Machen die Sonderangebote schlapp?

Machen die Sonderangebote schlapp?

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Geht ein Markenprodukt zum Arzt und sagt: Herr Doktor, ich fühle mich so billig. Sagt der Doktor: Das geht wieder vorbei.

Und damit herzlich willkommen zur jährlichen Gesundheitsprüfung der Supermarkt-Marken. Die Diagnosen stellt freundlicherweise die Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) zur Verfügung (pdf). Keine Sorge wegen des Datenschutzes: alle Ergebnisse sind zur Veröffentlichung freigegeben und weitgehend anonymisiert. Naja, zum Teil.

Die Discounter-Eigenmarken

Den Eigenmarken der Discounter geht’s blendend. Keine wesentlichen Preiserhöhungen in den vergangenen Monaten. Achten vielleicht nicht so sehr auf ihr Äußeres wie die Verwandtschaft. Auf jeden Fall kaufen die Kunden sie wieder massenhaft ein.

Die Supermarkt-Eigenmarken

Spit-zen-wer-te! Vor allem die Eigenmarken von Edeka und Rewe machen einen Top-Eindruck. Eine rege Reproduktionstätigkeit hat nämlich dazu geführt, dass es immer mehr Mittelmarken gibt. Die Supermärkte sind deswegen in der Gunst der Kunden gestiegen. Dr. Wolfgang Adlwarth von der GfK erklärt:

„Die Mehrwehrthandelsmarken wachsen ordentlich, gerade bei den Vollsortimentern sind die Zuwachsraten hoch. Das liegt auch daran, dass weniger gut profilierte B- und C-Marken aus den Regalen genommen werden und durch eine Eigenmarke von Edeka oder Rewe ersetzt. Die Kunden finden die Eigenmarken durchaus attraktiv.“

(Mehrwerthandelsmarken sind übrigens Mittelmarken; Vollsortimenter sind Supermärkte; und B- und C-Marken sind Markenprodukte, die nicht so bekannt sind wie sehr bekannte Markenprodukte.)

Die echten Marken

Da haben wir ja unser Sorgenkind. Dabei hören sich die Nachrichten erstmal ganz gut an. Die echten Markenprodukte (also alle, die nicht im Auftrag eines Händlers produziert wurden) waren zuletzt nämlich deutlich weniger sonderangebotsanfällig als im vergangenen Jahr. Laut GfK ist der Umsatzanteil der so genannten „Preispromotions“ bei Produkten des täglichen Gebrauchs („Schnelldreher“; ohne Frischeartikel) deutlich zurück gegangen. Die Discounter werben zwar weiter lautstark für herabgesetzte Produkte. „Lidl zum Beispiel fokussiert sich aber auf wenige Artikel, die dann sehr günstig angeboten werden“, erklärt Dr. Adlwarth. Bei Supermärkten wie Edeka und Rewe sieht’s völlig anders aus. Dort fangen sich immer mehr Markenartikel eine Preispromotion ein – viele sogar absichtlich, sagt der GfK-Experte:

„Zur Strategie der Markenartikelhersteller gehört es, durch Promotions neue Käufer für sich zu gewinnen, damit die ihre Produkte probieren und dann auch zum regulären Preis wiederkaufen.“

Ob das klappt, ist eine andere Frage. Denn wie die GfK ebenfalls ermittelt hat, sind die Normalpreise der „echten“ Marken zuletzt wieder stärker gestiegen – weil ja auch das Geld wieder reinkommen soll, das fehlt, wenn die Marken ständig im Sonderangebot sind. Und damit wären wir auch schon bei der letzten Gesundheitsprüfung für heute:

Ihrer!

Immerhin sind Sie als Sonderangebotskäufer daran schuld, dass die Produkte, wenn sie die Preispromotion auskuriert haben, teurer werden, um wieder auf die Beine zu kommen. Die gute Nachricht ist: Ihre Kundenreflexe funktionieren hervorragend. Immerhin treten Sie den Anbietern damit kräftig vor’s Schienbein. Dr. Adlwarth von der GfK sagt:

„Aus Sicht der Hersteller ist die Vielzahl der Promotionmaßnahmen problematisch, weil die Kunden sich inzwischen darauf verlassen, dass es ihren Marken-Frischkäse nacheinander immer in abwechselnden Märkten im Angebot gibt: diese Woche bei Edeka, nächste Woche bei Rewe und so weiter. Dann wird aber weniger zum Normalpreis gekauft.“

Sie sehen schon: Gesund ist dieses ganze System auch nicht. Gute Besserung!

Foto: Supermarktblog

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5 Kommentare
  • Natürlich verlässt sich der Durschnittsdeutsche mit Auto, Keller und/oder Speis (dt. Speisekammer) auf die nacheinander in verschiedenen Märkten reduzierten Artikel, kauft dann in größeren Mengen die im Extremfall sogar mehrere Monate, wenn nicht sogar (im günstigsten Fall) ein Jahr lang halten. Dass das aber nicht ewig so laufen kann, vor allem wenn die Mehrheit der Einkaufenden das so macht, muss doch jedem einleuchten.

    Um meinen eigenen Senf dazuzugeben: Im lokalen Kupsch-Markt (gehört mittlerweile zu Edeka) werden sogar die Sonderangebote der Hersteller à la „6er Pack Coca-Cola, 5 + 1 gratis“ mit braunem Klebeband abgeklebt und zum regulären Preis verkauft. LOL.

  • Viele Discountprodukte sind kräftig teuerer geworden – in den letzten Wochen. Z.B. fast alle Brote. Aber auch Wurst wird ständig teurer. 200g Salami kosten jetzt 1,15 (statt 75 cents vor 2 Jahren), 200g Lyoner 85 c statt 55c. 1l Milch wurde gerade von 51 c auf 60 c erhöht. Bei den Markenartikeln herrscht nach Preisexplosionen im Frühjahr eher Ruhe.

  • Ich für meinen Teil kann sagen, dass ich Markenprodukte eigentlich nie zum regulären Preis kaufe (es sei denn, sie sind schnell verderblich – in der Regel greife ich da aber ohnehin zu den immer preisgleichen Eigenmarken). Nutella, Colgate Total, Grafschafter Goldsaft, Rama – alles noch nie zum regulären Preis gekauft. Aber vielleicht bin ich auch nicht repräsentativ.

  • Ich mache es ähnlich wie @Nils und @Marc Dávid Várdai. Wenn Nutella, Hohes C, Mumm-Sekt etc. pp. im Sonderangebot sind, kaufe ich immer direkt größere Mengen ein.

    Was ich bisher nicht wusste ist, dass offenbar – wie im Artikel gesagt – die Markenartikler durch Sonderangebote Geld drauflegen, dass danach wieder über den Verkauf zum „normalen“ Preis reingeholt werden muss. Ich dachte viel mehr, es läuft dann halt über die Menge – also etwas weniger Gewinn pro Stück, dann macht’s halt die Masse.

  • ich kaufe beispiesweise coca cola & co immer nur im angebot. normal kostet der kaste um die 12 .. 13 euro, aber eigentlich ist er jede woche in irgendeinem supermarkt für 8,49 euro im angebot. gefühlt alle 4 wochen im wechsel.

    und nutella & co kaufe ich meist auch im angebot. bei der suche helfen mir kaufda und meinprospekt – bei ersterem kann ich direkt eingeben, was ich will und es zeigt mir die prospektseiten mit dem angebot. extrem praktisch.

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