Lokalisierung vorangetrieben werden.

Im Untermenü „Berlin Buddies“ lassen sich z.B. chinesische Teigtaschen von Dingsdums Dumplings, Pale Ale von Bräugier, Kaffee von Bonanza Coffee, Knalle Berlin Popcorn, Hochprozentiges von BLN Spirits und Mampe Gin ordern. „We want to build Gorillas as locally based business. That’s why we plan our assortment based on what our customers want to order from us.“

Die Zahl der Produkte sei von anfangs 600 auf 1.200 gesteigert worden. „Now we’re going for more quality to cater better to the needs of the local people in Prenzlauer Berg and Mitte. And we’re starting to focus more on fresh products with better storing facilities and more fresh items from local players.“

Wieviele Kund:innen Gorillas in den ersten Wochen nach dem Launch gewinnen konnte, verraten die Berliner:innen derzeit nicht, auch Wachstumsraten mag man nicht kommunizieren. Sümer sagt aber: „More than half of our customers are basically repeat customers at this time.“

Mindestbestellwert? Lieber nicht

Über Investoren ist ebenfalls noch nichts bekannt. Man sei aber in guten Gesprächen. Das dürfte in der Tat entscheidend sein, um weiter wachsen zu können – und um sich zu überlegen, wie Gorillas mittelfristig Geld verdienen will.

Immerhin sind bereits die Lieferkosten ziemlich knapp kalkuliert. Sümer: „We asked our early customers what they would be willing to pay for a service like Gorillas. So far we realised that 1,80 Euro is a fair number. But we want to get rid of delivery fees altogether one day.“ Bei Bestellungen über 40 Euro ist das aktuell bereits der Fall (als vorübergehende Aktion).


Screenshots: gorillas.io

Mindestbestellwert gibt es derzeit keinen. „If you regularly order from Gorillas, why shouldn’t we deliver to you if you need only a few items for once? If you’re happy with the service you’ll order again.“ Das könne sich ändern, wenn sich das Bestellverhalten der Kund:innen zum Nachteil des Start-ups entwickele: „But overall I’m not a friend of minimum order value. We’re trying to keep it that way as long as possible.“

Auch bei den Öffnungszeiten richtet sich Gorillas nach den Bedürfnissen seiner Kund:innen. Derzeit kann bis 23 Uhr bestellt werden, am Wochenende bis Mitternacht; nur sonntags wollen auch Gorillas ab 20 Uhr „Tatort“ gucken. „We want to be open as long as possible within legal frames“, sagt Sümer.

Türkische Vorbilder

Als unabhängiger Anbieter gehört Gorillas definitiv zu den Herausforderern der Branche. Exciting Commerce hat bereits den US-Dienst goPuff als Vorbild ins Spiel gebracht. Gorillas-Gründer Sümer nennt zudem den Einfluss türkischer Anbieter: „Turkey – and especially Istanbul – has a very strong convenience culture and retailers know exactly how to serve their customers. That is also why fast-delivery service startups like Getir and Banabi are successful with letting people order from more than 2000 products to be delivered within 15 minutes time.“ Mit Gorillas wolle man daran anknüpfen.

Fest steht, dass immer mehr Unternehmen die Schnelllieferung von Lebensmitteln als Geschäftsfeld für sich entdecken. Klassische Lebensmitteleinzelhändler betrachten die derzeitigen Marktentwicklungen aktuell eher vom Spielfeldrand: Immer mehr Handelsketten kooperieren zwar mit Lieferpartnern, die Lebensmittel-Bestellungen über eigene Plattformen abwickeln – bislang aber vor allem im Ausland.

Liefer-Lebensmittel: jetzt, sofort

Und anstatt auf die Kommissionierung von Einkäufen in den stationären Läden der klassischen Händler zu setzen, trauen sich Logistik-Anbieter zunehmend, eigene Standorte zu etablieren, um eine Blitzlieferung von Lebensmitteln zu gewährleisten.

Delivery Hero (zu dem u.a. der zuvor genannte Dienst Banabi als Teil der Restaurantessen-Liefer-App Yemeksepeti gehört) eröffnet für die schnelle Zustellung von Produkten des täglichen Bedarfs zunehmend eigene Innenstadtlager und hat für das neue Geschäftsfeld den Begriff „Q-Commerce“ („Quick Commerce“) erfunden.

Getir hat Anfang des Jahres Geld für die Expasnions bekommen und plant laut Bloomberg den Start in Großbritannien und Südamerika.

Und Amazon arbeitet daran, die Schnelllieferung frischer Lebensmittel, die in manchen Städten bereits über PrimeNow angeboten wird, künftig über Amazon Fresh zum zentralen Bestandteil seines Mitgliederprogramms Prime zu machen. In den USA ging’s Ende des vergangenen Jahres los, gerade kommt Großbritannien dazu. Deutschland dürfte mit Verzögerung folgen (siehe dazu auch Supermarktblog).

Mehr zum Thema steht demnächst im Supermarktblog.

Im Exchanges-Podcast haben sich Jochen Krisch und Marcel Weiss kürzlich ebenfalls mit Gorillas und dem neuen Geschäftsfeld befasst.

Danke an Max für das Foto!

Titelfoto [M]: Gorillas/Smb; Fotos: Supermarktblog"

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