Made better? Das zweite Mahl in Rewes Gastro-Welt

Made better? Das zweite Mahl in Rewes Gastro-Welt

Partner:

Mit einem kleinen Liedchen auf den Lippen, der Bereitschaft, Vergangenes auf sich beruhen zu lassen und einer unbändigen Lust auf frische Pasta bin ich kürzlich an einem sonnigen Tag mit der Straßenbahn in den Kölner Süden gefahren, um dort mein zweites „Made by Rewe“-Mittagsmahl einzunehmen.

"Ready MIxed" und eingetuppert: Mittagssalat und Nachtisch bei "Made by Rewe"

Die zweite Filiale von Rewes Gastrokonzept ist deutlich kleiner als die erste, liegt dafür aber in einem Viertel, wo tatsächlich die Chance besteht, dass sich mittags jemand hinverirrt. Selbst wenn man von draußen sehr genau schauen muss, um in „Made by Rewe“ das Bistro-Restaurant zu erkennen.

Vielleicht hängt jemand ein Banner drunter: "Ich bin ein Restaurant"?

Nach dem Betreten habe ich gleich mehrere Fehler begangen:

ANZEIGE

1. Ich wollte Pasta bestellen. Penne mit Mozzarella, Kirschtomaten & Rucola vielleicht, wie’s auf der Karte im Netz und im großen „Made by Rewe“ am Kölner Waidmarkt steht. Auf der Karte des kleinen „Made by Rewe“ in der Kölner Südstadt steht die Pasta – leider nicht. Hm. Vielleicht zu aufwändig, das Nudelkochen.

2. Ich wollte stattdessen Salat bestellen. Was Leichtes. „Kleiner Teller mit 4 Komponenten“ für 4,90 Euro, wie’s auf der Karte steht. Mit „Kichererbsen-Paprika“, „Orientalischer Couscous“, „Rote Beete-Apfel-Sellerie“, „Gurken-Joghurt-Minze“. Der freundliche Herr an der Theke sagte: „Oh, da muss ich erst schauen.“ Er öffnete einen Kühlschrank unter der Theke, schaute, sagte: nee – und meinte: Heute bloß die Salate, die vorne in der Theke beispieldekoriert sind. Seitlich hinter ihm stand die Tür zum angeschlossenen Rewe-Supermarkt sperrangelweit offen, der größten Vorratskammer mit frischen Produkten, die man sich als Gastronom für eine „Salatvariation“ wünschen kann. Doch Gurken, Joghurt und Minze sind von hier aus unerreichbar.

3. Ich wollte ein gekühltes Getränk zu mir nehmen. Der Griff nach der Cola im Kühlregal neben der Tür zwang den Service-Mitarbeiter jedoch zu einem weiteren Eingriff: „Das ist nur Dekoration!“, rief er mir zu und meinte die warmen Getränke in der abgestellten Kühltheke. Echte kühle Getränke gibt’s – natürlich! – aus dem Schrank unter der Theke.

Ich kaufte einen abgepackten „Ready Mixed“-Linsensalat mit roter Beete & Ziegenkäse samt Nachtisch dazu. Da ist schon alles drin, was draufsteht. Sah gut aus. Musste es auch, für zusammen 7,40 Euro.

Linsensalat mit roter Beete & Ziegenkäse samt Nachtisch zum Restaurantpreis

Der Mitarbeiter fragte, ob er den „Ready Mixed“-Salat aus der Plastikbox in Keramik umfüllen soll. Nein, danke.

4. Ich wollte Trinkgeld geben. Trinkgeld wird bei „Made by Rewe“ in einen Schlitz geworfen, der sich an der Thekenvorderseite bei normalgroßen Menschen ungefähr auf Hüfthöhe befindet, aussieht wie ein Schlitz für sehr flach zusammengefalteten Abfall, und bei dem man nicht genau weiß, in welchen Keller das Geld danach fällt. „Das ist aber nicht so geschickt“, sagte ich zum Mitarbeiter. Der Mitarbeiter seufzte.

Der Salat war gut. Der Laden ist ganz nett. Die Toiletten sind auf halber Treppe neben der Rumpelkammer. Neben mir saß jemand, der Pizza bestellt hatte, die günstiger war als mein Salat.

Ich hab meinen Ziegenkäse, die rote Beete und den Joghurt aufgegessen und gedacht: Entweder hab ich immer Pech. Oder Rewe hat sein Gastrokonzept auch elf Monate nach dem Start nicht richtig in den Griff bekommen. Die Läden wecken falsche Erwartungen, enttäuschen ihre Kunden und hinken dem Wettbewerb hinterher. In der Südstadt-Filiale wird man geradezu symbolisch an einer leeren Kochnische mit Cerankochfeld und Backofen empfangen, weil ernsthaft mal angedacht war, die geplanten „Made by Rewe“-„Smart People“-Gerichte dort zusammen „mit den Kunden zu kochen“.

Bei "Made by Rewe" bleibt die "Smart People"-Kundenküche inzwischen kalt

„Smart People“-Gerichte hab ich bei „Made by Rewe“ bisher nur auf Pressefotos gesehen. Und sowieso gibt es Wichtigeres, das mir beim Mittagessen im Laden durch den Kopf ging. Nämlich:

5. Ich hätte Pizza bestellen sollen.

Mehr zu „Made by Rewe“ im Supermarktblog.

Fotos: Supermarktblog

Kommentieren

Datenschutzhinweis: Mit der Nutzung dieses Formulars erklären Sie sich mit der Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten durch diese Website einverstanden. Eine Freischaltung erfolgt nur unter Angabe einer validen E-Mail-Adresse (die nicht veröffentlicht wird). Mehr Informationen.

20 Kommentare
  • Danke für den heroischen Selbstversuch!
    Erinnert mich irgendwie ein bisschen an ein sesshaft gewordenes DB-Bordrestaurant. (Typische Handbewegung: Unter-die-Theke-greifen-und-gucken-ob-noch-eine-eingeschweißte-Ofenkartoffel-da-ist)

  • Hihi aus diesen Besuchen könnte man sicher eine ganze Serie machen, ich habe mich sehr amüsiert.

    REWE hat ja auch im „normalen“ Supermarkt Fertiggerichte, mich schrecken dort aber vor allem die hohen Preise ab. Für eine Portion Couscoussalat ruft man irgendwas um die 2,78 € ab, das ist aufgrund der billigen Grundprodukte einfach ein schlechter Witz. Zumal der „Aufwand“ den Couscous aufquellen zu lassen und ein paar Zwiebeln, Petersilie und Gewürze rein zu mengen doch sehr überschaubar ist und man bis vor kurzem nichtmal eine Plastikgabel dazu bekam (kostete im Set noch mal 20 Cent oder so).

    Bei ALDI Süd gibt es seit ein paar Wochen „Shaker“ mit Couscous-, Rindfleisch-, Kartoffel- und Nudelsalat. Im Deckel sind noch Nacho Chips oder Mini Brotstangen, die Gabel ist dabei, das ganze sieht schön aus und liegt unter zwei Euro. Das kaufe ich jetzt öfter mal, zumal ich auch den Eindruck mag nicht gerade über den Tisch gezogen zu werden.

    • Bei Penny gibt’s die Shaker auch, aber das ist alles völlig unnütz zugezuckert. Wird wahrscheinlich der neue Discount-Standard sein.

    • Habe noch mal nachgesehen, 2,79 € verlangt der lokale REWE für 200 Gramm Couscoussalat von „YouCook To Go“. Das ist für mich mindestens 50 Cent über der „die verarschen mich doch“ Grenze.

      Früher hätte ich noch gesagt „und da ist nicht mal Fleisch dabei“, aber heute ist Fleisch ja so billig, da macht das keinen Unterschied mehr.

    • Dass Fleisch heute besonders billig wär, ist übrigens reine Medienpropaganda. Tatsächlich entwickeln sich die Fleischpreise ziemlich parallel zu den restlichen Lebensmitteln, und die haben die letzten Jahre so weit aufgeholt, dass sie im Schnitt der letzten 20 Jahre auf dem Niveau der allgemeinen Teuerungsrate liegen. Dass Fleisch zuletzt wirklich billig war, ist jetzt auch schon wieder 8 Jahre her, und insbesondere die letzten 2 Jahre sind die Preise massiv gestiegen.

      Was wirklich billig geblieben ist, ist hauptsächlich Gemüse, das im Verhältnis zu Fleisch wesentlich billiger geworden ist. Besonders teuer sind Nudeln und Fette geworden, aber das spielt für so einen Salat alles praktisch keine Rolle. Im Wesentlichen zahlt man da nur für Verarbeitung, Verpackung, Logistik, Entsorgung der unverkauften Reste und die Zahlungsbereitschaft der Zielgruppe, wo Discounter natürlich deutlich billiger sein können.

    • Ich kaufe nur selten Fleisch aus konventioneller Landwirtsschaft, aber wenn ich das richtig mitbekommen habe, kostet ein Kilo Fleisch inzwischen teilweise genauso viel (bzw. wenig) wie ein Kilo Tomaten („rotes Wasser das beim Nachbarn im Garten wächst“ – Hagen Rether). Vielleicht ist das kein neues Phänomen, aber für mich trotzdem anhaltend gruselig.

      Das in 3 von 4 Discounter Shakern Fleisch in teils mikroskopischer Menge enthalten ist, ist auch wieder typisch, als würde der Kartoffelsalat nicht auch ohne Speck schmecken.

    • Also Äpfel bekam man vor 10 Jahren noch für den halben Preis. Karotten auch. Fleisch ist langfristig schon teurer gewoerden, aber nicht mehr als Lebensmittel insgesamt. Seit der EURO-Einführung sind das ca. 40%. Markenware konnte etwas stärker angehoben werden.

    • Standardhackfleisch liegt momentan bei 4.58 €/kg, Sonderangebote bei 3.78 €/kg, auch an der Fleischtheke nur selten unter 3.99 €/kg. Ungefähre Preisentwicklung hier. Zum Big Bang 2006 hat Rewe 2.22 €/kg verlangt. Das war zwar billig, aber nicht allzu weit unterhalb von normalen Sonderangeboten.

      Tomaten waren zwar die letzten Jahre sehr teuer, aber inzwischen sind sie wieder grob beim Preis wie vor 8 Jahren mit Angebotspreisen von 0.79 €/kg und darunter (Standardpreise um die 1.29 €/kg). Damals waren das aber einfache Tomaten im Netz, die inzwischen praktisch ausgestorben sind; Strauchtomaten und dergleichen waren teurer. Stark saison- und witterungsabhängige Freilandware, die man vor 20 Jahren im güstigsten Fall für 0.49 DM/kg gekriegt hat, war da schon ausgestorben. Eingedoste Tomaten sind auch viel teurer geworden.

      Obst ist anders als Gemüse schon deutlich teurer geworden. Zum Teil wird das am gestiegenen Exotenanteil liegen. Aber Äpfel waren in der Tat mal sehr billig und schon seit etlichen Jahren viel teurer. Zuletzt aber wieder öfter deutlich unter 1 €/kg. Karotten waren vor wenigen Jahren noch sehr billig; die schwanken stark von Saison zu Saison. Letzte Saison hat man größere Einheiten aber schon manchmal relativ günstig gekriegt. Kartoffeln sind vorallem letzte Saison zu überhöhten Preisen verkauft worden, aber dafür müssen sie jetzt die Frühkartoffeln billiger verkaufen als im Herbst die Lagerkartoffeln.

  • Auch lustig, diese „Smart-People“ Gerichte sehen genauso aus wie die Jungs hier:
    http://www.youcook-food.com/Gerichte

    Vorgeschnibbelte Zutaten, die man zuhause nur noch in die Pfanne werfen muss. Aber Youcook gibt es im Gegensatz zu den Smart People Gerichten in vielen REWE Filialen, auch in Köln im Höninger Weg. Da hat man wohl lieber das Rad neu erfunden bzw. ist noch fleißig dabei.

  • Was ihr nicht alles in der Großstadt habt. Hier in der Provinz geht REWE eher den umgekehrten Weg. Von den drei REWE, die mir in der Gegend erinnerlich sind, haben zwei seit Jahresanfang umgeflaggt. Irgendwie scheint REWE wohl immer noch dahinter zu stehen, aber drauf steht „nahkauf“ ohne einen Ketten-Hinweis. Nur die Layoutfarben sind noch die gleichen.
    Mit dem Gastro-Konzept scheint sich REWE wirklich keinen gefallen zu tun. Da gibt es hier Imbissstände, die mit ihrer Salatauswahl umfangreicher und flexibler sind.

    • „nahkauf“ ist eine Marke der REWE-Gruppe, quasi die Dorfladen-Schiene von REWE. Die sogenannten „Nachbarschaftsmärkte“ sind deutlich kleiner als normale Supermärkte oder Discounter. Bis ca. 2006 hieß die Marke auch noch deutlicher „REWE nahkauf“. Im Internet bei REWE heißt es: „Als Nahversorger bieten sie auf Verkaufsflächen zwischen 300 und 800 Quadratmetern ein gestrafftes Lebensmittelangebot für den täglichen Bedarf.“ Internetadresse: http://www.nahkauf.de

    • „Deutlich kleiner“ kann man bei den Verkaufsflächen kaum noch sagen. Das ist die selbe Liga wie Rewe City (was in einem Dorf aber blöd klingt) oder moderne innerstädtische Discounter und größer als ein Netto City.

      Übrigens sind die Nahkäufe ziemlich gewachsen. Bis August 2011 haben sie noch 150 bis 500 m² gehabt. Wahrscheinlich sind die Standards für „Rewe“ gestiegen, und was sich nicht zum City degradieren lässt, wird dann halt ein Nahkauf (bzw. geschlossen, wenn es ein Regiemarkt war).

    • Na, danke für den „Dorfladen“. 😉 Trotz aller Provinz sind wir hier schließlich Oberzentrum. Frei nach dem Motto: „Unter den Blinden ist der Einäugige König“. 🙂
      Die Beschreibung kann ich bei Betrachtung der Läden wiederfinden. In der Richtung hatte ich schon vermutet. Bis auf Obst/Gemüse gibt es aber kaum nicht abgepackte Ware, was allerdings vor der Umflaggung auch nicht viel anders war.

    • Den Dorfladen gibts auch in Großstädten. Umgekehrt aber Rewe City nur in Großstädten (ab 100’000 Einwohnern). Praktisch gibts Rewe City aber auch in Speckgürteln, wo teilweise absolut nichts städtisch ist, außer der Nähe zur Stadt.

    • @DirkNB: Das war eher liebevoll gemeint 🙂 .In meiner Heimat gab es früher einen REWE nahkauf, der hat sich für REWE wohl nicht mehr gerechnet. Kurzerhand wurde aus dem Markt ein wirklicher Dorfladen, das „Birgelener Dorflädchen“, beliefert von einem großen, von einem Kaufmann betriebenen, EDEKA-Supermarkt. Dafür wurde extra ein Mini-Lieferwagen mit dem Namen „EDE-Car“ eingeführt. Gruß an das „Birgelener Dorflädchen“ (41849 Wassenberg-Birgelen) und EDEKA Hensges (41849 Wassenberg). http://www.rp-online.de/nrw/staedte/kreis-heinsberg/treffpunkt-dorflaedchen-aid-1.654155

  • In den Theaterpassagen in Köln, wo ehemals der Promarkt war, kommt demnächst ein Rewe rein. Ich bin gespann, ob die dort auch so einen Made by Rewe Quatsch mit integrieren. Für die Lage könnte ich mir das vorstellen. Ich war auch schon gespannt darauf, aber nachdem ich die beiden Erfahrungsberichte gelesen habe, werde ich drauf verzichten.
    Klingt irgendwie nach nem abgekupferten Marks&Spencer Konzept aus UK, nur daß die das da besser können.

    • Nee, probieren Sie doch mal aus und teilen Ihre Erfahrung hier. Vielleicht ists ja eine ganz andere.

Blog-Unterstützer:innen können sich über Steady einloggen, um Support-Hinweise und Werbung im Text auszublenden:

Archiv