Im Lebensmittel-Loop: Edekas Rewe-City-Killer in Rostock

Im Lebensmittel-Loop: Edekas Rewe-City-Killer in Rostock

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Rostock muss sehr stolz auf sein Wappentier sein. Schließlich schmückt der Greif – eine mythische Fabeltierkreuzung – nicht nur historische Baumwerke und Fahnen.

Greif am Kröpeliner Tor in Rostock

Die Rostocker kleben ihn sich auch aufs Auto. Und seit ein paar Wochen schmückt der Greif die neue Edeka-Filiale in der Rostocker Fußgängerzone. Auf dem marmorig glänzenden Eingangsbogen steht in goldener Schrift:

„Qualität – Frische – Service – Vielfalt“.

Klingt nach einem großen Versprechen. Wer sich den Mitte Juli eröffneten Laden daraufhin von innen ansieht, stellt ziemlich schnell fest, dass er nicht in einem normalen Supermarkt gelandet ist. Weil der Laden anders funktioniert als üblich – und seine Kunden nicht linksrum-rechtsrum vom Eingang zur Kasse schickt.

Sondern in den Lebensmittel-Loop.

Hinterausgang mit Marmorbogen: Der Edeka Breite Straße verabschiedet seine Kunden stilvoll

Lange, gerade Regalreihen gibt es nur beim Weg durch die Obst- und Gemüse-Abteilung und bei den gekühlten Lebensmitteln. Aber wohl nur, weil sich Kühltheken so schwer abrunden lassen. Im Zentrum besteht der Laden nämlich komplett aus Regalen, die sich in Ringen ineinander fügen und so einen kleinen Lebensmittel- und Drogerie-Irrgarten formen.

Bei jedem Einkaufsforscher würde diese Konstruktion augenblicklich das Herzinfarktrisiko steigen lassen. Weil sicher in hundert Studien herausgefunden worden ist, dass die Leute es hassen, wenn sie in Gänge reinlaufen, bei denen sie nicht sehen können, was am anderen Ende im Regal steht.

Der Regalirrgarten, in dem man sich gerne verläuft: Startpunkt Schokoladentresen

In Rostock funktioniert es trotzdem: Weil die Rundregale gut zum edlen schwarzen Design passen und der Loop neugierige Kunden förmlich ansaugt. (Einige Anwohner sind weniger begeistert wegen der befürchteten Lautstärke bei der Warenanlieferung, wie Das-ist-rostock.de berichtet, während die lokale „Ostsee Zeitung“ zur Eröffnung bloß PR-Sprüche runterzubeten wusste.)

Immer schön im Kreis: Lebensmittel-Regale im Edeka Rostock

Dabei ist das Design ist nicht die einzige Besonderheit. Edeka-Kaufmann Ingolf Schubert hat darauf geachtet, das Angebot seines Markts auf dessen Lage abzustimmen: Statt der üblichen wuchtigen Kassen sind gleich acht schmale Bezahltische vor den offen gestalteten Ausgang gebaut worden, Kunden stellen sich in einer Schlange an und werden jeweils zu dem Kassierer gerufen, der gerade frei ist. (Supermarktblog-Leser kennen das Prinzip z.B. vom Innenstadt-Aldi in London.)

Und an der ziemlich langen Bedientheke sind nicht nur Fisch, Fleisch und Käse zu kaufen, Kunden kriegen auch ein warmes Essen zum Mitnehmen vor ihren Augen zubereitet: Pizza, Eintopf, Suppe oder Gemüse aus dem Wok. „Ganz nach Ihrem Geschmack“, steht auf den Zetteln zum Ankreuzen des „Edeka-Woks“: Mit Tofu oder Rindfleisch? Bambussprossen, Sellerie, Paprika, Brokkoli oder Ananas dazu? Nudeln oder Reis? Und dann die Soße, Erdnuss, Chili, Curry, Kokos-Ingwer, süß-sauer?

Baguettes, Wraps, Wok-Gerichte: Die Supermarkt-Gastro in der Breiten Straße ist auf Mitnehm-Essen eingestellt

Günstig ist das alles nicht. Aber genau so gemacht wie man sich das wünscht, wenn man ein schnelles, frisches Essen mitnehmen will. (Sitzplätze gibt es in dem Laden keine.)

Vor allem haben die Rostocker nun einen Innenstadt-Supermarkt, der auch gut in die Fußgängerzonen anderer (mittelgroßer) Städte passen und sich perfekt als Rewe-City-Killer eignen würde. Der Kölner-Konkurrent hat schon vor Jahren den Trend zum Nah-Einkauf erkannt und eröffnet seitdem kleine Märkte in guten Lagen, die mit deutlich weniger Platz auskommen als die Standard-Rewes, Kunden aber trotzdem das Gefühl geben, einen kompletten Einkauf erledigen zu können. Ein Nachteil ist, dass man wegen des langweilig durchstandardisierten Designs als Kunde wirklich keine Sekunde daran denkt, dort länger zu bleiben als nötig.

Der Edeka Breite Straße versucht genau das Gegenteil: Die Leute sollen sich im Laden inspirieren lassen, bedient und beraten werden und natürlich: mehr einkaufen als geplant. Wenige Tage danach der Eröffnung im Juli wurden an den Eingängen immer noch Obst- und Käse-Kostproben verteilt und Sekt ausgeschenkt. An der Bedientheke gibt’s zum eingekauften Fleischs automatisch die Zubereitungsempfehlung dazu. (Hier gibt es weitere Bilder zu sehen.)

Für Schnelleinkäufer ist das nix. Muss es aber auch gar nicht sein. Der Loop-Markt nutzt genau die Lücke, die Rewe mit seinen City-Filialen lässt. Und wenn sich Edeka schlau anstellt, empfiehlt die Regionalgesellschaft Nord (in deren Gebiet die Filiale aufgemacht hat) den Kollegen anderswo im Land, sich schleunigst den Rostocker Markt anzusehen – und zu überlegen, ob sie sich sowas auch in ihrer Stadt vorstellen könnten.

Der Zeitpunkt wäre ideal: Die „Lebensmittelzeitung“ meldete kürzlich, Edeka wolle in den Großstädten aufholen und neue Läden etablieren. Das muss gar nicht unbedingt mit riesigen Centern passieren. Gut gelegene Märkte, in die Kunden gerne zum Einkaufen kommen, weil sie etwas Besonderes sind, wären die weitaus clevere Lösung, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Noch dazu, weil Edeka damit eine deutlich elegantere Kombination aus Supermarkt und Gastronomie testen kann als Rewe mit seinem misslungenen „Made by Rewe“-Konzept.

Freilich gibt es dabei auch einen Haken, nämlich die Höhe der notwendigen Investitionen: Besonders günstig war’s nämlich vermutlich nicht, den früheren Klamottenladen in der Breiten Straße zum Edel-Edeka umzubauen.

Wer hat sonst schon eine Obst- und Gemüseabteilung mit Greifwache auf dem Eiswürfel-Obsttresen?

Falls sich doch ein Händler traut, dem Beispiel zu folgen, leihen die Rostocker ihm vielleicht auch ihr schmuckvolles Wappentier, das im Originalladen außerdem als goldene Miniatur auf der viereckigen Eistheke mit dem geschnittenen Obst thront und dort schweigend den Eiswürfelnachschub überwacht, der unter ihm zu Frischhaltezwecken dauerproduziert wird. Einen Namen für die Edeka-City-Filialen hätten wir damit ja auch schon:

„Greif zu.“

Fotos: Supermarktblog

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24 Kommentare
  • Haben will!
    Ich sehne mich schon lange nach einem schönen Edeka in angenehmer Reichweite. Kann bitte mal jemand Edeka nach Köln-Kalk schicken???

  • Das mit einer Schlange, mehreren kleinen Kassen und dem Zurufen gibt es auch bei tegut City.

    Das Gesamtkonzept scheint aber bei dem Edeka hier zu stimmen, es wirkt richtig gut. Vielleicht kommt Edeka ja endlich mal auf die Idee mit solchen Märkten im Rhein-Main-Gebiet mal aufzuräumen und Rewe endlich mal Konkurrenz zu bieten. Man sieht gefühlt fast jeden Monat einen neuen Rewe aufmachen und sonst nichts.

    • Das ist wohl war. Im Rhein-Main-Gebiet herrsch ein richtiger Überfluss an Rewe-Märkten. Ich kann deren langweiliges Design bald nicht mehr ertragen.

      Aber ein hübsches Edeka-Center haben wir hier im erweiterten Speckgürtel auch: der E aktiv markt Nolte in Wiesbaden-Auringen. Der ist zwar auch schon 6 Jahre alt, aber durchaus hübscher anzusehen als ein Neubau-REWE.

  • Mit 1’150 m² ist das aber eine andere Liga als ein normaler Rewe City. Sowas konkurriert eher mit Perfetto. Zumindest in München sind die Rewe Citys zum größten Teil einfach Ex-HLs, die noch überlebt haben, auch wenn es ein paar wenige neuere in besseren Lagen gibt. Wobei sie auch sowas „Rewe City“ labeln. Der könnte übrigens auch einen Edeka vor die Nase gesetzt kriegen.

    • Nein, ist es nicht. Die ursprünglich mal angegebenen 500 bis 1000 Quadratmeter werden, wenn Platz ist, öfter mal überschritten. Der Glockenbachviertel-Markt scheint schon über 1200 zu kommen, in Fürth scheint man ebenfalls in dieser Größenordnung zu planen. Insofern ist das schon ganz gut vergleichbar.
      Auch wenn sich sowas wie in Rostock ganz sicher nicht auf Miniflächen umsetzen lässt. Dafür hätte Rewe aber ja sowieso sein „to Go“-Vertriebskonzept.
      Der Vergleich mit Perfetto ist auch nicht wirklich zutreffend, weil die Märkte ja als Karstadt-Sub-Label angelegt sind und im Kaufhaus-Untergeschoss i.d.R. deutlich mehr Platz haben. (Mehr dazu demnächst hier im Blog.)

  • Runde Regale gibt es im E-Center Schäfer in Aachen (Elsassstraße, Hirsch-Center) schon seit ein paar Jahren. Größenmäßig ist das aber eine andere Liga als der hier genannte Rostocker Markt.

  • Schick.

    Aber wie funktioniert das mit der Einheitsschlange? Bedeutet das nicht, dass ich meine Waren noch nicht aufs Band legen kann, während der Kunde vor mir abgefertigt wird?

    • Es gibt kein Band. Kassiert wird direkt aus dem Korb:

      Schnellkasse im Edeka Breite Straße in Rostock

      Ist also eher nicht auf Großeinkäufe angelegt. Aber das ist durchaus schlüssig. (Mit „Mein Laden“ macht es Netto ohne Hund ja genauso.)

    • Bei „Mein Laden“ haben sich die bandlosen Kassen aber offenbar nicht bewährt (letztere (oder ähnliche) stehn auch in München). Und das war bei mehr als 10 Artikeln wohl auch schon vorher funktionaler als das. Ist das so gedacht, dass direkt in Einkaufstüten gepackt wird? Haben die überhaupt Einkaufswägen? Wirklich nötig wären sie in so einer Lage wohl selten.

      Kassen ohne oder mit Miniförderband gibts manchmal auch bei Netto (ohne Hund; von Plus geerbt). Gibts als mobile Version für Stoßzeiten oder auch regulär, wo wegen Säule keine normale Kasse reinpasst.

  • was ich bisher in der Umsetzung vermisse ist die Umsetzung der Strategien. In Kiel hat einer neuer Rewe City aufgemacht, der nichts anderes ist als ein stinknormaler Rewe in klein.
    Dasselbe hier in Berlin. Dieser Rewe City scheint auch recht neu zu sein.
    Mir fehlt einfach eine Konsequenz, dass die Märkte auch wirklich für die Nahversorger relecante Produkte anbieten und nicht einfach nur Klopapierrollen in kleineren Mengen.

    Wir hier schon beschrieben, da ist England viel weiter.

    Und was macht eigentlich Tengelmann?

  • Das m.M.n. Edeka oftmals die hübscheren Läden baut unterstreiche ich hier mal. Allerdings muss ich doch nochmal die Diskussion aufgreifen von xrw und Herrn Schader:
    1150m² Verkaufsfläche ist definitiv keine VKF eines REWE City Marktes. Die VKF Fläche in Fürth wird etwa 750m² betragen. Der Rest ist Lager, Sozialräume, usw.!!!
    Das REWE City Konzept endet bei 800m² VKF, danach ist es ein REWE (Supermarkt) bis 2500m² und danach ein REWE Center. Wann ein REWE City kein REWE City, sondern ein REWE To-Go wird das wiederum weiß ich nicht.

    Auf jeden Fall würde ich aufgrund der Fläche niemals den wirklich hübschen Rostocker Edeka mit einem REWE City vergleichen. Wenn schon, dann mit einem kleinen REWE Supermarkt.

    Ansonsten wie Herr Schader schon richtig geschrieben hat ist das auch immer alles eine Kostenfrage. Trotz allem würde ich mir den Markt auf jeden Fall mal gerne anschauen ist aber leider viel zu weit weg von mir.

    • „Die REWE CITY Märkte bieten die Kompetenz eines konventionellen Supermarkts auf Verkaufsflächen von nur 500 bis 1.000 Quadratmetern.“ (Rewe-PM); aus der Rewe-Expansionsbroschüre 2013: „REWE City – Nahversorgung in der Großstadt von 500 bis 1.000 qm“.
      Also gerne nochmal: Ich glaube, die Flächen lassen sich sehr gut vergleichen. Und darüber hinaus sind die Grundlagen ja dieselben: Innenstadtlage, gute Verkehrsanbindung, Kundschaft auf Frische und Conveninence eingestellt, notfalls Kompletteinkauf möglich.

    • Eine Innenstadtlage in diesem Sinn (Fußgängerzone mit viel kaufkräftiger Laufkundschaft, aber kaum Wohnbevölkerung) ist aber wohl nicht das, worauf Rewe City primär zielt. Sie schreiben ja selber, dass das im Prinzip ziemlich normale Rewes sind. Sind halt im Schnitt kleiner und haben keine oder wenige Parkplätze. Auch der hier heißt „Rewe City“, obwohl das eigentlich eher ein Dorfladen ist.

      Richtig ist, dass Rewe zunehmend auch an höherwertige Standorte geht, aber der Fokus liegt doch offensichtlich stärker auf der Nahversorgung, ohne zu viel Fläche für Extras zu belegen. Solche Konzepte bringen sich nicht gegenseitig um, zumal da eh kaum wer extra von weiter her anreist (wobei sich der Edeka in Rostock eventuell als Ersatz für die offenbar fehlende Lebensmittelabteilung im Kaufhof gegenüber positionieren kann). Rewe City konkurriert hauptsächlich mit entfernteren Verbrauchermärkten einerseits und Discountern andererseits um die vor Ort prinzipiell vorhandene Kundschaft. Eigentlich ist das das ganz normale städtische Supermarktformat wie seit Jahrzehnten, bei dem sich halt das Sortiment bei eher gestiegenem Flächenbedarf an heutige Bedürfnisse anpasst.

      In München hat übrigens der einzige wirklich innerstädtische Edeka (im Elisenhof beim Bahnhof) bald nach der Eröffnung des kleineren Rewe City 100 Meter weiter zugemacht. Allerdings war der auch nicht ganz auf der Höhe der Zeit. Einen größeren Rewe gibts in der Innenstadt noch in der Luxuspassage „Fünf Höfe“. Der heißt heute auch City, hat aber schon 2003 als Minimal angefangen und unterscheidet sich in der Lage nicht wesentlich von einer Kaufhauslebensmittelabteilung.

      Im Untergeschoss sind die übrigens alle, auch ein größerer Tengelmann (in München der dominante Vollsortimenter), den es schon Jahrzehnten gibt (seinerzeit war es ein Krone) und ein neuerer Denns. Bloß einen Basic gibts oberirdisch am Rand der engeren shopping- und büroorientierten City. Um bei normalen Supermarktpreisen und normaler Flächenproduktivität eine ebenerdige 1A-Lage zahlen zu können, geht auch die ganze Handelsspanne (oder mehr) drauf. Und wenn man Conveniencezeug zu Gastronomiepreisen verscherbelt, dann ist das auch nicht so attraktiv. Eine Nische gibts mit hochwertiger Feinkost, wo man 100% und mehr draufschlagen kann, aber so groß ist die nicht und meistens auch nicht unbesetzt.

    • Ich fass mal zusammen: Sie glauben also, dass sich solche Läden nicht in den Weg kämen, wenn z.B. Edeka einen stark auf frische Convenience ausgerichteten Laden in einer Citylage eröffnen würde, wo sich auch Rewe City angesiedelt hat, weil die Kunden drinstehen und sagen: Ach, das kann man nicht vergleichen, der eine Markt hat 1150 qm, der andere nur 1000, und Rewe bezweckt ja auch was ganz anderes mit seinem City-Konzept.
      Ich glaube, nicht alle Kunden sind so auf Details fixiert wie Sie und ich. Wenn zwei solche Märkte zur Wahl stehen, kommt es sicher sehr auf die exakte Lage und Preise und das Einkaufsgefühl an. Keine Ahnung, wie das ausginge. Aber mein Argument wäre: Edeka hätte mit dem Rostock-Markt ein starkes und besonderes Konzept für die Innenstädte, das in dieser Form bisher fehlte.
      Und so sehr ich schätze, mit Ihnen zu diskutieren, hilft es wenig, immerzu Behauptungen aufzustellen, die in dieser Form nicht stimmen: Rewe geht mit Rewe City sicher nicht nur mitten in die Städte, aber wenn es sich anbietet eben doch (z.B. Berlin Friedrichstraße). Die Standortkriterien sind weit gefasst: „City-Lagen, Stadtteilzentren oder hochverdichtete Nahversorgungsschwerpunkte; Lauf-/Sichtlagen zu Hauptverkehrsachsen, ÖPNV-Haltestellen von Vorteil“.

    • In den Weg kommen sie sich, wenn sie in direkter Nachbarschaft sind. Im Gegensatz zu Discountern suchen kleinere Vollsortimenter eher nicht die direkte Konkurrenz zu ihresgleichen. Aber es ist ja viel Platz, wo die lokale Versorgung trotz hohem Bedarf dünn geworden ist (oder der Bedarf in Lauflagen gestiegen ist). Bloß ist grad da Fläche normalerweise knapp. In den allerbesten Citylagen, wo die Füllung von Kühlschränken nicht im Vordergrund stehn kann, ist sie nicht knapp, aber teuer. Schon deshalb werden sich die Konzepte kaum in die Quere kommen, wobei es egal ist, ob sie Edeka oder Rewe City oder sonstwie genannt werden.

      Wenn sie sich doch in die Quere kommen, gewinnt im Zweifel eh der größere. Bei ähnlichen Voraussetzungen ist es sicher richtig, dass Edekas in der Regel eher attraktiver sind als Rewes (was nicht unbedingt heißt, dass sie rentabler sind). Der hier hat zumindest einen Nahkauf in der Nähe erledigt. Das ist aber nicht Innenstadt, wenn er auch seine Tiefgarage kaum braucht, und er ist auch nicht wirklich Convenience-orientiert. Aber er läuft gut (hat die längsten Schlangen an den Kassen, die ich kenn, und mit den Daten ist auch die Flächenproduktivität enorm).

      Jedenfalls ist Rewe sicher auch nicht ganz blöd und wird schon wissen, was sich normalerweise rechnet. Die machen das ja nicht für den Kunden, auch wenn ganz ohne Kunden nichts läuft. Schwieriger ist das Operieren am Bestand und die Vorhersage, was sich in 10 oder 20 Jahren rechnen wird.

  • So ganz erschließt sich mir das Rewe-City-Konzept aber auch nicht. Ich lebe hier in Frankfurt/Main ja in Rewe-Land: außer den üblichen Discountern, an einer Hand abzählbaren tegut-Märkten und zwei Edeka-Centern gibt es hier nur Rewe. Das sind teils ehemalige HL-Märkte, teils ehemalige miniMALs, teils übernommene ehemalige Tengelmanns, drei ehemalige toom-Märkte und teils neu eröffnete Läden. Manche davon heißen Rewe City, manche Rewe und die ex-tooms Rewe Center. Aber nach welchen Kriterien ein Laden „City“ heißt und ein anderer nicht, ist nicht erkennbar. Die Verkaufsfläche kann es nicht sein: im Nordend (Eiserne Hand) gibt es einen Rewe von der gefühlten Verkaufsfläche eines Kiosks, auf jeden Fall aber deutlichst unter 1.000m², ohne den Zusatz „City“. Dafür im neuen Skyline-Plaza-Einkaufszentrum im Europaviertel einen Rewe City, der mindestens doppelt so groß ist wie der Nordend-Rewe, ebenso in der Bürostadt Niederrad. In Eckenheim betreibt Rewe sogar einen Penny mit locker der doppelten Verkaufsfläche.

    Auch die An- oder Abwesenheit von Bedientheken für Fleisch und Wurst oder die Präsenz von besonders hochpreisigen Luxuslebensmitteln scheint kein Kriterium: der Nordend-Kiosk hat eine Fleischtheke, ein Rewe City in der Berger Straße auch, der in der Bürostadt hingegen nicht. Ein früherer HL im Ostend (Wittelsbacherallee) hieß zunächst Rewe und hatte keine Theke – nach erfolgtem Umbau und Einbau einer Theke wurde er in „Rewe City“ umbenannt.
    Gekühlte Champagner-Piccolos und anderen Chichi gibt es im regulären Rewe im Westend (Grüneburgweg), aber auch im Rewe City im Skyline Plaza. Die letztgenannte Filiale verfügt wiederum über Parkplätze (Tiefgarage im Einkaufszentrum), der Rewe City in Niederrad aber nicht, genau so wenig wie der reguläre Rewe im Nordend. Die Sortimente sind in jeder Filiale andere, je nach Lage und verfügbarem Regalplatz, manchmal gibt es aber auch überall denselben Joghurt, aber in jeder Filiale eine andere Geschmacksrichtung.
    Mit anderen Worten: kein erkennbares Konzept.

    • Ja, auch ich habe das Gefühl, dass hier einfach nur wild gewürfelt wird. Der Rewe City im Skyline Plaza ist ja ohnehin bereits ein erweiterter Rewe to go, wenn man das Klientel dort sieht. Der große Run erfolgt mittags – auf Fertiggerichte und Getränke, den um das E.C.E.-Center herum tummeln sich ja Massen von Arbeitnehmern, etwa bei der Commerzbank und der Deutschen Bahn, die mittags eben nicht alle in die Kantine rennen.

      (P.S. Diesen Kundenansturm gibt es auch im deutlich näher gelegenen Penny an der Mainzer Landstraße. Bei der klitzekleinen Fläche und den 3 Kühlregalen kommt es mitunter schonmal vor, dass in den frühen Nachmittagsstunden alle Kühlregale ratzeputz leergeplündert sind.)

    • Dass der Rewe in der Wittelsbacherallee ge-City-t wurde, hat mich neulich auch überrascht. Der ist ja wirklich recht groß, mit Bedientheken und Tiefgarage…
      Und um die Beispiele aus Frankfurt noch zu ergänzen: Der auch nicht kleine Ex-Minimal im Nordwestzentrum wurde neulich auch ein City, als der Toom zum Rewe Center wurde. Ich kann mir das nur mit der Abgrenzung zweier Rewes in einem Einkaufszentrum erklären – und damit auch der gezielten Ansprache von Kunden, denen der Toom für die schnelle Besorgung zu umständlich ist. Oder dass im Eingangsbereich immer ein bisschen abgepacktes und auf gefühlte 2 Grad gekühltes Schnippelobst liegt…

  • Vergleichbar hin oder her, dass der Edeka eine andere „Design-Liga“ ist sollte hier allen klar sein. Frage ist und bleibt im Discounter-Land Deutschland: Hat der Kunde es nötig dort einkaufen zu gehen?
    Solange Aldi und die Schwarz-Gruppe noch genug Gewinne einfahren wird sich an der Handelslandschaft nicht viel ändern. Wozu auch? Der Discount funktioniert eben in Deutschland wie in keinem anderen Land. Die Frage, die sich mir also immer stellt ist, wenn ich für so einen Laden paar Millionen mehr in die Hand nehmen muss, hole ich das in den wenigen Jahren bis zum nächsten Umbau wieder rein? In der gleichen Zeit kostet ein Discounter/REWE City viel weniger und macht ja auch Umsatz?!?
    Ich bleib dabei der Laden ist sehr schön was man sieht, aber inwiefern sich das am Ende lohnt wird uns nur der Edeka-Kaufmann in 7-8 Jahren sagen können.

  • Das mit den runden Regalen bzw. ungewohnt gestalteten Einkaufslandschaften kommt mir auch von zwei Edekas aus Düsseldorf bekannt vor (Zurheide und Paschmann, beide ziemlich groß). Der Paschmann ist letztes Jahr in einen Neubau umgezogen und hat seine Fläche dabei gefühlt verdoppelt. Im alten Gebäude war die Regalanordnung auch schon ungewöhnlich – nämlich diagonal.

    Zum Thema Einkaufsgefühl: Ich nutze diese Edekas ganz gerne, aber nur in ganz bestimmten Situationen – wenn ich Zeit habe und in Konsumlaune bin, also vor allem im Urlaub oder vor langen Wochenenden. Erstens brauche ich durch die ungewohnte Anordnung lange, bis ich alles gefunden habe (man kann auch nicht einfach so in den Nachbargang zurück, sondern muss wie auf einem Formel-1-Kurs durch Kurven und Schikanen). Und zweitens weiß ich von vornherein, dass der Einkauf teuer wird. Klar gibt es auch bei Edeka Eigenmarken auf Discountniveau, aber durch den höheren Anteil an hochpreisigen Artikeln greift man fast automatisch öfter mal zu Dingen, die man im 08/15-Rewe eher nicht mitgenommen hätte.

    Soll also heißen: Auch wenn ich den 08-15-Rewe nicht unbedingt toll finde, gehe ich da im Alltag lieber einkaufen als beim kurvigen Design-Edeka, weil ich den Eindruck habe, beim Rewe billiger wegzukommen.

    Was mich bei Edeka übrigens jedes Mal wieder nervt, sind die Kassen, bei denen man einen Automaten mit Scheinen und Münzen füttern soll, während die zur Nur-Strichcodescannerin degradierte Kassiererin untätig dasitzt und darauf wartet, mir den Bon aushändigen zu können. Das Ganze dauert gefühlt viel länger als ein normaler Kassiervorgang und hat für mich den Nachteil, dass ich vorher genau überlegen muss, in welcher Reihenfolge ich meine Münzen am besten einwerfe, um auch ja das ungeliebte Kleingeld loszuwerden.

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