Während die allermeisten Handelsketten Nutzer:innen ihrer Apps inzwischen digitale Kassenbons anbieten, die sich nach dem Einkauf abrufen oder speichern lassen, befasst sich Lidl mit der Digitalisierung weiterer Einkaufsschritte: In ausgewählten Filialen testet der Discounter nach Supermarktblog-Informationen aktuell die Integration von Pfandbons in seine Lidl-Plus-App.
Der Ablauf ist denkbar einfach: Über die Schaltfläche „Ich möchte Leergut zurückgeben“ scannen Kund:innen in der App einen QR-Code am Pfandautomaten, um sich als Lidl-Plus-Nutzer:in zu identifizieren.

Anschließend können Pfandflaschen regulär zurückgegeben werden, der digitale Pfandbon wird daraufhin automatisch in der App hinterlegt. Dann heißt es: „Scanne deine Lidl Plus Kundenkarte an der Kasse. Dein Pfand wird bei deinem nächsten Einkauf zurückerstattet.“
Pfand gibt’s nur in der Filiale zurück, in der das Leergut vorher abgegeben wurde. Die Pfandbons sind für drei Jahre gültig. Wer sein Lidl-Konto löscht, bevor er digital gespeicherte Bons eingelöst hat, verliert sie ohne vorherige Gutschrift.
Nicht der erste Versuch im LEH

Die Idee ist nicht neu: Bereits 2019 startete Kaufland einen ähnlichen Testlauf in Süddeutschland. In zwölf ausgewählten Filialen konnten Kund:innen damals über die separate App „Kaufland Smartbon“ ihren Pfandbon digital generieren lassen.
Einlösbar waren die Bons in rund 150 Märkten der Region. Nach einem Supermarktblog-Bericht bestätigte die Handelskette den Test selbst eilig per Pressemitteilung. Zu einem bundesweiten Roll-out ist es nicht gekommen. Die App ist weiter verfügbar (z.B. für Android) und lässt sich installieren, wird aber offensichtlich nicht mehr gepflegt oder aktualisiert.
Schon vor sechs Jahren bemängelten Nutzer:innen zudem, dass die Funktion nicht in die reguläre Kaufland-App integriert sei. Genau daran versucht sich Lidl nun, um sie Plus-Nutzer:innen potenziell zugänglich zu machen.
Lidl Plus als digitaler Alleserlediger
Der Test des digitalen Pfandbons reiht sich ein in Lidls Bemühungen, die App zur zentralen Anlaufstelle für praktisch alles zu machen. Wer sich durch die zunehmend unübersichtliche Menüführung scrollt, findet zwischen Rabattsammler, Partnervorteilen, Reiseangeboten, E-Mobilität, Rezepten, Lidl-Connect-Telefonie und aktuellem Prospekt zahlreiche Funktionen.
An die kommt man aber bisweilen erst heran, nachdem Gewinnspiel-Popups und Coupon-Benachrichtigungen weggeklickt wurden – was während des Einkaufs sehr, sehr unpraktisch ist. Eine Möglichkeit, diese Einblendungen zu deaktivieren, gibt es bislang nicht. Wer sparen will, dem wird die Gamification also quasi aufgezwungen.
In europäischen Nachbarländern testet Lidl zudem die Umwandlung des Belohnungsmechanismus für treue Kund:innen in ein System, bei dem mit jedem Einkauf Punkte gesammelt werden; diese lassen sich nachher monatsunabhängig für Rabatte oder kostenlose Produkte einlösen. „Lidl Punkte“ gab es zunächst in der Schweiz (siehe Supermarktblog), inzwischen ist die Umstellung auch in Belgien und Luxemburg erfolgt.
Dazu, ob der digitale Pfandbon für sämtliche Filialen freigeschaltet werden soll, gibt es derweil noch keine Informationen. Vielleicht sollte der Fokus aber ohnehin darauf liegen, die bestehenden App-Funktionen besser zugänglich zu machen – statt die Nutzer:innen weiter mit virtuellen Glücksraddrehs und Rubbellosen zu bombardieren.
Das ist praktisch und sollte von allen Handelsunternehmen mit Kundenkarte angeboten werden. Pfandbons neigen nämlich dazu, vergessen zu werden, wenn man dann an der Kasse ist. Wie praktisch ist da Rewe: Da kann man den Pfandbon einfach sofort nach Erhalt mit dem Scan&Go-Handscanner scannen. (Bei Kaufland geht das leider nicht.)
Die damalige Kaufland-Lösung bot hingegen – aus Usability-Sicht – keinen Vorteil: Kaufland hatte zum damaligen Zeitpunkt keine Kundenkarte; die App war also allein für die Pfandbons zuständig. Das bedeutet, auch die Pfand-App wird wohl dazu neigen, vergessen zu werden. Zumal ich da zusätzliche Risiken hätte (Akku leer, Datenverlust). Das Scannen einer Kundenkarte vergesse ich dagegen eher nicht.
Mir schwebte aber eigentlich die umgekehrte Lösung zum Lidl-System im Kopf: Nämlich dass ich nach dem Einführen aller Flaschen meine Kundenkarte vom Automaten scannen lasse, quasi als digitale Alternative zur Bontaste. Auf dem Kundenkartenkartenkonto würde dann ein Guthaben gespeichert (ähnlich wie bei Rewe Bonus), welches dann automatisch mit künftigen Einkäufen verrechnet wird.
Bei Lidls „Login“-Lösung (ich logge mich vor der Pfandabgabe am Automaten als Kundenkartennutzer ein) sehe ich ein potenzielles Problem: Nämlich dass der „Logout“ vergessen wird und der nachfolgende Kunde keinen Pfandbon erhält, weil das Pfand dem vorherigen Kunden gutgeschrieben wird.